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„Rückblickend war es ein aufregendes Jahr!“

Berlin/Potsdam –  Vor einem Jahr wählten die BVOU-Mitglieder am 11. November 2017 Dr. Ulrike Fischer zur ersten Landesvorsitzenden Brandenburgs. Die Potsdamer Fachärztin für Orthopädie löste damit Dr. Henning Leunert ab, der das Amt über 16 Jahre innehatte. Während der Brandenburg-Tagung am 10. und 11. November in Döllnsee-Schorfheide zog Dr. Fischer eine erste Bilanz und sprach mit dem BVOU über aktuelle berufspolitische und regionale Themen.

Frau Dr. Fischer, Sie sind seit genau einem Jahr im Amt. Wie fällt Ihr Rückblick aus? Was konnten Sie bewegen? Welche Themen spielten eine größere Rolle? Womit sind Sie zufrieden? Womit nicht?
Dr. Ulrike Fischer: Rückblickend auf das erste Jahr als Landesvorsitzende in Brandenburg kann ich  sagen: Es war ein aufregendes und auch anstrengendes Jahr. Zunächst habe ich mich in das Aufgabenfeld im Amt einarbeiten und damit vertraut machen müssen. Wir haben einen neuen Gesundheitsminister bekommen, wir haben mit einigen Schwierigkeiten und hohem politischem Druck begonnen: Beispielsweise die Telematikinfrastruktur (TI) in den Praxen zu installieren, das TSVG wird diskutiert.

Ich habe an drei Gesamtvorstandsitzungen teilgenommen: an der Januartagung in Berlin, im Mai auf dem VSOU in Baden-Baden und im September in Würzburg. Nach der Januartagung hat sich mein Arbeiten in der neuen Funktion weiter intensiviert und die Sicht auf die Arbeit im Berufsverband positiv verändert.

Ich habe für die Kollegen der Region in und um Potsdam zum Thema: „Fusion von Orthopädie und Chirurgie/Unfallchirurgie“ einen interessanten Stammtisch organisiert, schon seit April des Jahres kümmerte ich mich unter anderem um die Vorbereitung und Organisation der Jahrestagung in Templin. Auf dem DKOU konnte ich weitere Erfahrungen im Tätigkeitsfeld als Landesvorsitzende sammeln.

Um welche Themen wird es 2019 in Brandenburg besonders gehen?
Fischer: Es wird im neuen Jahr weiter um die Themen gehen, wie verläuft die Installation der TI in den Praxen, wie entwickelt sich die Umsetzung der Präsentation der Kollegen auf unserer Seite „Orthinform”. Wir haben auf der Jahrestagung in Brandenburg weitere Mitglieder gewinnen können, sich mit Bild- und Facheinträgen in Orthinform darzustellen. Um zukünftig eine noch breitere öffentlich Aufstellung des Berufsverbandes zur realisieren, ist die Gewinnung von neuen Mitglieder im Berufsverband ein weiteres Thema. Auch 2019 ist eine Jahrestagung für unsere Mitglieder avisiert. Es gilt, neue wissenschaftliche Errungenschaften, berufspolitische Themen und sowie innovative Behandlungsmöglichkeiten und moderne Patientenversorgung zu diskutieren.

Brandenburg ist ein herausforderndes Bundesland: Einerseits gut versorgt im Speckgürtel rund um Berlin, andererseits geprägt durch ländliche, strukturschwache Regionen. Wie nehmen Sie hier Herausforderungen in Bezug auf einen Ärztemangel wahr? Wie sieht es für O und U aus?
Fischer: Ärztemangel in Brandenburg ist ein Problem besonders in den ländlichen Regionen. Im Umland sind Facharzttermine sehr langfristig für die Patienten. Oder der Facharztbesuch ist mit weiter Fahrstrecke verbunden. In den Ballungsgebieten Potsdam, Frankfurt/Oder, Brandenburg an der Havel und auch Cottbus bestehen gute Versorgungsmöglichkeiten in O und U für unsere Bevölkerung.

Während in anderen Bundesländern das Fernbehandlungsverbot so wie vom Deutschen Ärztetag beschlossen gelockert wurde, hält Brandenburg weiterhin an der bisherigen Berufsordnung des Landes fest. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Fischer:
 Genau aus dem Grund der weiten Wege in Brandenburg und auch der fehlenden Facharztniederlassungen in den Umland-Regionen würde ich die Lockerung des Fernbehandlungsverbotes begrüßen. So manches Bild einer Wunde oder auch Gelenkschwellung könnte per Bild- oder Videoübertragung von den Patienten in die Praxis gesendet werden, moderne Medien machen es möglich. Nach erfolgter persönlicher Konsultation könnte eine kurze Abklärung dieser Befunde und Behandlungsempfehlungen dann lange Wartezeiten und Anfahrtswege unseren Patienten ersparen.

Das Deutsche Ärzteblatt machte kürzlich darauf aufmerksam, dass Brandenburg bundesweit die höchste Pendlerquote hat. Welche Folgen sehen Sie in Bezug auf gesundheitliche Risiken, aber auch Chancen – beispielsweise Entlastung durch eine Versorgung in Berlin – für die Bevölkerung?
Fischer: Die Patienten-Pendlerquote von Brandenburg nach Berlin hat Gutes und auch Negatives. Berlin ist nun mal geografisch gesehen von Brandenburg umschlossen. Die Versorgung der Brandenburger Patienten durch Berliner Praxis ist für den Patienten selbst eine gute Variante, kürzere Wartezeiten, kürzere Wege, schnellere Therapie zu realisieren. Der Nachteil für die Kassenärzte in Brandenburg ist der Finanzausgleich der KVen, Das Honorar für diese Behandlungen wird an Berlin eins zu eins bezahlt, damit steht für die Finanzierung der Brandenburger Ärzte weniger in der eigenen KV zur Verfügung, es kommt zur weiteren Unterfinanzierung der Facharztleistungen in Brandenburg.

Frau Dr. Fischer, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Janosch Kuno, Presse BVOU.

Die Landesvorsitzende Dr. Ulrike Fischer und ihr Vorgänger Dr. Henning Leunert während der Brandenburg-Tagung 2018 © BVOU