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Ausschreibung Deutscher Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie 2021

Gemeinsame Ausschreibung des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)

Berlin, 31.03.2021: Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und der  loben im Jahr 2021 zum 12. Mal den Deutschen Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie (JOU) aus. Mit der Würdigung herausragender Publikationen aus den Bereichen Print, Rundfunk sowie Online-Medien möchten die Verbände die Qualität der Berichterstattung über orthopädisch-unfallchirurgische Themen fördern und die wachsende Bedeutung des Faches in der Öffentlichkeit sichtbar machen. Bewerbungen können bis zum 31. Juli 2021 eingereicht werden. Der Preis ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Er kann von der Jury auf mehrere Arbeiten aufgeteilt werden.

Verletzungen und Erkrankungen der Haltungs- und Bewegungsorgane, also von Knochen, Gelenken, Muskeln und Sehnen, sind immer öfter Ursache für langwierige Krankenhausaufenthalte und erhebliche Lebenseinschränkungen. Die Orthopädie und Unfallchirurgie hat in den vergangenen Jahrzehnten enorme Veränderungen und Entwicklungen erlebt, sodass Patienten heute von wesentlich verbesserten Behandlungen profitieren, die ihnen ihre Mobilität und Selbständigkeit bis ins hohe Alter sichern.

Ausgezeichnet werden herausragende journalistische Beiträge, die ein Thema aus der konservativen oder operativen Orthopädie und Unfallchirurgie fachlich fundiert, verständlich und differenziert darstellen. Das können z.B. Veröffentlichungen zu Prävention, Therapie und Rehabilitation sowie Krankheitsverläufen oder Innovationen sein. Die Beiträge sollen die Wertigkeit des Faches Orthopädie und Unfallchirurgie in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen beleuchten, über Behandlungsmethoden aufklären und Mediennutzern belastbare, transparente Informationen als Orientierungshilfe anbieten.

Teilnahmevoraussetzungen
Die Beiträge müssen in einem deutschsprachigen Medium (Print, Hörfunk, Fernsehen, Online) im Zeitraum vom 1. August 2020 bis zum 31. Juli 2021 erschienen sein. Die Beiträge sollen sich durch gründliche Recherche, redaktionelle Unabhängigkeit, interessante Aufarbeitung und sachliche Korrektheit auszeichnen. Pro Autor kann nur ein Beitrag eingereicht werden. Auch Autoren-Teams können sich bewerben.

Bewerbungsunterlagen
Bitte füllen Sie für Ihre Bewerbung das Stammblatt JOU aus. Laden Sie dafür bitte das Onlineformular herunter und speichern Sie es lokal auf Ihrem Rechner. Zum Onlineformular

Bitte reichen Sie außerdem folgende Dokumente in digitaler Form ein:

  • Für Printmedien: Word-Dokument des Textes sowie den Originalbeitrag eingescannt als PDF-Dokument
  • Für Hörfunkbeiträge: MP3-Datei mit Angabe des Sendetermins und ggf. dem Link zur Mediathek
  • Für Fernsehbeiträge: MP4-Datei mit Angabe des Sendetermins und ggf. dem Link zur Mediathek
  • Für Online-Beiträge/Podcasts/Videos: Link zum Beitrag sowie die Schaltzeiten und ggf. ein PDF-Dokument

Bitte nutzen Sie für die Datenübermittlung z.B. den kostenfreien Filehosting-Dienst wetransfer.com

Jury
Eine unabhängige Jury bewertet die eingereichten Arbeiten und ermittelt die Preisträger. Die Jury setzt sich zusammen aus Medienvertretern, einem gesundheitspolitischen Vertreter sowie Repräsentanten und Ärzten der ausrichtenden Verbände. Die Preisvergabe erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges.

Einsendeschluss
Journalisten können ihre Bewerbungsunterlagen bis zum 31. Juli 2021 einreichen.

Informationen zum Journalistenpreis sowie zu früheren Preisträgern und deren Arbeiten hier.

Bewerbung und Kontakt für Rückfragen
Janosch Kuno
Kommunikation und Pressearbeit
Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU e.V.)
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 797 444 55
Fax +49 (0)30 797 444 45
E-Mail: presse@bvou.net
www.bvou.net

Susanne Herda und Swetlana Meier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -16
Telefax: +49 (0)30 340 60 36 01
E-Mail: presse@dgou.de
www.dgou.de

GKV-Hilfsmittelverzeichnis erhält fast 4.000 neue Produkte

Berlin – Um die 36.200 Produkte umfasst das Hilfs- und Pflegehilfsmittelverzeichnis (HMV) des GKV-Spitzenverbandes. Die 41 Produktgruppen werden anlass- und turnusmäßig fortgeschrieben, um relevante medizinische und technische Erkenntnisse sowie neueste Entwicklungen bei der Hilfsmittelversorgung zu berücksichtigen. In den letzten zwölf Monaten wurde die Fortschreibung von sieben Produktgruppen erfolgreich abgeschlossen – dazu gehören Bereiche wie orthopädische Einlagen, Hörhilfen und therapeutische Bewegungsgeräte. Elf weitere Produktgruppen werden gegenwärtig aktualisiert. 3.942  Produkte wurden neu in das Hilfsmittelverzeichnis aufgenommen, 1.127 wurden aktualisiert und 3.439 Produkte, die veraltet sind oder nicht mehr hergestellt werden, wurden aus dem Verzeichnis genommen. Bei den digitalen Hilfsmitteln sollten sich die Hersteller schneller melden, damit mehr Tempo in die Versorgung kommen kann. Diese und weitere Hintergrundinformationen stehen im vierten Fortschreibungsbericht, der gerade dem Bundesgesundheitsministerium übergeben wurde.

2020 erhielten GKV-Versicherte Hilfsmittel in Höhe von über 9 Milliarden Euro

„Im Jahr 2020 erhielten GKV-Versicherte Hilfs- und Pflegehilfsmittel in Höhe von 9,25 Milliarden Euro, das sind durchschnittlich rund 126 Euro für jeden. Mit der aktuellen Überarbeitung wurden fast 4.000 Hilfsmittel neu aufgenommen. So sorgen die turnusmäßigen und anlassbezogenen Fortschreibungen dafür, dass unsere Versicherten stets Zugang zu Hilfs- und Pflegehilfsmitteln in hoher medizinischer und technischer Qualität und zu innovativen Produkten erhalten“, so Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKVSpitzenverbandes.

CPM-Schulter- und Kniebewegungsschienen jetzt zuhause anwendbar

Motorbetriebene CPM-Bewegungsschienen (continuous passive motion) sollen die Beweglichkeit bei Gelenkverletzungen verbessern, Versteifungen verhindern und den Heilungsprozess unterstützen. Bisher erfolgte die CPM-Anwendung ergänzend zur Physiotherapie und im begründeten Einzelfall. Mit der Fortschreibung können GKV Versicherte die fremdkraftbetriebenen Schulter- und Kniebewegungsschienen nun auch unterstützend im Rahmen konservativer Behandlung in der eigenen Häuslichkeit erhalten.

Moderne Materialien und Technologien bei orthopädischen Einlagen

Bei orthopädischen Einlagen profitieren GKV-Versicherte davon, dass der 3D-Fußscan nun Stand der Technik ist und so die Datenerfassung der Fußanatomie exakter und schneller durchgeführt werden kann. Ebenso erhöht sich die Produktqualität von Einlagen, denn alternativ zu Leder können moderne vergleichbare Materialien wie Alcantara und Mikrofaser als Deck- und Bezugsschicht bei der Herstellung verwendet werden.

Mehr Anträge für die Produktgruppe 52 „Digitale Pflegehilfsmittel“ erwünscht

Digitale Pflegehilfsmittel, zu denen technische Assistenzsysteme wie z. B. Hausnotrufsysteme, Erinnerungs- und Orientierungshilfen, spezielle Sensoren sowie Geräte zur GPS-Ortung zählen, sollen schnell Eingang in die Versorgung für GKV-Versicherte finden. Um Herstellern innovativer Produkte die Antragsstellung zu erleichtern, hat der GKV-Spitzenverband für die Produktgruppe 52 zwei neue Untergruppen zur Orientierung eingerichtet: In die eine sollen Produkte aufgenommen werden, die zur Verbesserung kognitiver und kommunikativer Fähigkeiten dienen. Zur zweiten Untergruppegruppe zählen Hilfsmittel, die den Versicherten bei der Bewältigung von krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen unterstützen. Hierzu gehören digitale  Medikamentenspender, Trackingsysteme, Erinnerungshilfen und Produkte zur Gefahrenabwehr wie z. B. zur Herdüberwachung.

„Unsere Versicherten sollen weiterhin umfassend mit innovativen Produkten wie etwa digitalen Assistenzsystemen versorgt werden. Daher meine dringende Aufforderung an alle Hilfsmittelhersteller, sich mit neuen und innovativen Produkten rasch bei uns zu melden und die Aufnahme in das Hilfsmittelverzeichnis zu beantragen. Wir können nur die Produktneuheiten ins Verzeichnis aufnehmen, die wir kennen. In den letzten zwölf Monaten hat uns lediglich ein Antrag erreicht“, so Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes.

Anspruch auf mehrkostenfreie Hilfs- und Pflegehilfsmittelversorgung

GKV-Versicherte haben im Rahmen des Sachleistungsprinzips Anspruch auf eine mehrkostenfreie Hilfs- und Pflegehilfsmittelversorgung. Die Leistungserbringer wie Sanitäts- und Orthopädiefachgeschäfte, Hörakustiker u. v. a. müssen stets aktiv über diesen Versorgungsanspruch informieren, mehrkostenfreie Hilfsmittel zuerst anbieten und auf eventuelle Mehrkosten ausdrücklich hinweisen. Zu den Hilfs- und Pflegehilfsmitteln gehören u. a. Bandagen, Hörgeräte, Inkontinenzprodukte, Rollstühle, Kompressionsstrümpfe, Prothesen, Exoskelette, Insulinpumpen, Blindenführhunde sowie Applikationshilfen zur Verabreichung von Arzneimitteln.

Überarbeitung bezieht zahlreiche Akteure im Gesundheitswesen mit ein

In der Überarbeitung und Fortschreibung des Hilfsmittel- und Pflegehilfsmittelverzeichnisses für GKV-Versicherte sind zahlreiche Akteure beteiligt: Hersteller- und Leistungserbringerorganisationen, Patientenvertretungen, MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) und MDS (Medizinischer Dienst des GKV-Spitzenverbandes) sowie die Krankenkassen und ihre Verbände. Für eine umfassende Analyse der aktuellen Versorgungsrealität und zur Stärkung bzw. Bündelung der Synergien werden zudem regelmäßig Fachgesellschaften und Sachverständige aus Wissenschaft und Technik eingebunden. Neben schriftlichen Anhörungen zu den Produktgruppen werden auch mündliche Anhörungen, u. a. der Patientenvertretung, durchgeführt. So werden Versichertenbedürfnisse gezielt im Fokus gehalten.

Quelle: GKV-Spitzenverband

 

Infobrief 1 2021: Aktuelles aus Handchirurgie

Berlin – Die neue Ausgabe des BVOU-Infobriefs ist fertig!  Dieser Infobrief informiert Sie über aktuelle Entwicklungen und Trends in der Handchirurgie. Wir möchten Ihnen anhand verschiedener Themen demonstrieren, wie vielseitig die Handchirurgie ist. BVOU-Mitgliedern in der Weiterbildung, soll Interesse an einem Fachbereich geweckt werden, in welchem hochpräzise, basierend auf anatomischen Kenntnissen, mit filigraner manueller Geschicklichkeit und hohem Respekt vor der Integrität des Weichgewebes operiert wird. Doch vor jeder Operation steht im Bereich der Hand, vielleicht noch mehr als in anderen Fachbereichen, die gut abgewogene Indikationsstellung. Namhafte Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie stellen einen Querschnitt von Krankheitsbildern, Verletzungen und Behandlungsmöglichkeiten aus speziellen handchirurgischen Schwerpunkten vor. Die Zeitschrift informiert BVOU-Mitglieder wie immer auch über Themen aus Verbandsarbeit, Berufspolitik und O&U. 

Den Infobrief erhalten BVOU-Mitglieder in diesen Tagen zugeschickt. Lesen Sie hier das Heft online.

„BVOU als wichtiger Motor, um Gesundheitspolitik in O&U zu gestalten“

Berlin/Heidelberg – Seit dem 15. September 2020 hat die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsklinik Heidelberg einen neuen Ärztlichen Direktor: Professor Dr. Tobias Renkawitz. Der 45-jährige Orthopäde ist Spezialist für gelenkerhaltende und gelenkersetzende Therapieverfahren am Knie- und Hüftgelenk. Nach dem Examen war er anfangs in der Allgemein- und Unfallchirurgie tätig, 2005 wechselte er an die Orthopädische Universitätsklinik Regensburg in Bad Abbach, wo er 2008 die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Arbeitsgruppe „Patientenindividuelle Endoprothetik“ aufbaute. Auslandsstipendien orthopädischer Fachgesellschaften führten ihn nach Skandinavien, in die USA, nach England und Kanada. Seit 2012 war er stellvertretender Klinikdirektor und wurde bereits mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter 2014 mit dem „Medizin-Oskar“ der Berliner Stiftung Oskar-Helene-Heim, 2016 dem Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik und der Stiftung Endoprothetik. Humanitäres Engagement ist dem Familienvater ein besonderes Anliegen. Von der Stiftung Gesundheit in Hamburg wurde Renkawitz 2018 dafür mit dem „Dr. Pro Bono“-Siegel ausgezeichnet – eine Anerkennung für „Ärzte mit Herz“, die im Ehrenamt bedürftige Menschen unterstützen. Neben seiner Tätigkeit als Leiter der DGOU Arbeitsgemeinschaft „Evidenzbasierte Medizin in Orthopädie und Unfallchirurgie“ ist er Beirat im Gesamtvorstand der DGOOC. Im BVOU ist Prof. Renkawitz seit 2017 Mitglied. Ein Interview über seinen Arbeitsalltag und seine Erwartungen an einen Berufsverband.

Herr Professor Renkawitz, Sie haben Ihre neue Tätigkeit in einer schwierigen Zeit begonnen: Die Pandemie stellt auch weiterhin eine immense Herausforderung dar – wie verlief der Start mitten in einer Krise?
Prof. Renkawitz:
Als ich September letzten Jahres mein Amt angetreten habe, ging es erst einmal darum, Personen und Prozesse kennenzulernen. Im Spätherbst wurde klar, dass die zweite Welle ernster ausfallen wird als die Situation im Frühjahr. Natürlich war es eine Herausforderung, einen großen Standort für orthopädische Universitätsmedizin unter den Bedingungen der Pandemie zu managen. In einem ersten Schritt haben wir Fachkräfte zur Unterstützung abgestellt. Als sich die Situation verschärfte, etablierten wir eine eigene Isolierstation an unserer Klinik, um die Kolleginnen und Kollegen der Inneren Medizin zu entlasten. Hier hat uns die weitläufige Architektur in Schlierbach geholfen, da wir diese Einheit mit eigenen Teams vollständig abtrennen konnten. Gleichzeitig ist es uns gelungen, unseren Patientinnen und Patienten weiterhin dringliche Operationen zu ermöglichen und unsere chirurgische Handlungsfähigkeit zu erhalten.

Sie sind bestimmt mit Zielen und Visionen nach Heidelberg gekommen. Was ist ihr Plan?
Prof. Renkawitz:
Die Überschrift könnte lauten: „Kontinuität wahren, Innovation fördern“. Die Universitätsklinik Heidelberg war schon immer geprägt von spezialisierten Sektionen und einer besonderen Vernetzung mit wissenschaftlichen Excellenzforschungseinrichtungen. Ich freue mich, in diesem starken Team die konservative und operative muskuloskelettale Universitätsmedizin kontinuierlich weiterzuentwickeln und die akademischen Wissens- und Forschungsverbünde vor Ort zu unterstützen. Keine Frage: Die Rahmenbedingungen der Universitätsmedizin für Forschung und Lehre, Translation und Krankenversorgung sind herausfordernd, aber eines hat uns die Pandemie doch verdeutlicht: Der Weg aus einer Krise kann auch universitäre Forschung sein. Die inzwischen verfügbaren Covid Impfstoffe sind im Wirkprinzip daraus entstanden. Als Universitätskliniken in O&U müssen wir außerdem darauf achten, alle Weiterbildungsinhalte und Qualifikationen zu erhalten und weiterzugeben. Um nur wenige Beispiele zu nennen: Die orthopädische Rheumatologie, die spezielle orthopädische Schmerztherapie und die ausgewählte, bildgebende Diagnostik gehören doch zu unserem Fachgebiet dazu.

Ein ausgewiesener chirurgischer Schwerpunkt von Ihnen sind gelenkerhaltende und gelenkersetzende Therapieverfahren am Hüft- und Kniegelenk. Insbesondere Patienten, die ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk benötigen, profitieren von Ihren Operationstechniken. Wie sehen diese aus?
Prof. Renkawitz: Der Schlüssel zum Erfolg ist die Kombination aus minimalinvasivem, also einem besonders muskelschonenden Vorgehen in Kombination mit hoher Präzision beim Einsetzen der Implantate. Mit dieser Operationstechnik erreichen wir postoperativ ein Maximum an Beweglichkeit, Stabilität und Schmerzfreiheit. Man benötigt für diese OP-Techniken ein eingespieltes Team und eine Routine. Persönlich beschäftige ich mich seit über einer Dekade darüber hinaus mit digitalen Assistenzsystemen, um die Operationen noch exakter und sicherer zu machen. Konkret nutzen wir in Heidelberg dazu beispielsweise schon vor der OP einen Ganzkörperscanner mit Nobelpreis Technologie, um uns mit geringster Strahlenbelastung am stehenden Patienten wirklichkeitsgetreu dreidimensional auf die OP vorzubereiten. Intraoperativ helfen uns Navigation und die Fluoroskopie, um diese Präzision dann umzusetzen. Den Schmerz bekämpfen wir bei unserer Technik schon während der Operation dort, wo er entsteht, mit einem speziellen Schmerzmittel. Unsere Patienten sind nach einem künstlichen Knie- oder Hüftgelenk somit bereits am Operationstag mit unseren Physiotherapeuten selbstständig unterwegs und bei der Körperpflege nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen. Viele der klassischen Komplikationen, die wir postoperativ kennen, lassen sich dadurch vermeiden.

Ein wissenschaftliches Projekt, das Sie mit nach Heidelberg gebracht haben, gilt der Weiterentwicklung moderner Materialtechniken für die orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie mit Hilfe des 3D-Drucks. Was möchten Sie hier konkret verändern  bzw. voranbringen?
Prof. Renkawitz:
Additive Hochleistungswerkstoffe eröffnen uns in der Medizin eine völlig neue Welt. Viele der Materialnachteile, die wir im Bereich von „klassischen“ Implantaten und Osteosynthesen sehen, könnten wir mit Hilfe der neuen Fertigungstechniken zukünftig möglicherweise lösen. Wir kooperieren mit Hightech- Unternehmen und greifen auf Technologien zurück, die am Markt noch nicht erhältlich sind. In Bereichen der Lastübertragung am oder im Knochen, der Immunologie und Infektiologie, bieten sich dabei ganz neue Forschungsansätze. Allerdings steht primär die Frage nach der Sicherheit an erster Stelle – d.h. also die biomechanische Testung. Es ist ein besonderer Glücksfall, dass es in Heidelberg für all die erwähnten Bereiche international führende Forschungseinrichtungen gibt, um diese Bereiche interdisziplinär wissenschaftlich voranzubringen.

Wie viele andere BVOU-Mitglieder auch, haben Sie eine besondere Passion für die Betreuung des Spitzensports und waren u.a. auch in der Fußball-Bundesliga aktiv. Was fasziniert Sie an der Spitzensportlerbetreuung?
Prof. Renkawitz:
Ich mag es prinzipiell, in einem professionellen Umfeld und im Team zu arbeiten. Dabei ist es eine spannende Erfahrung, als Mannschaftsarzt in der Bundesliga hinter die Kulissen zu blicken. Ich kann unsere jungen Kolleginnen und Kollegen nur ermutigen, sich selbst aktiv in Sportvereinen einzubringen. Es verletzen sich auf den Spielfeldern unseres Landes jedes Wochenende noch immer viel zu viele Frauen und Männer. In meiner Heimatregion haben wir mit dem bayerischen Fußball-Landesligisten TSV Bad Abbach zusammen deshalb das Projekt „Verletzungsfrei – Spitzenmedizin im Amateurfußball“ etabliert, um mit einigen verletzungspräventiven Methoden aus dem Profisport auch bei Amateurvereinen ausgewählte Ansätze im Training und Spiel umzusetzen.

Gibt es bei ihnen persönlich auch eine Sportart, die Ihre Leidenschaft ist und die Sie regelmäßig ausführen oder ausgeführt haben?
Prof. Renkawitz:
Mich faszinieren Ballsportarten und ich bin als gebürtiger Bayer mit dem Mountainbike groß geworden.

Sie sind seit 2017 Mitglied beim BVOU. Was erwarten Sie von einem Berufsverband?
Prof. Renkawitz:
Der BVOU ist seit Jahren ein wichtiger Motor, um gesundheitspolitische Herausforderungen in O&U zu gestalten. Es ist ja völlig normal, dass wir kontinuierlich mit Veränderungsprozessen innerhalb unseres Gesundheitssystems konfrontiert werden. Als starke berufspolitische Vertretung stellt der BVOU dabei die Leistungsfähigkeit unseres Fachgebiets im System dar. Die besondere Vernetzung zwischen den Sektoren innerhalb des Berufsverbands empfinde ich dabei als besondere Stärke. Fort- und Weiterbildung sind mir ein persönliches Anliegen. Mit der „Akademie Deutscher Orthopäden“ und dem Gemeinschaftsprojekt „Akademie für Orthopädie und Unfallchirurgie“ ist der BVOU gut aufgestellt. Ich bin gespannt, wie sich die beiden Formate in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Als Universitätsmediziner und Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Evidenzbasierte Medizin“ wünsche ich mir natürlich, dass der BVOU auch die wissenschaftliche Fahne in der Berufspolitik konstant hochhält.

Welche Mitgliedervorteile sind Ihnen besonders wichtig?
Prof. Renkawitz:
Neben den „klassischen“ Mitgliedervorteilen in unserem Verband, beeindrucken mich das Orthinform- Portal und die patientenzentrierten Angebote für Praxen und Kliniken. Mit unserem Format „Karrieretag Orthopädie und Unfallchirurgie“ wollen wir jungen BVOU-Mitglieder einen Mehrwert bieten. In dem Symposium geben erfahrene Referenten aus der Klinik und Praxis zusammen mit Juristen konkrete Tipps für verschiedene Karriereoptionen in O&U.

Welche Werte sind Ihnen wichtig?
Prof. Renkawitz:
Teamgeist, Professionalität und Freiheit. Ich möchte mit einem Team in einem professionellen Umfeld arbeiten können und Möglichkeiten haben, ohne Restriktionen meinen Patientinnen und Patienten die besten orthopädischen Versorgungskonzepte anbieten zu können.

Was fordern Sie von der Politik?
Prof. Renkawitz:
Die Corona Pandemie hat uns Stärken aber auch Grenzen unseres Gesundheitssystems aufgezeigt. Trotz der sicherlich an vielen Stellen berechtigten Kritik bin ich froh, dass wir unsere Patientinnen und Patienten mit hoher Behandlungsqualität versorgen können. Damit dies auch so bleibt, müssen wir für uns Orthopäden und Unfallchirurgen fordern, zukünftig den Fokus wieder mehr auf die menschliche Komponente im System zu richten. In unserem Fach bieten einige systemimmanenten Erlösmodelle im stationären Bereich noch immer zu viele Fehlanreize. Andererseits werden sinnvolle Therapiemaßnahmen mit einer fehlgeleiteten Nutzenbewertung falsch interpretiert und reglementiert. Es wäre wichtig, diese Entwicklung zu korrigieren.

Herr Professor Renkawitz, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Janosch Kuno, BVOU-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Homeschooling lastet auf den Rücken der Kinder

Berlin – Geschlossene Schulen, Kitas und Sportvereine, Ausgangssperren, dunkle und kalte Jahreszeit: All das führt hinsichtlich der verlängerten Lockdown-Beschränkungen, die gestern auf der Bund-Länder-Konferenz beschlossen wurden, zu gravierenden Gesundheitsproblemen bei Kindern. Darauf macht der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) e.V. aufmerksam und gibt Eltern Hinweise, die Kinder zu mehr Bewegung motivieren sollen.

Besonders Kinder leiden derzeit unter mangelnder Bewegung, da sie nicht wie Erwachsene z.B. zur Arbeit radeln, im Park joggen oder regelmäßig einkaufen gehen können. „Die jetzige Ausnahmesituation kann für Kinder dramatische Folgen haben. Besonders alarmierend sind die derzeitigen übermäßig langen Sitzzeiten, die daraus oft resultierende falsche Körperhaltung und die fehlende sportliche Betätigung“, so BVOU-Präsident und Orthopäde Dr. Johannes Flechtenmacher.

Fehlhaltungen oder muskuläre Insuffizienz können zu krankhaften Veränderungen führen. Die Rumpfmuskulatur der Kinder bildet sich möglicherweise nicht richtig aus, Muskeln können sich dadurch verkürzen. Das Resultat wäre eine Haltungsschwäche. Risikofaktoren dafür sind längere Zwangshaltungen, fehlende oder einseitige körperliche Belastung, Nackenkrümmung und nicht größenangepasste Sitzmöbel. „Haltungsschwäche bezeichnet eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Rumpfmuskulatur, die zu einem Haltungsverfall führen kann. Daraus können sich strukturelle Achsabweichungen des Rumpfskelettes entwickeln. Es lassen sich bereits jetzt bei Kindern vermehrt Beschwerden beobachten, die eigentlich typisch für Erwachsene sind“, so Dr. Flechtenmacher.

Eltern: Kindern bewusst zu mehr Bewegung anregen

Folgende Tipps für Eltern können Kinder zu mehr körperlichen Aktivitäten motivieren:

  • Achten Sie darauf, dass Kinder besonders während des Homeschoolings Dehn- und Streckübungen nach langen Sitzzeiten machen. Übungen dazu finden Sie unter aktion-orthofit.de/uebungen-fuer-den-ruecken. Auch Yoga und Tanzübungen können hilfreich sein.
  • Dynamisches Sitzen: spätestens alle zehn Minuten die Sitzposition verändern, um Überlastung der Rückenstrukturen zu vermeiden.
  • Nehmen Sie Ihre Kinder für Besorgungen (z.B. Supermarkt oder Drogerie) mit.
  • Ermutigen Sie Ihre Kinder dazu, auch bei kälteren Temperaturen einen Spaziergang im Park zu machen.
  • Wenn Sie im Park joggen, fragen Sie Ihr Kind, ob es Sie auf dem Fahrrad begleiten möchte.

Hintergrund: Kinderrücken besonders anfällig für Fehlentwicklungen

Bis zum fünften Lebensjahr ist die Körperhaltung labil und wechselt häufig. Mit Erreichen des Schulalters bildet sich die Wirbelsäule mit dem angrenzenden Schulter- und Beckengürtel voll aus. Auch die Muskulatur wird leistungsfähiger. Die einwirkenden Belastungen nehmen zu. „Besonders in dieser Phase ist die Entwicklung der Wirbelsäule und damit auch die Körperhaltung für Fehlentwicklungen anfällig“, betont Dr. Flechtenmacher. „Wenn die Beschwerden sich häufen, sollte ein Orthopäde aufgesucht werden“, ergänzt er.

BVOU e.V.

Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) ist die berufspolitische Vertretung für mehr als 7.000 in Klinik und Praxis tätiger Orthopäden und Unfallchirurgen. Seit über zehn Jahren richtet der BVOU die Aktion Orthofit aus. Ziel ist es, das Bewusstsein in der Bevölkerung und insbesondere der Kinder und Eltern für eine gesunde Entwicklung des Bewegungsapparats zu schärfen. Dabei spielt die Motivation zu mehr Bewegung und zur kontinuierlichen Vorsorge eine besondere Rolle.

Pressekontakt:

Janosch Kuno
Kommunikation und Pressearbeit
Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU e.V.)
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 797 444 55
E-Mail: presse@bvou.net

Dr. Götte: „Historische Anerkenntnis und solide Basis“

Berg am Starnberger See – Dr. Siegfried Götte (ehem. BVOU-Präsident) spricht über persönliche Ansprüche und Ziele zu seiner Amtszeit:

In 12 Jahren verantwortlicher Stellung des BVO/BVOU als 2. bzw. 1. Vorsitzender respektive Präsident galten für mich folgende persönliche Ansprüche und Ziele in Abstimmung mit dem Geschäftsführenden Vorstand:

Berufsverband aller Orthopäden bzw. Orthopäden und Unfallchirurgen, Leistungsstärke und Professionalität des Verbands, kompetente Fortbildung und zertifizierte Versorgungsqualität, Begegnung auf Augenhöhe mit den wissenschaftlichen Gesellschaften DGOOC, DGU und DGOU, dem Schulterschluss aller Orthopäden, respektive Orthopäden und Unfallchirurgen, gemeinsame Strategien nach dem Motto: gemeinsam stärker, Verteidigung orthopädischer Leistungsinhalte, Unterstützung der Orthopädischen bzw. Orthopädisch-Unfallchirurgischen Praxis in Fragen von Versorgungsqualität und Vergütung.

Bereits in den Jahren 1987-1994 als Bezirksobmann des BVO in München galt mein Interesse der  Fortbildung und berufsrelevanten Informationen der niedergelassenen Kollegen mit monatlichen Veranstaltungen und halbjährlich vorgegebenem Programm sowie aktuellen berufspolitischen Informationen aus der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und der Bayerischen Landesärztekammer.

Das Thema Fortbildung als eine der vordringlichen Aufgaben des BVO unter Dr. Georg Holfelder, hat mich in den Jahren als Schriftführer des BVO-Vorstands in nahezu zwei Vorstandsperioden beschäftigt. Hieraus resultierte meine Vertretung des BVO in der damaligen Programmkommission mit der DGOT/DGOOC sowie den Vertretern der Vereinigungen der Nord- und Süddeutschen Orthopäden zur Abstimmung der jeweils jährlichen Themengewichtungen der Kongresse.

Aus dieser Tätigkeit resultierte die Vision eines dringend notwendigen, engen Schulterschlusses im Sinn einer Corporate Identity und gemeinsamer Stärkung unseres Fachs; also aller Orthopäden in Klinik und Praxis in gegenseitigem Respekt und Wertschätzung sowie ein intensives Zusammenwirken von Berufsverband und Wissenschaftlicher Gesellschaft auf Augenhöhe. Dieses Primat war in den Folgejahren nach dem Ausscheiden von Dr. Friedhelm Heber 1999 nach meinem Verständnis insbesondere auch dem neuen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie unter Berücksichtigung aller daraus resultierenden Versorgungsaspekte geschuldet.

Vor dem Hintergrund dieser Ziele und den damit verbundenen Anforderungen an eine weitere Leistungssteigerung des Verbands ergab sich konsequenterweise die gegenseitige Vertretung in den Vorständen durch den 1. Vorsitzenden ,respektive später des Präsidenten des BVO/BVOU in der wissenschaftlichen Gesellschaft und des Generalsekretärs der DGOOC mit zunächst Prof. Lutz Jani (†) und in seiner Nachfolge

Prof. Fritz Niethard im Berufsverband und der Berücksichtigung dieses Prinzips mit entsprechenden personellen Erweiterungen in den nachfolgend geänderten Strukturen.

Die Anstellung eines Geschäftsführers im BVO 1998 ist als erster Schritt zur stärkeren Professionalisierung zu sehen, wie auch die 2000 nachfolgende Verlegung der Geschäftsstelle nach Berlin, in die Mitte des politischen Geschehens nach dem Umzug der Bundesregierung, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Bundesärztekammer sowie übriger bedeutungsvoller gesundheitspolitisch aktiver Verbände in die Hauptstadt.

Der Deutsche Orthopäden Kongresses wurde ab 2001 nach Berlin verlegt und wenige Jahre später die Geschäftsstelle der DGOOC, während die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) bereits ihren langjährigen Sitz im Langenbeck-Virchow-Haus in der Luisenstraße 106-108, 10623 Berlin hatte. Unterdessen haben BVOU und DGOU ihre Geschäftsstellen in der Straße des 17. Juni in 10623 Berlin.

Der Wechsel in die Hauptstadt in die Nähe der gesundheitspolitischen Entscheidungsträger  hatte eindeutig zur Folge, das Ansehen und die Leistungsfähigkeit des BVO/BVOU intern und extern gegenüber  den ärztlichen Körperschaften, der Politik, anderen Fachgebieten in der interdisziplinären Herausforderung sowie der Öffentlichkeit zu stärken.

Eine Verbesserung der Kommunikation des Vorstands mit den Verbandsmitgliedern und die Darstellung des Verbands gegenüber orthopädischen Nichtmitgliedern erfolgte bereits auf dem etablierten Deutschen Orthopädenkongress in Wiesbaden als Gemeinschaftskongress von BVO und DGOOC mit eigenem Informationsstand und einer gesetzten berufspolitischen Informationsveranstaltung.

Ab 1999 gelang es dankenswerter Weise beide Einrichtungen auch auf dem Jahreskongress der Vereinigung der Süddeutschen Orthopäden zu etablieren.

Mit dem Ziel einer direkten und verbesserten Kommunikation mit den Leitern der Orthopädischen Kliniken und Abteilungen war der BVO/BVOU seit 2001 auf der Jahrestagung dem Verein der Leitenden Orthopäden, VLO und später VLOU vertreten.

Flankierend hinzu kam die Überarbeitung der Orthopädischen Mitteilungen und Nachrichten als gemeinsames Informationsmedium mit der DGOOC, sowie später mit der DGU, dem der Ausbau weiterer gemeinsamer Strukturen folgte.

Im Zug der Verlegung der Geschäftsstelle nach Berlin wurde der erste Internetauftritt des Verbands, das BVO.net, etabliert. Unter diesem Dach fand auch die Akademie Deutscher Orthopäden (ADO) seit ihrer Gründung 2001 einen festen Platz mit ihrem Veranstaltungsangebot als Antwort auf die durch die Bundesärztekammer eingeführte Zertifizierte Fortbildung und dem Bestreben kontinuierlich aktualisierter Fortbildungsinhalte durch den BVO in Zusammenarbeit mit der DGOOC. Fast zeitgleich mit der Zertifizierten Fortbildung gilt es die vom BVO initiierte Zertifizierung der Orthopädischen bzw.  Orthopädisch-Unfallchirurgischen Praxis nach DIN ISO 2000 mit einem Musterhandbuch zu nennen und als schrittweise Variante das BVO/BVOU-Cert.

Mit der Verlegung der Geschäftsstelle nach Berlin in die Mitte des medizinpolitischen Geschehens und ihrer Leistungssteigerung konnten sowohl die Vorstandsarbeit sowie die Unterstützung der Landes- und Bezirksvorsitzenden intensiviert und die Schlagkraft des Berufsverbands verbunden mit einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit auch die Verbindung zu Patientenverbänden mit den Themen Osteoporose und Rheumatologie sowie der Amputierten-Hilfe u.a.  zusätzlich verbessert und erweitert werden.

Dem Anliegen der verbandsinternen  Kommunikation diente ferner der auf Ende Januar festgelegte Orthopäden-Tag, der Versammlung von Vorstand, Landes- und Bezirks-vorsitzenden zum internen Erfahrungsaustausch unter der Berücksichtigung aktueller berufspolitischer Themen, begleitet von Auftakt-Referaten zu fachrelevanten Fragen mit entsprechenden Gästen. Bereits 1998, noch in der Geschäftsstelle in Neu-Ulm, wurde die Auflage der Patientenzeitschrift Orthinform verwirklicht, mit dem gleichnamigen Auftritt im späteren BVO.net, ebenso der Infobrief, als zeitnahe, kurzzeitige  Information der Mitgliedern des BVO in Ergänzung der Mitteilungen und Nachrichten.

Als nachhaltiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit sind auch die mit der DGOOC und dem BV-Med gemeinsam durchgeführten PR-Kampagnen Anfang der 2000er Jahre sowie die aktive Teilnahme und Unterstützung der Bone and Joint Decade zu werten.

Der Anspruch an die berufspolitische Vertretung aller Orthopäden und Unfallchirurgen bestand und besteht, abgesehen von Fort- und Weiterbildung als ganz besondere Verpflichtung des BVO/BVOU, in  der Unterstützung und Stärkung des Ansehens unserer Berufsgruppe, vordringlich aber auch die Fragen zur  Wirtschaftlichkeit der Orthopädischen bzw. Orthopädisch-Unfallchirurgischen Praxis als kleinste Leistungseinheit unseres Fachs in existentiellerer Eigenverantwortung und in ihrer großen Bedeutung für eine fachspezifisch kompetente wohnortnahe Versorgung muskuloskelettaler Fehlbildungen, Erkrankungen und Verletzungen.

Um diesem Anspruch auch zukünftig unter dem Aspekt der sich ändernden Versorgungslandschaft und der gefühlten Drohung einer Primärärztlichen Versorgung begegnen zu können, erfolgte auf Vorschlag der jüngeren Vorstandsmitglieder 1996 die erste Umfrage des BVO bundesweit unter den Praxen der Verbandsmitglieder zu unterschiedlichen Praxisstrukturen, d.h. Einzel-, Doppel- und Mehrfachpraxen, den Leistungsspektren konservativ und operativ, dem Ambulanten Operieren, der Belegarzttätigkeit, OP-Einrichtungen in der Praxis und extern sowie apparative Ausstattungen, z.B. Röntgen, Sonografie und Osteodensitometrie, wie auch den stark vertretenen Physikalisch-Physiotherapeutischen Abteilungen in den Praxen. Dieser ersten Erhebung folgten weitere versorgungsrelevante Analysen, zum Teil mit vergleichenden Erhebungen aus den Kassenärztlichen Vereinigungen, Ärztekammern und Kassen zur Transparenz der Leistungsstärke und des Spektrums der orthopädisch-en und unfallchirurgischen Versorgung in der Rechtfertigung von Existenz- und Honoraransprüchen unter dem Aspekt einer kompetenz- und qualitätsgestützten Versorgung nach dem Motto: ‚Pay for Performance’.

Mit einer professionellen Geschäftsstelle waren weitere Studien der sich zunehmend ändernden orthopädischen und unfallchirurgischen Versorgungslandschaft auch  unter betriebswirtschaftlichen Aspekten möglich, teilweise auch mit anderen Organfachärztlichen Berufsverbänden zur Frage der wohnortnahen fachärztlichen Versorgung.  Durch derartige Studien gewann das Thema Versorgungsforschung einen besonderen Stellenwert und führte zu einer engen Zusammenarbeit mit dem Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung, der Teilnahme an dessen Kongressen  und der Vertretung des BVO/BVOU durch Prof. Karsten Dreinhöfer im Vorstand des Netzwerks.

Mit dem Thema Versorgungsforschung verbindet sich konsequenter Weise die Frage von Versorgungsdefiziten im Sinn von Unter-, Über- und Fehlversorgung  sowie inadäquaten , verbesserungsbedürftigen Kostenstrukturen.

In der logischen Konsequenz resultiert hieraus das fachliche Engagement für eine bessere Versorgung unter Berücksichtigung der Versorgungsschwerpunkte eines Fachs oder seiner Weiterentwicklungen und Qualifikationen insbesondere auch für eine Verbesserung der Honorarsituation.

Im Gegensatz zu unserer Überzeugung schien es Vertretern Kassenärztlicher Vereinigungen und Ansprechpartnern von Krankenkassen bisweilen schwer zu fallen, die Versorgungskompetenz unseres Fachs in seiner Breite und Vielfalt allein durch die Erfassung von Abrechnungsziffern und Diagnosen  bzw. ICD-Ziffern zu erfassen und ein für sie klares Profil der Versorgungsqualität des orthopädisch-unfallchirurgischen Leistungsspektrums zu erkennen.

Dieser Bezug galt insbesondere der Konservativen Orthopädie  als Versorgungsschwerpunkt der Orthopädischen Praxis im Konkurrenzfeld mit der Allgemeinmedizin, der hausärztlichen Inneren Medizin, der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin und der Rheumatologie. – Für die allgemeinen Erklärung und das Verständnis der Konservativen Orthopädie wurde im BVO Mitte der 2000er-Jahre eine Arbeitsgruppe für die Erstellung eines Weißbuchs eingesetzt.

Eine besondere Herausforderung in ihrer interdisziplinäre Anerkennung, ähnlich der Konservativen Orthopädie und abgesehen von den Operationen mit rheumatologischer Indikation, galt der Orthopädische Rheumatologie und ihrer im Vergleich mit den Internistischen Rheumatologen nicht zu verkennenden, umfassenden Versorgungsqualität in der Praxis. Diesbezüglich haben sich die Kollegen Dr. Martin Talke (✝) und Dr. Uwe Schwokowski besonders verdient gemacht und die Anliegen des BVO/BVOU sehr unterstützt, während Schwerpunkte wie die Osteologie in Kooperation mit der Orthopädischen Gesellschaft für Osteologie (OGO) und die Schmerztherapie mit der Interdisziplinären Gesellschaft für orthopädische/ unfallchirurgische und allgemeine Schmerztherapie (IGOST) in sehr guter Kooperation vertreten wurden.

Die Interessensvertretung der Belegärzte im Verband wurde von Dr. Peter Heppt verantwortet, das Thema Kernspintomographie im Fach von Dr. Axel Goldmann.

Im Rahmen der Versorgungsforschung und Leitliniengestaltung konnte zum Thema Rückenschmerz nach einer Initiative der Bertelsmann-Stiftung durch Intervention des BVOU die Beteiligung von BVOU, IGOST und der Sektion Physikalische Therapie und Rehabilitation der DGOOC erwirkt werden. In dieser, ursprünglich mit Anästhesisten, Psycho- und Physiotherapeuten sowie Versorgungsforschern besetzten Arbeitsgruppe, wurden die Leitlinie Rückenschmerz und der ‚Gesundheitspfad Rücken’ zur interdisziplinären Orientierung erarbeitet. An der interdisziplinären Entwicklung der Leitlinie Osteoporose des Dachverbands Osteologie (DVO) war der BVOU durch Dr. Hermann Schwarz und Dr. Peter Clarenz vertreten , auf internationaler Ebene in der IFO (International Foundation of Osteoporosis) durch Prof. Karsten Dreinhöfer.

Die ebenfalls traditionelle und für zukünftige Entwicklungen der Gesundheitspolitik auf europäischer Ebene berufspolitische Vertretung in der UEMS erfolgte durch Dr. Günter Abt und Prof. Joachim Grifka.

Eine weitere Vertretung im europäischen Umfeld konnte durch die Mitgliedschaft des BVOU in der EFORT erreicht werden mit eigenen berufspolitischen  Sitzung auf dem jährlichen EFORT-Kongress und Blick auf eventuell zukünftige innereuropäische Harmonisierungen der fachbezogenen Strukturen unter Berücksichtigung  der Versorgungsqualität und des wohnortnahen Versorgungsspektrums durch die Praxis sowie der besonderen Wertigkeit  der Konservativen Orthopädie.

Aus diesem Strauß berufspolitischer Aktivitäten konnte in Ergänzung des Leitbilds für Orthopädie und Unfallchirurgie 2009 ‚Unser Auftrag’ formuliert werden:

Der BVOU setzt die beruflichen Interessen seiner Mitglieder durch, indem er zum Vorteil der Patienten und des Gemeinwohls

  • gemeinsam mit den wissenschaftlichen Gesellschaften den Standard orthopädisch-unfallchirurgischer Versorgung entwickelt,
  • die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen prägt und dadurch
  • die öffentliche Wahrnehmung seiner Mitglieder als Experten für orthopädisch-unfallchirurgische Versorgung gestaltet.

Dem Engagement des BVOU in der Bundesärztekammer, in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und in den Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder sowie in den Landesärztekammern ist es zu verdanken, dass zentrale Fragestellungen von Fort- und Weiterbildung, der kassenärztlichen und privaten Gebührenordnung sowie der Berufsgenossenschaft im Interesse von Orthopäden und Unfallchirurgen Eingang in die Gesundheitspolitik gefunden haben und weiterhin finden werden.

Retrospektiv konnte der BVO/BVOU über seine bestehende historische Anerkenntnis hinaus in den Jahren 1999 – 2009 als solide Basis für viele zukünftige berufspolitischen Aufgaben gerüstet werden. Die historisch höchste Mitgliederzahl dürfte Ausdruck des errungenen Ansehens und seiner Leistungsfähigkeit sein.

Ohne die tatkräftige Unterstützung der BVO und BVOU-Mitglieder wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen.

Allen Unterstützern über die persönlich benannten hinaus, gilt auch hier mein persönlicher, herzlicher Dank!

Dr. Siegfried Götte, Berg am Starnberger See

  • 1989 – 1997: Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des BVO unter Dr. Georg Holfelder.

  • 1999 – 2001: 2. Vorsitzender unter Dr. Friedhelm Heber und nach dessen Rücktritt

  • bis 2001: stellv. 1. Vorsitzender.

  • 2001 bis 2009: 1. Vorsitzender bzw. Präsident des BVO.

  • 2001 – 2009: Vorsitzender der Stiftung Akademie Deutscher Orthopäden (ADO)

Orthopäde in Rom: Jeder kann und muss seinen Beitrag leisten!

Berlin/Rom – Der Orthopäde Dr. Gabriel Buntin stammt ursprünglich aus München. Am Klinikum rechts der Isar hat er seine Facharztausbildung gemacht. In Berlin war er mehrere Jahre in der Niederlassung tätig. Seit 2004 lebt er in Rom und führt in der italienischen Hauptstadt eine orthopädische Praxis mit insgesamt 35 Kolleginnen und Kollegen. Wie hat er den Ausbruch der Pandemie erlebt und was rät er seinen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland? Ein Telefonat.

BVOU: Herr Dr. Buntin, auf Ihrem Profil in den sozialen Netzwerken steht geschrieben „Bleiben Sie zu Hause #stayhome, wenn Sie nicht wollen, dass ein Orthopäde und Unfallchirurg Ihre Lungenentzündung behandelt!“ (Abbildung siehe unten). Was hat es damit auf sich?
Dr. Gabriel Buntin: Ich weiß, der Satz ist zynisch. Die Aussage trifft es jedoch auf den Punkt. Der Spruch soll gerade diejenigen wachrütteln, die noch nicht an die Ernsthaftigkeit der momentanen Lage glauben möchten und die derzeitige weltweite Krise herunterspielen.

BVOU: Sie sind in Italien in einer großen Gemeinschaftspraxis tätig: Wie haben Sie den Ausbruch der Corona-Pandemie erlebt?
Dr. Gabriel Buntin: Zugegebenermaßen haben wir hier, wie auch überall in der restlichen Welt, zunächst beobachtet, wie sich die Sache in China entwickelt. Das schien zu Beginn noch relativ weit von uns entfernt. Wir dachten : Klar, das betrifft uns, aber irgendwie auch noch nicht wirklich. Wir haben dann mit einigen Präventivmaßnahmen angefangen und beispielsweise die Patienten über Handdesinfektion und Händewaschen usw. informiert. Das war Ende Januar. Dann verstrich ein Monat. Aus der aktuellen Sicht sage ich heute: Das war ein Monat, den man hätte aktiv nutzen müssen, um sich auf die Verbreitung des Virus in Europa vorzubereiten. Es kamen dann Meldungen, dass in Rom infizierte Chinesen stationär aufgenommen wurden. Selbst das hatte man zunächst lediglich nur zur Kenntnis genommen. Erst gegen Ende Februar kamen die Nachrichten aus Norditalien, dass dort die Fallzahlen explosionsartig in die Höhe schossen. Südtirol, Bergamo, Lordi, Mailand, Venetien… Dann wurde uns bewusst, dass es sich nur um Tage handelt, bis das Virus in Rom angekommen ist.

Heute sage ich: Viel Zeit wurde damals vergeudet. Man hat sich gefragt: Ist die Aufregung nötig? Sind Einschränkungen notwendig? Ab März wurde auch dem Letzten klar: Die Lage ist außer Kontrolle. Wir haben mit Maßnahmen und Einschränkungen begonnen, sind aber bald darauf an unsere Grenzen gestoßen: Volles Wartezimmer und dann Sicherheitsabstände einhalten. Vieles funktioniert nur in der Theorie. Irgendwann hat auch das Personal nicht mehr mitgemacht.

BVOU: Das öffentliche Leben in Italien ist derzeit lahmgelegt: Kann man schon eine Beruhigung der Lage verzeichnen oder verschlimmert sich die Situation?
Dr. Buntin: Vielleicht kann man mittlerweile ganz leicht optimistische Prognosen wagen. Zumindest nehmen die Fallzahlen nicht mehr so exponentiell zu wie zu Beginn vor zwei Wochen. Da lagen wir bei einer täglichen Zunahme von Neuinfektionen von über 28%. Mittlerweile liegen wir immerhin bei ungefähr 12-13%. Die drastischen Maßnahmen seitens der Regierung zeigen also langsam Wirkung und wenn das so bleibt, können wir in der nächsten Woche neue Prognosen wagen. Die Kurve der Neuinfektionen hält sich momentan auf dem selben Standard. Wenn wir es schaffen, diese Kurve weiter abzuflachen, sind wir auf dem richtigen Weg.

BVOU: Während in Italien Ausgangssperren verhängt sind, ist dies in Deutschland bis jetzt nur vereinzelt der Fall. Wie denken Sie darüber?
Dr. Buntin: Zugegebenermaßen habe ich am Anfang die Ausgangssperren ebenfalls kritisch gesehen. In Italien ist eine Ausgangsperre vor erst acht Tagen erfolgt. Daran halten sich die Menschen auch größtenteils., Aber ich denke, der Staat wird in den nächsten Tagen noch einmal die Schraube anziehen und mehr Militärpräsenz auf den Straßen zeigen. Es wird sogar darüber gerade geredet, dass das Militär das Essen verteilt usw. Das macht meiner Meinung nach auch Sinn.

BVOU: Oft werden SARS-CoV-2 und Influenza miteinander verglichen. Wie schätzen Sie den Vergleich ein?
Dr. Buntin: Das ist garantiert nicht so, der Vergleich ist nicht richtig. Ich habe mit Kollegen gesprochen, die im Norden Italiens arbeiten. Dort ist die Lage weiterhin katastrophal: Die Menschen wissen nicht mehr, wohin mit den Patienten. Nur als Beispiel: Vorgestern [18.3.] sind im Norden mehr Menschen an dem Virus gestorben als an einem Tag weltweit zusammen: Nämlich fast 500. Die Bestattungsunternehmen haben nicht mehr genügend Särge zur Verfügung, die Toten werden einfach irgendwie weggetragen, Angehörige gerade einmal telefonisch informiert.

BVOU: Inwieweit unterstützen Sie als Orthopäde andere Kollegen und Ärzte aus anderen Fächern und Bereichen?
Dr. Buntin: In unserer Poliklinik haben wir insgesamt zwölf verschiedene Fachrichtungen. Es gibt Kollegen, die mit mir zusammen in den Praxen Notfälle und Menschen mit Corona-Symptomen untersuchen. Das machen wir aber nur unter bestimmten Voraussetzungen, damit andere Menschen nicht gefährdet werden. Lungenärzte und HNO-Ärzte sind ja besonders nah an solchen Patienten. Trotzdem sind wir extrem vorsichtig und müssen uns vor Augen halten: Arztpraxen sind immer Anlaufstellen für kranke Menschen.

BVOU: In Deutschland erhalten Ärzte bei Schließung der Praxen oder Quarantäne eine Entschädigung für den Dienstausfall – wie ist das in Italien?
Dr. Buntin: Um ehrlich zu sein: Dafür hatten wir in Italien noch keine Zeit uns Gedanken zu machen. Erst jetzt, wo mehrere Leute daheim sind, kommt das Thema langsam auf und wir beschäftigen uns mit der Problematik. Ich persönlich habe einen extrem hohen Kostenaufwand, um meine Praxis aufrechtzuerhalten. Nun gibt es anscheinend einen Gesetzeserlass mit Anspruch auf Dienstausfall-Entschädigung. Für Selbstständige ist so etwas nicht geplant. Aber vielleicht kommt das noch.

BVOU: Was raten Sie Ihren Kollegen hier in Deutschland? Was haben Sie erlebt, dass man hierzulande beachten und übernehmen sollte?
Dr. Buntin: Den Kollegen würde ich raten: Schauen Sie sich mal eine Beschreibung von TED Speaker Tomas Pueyo an. Er beschreibt in seinen Blogbeiträgen, wie aggressiv dieses neue Virus ist und seine Prognosen treffen zu. Er hat das genau erfasst, was am Anfang des Ausbruchs passiert ist, wo wir jetzt stehen, was in beispielsweise 14 Tagen sein wird. Mein Rat an meine deutschen Kollegen: Nehmen Sie dieses Virus verdammt ernst! Spielen Sie es nicht herunter und vergleichen Sie es nicht mit einer Grippe. Denn das ist es nicht.

Die Ausbreitungskurve muss so flach wie möglich gehalten werden. Jeder, wirklich jeder, kann und muss seinen Beitrag leisten. Ich weiß, es ist ein Problem, seinen Alltag sehr einschränken zu müssen und man weiß nicht, wie lange das andauern wird. Aber wir müssen Zeit gewinnen, damit besonders Ältere und Kranke diese Phase durchstehen. Auch bei der Weltgesundheitsorganisation gibt es eine gute Infoseite. Neben Händehygiene und Abstand halten, ist strikte Ausgangssperre die wirksamste Methode. Ich kann es nicht oft genug sagen und falls diese Nachricht meine Kollegen erreicht: Man muss die Sache extrem ernst nehmen. Es geht ums Ganze. Mit jeder Stunde früher, in der wir die Maßnahmen durchsetzen, retten wir Menschenleben: Je eher desto mehr!

Herr Dr. Buntin, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janosch Kuno, BVOU Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Dr. Gabriel Buntin rät den Menschen zuhause zu bleiben. © privat



Hygiene, Praxis

Hygiene-Schulungsangebote beim BVOU

Berlin – Ein gutes Hygienemanagement hilft Ärztinnen und Ärzten in Ihren Bemühungen, die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden. Der BVOU bietet zu diesem Thema Fortbildungsangebote für seine Mitglieder zu vergünstigten Konditionen an.

Das Fortbildungsangebot umfasst Hygieneschulungen für die gesamte Belegschaft. Angefangen von den jährlich durchzuführenden Hygieneschulungen für Ärzte, MFA, Pflege und Hilfskräfte. Diese sind als E Learning-Kurse ausgelegt und auf beliebig vielen stationären und mobilen Endgeräten einsetzbar. Jeder Teilnehmer kann seinen Kurs auch nach erfolgreichem Abschluss als Referenz für die Kitteltasche weiternutzen.

Die Grundkurse werden seit Anfang 2019 ergänzt da Microlearning-Einheiten, die speziell auf saisonale Herausforderungen wie Influenza und Noroviren eingehen. Diese kompakten E-Learning-Einheiten machen die gesamte Belegschaft innerhalb von zehn Minuten fit für aktuelle Bedrohungen. Das Angebot reicht bis zu den curricularen Fortbildungen zu Hygienebeauftragter Ärzten (HBA), Pflegekräften (HBP) und Medizinischen Fachassistenten (HB MFA). Diese werden als Blended-Learning angeboten und zeichnen sich durch eine optimierte E-Learning-Phase sowie eine verkürzte Präsenzphase zum Abschluss des Kurses aus. Alle Kursangebote zu Hygienebeauftragten schließen mit anerkannten Zertifikaten ab. Teamschulungen sollten ebenso wie die Teilnahme an den digitalen Lerneinheiten dokumentiert und im QM-Handbuch abgelegt werden. Spezielle Dokumentationsbögen werden im Rahmen von Teamlizenzen mitgeliefert.

Der BVOU bietet Kurse zu den folgenden Themen an:


Für das ganze Praxisteam:


Für Ärzte:


Für Medizinische Fachangestellte (MFA):


Knieverletzungen: Das Kreuz mit dem Kreuzband

Karlsruhe – Winterzeit ist Verletzungszeit. Besonders für Frauen. Das hat unsere Studie zur Inzidenz von Kniegelenkverletzungen gezeigt, die wir vor drei Jahren zusammen mit Kollegen von der AOK Baden-Württemberg veröffentlicht haben (1). Die Auswertung der Versorgungsdaten zeigte damals, dass sich Frauen besonders häufig im ersten Quartal eines Kalenderjahres verletzen. Das Bild war über den sechsjährigen Untersuchungszeitraum immer gleich: Ein sprunghafter Anstieg an Kniegelenkverletzungen zu Jahresbeginn, gefolgt von einem langsamen Rückgang in den anderen Quartalen. Wir haben damals einen Zusammenhang mit dem Wintersport vermutet, weil Frauen beim Wintersport als gefährdeter gelten. Allerdings haben wir – anders als in der Literatur dokumentiert – in den ausgewerteten Versorgungsdaten der AOK Baden-Württemberg keine höhere Inzidenz von Kniebandrupturen bei Frauen finden können. Vermutlich hatten die Patientinnen unseres Studienkollektivs ein anderes Sport- und Freizeitverhalten als die Patientinnen in anderen Studienkolektiven zur geschlechtsspezifischen Inzidenz von Kniebandrupturen.

Der Riss des vorderen Kreuzbands ist eine typische Wintersport-Verletzung.  Aktuelles Beispiel: Die norwegische Ski-Rennläuferin Ragnhild Mowinckel ist in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal betroffen, was ihr vorzeitige Saison-Aus bedeutet. Die typische Ursache für den Riss des vorderen Kreuzbands ist die abrupte Bremsbewegung im Valgusstress. Warum Frauen ein höheres Risiko haben als Männer (2,3), ist nicht eindeutig klar, allerdings gibt es Vermutungen. Bei Frauen ist zum Beispiel der Abstand zwischen den beiden Kondylen geringer als bei Männern. Das könnte ein Grund sein (4). Ein weiterer Grund könnten hormonelle Faktoren sein. Frauen landen nach einem Sprung auch anders als Männer. Ihr Knie ist dabei stärker nach innen gedreht.

Warum weise ich Sie heute auf diese Zusammenhänge hin? Zu einem sollten wir Frauen besser über ihr erhöhtes Risiko für eine Ruptur des vorderen Kreuzbands aufklären und zur Prävention anhalten. Klinische Studien und Metaanalysen haben gezeigt, dass sich das Risiko durch neuromuskuläres Training in relevanter Weise reduzieren lässt (5). Zum anderen sollten wir die Ruptur des vorderen Kreuzbands auch stärker als Risikofaktor für einen spätere Arthrose begreifen. Arthrose ist nicht nur eine Erkrankung des Alters, sondern vielfach auch Folge eines Traumas (6,7). Die Wahrscheinlichkeit, dass zehn Jahre nach dem Auftreten einer Kreuzbandverletzung Anzeichen einer Gonarthrose zu sehen sind, liegt bei 80 Prozent (8). Das wird noch immer viel zu wenig beachtet.

Eine aktuelle Studie von Tanvir Khan von der Universität Nottingham und seinen Kollegen in der Zeitschrift „British Journal of Sports Medicine“ geht noch einen Schritt weiter (9). Diese Studie zeigt, dass Verletzungen am vorderen Kreuzband und am Meniskus nicht nur eine Arthrose begünstigen, sondern auch häufiger zu einer Osteoarthrose im Endstadium führen, die dann einen Kniegelenkersatz erfordert. Mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbands in der Anamnese ist das adjustierte Chancenverhältnis (Odds Ratio) für eine Knie-TEP wegen Osteoarthrose rund siebenmal höher als ohne diese Verletzung in der Anamnese, bei Meniskusverletzungen sogar fast fünfzehnfach höher. Die Studie von Khan und seinen Kollegen zeigt auch, dass die Patienten, die eine Knie-TEP nach entsprechender Verletzung in der Anamnese bekommen, jünger sind und früher operiert werden als die Patienten mit einer verschleißbedingten Osteoarthrose. Wir sollten uns also im Klaren darüber sein, dass es bei der Behandlung und Rehabilitation einer vorderen Kreuzbandverletzung oder einer Meniskusverletzung immer auch um das Hinauszögern dieser Spätfolgen geht. Die Studie von Khan und seinen Kollegen ist eine aufwendig Fall-Kontroll-Studie mit den Daten des „Clinical Practise Research Datalink“, der die longitudinalen Daten von 3,6 Millionen Patienten enthält und für die Jahre zwischen 1990 und 2011 ausgewertet wurde. Allerdings lässt die Studie keine Aussagen darüber zu, mit welchen Operationsverfahren sich Osteoarthrose und Knie-TEP am besten herauszögern lassen. Diese Fragen müssen in anderen Studien beantwortet werden.

Was sollten wir unseren Patienten zur Vermeidung von vorderen Kreuzband- und Meniskusverletzungen raten? Einige Vorschläge:

  • Gehen Sie nur zum Ski- oder Snowboardfahren auf die Piste, wenn Sie in guter körperlicher Verfassung sind.
  • Schützen Sie Ihre Augen vor der Sonne, tragen Sie warme Kleidung und verwenden Sie eine angemessene Schutzausrüstung.
  • Nehmen Sie sich genügend Zeit zum Aufwärmen.
  • Viele Unfälle passieren am Ende des Tages, wenn die Kräfte nachlassen und die Sicht schlechter wird. Hören Sie rechtzeitig auf und überschätzen Sie sich nicht.
  • Trinken Sie genügend, denn eine Dehydrierung wirkt sich negativ auf Ausdauer und Kraft aus.
  • Fahren Sie in Sichtweise zu anderen Skifahrern und Snowboardern, damit Ihnen zügig geholfen wird, falls Sie Hilfe brauchen.
  • Bereiten Sie sich auch im Vorfeld durch entsprechendes Training ausreichend auf den Wintersport vor.

Dr. Johannes Flechtenmacher, BVOU-Präsident

Literatur:

  • Schneider O et al. Inzidenz von Kniegelenkverletzungen – Zahlen für die ambulante und stationäre Versorgung in Deutschland. Orthopäde (2016) 45: 1015-1026.
  • Joseph AM et al. A multisport epidemiologic comparison of anterior cruciate ligament injuries in high school athletics. Athl. Train, (2013) 48: 810-817.
  • Men vs. Women, did you know the differences extend down to their bone &joints? Orthoinfo.org
  • Souryal TO et al. Intercondylar notch size and anterior cruciate ligament injuries in athletes: A prospective study. Am J Sports Med. (1993) 21.535-539.
  • Silvers HJ et al. Anterior cruciate ligament tear prevention in the female athlete. Curr Sports Med Rep. (2005) 4:341-3
  • Gelber AC et al. Joint injury in young adults and risk for subsequent knee and hip osteoarthritis. Ann Intern Med (2000) 133:321–328
  • Lohmander LS et al. The long-term consequence of anterior cruciate ligament and meniscus injuries: osteoarthritis. Am J Sports Med. (2007) 35:1756-69.
  • Spahn G et al. The time-related risk for knee osteoarthritis after ACL injury : Results from a systematic review. Orthopäde (2016) 45:81-90.
  • Khan T et al. ACL and meniscal injuries increase the risk of primary total knee replacement for osteoarthritis: a matched case-control study using the Clinical Practice Research Datalink (CRPD). Br J Sports Med (2019) 53:965-968

Praxisleitfaden Demenz – Wie Krankenhäuser mit der Herausforderung umgehen

Stuttgart – Täglich werden rund 50.000 Patienten, die an Demenz oder einer verwandten kognitiven Einschränkung leiden, in deutschen Krankenhäusern stationär behandelt. Bei der Versorgung ihres Knochenbruchs oder Infekts bleibt die Demenz meist unerkannt oder wird unterschätzt – mit erheblichen Folgen für die Betroffenen und das ohnehin überlastete Krankenhauspersonal. Die Robert Bosch Stiftung GmbH hat jetzt einen umfangreichen Praxisleitfaden veröffentlicht, der Krankenhäusern dabei helfen soll, demenzsensible Strukturen aufzubauen und geeignete Prozesse einzuführen. Er entstand unter der Federführung von Sabine Kirchen-Peters vom Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. in Saarbrücken und bündelt die Erfahrungen aus dem 2012 gestarteten Programm „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“ der Robert Bosch Stiftung.

Demenzsensible Krankenhäuser bundesweit zum Standard machen

„Die große Mehrheit der Krankenhäuser in Deutschland ist trotz inzwischen 1,7 Millionen Demenzerkrankter noch immer nicht auf die Bedürfnisse dieser Patienten eingestellt. Darunter leiden die Betroffenen,“ sagt Bernadette Klapper, Leiterin des Bereichs Gesundheit in der Robert Bosch Stiftung. „Wir müssen dafür sorgen, dass demenzsensible Krankenhäuser bundesweit Standard werden. Der Praxisleitfaden gibt auf Basis unserer Förderarbeit konkrete Handlungsempfehlungen dafür und setzt zusammen mit der Nationalen Demenzstrategie, die 2020 verabschiedet werden soll, hoffentlich entscheidende Impulse.“

Praktische Empfehlungen für ein demenzsensibles Krankenhaus

Neben Beispielen guter Praxis und Hinweisen auf mögliche Stolpersteine bietet der Leitfaden einen Überblick über den aktuellen Wissensstand zu Demenz und beschreibt anwendungsorientiert zehn in der Praxis erprobte Bausteine auf dem Weg zu einem demenzsensiblen Krankenhaus: Dazu gehört u.a. der Wissensaufbau zu Demenz und Delir beim pflegerischen, therapeutischen und medizinischen Personal eines Krankenhauses. Darüber hinaus sollten alle Mitarbeiter, vom Pförtner bis zur Verwaltung, die Empfehlungen für den Umgang mit dieser besonders verletzlichen Patientengruppe kennen. Feste Bezugspersonen, Begleitung und Tagestrukturierung erleichtern den Patienten die Orientierung im Krankenhaus.

Klare Steuerung und klare Architektur

Jedes Krankenhaus sollte einen Demenzbeauftragten benennen, der über die nötige Expertise verfügt und als interner Multiplikator und Projektkoordinator fungiert. Darüber hinaus haben sich Demenzkoordinatoren auf den Stationen bewährt. Bei allen Neu- und Umbaumaßnahmen in Krankenhäusern sollte auf eine demenzsensible Gestaltung – beispielsweise durch farbliche Orientierungshilfen im Gebäude – geachtet werden. Damit die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen für eine demenzsensible Ausrichtung zur Verfügung stehen, bedarf es der Initiative und Unterstützung durch die Klinikleitung.

Auch die Ergebnisse der von der Robert Bosch Stiftung geförderten General Hospital Study wurden jetzt erstmals vollumfänglich veröffentlicht. Sie belegen nicht nur, dass vierzig Prozent der über 65-jährigen Patienten in Allgemeinkrankenhäusern an kognitiven Störungen und fast zwanzig Prozent an Demenz leiden, sondern auch, dass diese Gruppen besondere Anforderungen an das pflegerische und medizinische Personal stellen.

Quelle: Robert Bosch Stiftung