Archiv für den Monat: Dezember 2019

Videosprechstunde: Innovative Features und noch bessere Performance

Berlin – Die Videosprechstunde ist in einzelnen Selektivverträgen des BVOU als Alternative zu einer Konsultation in der Praxis anerkannt und wird z.B. im SV-Vertrag zur spezialisierten konservativen Therapie bei Arthrose mit 50 Euro pro Sitzung vergütet. Die neuesten Entwicklungen von sprechstunde.online, dem Videosprechstunden-Tool der Deutschen Arzt AG (DAAG), umfassen nun einige innovative Features sowie eine noch bessere Performance:

  • Seit Neustem ist die Einbindung von bis zu sechs weiteren Teilnehmern in die Videosprechstunde möglich. Dieses Tool steigert die Effizienz von Fachkonferenzen, Schmerzkonsil und Co. erheblich.
  • Ein weiteres neues Feature ist die sogenannte Screensharing-Funktion. So kann der Arzt Inhalte zur Ansicht freigeben und seinen Patienten komplexe Sachverhalte schnell und einfach erklären. Ganz nach dem Motto: Sehen, was der andere sieht.
  • Sowohl die Verbindungsqualität als auch die Verbindungsstabilität wurden weiter verbessert, und der Motor der Video-Sprechstunde ist noch leistungsstärker als vorher.

In Orthinform lässt sich jede zertifizierte Videosprechstunde integrieren. Sprechstunde.online der DAAG greift für die Terminplanung dabei auf samedi zurück. Im DAAG-Tool legen Sie selbst Gesundheitsdienstleistungen und Preise sowie die verfügbaren Terminslots fest. Mit der integrierten Bezahlfunktion läuft auch die Abrechnung Ihrer Leistungen einfach und transparent.

Einrichten der Videosprechstunde

Die DAAG-Videosprechstunde steht BVOU-Mitgliedern ab 29 Euro monatlich zur Verfügung. Für 10 Euro mehr gibt es bereits ein iPad dazu, über das Sie die Videosprechstunde flexibel und völlig unabhängig von der Praxis-EDV betreiben können. Viele weitere Dienstleistungen per Videosprechstunde werden als Selbstzahlerleistung nach GOÄ vergütet. Auch hier ist das Tool in der Regel bereits mit einem Patienten pro Monat refinanziert.

So können sich BVOU-Mitglieder zukünftig nicht nur ganz einfach aus dem Orthinform Dashboard für die Videosprechstunde registrieren, sondern sind mit Ihren Beratungsleistungen zukünftig für die Patienten auch unmittelbar online präsent und buchbar.

Erosion der Krankenhausversorgung als politisches Kalkül?

Berlin – Seit diesem Jahr ist es für viele Kliniken bereits Fünf nach Zwölf. Erschreckend viele mussten Insolvenz anmelden. Geburtshilfliche Abteilungen und Kinderkliniken wurden oder werden demnächst geschlossen. Ein gefährlicher Patiententourismus bahnt sich seinen Weg. Intensivstationen und Stationen für die Regelversorgung wurden teilweise oder ganz geschlossen. Immer mehr Notaufnahmen meldeten sich vom Rettungsdienst ab, rote Zahlen bei kleinen wie größeren Krankenhäusern, selbst bei jenen, die bisher trotz schwieriger Bedingungen wirtschaftlich immer nochgut dastanden. So sieht kurz vor Weihnachten die Krankenhauslandschaft in Deutschland aus.

„Die Politik muss zur Kenntnis nehmen, dass die aktuelle Bundesgesetzgebung nicht nur zur Reduzierung stationärerVersorgungskapazitäten an den falschen Stellen beiträgt. Sie geht auch zu Lasten anderer Sektoren. Denn wenn Krankenhäuser oder Stationen geschlossen werden, steht die ambulante Versorgung ebenso auf der Kippe. Es sind daher im notwendigen Umgestaltungsprozess die vielfältigen Funktionen zu beachten, die Krankenhäuser erfüllen – etwa für die Notfallversorgung, die ambulante Versorgung, aber zum Beispiel auch für die Ausbildung von Ärzten und Pflegenden.“ Darauf verweist der Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), Dr. Josef Düllings.

Während Kommunen und Landkreise überlegen, wie sie dennoch die Krankenhäuser für ihre Bevölkerung retten können, propagieren Krankenkassen und sogenannte Experten, dass die Bevölkerung auch mit deutlich weniger Kliniken auskommen könnte. Die Politik in Berlin unterstützt die Entwicklung dorthin indirekt mit immer neuen Gesetzen fast im Monatstakt. Die Kollateralschäden sind anscheinend egal. Schwamm drüber! Die Vorgaben werden – wie bei den Pflegepersonaluntergrenzen– sogar noch verschärft. Wer diese Regelungen nicht einhält, zahlt hohe Strafen – oder muss eben Stationen oder Betten schließen– obwohl der Versorgungsbedarf gegeben ist.

Dr. Josef Düllings: „So zerstört man die Grundlagen einer gewachsenenInfrastruktur für viele Menschen in diesem Land, die außerdem noch einen hohen wirtschaftlichen Wert für viele Regionen hat.Strukturveränderungen über Pleiten, Pech und Pannen in einer kritischen Infrastruktur – ist das die Performance, die gewählte Volksvertreter abliefern wollen?” Aus vielen kleinen und größeren ungelösten Krisen ist aus Sicht des Managerverbandesinzwischen eine Systemkrisegeworden. Die Krankenhäuser als Anker dieses Systems sind davon ganz besonders betroffen, weil sie zahlreiche Funktionen und Aufgaben am Patienten orientiert mitübernehmen müssen, die andere Versorger nicht leisten und Krankenkassen nach Aktenlage nicht bezahlen, obwohl die Leistung erbracht wurde. Seit Jahren warne der VKD vor einer solchen Entwicklung. „Bundesgesundheitsminister Jens Spahn räumte in der Jahrestagung unseres Verbandes im Mai ein, dass Politiker nicht die besseren Geschäftsführer seien. Das erwartet ja auch niemand von ihnen. Als Manager der Krankenhäuser erwarten wir allerdings, dass unsere Stellungnahmen zu Gesetzen und Regelungen, unsere Warnungen und unsere Vorschläge als Praktiker gehört und nicht immer wieder ignoriert werden“, so der VKD-Präsident.

Er verweist darauf, dass auch die Bundesländer für diese Entwicklung eine erhebliche Mitverantwortung tragen. Sie müssten endlich wieder ihre gesetzliche Pflicht erfüllen und die notwendigen Fördermittel bereitstellen. Ohne sie seien verantwortungsvolle Strukturveränderungen nicht möglich. Der auch aus Sicht des VKD notwendige Strukturwandel in der Gesundheitsversorgung muss sorgfältig geplant, moderiert und eben auch finanziert werden.

„Angesichts der aktuellen Erfahrungen, stimmen uns die für 2020 angekündigten gesetzgeberischen Pläne der Regierungskoalition für die Gesundheitsversorgung nicht optimistisch. Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Regulierung. Die gesetzgeberische Hyperkinese ist schädlich für die Kliniken, ihre Mitarbeiter und die Patienten. Notwendig ist, sich von inzwischen untauglichen Gesetzen, Regelungen und Instrumenten zu trennen, statt immer mehr, immer komplexere und immer untauglichere Regelungen aufzurufen. Es fehltein Masterplan für eine zukunftsfeste Gesundheitsversorgung, weil man es bisher nicht für nötig hielt, sich damit zu beschäftigen. Stattdessen reist man medienwirksam in ferne Länder, um von dort Pflegekräfte anzuwerben, die nach unseren Erfahrungen ohnehin wieder in ihre Heimatländer zurückkehren. Man sollte sich seine Prioritäten gut überlegen. Wir sind an einem Punkt, an dem wir einen Weg zurück zu unseren eigentlichen Aufgaben und zu einer Verminderung der Komplexität unseres Gesundheitssystems finden müssen“, erklärt Dr. Josef Düllings. „Die Stimmung in den Krankenhäusern ist derzeit so schlecht wie nie. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen sagen: Es reicht!“

Quelle: Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD)

Perspektive DVT – „Aus dem Praxisalltag nicht mehr wegzudenken“

Fellbach – Das GelenkCentrum30 in Fellbach ist spezialisiert auf Eingriffe im Bereich der Gelenke – vom Kniegelenk über das Schultergelenk bis hin zum Ellenbogen- und Sprunggelenk. Mit dem Tätigkeitsschwerpunkt auf arthroskopische Operationen an Knie und Schulter behandelt Dr. med. Michael Schaufler, als D-Arzt der Berufsgenossenschaften, u.a. Arbeits- und Wegeunfälle in der Praxisklinik. Nun erweitert das GelenkCentrum30 sein diagnostisches Leistungsspektrum um die hochauflösende 3-D-Schnittbildgebung mit dem digitalen Volumentomographen (DVT) SCS MedSeries® H22.

Damit profitieren das Praxispersonal und die Patienten des GelenkCentrum30 gleichermaßen von der unmittelbar verfügbaren 3-D-Schnittbildgebung in multiplanarer Darstellung und von der bis zu 0,2 mm-genauen Auflösung, bei höchster Strahlenhygiene. 

Dr. med. Michael Schaufler berichtet von seinen ersten Erfahrungen mit dem SCS DVT:

„Bereits nach wenigen Tagen war das SCS DVT aus unserem Praxisalltag nicht mehr wegzudenken. Die Betreuung und Begleitung durch SCS während des gesamten Prozesses – von der Erlangung der DVT-Fachkunde über die Umsetzung der Strahlenschutzvorkehrungen bis hin zur Schulung des Teams und der Inbetriebnahme – waren vorbildlich! Vielen Dank an Christian Stegmann und das gesamte Team!“

Digitale Volumentomographie mit dem SCS MedSeries® H22

SCS steht für Sophisticated Computertomographic Solutions und beschreibt die Lösung für die anspruchsvolle 3-D-Bildgebung mit höchster Strahlenhygiene, höchster Bildauflösung sowie höchster Zeitersparnis für Patient, Praxis und Arzt gleichermaßen.

Der digitale Volumentomograph SCS MedSeries® H22 besitzt ein breites Indikationsspektrum und ist aus der Orthopädie und Unfallchirurgie nicht mehr wegzudenken. Mit dem platzsparenden Design findet das SCS MedSeries® H22 DVT in jeder Praxis einen Platz. Dank der hohen Strahlenhygiene und der ultrahohen Auflösung von bis zu 0,2 mm ist das SCS DVT auch in der Pädiatrie anwendbar. Die vom SCS DVT ausgehende Strahlendosis kann unterhalb der täglichen terrestrischen Strahlendosis eingestellt werden und ist im Vergleich zur Computertomographie um bis zu 92% geringer.

Die hochauflösenden Schnittbilder stehen, inklusive Rekonstruktionszeit, innerhalb von drei Minuten in multiplanarer Ansicht (axial, koronal, sagittal) sowie in 3-D am Befundungsmonitor zur Beurteilung durch den behandelnden Arzt zur Verfügung. Im Resultat ist es mit dem SCS DVT möglich, eine 3-D-Schnittbilddiagnostik durchzuführen, die sehr strahlungsarm ist, eine exakte Beurteilung von Grenzflächen zwischen Metall- und Knochenstrukturen zulässt, und sehr einfach am Patienten anzuwenden ist.

GelenkCentrum30 Fellbach
Dr. med. Michael Schaufler
Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin
Stuttgarter Straße 30
70736 Fellbach

www.gelenkcentrum30.de

Ambulante Notfälle während der Praxisöffnungszeiten

Berlin – Während der Praxisöffnungszeiten sind in Deutschland 2018 insgesamt 4,42 Millionen Patienten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser versorgt worden. Mit 45,6 Prozent der Fälle standen traumatologische Behandlungsanlässe (Verletzungen und Wunden) an der Spitze, vor Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (4,9 Prozent) und Erkrankungen des Urogenitalsystems (1,8 Prozent). Patienten mit Rückenbeschwerden (8,9 Prozent), mit Magen-Darm-Erkrankungen (8,2 Prozent) und mit fiebrigen Infekten der oberen Atemwege (6,6 Prozent) wären gut von Vertragsärztinnen und -ärzten zu behandeln gewesen. Insgesamt sind das rund 24 Prozent der Patienten. Aus den übrigen Diagnosen (23,9 Prozent) ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Experten schätzen jedoch, dass zwischen 30 und 50 Prozent der in den Kliniken ambulant behandelten Notfallpatienten durch niedergelassene Haus- oder Fachärztinnen und -ärzte hätte behandelt werden können.

Das wären rund 2 bis 2,5 Millionen Patientinnen und Patienten pro Jahr, die zu niedergelassenen Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen gesteuert werden müssten. Gemessen an der Gesamtzahl von jährlich rund 600 Millionen Abrechnungsfällen in der vertragsärztlichen Versorgung nimmt sich diese Zahl vergleichsweise klein aus. Abzuwarten bleibt, wie sich das Angebot der Kassenärztlichen Vereinigungen auswirkt, die ärztliche Bereitschaftsdienstnummer 116117 ab dem 1. Januar 2020 rund um die Uhr zu schalten und Patientinnen und Patienten mit akuten Beschwerden nach einer strukturierten medizinischen Ersteinschätzung ein zeitgerechtes Versorgungsangebot zu vermitteln. Im ärztlichen Bereitschaftsdienst, also außerhalb der Praxisöffnungszeiten, ist es den Kassenärztlichen Vereinigungen bereits gelungen die Zahl der ambulanten Behandlungen in Krankenhausnotaufnahmen seit 2016 wieder zu senken. Diese sind zwischen 2016 und 2018 um rund 222.000 Fälle zurückgegangen. Gleichzeitig sind die durch niedergelassene Haus- und Fachärztinnen und -ärzte im Bereitschaftsdienst behandelten ambulanten Notfälle von 2015 bis 2018 kontinuierlich um rund 360.000 Fälle angestiegen.

Wie sieht die Position des BVOU zur Neuregelung der Notfallversorgung aus?

  1. Wir plädieren dafür, den hausärztlichen Notdienst in der bisherigen Form zu erhalten. Die von den Kassenärztlichen Vereinigungen betriebenen Notfall- oder Portalpraxen können akute allgemeinmedizinische Erkrankungen gut behandeln. Um die Qualität weiter zu verbessern, sollten dort vor allem Fachärzte für Allgemeinmedizin tätig sein.
  2. Der rund um die Uhr präsente fachärztliche Notdienst ist Sache der Kliniken und sollte den tatsächlichen Notfällen vorbehalten sein.
  3. Unfälle und muskuloskelettale Verletzungen und Beschwerden, die keine Klinikbehandlung erfordern, sollten von niedergelassenen Orthopäden und Unfallchirurgen in den Praxen versorgt werden. Die Weiterleitung könnte über eine entsprechende App erfolgen.
  4. Die Notfallversorgung durch niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen muss adäquat honoriert werden. 
  5. Patienten, die sich nicht an die von der Notfallleitstelle ausgesprochene Zuordnung halten und direkt die Notfallambulanz einer Klinik aufsuchen, sollten mit 50 Euro an den Behandlungskosten beteiligt werden. Ausnahmen sind Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere wirkliche Notfälle. 

Quelle: Zi/BVOU

Frankfurter Erklärung für patientengerechte Behandlung

Berlin – Zusammen mit den Belegärzten fordert der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) in der Frankfurter Erklärung den Gesetzgeber auf, eine moderne, patientengerechte und ressourcenschonende ärztliche Behandlung an der Schnittstelle ambulant/stationär zu entwickeln. Zusammen mit 10 weiteren an der Schnittstelle tätigen Verbänden legen BdB und Spifa Eckpunkte zu einer vollständig neuen Struktur und Vergütung ärztlicher sektorenverbindender Leistungen vor.

Die Umsetzung der Frankfurter Erklärung würde eine grundlegende Neuordnung der §§ 115 bis 122 SGB V bedeuten und die sektorenübergreifende Versorgung neu ordnen. „Die Grundidee ist, dass alle stationären Leistungen mit einer mittleren Verweildauer von unter 4 Tagen auch alternativ intersektoral erbracht werden können“, erläuterte Dr. Andreas Hellmann, Stellvertretender Vorsitzender des BdB die Vorteile des Konzepts. Die bisherigen gesetzlichen, strukturellen und bürokratischen Hürden an der Sektorengrenze werden mit diesem Vorschlag beseitigt, wobei mit der Verschlankung des SGB V auch eine Verbesserung der Patientenversorgung einhergeht.

Die Sicherstellung der ärztlich-medizinischen Versorgung in Deutschland über die Schnittstelle ambulant-stationär hinweg ist die entscheidende Herausforderung für die Gesundheitspolitik. Mit dem gemeinsamen Vorschlag werden bestehende Strukturen der sektorenverbindenden Versorgung weiterentwickelt. „Belegärzte spielen dabei eine unverzichtbare Rolle“, so Hauptgeschäftsführer des SpiFa RA Lars F. Lindemann.
„Unser an die gemeinsame Selbstverwaltung und die Politik gerichtete Vorschlag einer ärztlich intersektoralen Leistungserbringung schließt sich nahtlos und passgenau an die Forderungen der Belegärzte an“, erklärte Dr. Hans-Friedrich Spies, Vorstandsmitglied des SpiFa.

Quelle: SpiFa

Karrieren im Spitzensport und in der Orthopädie

Wertheim – Eine Karriere im Spitzensport und als Arzt miteinander zu vereinbaren, stellt Anforderungen an diejenigen, die beides erfolgreich schaffen wollen. Ein besonderes Interesse am Bewegungsapparat darf dem Sportler dabei per se unterstellt werden. So wundert es nicht, dass sich gerade bei sportlich erfolgreichen Medizinern ein hoher Anteil im Fachgebiet von O und U wiederfindet. Wir haben uns auf die Suche gemacht und wollten mit orthopädischen Fachkollegen sprechen, die nicht nur im Beruf Orthopäde, sondern auch im Sport Spitzenleistungen vollbracht haben. Davon gibt es eine ganze Reihe, man denke beispielsweise an Schwimmer Roland Matthes, Turner Hans-Peter Boschert oder Zehnkämpfer Siegfried Wentz.

Der Grandseigneur in diesem Kreis ist Prof. Dr. Thomas Wessinghage (Abb. 1). Der 1952 im westfälischen Hagen geborene Mittel- und Langstreckenläufer wurde in den Jahren 1972–1984 viermal für die deutsche Olympiamannschaft nominiert, erzielte mehrfach Europameisterschafts-, Weltcup und Europacupsiege und erlief sich insgesamt 22 Mal den Titel Deutscher Meister. Auch heute noch hält er aktuell gültige deutsche Rekorde auf 1500 m und 2000 m. Als Facharzt für Orthopädie ist er nach Tätigkeiten in Norderstedt, Mettlach- Orscholz und Damp seit 2008 in den Medical Park Kliniken im Tegernseer Tal tätig. Aus dem Süden kommt Dr. Wolfgang Birkner, Jahrgang 1960 (Abb. 2). Nach Kliniktätigkeit in Ulm und Rheinfelden ist er seit 2013 leitender Arzt der Orthopädischen Klinik Stuttgart-Botnang. Als Ruderer im Leichtgewicht wurde er in den Jahren 1983 bis 1990 zehnmal Deutscher Meister und 1984–1987 dreimal Vizeweltmeister. Derselben Sportart hat sich auch der 1976 geborene und in Wertheim am Main aufgewachsene Dr. Sebastian Thormann (Abb. 3) verschrieben. Er kann stolz sein auf 15 Deutsche und einen Schweizer Meistertitel, den Junioren Weltmeistertitel 1993, mehrere Vizeweltmeistertitel und Siege bei Nations-, World- und Canal-Cup. Nach Kliniktätigkeit in Cambridge, Luzern und Emmentall ist er heute in einer Praxis mit Belegarzttätigkeit im Medicum Wesemlin in Luzern tätig. Unvergesslich ist auch die Mannschafts-Goldmedaille und die Silbermedaille im Einzel der Tauberbischofsheimer Fechterin Dr. Sabine Bau (Abb. 4) bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988. Insgesamt 23 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften im Damenflorett hat sie erkämpft, bevor sie nach Facharztausbildung in Creglingen, Würzburg und Bad Mergentheim zur Orthopädin wurde und derzeit als Oberärztin am dortigen Caritas-Krankenhaus tätig ist.

Wie sind Sie zu Ihrer Sportart gekommen?
Prof. Dr. Thomas Wessinghage: Das war eher eine zufällige Initialzündung durch die Bundesjugendspiele 1966 und die dabei erfolgreiche Teilnahme am 1000 m-Lauf.

Dr. Wolfgang Birkner: In der Schule suchte unser Sportlehrer für „Jugend trainiert für Olympia”. Die Aussicht an der Teilnahme mit Bundesfinale in Berlin, damals noch geteilt, war attraktiv. Dafür war ich bereit, sechsmal in der Woche zu trainieren. Der Ruderclub wurde zum Lebensmittelpunkt.

Dr. Sebastian Thormann: Ich habe schon sehr früh viel Sport getrieben, anfänglich sehr viele unterschiedliche Sportarten, bis ich dann zum Rudern gekommen bin. Mein Vater war Mitglied im Ruderverein und da bin ich mal mitgegangen. Die sportliche Betätigung im Freien und auf dem Wasser bei Wind und Wetter, verbunden mit der Eleganz eines Ruderbootes.

Dr. Sabine Bau: Bei mir war das Zufall, bzw. kam durch meine Mutter, auch ebenfalls Ärztin. Ihr Kollege war Fechter. Sie schlug vor, dass meine Schwester und ich das mal probieren sollten. Mich hat der Facettenreichtum der Sportart gefesselt.

Weshalb sind Sie Orthopäde/in geworden?
Prof. Wessinghage:
Eigentlich war ich im Herzen Unfallchirurg. Aufgrund der größeren Variationsbreite im Tätigkeitsfeld des Orthopäden im Vergleich zum Unfallchirurgen, habe ich die Orthopädie als Fachbereich vorgezogen, damals war das noch getrennt.

Dr. Birkner: Nach dem Studium wollte ich immer irgendetwas mit „Sport“ studieren. Ich entschied mich zunächst für das Lehramt Sport/Physik. Sport war super, Physik nicht. Deshalb wechselte ich dann auf Medizin. Nach dem Ende meines Studiums war es schwierig, überhaupt eine Stelle zu bekommen. Deshalb zunächst Unfallchirurgie in Ulm und danach Wechsel zur Orthopädie in Rheinfelden.

Dr. Thormann: Es war schon sehr lange mein Ziel. Eigentlich schon vor dem Studium. Ich wollte etwas mit dem Schwerpunkt Bewegungsapparat machen, verbunden mit dem Sport. Orthopädie, verbunden mit Manueller Medizin, Osteopathie, Chiropraktik, waren meine initialen Vorstellungen. Heute ist es eher die klassische Orthopädie inklusive der Operationen am Bewegungsapparat und die Traumatologie.

Dr. Bau: Der Wunsch, diesen Facharzt zu machen, wurde durch den Sport schon sehr früh geweckt. Im Laufe der klinischen Semester kam für mich keine andere Fachrichtung mehr in Frage. Ich wollte schon immer konservative Orthopädin werden.

Wie haben Sie es geschafft, sportliche Karriere und Studium bzw. ärztliche Tätigkeit miteinander zu vereinbaren? 
Prof. Wessinghage: Fleiß, Organisation und Unterstützung durch Vorgesetzte. Dank an meine Chefs Dr. Axel Thiel im Krankenhaus für Sportverletzte Hellersen und Prof. Dr. Gerd Biehl, St. Franziskus Krankenhaus Köln. Und letztlich natürlich die Freude an der Bewegung.

Dr. Birkner: Während des Studiums in Tübingen wohnte ich noch bei meinen Eltern!! Super, Kühlschrank immer voll, Wäsche wurde gewaschen. Da kann ich mich bei meinen Eltern nur ganz herzlich dafür bedanken!!

Dr. Thormann: Ich war sehr zielorientiert und fokussiert. Neben Studium und Sport gab es kaum etwas anderes. Sicherlich habe ich etwas länger fürs Studium gebraucht, da ich einige Ausfallzeiten hatte. So musste ich das Physikum wegen der Teilnahme an der Weltmeisterschaft verschieben. Danach war es immer ein Spagat zwischen Sport und Studium. In den Olympiajahren mussten wir aufgrund der vielen Trainingslager und Abwesenheiten Urlaubssemester nehmen.

Dr. Bau: Gutes Zeitmanagement, ein Verein, der darauf ausgerichtet war, es den Sportlern zu ermöglichen, ein Studium oder einen Beruf auszuüben und ein Trainer, der sich sehr auf meine Bedürfnisse eingestellt hat.

Was empfanden Sie in Ihrer Zeit als aktive/r Sportler/in in der eigenen sportorthopädischen Betreuung am wichtigsten? Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen, die sich in diesem Bereich neu engagieren möchten?
Prof. Wessinghage:
Meine sportorthopädische Betreuung als Athlet fiel mangels Bedarfs sehr gering aus: Keine Massagen, keine Physiotherapie; gelegentliche Blessuren stammten aus Unfällen, z. B. beim Fußball oder Basketball. Mein Rat: „man kann alles übertreiben“ oder auch „Konzentration auf das Wesentliche“!

Dr. Birkner: Ich hatte kaum orthopädische Probleme. Die sportmedizinische Diagnostik war wichtig und als Trainings- Steuerung hervorragend geeignet, damals bei Prof. Jeschke in Tübingen. Da habe ich dann auch meine Promotionsarbeit gemacht.

Dr. Thormann: Das gegenseitige Vertrauen und dass man „seine“ Sportler kennt. Eine gewisse Nähe zu dem Sportler macht die Arbeit leichter und effizienter. Außerdem ist es von Vorteil, wenn die Sportler wissen, dass man den Sport selber gemacht hat und weiß wovon sie reden. Rat? Das muss jeder für sich selber selbst herausfinden. Prinzipiell aber Begeisterung für den Sport, denn der Aufwand ist enorm. Eine Vergütung gibt es meist kaum bis gar nicht. Der Dank der Sportlerinnen und Sportler ist aber meist Lohn genug.

Dr. Bau: Für mich waren Vertrauen und Ehrlichkeit von großer Bedeutung. Schon damals war es mir wichtig, auf meine Ressourcen zu achten und meine Gesundheit möglichst wenig zu gefährden. Die Betreuung von Spitzensportlern erfordert sehr viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl.

Gab es während Ihrer sportlichen Karriere einmal bedeutende, eigene sportorthopädische Probleme, Verletzungen, Operationen? Wie und von wem wurden sie gelöst?
Prof. Wessinghage:
Besagte Unfälle ereigneten sich nicht beim Lauftraining. Ausnahme: eine Fissur des Os naviculare, die auf einen Sturz in einem zahlenmäßig überbesetzten Rennen 1984 zurückzuführen war und mich die Olympiateilnahme 1984 kostete. Ich hatte hervorragende, aber selten benötigte Betreuung durch Dr. Axel Thiel, Hellersen und Dr. Bernhard Segesser, Basel.

Dr. Birkner: In der Übergangszeit Junior zu Aktiv, während der Bundeswehrzeit, verletzte ich mich am Handgelenk (Naviculare- Fraktur). Ich sollte schon im Bundeswehr-Krankenhau Wildbad operiert werden… Dann doch konservativ, drei Monate Gips. Damit kann man auch gut trainieren… Ich hatte Glück, dass dies auch ohne OP gut ausgeheilt war.

Dr. Thormann: Prinzipiell hatte ich Glück in meiner Karriere. Neben den üblichen Verschleißproblemen und kleineren Verletzungen, habe ich erst am Ende meiner Karriere wegen einer schlimmeren Verletzung schlussendlich meine Karriere beendet. Ein unverschuldeter Fahrradunfall mit einer langwierigen Rückenverletzung, hat letztendlich meine Karriere beendet. Es war eine schwierige Zeit, eigentlich hatte ich noch vieles im Sport vor, aber die Gesundheit hat es dann nicht mehr erlaubt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mich mit dem Karriereende schwer getan habe, da es nicht wirklich freiwillig war und ich nicht darauf vorbereitet war. Außerdem brach für mich eine Welt zusammen und der geregelte Tagesablauf sowie die Kameradschaft unter den Sportlern war weg. Eine schwierige Zeit.

Dr. Bau: Es gab ständig irgendwelche Probleme – Gott sei Dank vor allem kleinere Wehwehchen, die die Physios in den Griff bekamen. Doch blieben Verletzungen nicht aus. Es gibt viele Namen, die ich hier aufzählen könnte – die Liste würde auf jeden Fall zu lang. Jeder Betreuer von Großereignissen hat seinen wichtigen Beitrag geleistet. Diesen und allen anderen Kollegen, die sich für die Sportler engagieren, möchte ich hier DANKE sagen.

Haben Sie sich selbst in der orthopädischen Betreuung von Sportlern weiter engagiert, wenn ja wie?
Prof. Wessinghage:
Ich war für einige Jahre Verbandsarzt des Deutschen Leichtathletik Verbandes. Die Bemühungen um meine nicht ganz so sportlichen Patienten standen für mich aber immer – auch zeitlich – im Vordergrund, von denen viele auch sehr sportlich sind – aber eben keine Hochleistungssportler.

Dr. Birkner: Lediglich lokal im Verein, RC Rheinfelden.

Dr. Thormann: Ich habe schon während meines Studiums häufig die Betreuung in den Trainingslagern oder im Stützpunkt mit übernommen und in der Zeit sehr eng mit den ärztlichen Kollegen zusammen gearbeitet. Nach meinem eigenen sportlichen Karriereende bin ich ins Ausland gegangen. Natürlich lag der Fokus in der Zeit auf der eigenen Ausbildung. Da ich zu diesem Zeitpunkt im Vorstand der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) ehrenamtlich gearbeitet habe, war meine Zeit begrenzt, mich auch noch in einem Sportverband zu betätigen. Außerdem wollte ich nicht in einen Konflikt mit der Arbeit bei der NADA geraten. In der klinischen Tätigkeit war ich meist der Ansprechpartner im kollegialen Umfeld und hatte entsprechende Schwerpunkte in meiner Sprechstundentätigkeit. Inzwischen bin ich soweit aufgestellt, dass ich eine Vielzahl an Sportlern in meiner Praxis sehe und über entsprechende Kooperationen auch direkter Ansprechpartner von Trainern und Vereinen bin.

Dr. Bau: Ich habe eine gewisse Zeit die Physiotherapie im ehemaligen Olympiastützpunkt als ärztliche Leitung unterstützt und bin Mitglied der Medizinischen Kommission des Deutschen Fechterbundes.

Welchen anderen Teilbereich der Orthopädie außerhalb der Sportorthopädie mögen Sie am liebsten und warum?
Prof. Wessinghage:
Wie bereits erwähnt, empfinde ich die Unfallchirurgie als besonders befriedigend für den handelnden Arzt. Auch hat mir die manuelle Tätigkeit immer die größte Freude bereitet. Heute würde ich meine Aufgabe als die eines „Controllers“ und „Coaches“ bezeichnen. Die meisten Patientengespräche drehen sich um die Notwendigkeit, Patienten die Wichtigkeit der Eigeninitiative für die eigene Gesundheit zu erläutern.

Dr. Birkner: Mein Lehrer Prof. Henche hat in den 70er Jahren die Arthroskopie in Deutschland publik gemacht. Ich habe von ihm den traditionellen Arthroskopiekurs in Arosa übernommen, wo jedes Jahr ca. 100 Ärzte die Arthroskopie erlernen und in Kursen vertiefen.

Dr. Thormann: Natürlich ist der konservative Bereich, in den ich die Prävention explizit mit integriere, ein wichtiger Teil meiner Tätigkeit. Inzwischen ist der Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens ein großer Teil meiner Tätigkeit gewidmet.

Dr. Bau: Mich fasziniert die konservative Orthopädie. Ich glaube, dass das Potential der konservativen Therapie nicht immer ausgeschöpft wird.

Wie beurteilen Sie die Zukunft für unser Fach? Wo sehen Sie die Herausforderungen? Können Sie jungen Menschen heute noch den Rat geben, Arzt bzw. Orthopäde zu werden?
Prof. Wessinghage: Unser Fach wird in Zukunft nicht an Bedeutung verlieren. Die Schwerpunkte sind operativ heute zwar in Richtung Endoprothetik verschoben, aber das Fach weist eine enorme Bandbreite auf – von ganz jungen zu hochbetagten Patienten, angeborene und erworbene Krankheitsbilder betreffend, konservative und operative Therapieansätze bietend. Und ein wichtiger Aspekt aus meinem Blickwinkel: In der Orthopädie und Unfallchirurgie haben wir nach Abschluss einer Behandlung eine hohe Zahl geheilter oder doch zumindest sehr zufriedener Patienten.

Dr. Birkner: Es wird schwierig, das gesamte Gebiet der Orthopädie, mit neuem Facharzt inklusive Unfallchirurgie, zu überblicken. Ich finde es irgendwie schade, dass viele Ärzte sich auf ein kleines Gebiet hoch spezialisieren. Der „Gesamt-Patient“ rückt damit etwas in den Hintergrund. Eine breite „orthopädische Grundausbildung“ halte ich für absolut erforderlich. Das Berufsziel „Orthopäde“ kann ich auch heute noch empfehlen!!

Dr. Thormann: Die Zukunft liegt in der Stärkung unseres Faches. In der Kommunikation darüber, was wir alles Gutes tun können und auch machen. Und dass wir es hoffentlich schaffen, uns gegen die ganzen politischen Entwicklungen besser zu positionieren, diese mitgestalten und dass wir wieder mehr Zeit für unsere Patienten haben. Unser Augenmerk sollte auf dem Patienten liegen und der Qualität unserer Versorgung. Ich erlebe es tagtäglich in der Praxis, dass man durch ein gut geführtes Gespräch mit Erklärungen und Aufklärung der Patienten häufig viel erreichen kann und zufriedene Patienten hat. Medizin ist kein Geschäft, die ewige Diskussion um die Wirtschaftlichkeit ist zwar wichtig, beschädigt aber unseren schönen Beruf. Ja klar, ich freue mich immer wieder über Studenten und Assistenten, die in unserer Praxis hospitieren und die man für unsere schöne Tätigkeit begeistern kann. Ich hoffe, dass wir das Boot wieder etwas in die richtige Richtung gesteuert bekommen, und miteinander als Team können wir wesentlich mehr erreichen, als wenn wir als Einzelkämpfer auftreten und nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind. Eine Begeisterung für den Bewegungsapparat sollte man auf jeden Fall mitbringen, alles andere wird sich dann schon ergeben!

Dr. Bau: Die Menschen werden immer Ärzte brauchen – also kann ich auf jeden Fall jungen Menschen den Rat geben, Arzt und besonders Orthopäde zu werden. Unser Fach ist für mich noch immer eines mit Fingerfertigkeit, Fingerspitzengefühl, mit Patienten unterschiedlichen Alters und viel Menschenkenntnis. Wir finden hier viele Ansichten wieder, die wir auch in der Berufspolitik immer wieder diskutieren.

Wir danken Ihnen für das interessante Interview mit den Einblicken in Ihr Leben als Arzt und Sportler und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!

Das Interview führte Dr. Karsten Braun, BVOU-Bezirksvorsitzender Heilbronn-Franken

Orthopädische Rheumatologie: Zufrieden mit 2019!

Ratzeburg – Dr. Uwe Schwokoski, BVOU-Referatsleiter zieht ein Fazit aus dem Jahr 2019 und gibt Ausblick, welche Termine 2020 anstehen. 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Jahr 2019 neigt sich dem Ende, das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Im Rahmen einer Umfrage des ZDF-Barometers hörte ich gestern (und war positiv überrascht): 75 Prozent der deutschen Bevölkerung waren mit dem Verlauf des Jahres 2019 zufrieden. Können wir (Sie) dies auch sein? Aus unserer berufspolitischen Sicht uneingeschränkt! Die novellierte Zusatzweiterbildung Orthopädische Rheumatologie (ORh) hat weitere, letzte Hürden überwunden. Übergangsbestimmungen sind dabei von der Bundesärztekammer (BÄK) angedacht und besonders interessant: in der Leitlinie zum Management der frühen Rheumatoiden Arthritis (RA) wird erstmalig auch der Orthopäde mit einbezogen!

DKOU 2019: Gebündelte Themen aus unserem Fach

Viele konservativen Themen der O und U wurden durch die Organisation der Task Force Orthopädische Rheumatologie, wie bereits beim VSOU 2019, in einem Vortragsraum gebündelt. Eine Kooperation und Absprache der Task Force mit dem BVOU und der IGOST wird in Zukunft die Fokussierung auf konservative Themen weiter stärken und damit die großen Kongresse für die niedergelassenen Kollegen noch attraktiver machen. Für mich persönlich hatte dieser Kongress im Vorfeld eine besondere Bedeutung: Mir wurde als BVOU-Anerkennung für außerordentliche Verdienste um die Deutsche Orthopädie und Unfallchirurgie im Rahmen des Präsidente-Empfangs im Französischen Dom in Berlin die Hubert-Waldmann-Plakette verliehen. Das freut mich sehr, ich bin auch ein wenig stolz. Mein besonderer Dank neben dem Vorstand des BVOU, gebührt insbesondere Ihnen, die sich über viele Jahre immer wieder über die verschiedenen Angebote der ADO und des BVOU zur Orthopädischen Rheumatologie fortgebildet haben und damit die rheumatologische Versorgung in Deutschland entscheidend verbessert haben.

Übergangsbestimmungen zur Zusatz-Weiterbildung (ZWB) Orthopädische Rheumatologie

Die Bundesärztekammer hat die DGOU aufgefordert, Empfehlungen für Übergangsbestimmungen zur novellierten ZWB Orthopädische Rheumatologie zu erarbeiten. Die Task Force, unter der Leitung von Prof. Wolfgang Rüther wird im Januar 2020 zusammenkommen und für die beteiligten Fachgruppen entsprechende Vorschläge erarbeiten und dann einreichen.

Interdisziplinäre Leitlinie zum Management der frühen rheumatoiden Arthritis – 2019

Das kam doch sehr überraschend und ist für uns äußerst erfreulich. Wurde doch bislang der Facharzt für O und U, teilweise sogar der ORh in Strukturverträgen und Leitlinien nicht mit einbezogen, sieht dies bei der aktuellen Leitlinie zu frühen rheumatoide Arthritis (RA) ganz anders aus.

Nach Aussagen dieser neuen Leitlinie ist auch der Facharzt für O und U eindeutig in Diagnostik und Therapie der frühen RA eingebunden. Und er sollte dies zur Verbesserung des Versorgungsdefizites in der Rheumatologie, bei bestehenden sehr langen Wartezeiten bei internistischen Rheumatologen, auch wahrnehmen!

Interdisziplinäre LL zur frühen Rheumatoiden Arthritis

Diagnosestellung

1. Ggf. Diagnosesicherung

2. Identifikation und Überweisung der Patienten, die einer spezialisierten Diagnostik oder Therapie bedürfen

3. Erkennung von Notfällen

Versorgung

1. Bei gesicherter Diagnose ggf. Einleitung einer ersten DMARD-Therapie, um das „Window of Opportunity“ zu erreichen

2. Beratung von Patienten vor und während einer Therapie sowie vor und nach Konsultationen von Spezialisten, Beobachtung und Förderung der Patientencompliance, Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen,

3. Durchführung notwendiger Kontrollen bei laufender Therapie
Erkennung und Erstversorgung von Notfällen und Komplikationen

Nachhaltigkeit – Rhefo-Experten Meeting

Diese Zeilen fügen sich nahtlos an die vorherige Aussage an. Über 500 Teilnehmer beim ADO-Zert-Kurs III zum RhefO – und das seit 2012! Der Einstieg in die Rheuma-Basis-Therapie, die weitere medikamentöse Versorgung (s.o) ist das zentrale Thema. Damit sind wir der neuen Leitlinie zeitlich schon weit voraus. Aber – wie sieht es in der Praxis aus? Bei den Refresher-Kursen bekennt sich ein geringer Teil der Teilnehmer zur Rheuma-Basis-Therapie! Ursache: Unsicherheit, Angst vor dem Beginn, Ägste vor Fehlbehandlungen u.a.? Erstaunlich untergeordneter Grund – Regressängste! Nach intensiven Diskussionen bei den Kursen zum DKOU haben wir Folgendes mit den Teilnehmern beschlossen: Nachhaltigkeit durch regelmäßige Rhefo-Experten-Meetings. Geplant als Kleingruppe mit 10 bis 12 Teilnehmern: Die Kursteilnehmer stellen Kasuistiken aus ihrer Praxis vor, dies wird untereinander und mit mir diskutiert und vermutlich zu einem positiven Ergebnis gebracht. Die Teilnahme ist kostenfrei!

Bei Interesse bitte kurzfristige Rückmeldung (nur geringe Teilnehmerzahl) bei der ADO über Anette Köhler 030-797444404 / ado@bvou.net oder über den Button unten.

Weitere Meetings sind zu späteren Zeitpunkten in Berlin-Hamburg und Frankfurt geplant.

Termine I-2020

Das DGORh-Intensiv-Meeting am 21.03.2020 in Lübeck beinhaltet einen kostenfreien RhefO-Refresher 2020. Der erste RhefO wird dort über seine Erfahrungen der letzten Jahre berichten. Über viele Teilnehmer in meiner Heimatstadt würde ich mich sehr freuen! Ich möchte auch auf den RhefO I Kurs am 28.03.20 in Frankfurt/Main hinweisen, weitere Informationen über die ADO im bvou.net.

Nun bleibt mir nur noch übrig, Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für das Jahr 2020 zu wünschen, und – bleiben Sie gesund!

Ihr Dr. Uwe Schwokowski

Knieverletzungen: Das Kreuz mit dem Kreuzband

Karlsruhe – Winterzeit ist Verletzungszeit. Besonders für Frauen. Das hat unsere Studie zur Inzidenz von Kniegelenkverletzungen gezeigt, die wir vor drei Jahren zusammen mit Kollegen von der AOK Baden-Württemberg veröffentlicht haben (1). Die Auswertung der Versorgungsdaten zeigte damals, dass sich Frauen besonders häufig im ersten Quartal eines Kalenderjahres verletzen. Das Bild war über den sechsjährigen Untersuchungszeitraum immer gleich: Ein sprunghafter Anstieg an Kniegelenkverletzungen zu Jahresbeginn, gefolgt von einem langsamen Rückgang in den anderen Quartalen. Wir haben damals einen Zusammenhang mit dem Wintersport vermutet, weil Frauen beim Wintersport als gefährdeter gelten. Allerdings haben wir – anders als in der Literatur dokumentiert – in den ausgewerteten Versorgungsdaten der AOK Baden-Württemberg keine höhere Inzidenz von Kniebandrupturen bei Frauen finden können. Vermutlich hatten die Patientinnen unseres Studienkollektivs ein anderes Sport- und Freizeitverhalten als die Patientinnen in anderen Studienkolektiven zur geschlechtsspezifischen Inzidenz von Kniebandrupturen.

Der Riss des vorderen Kreuzbands ist eine typische Wintersport-Verletzung.  Aktuelles Beispiel: Die norwegische Ski-Rennläuferin Ragnhild Mowinckel ist in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal betroffen, was ihr vorzeitige Saison-Aus bedeutet. Die typische Ursache für den Riss des vorderen Kreuzbands ist die abrupte Bremsbewegung im Valgusstress. Warum Frauen ein höheres Risiko haben als Männer (2,3), ist nicht eindeutig klar, allerdings gibt es Vermutungen. Bei Frauen ist zum Beispiel der Abstand zwischen den beiden Kondylen geringer als bei Männern. Das könnte ein Grund sein (4). Ein weiterer Grund könnten hormonelle Faktoren sein. Frauen landen nach einem Sprung auch anders als Männer. Ihr Knie ist dabei stärker nach innen gedreht.

Warum weise ich Sie heute auf diese Zusammenhänge hin? Zu einem sollten wir Frauen besser über ihr erhöhtes Risiko für eine Ruptur des vorderen Kreuzbands aufklären und zur Prävention anhalten. Klinische Studien und Metaanalysen haben gezeigt, dass sich das Risiko durch neuromuskuläres Training in relevanter Weise reduzieren lässt (5). Zum anderen sollten wir die Ruptur des vorderen Kreuzbands auch stärker als Risikofaktor für einen spätere Arthrose begreifen. Arthrose ist nicht nur eine Erkrankung des Alters, sondern vielfach auch Folge eines Traumas (6,7). Die Wahrscheinlichkeit, dass zehn Jahre nach dem Auftreten einer Kreuzbandverletzung Anzeichen einer Gonarthrose zu sehen sind, liegt bei 80 Prozent (8). Das wird noch immer viel zu wenig beachtet.

Eine aktuelle Studie von Tanvir Khan von der Universität Nottingham und seinen Kollegen in der Zeitschrift „British Journal of Sports Medicine“ geht noch einen Schritt weiter (9). Diese Studie zeigt, dass Verletzungen am vorderen Kreuzband und am Meniskus nicht nur eine Arthrose begünstigen, sondern auch häufiger zu einer Osteoarthrose im Endstadium führen, die dann einen Kniegelenkersatz erfordert. Mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbands in der Anamnese ist das adjustierte Chancenverhältnis (Odds Ratio) für eine Knie-TEP wegen Osteoarthrose rund siebenmal höher als ohne diese Verletzung in der Anamnese, bei Meniskusverletzungen sogar fast fünfzehnfach höher. Die Studie von Khan und seinen Kollegen zeigt auch, dass die Patienten, die eine Knie-TEP nach entsprechender Verletzung in der Anamnese bekommen, jünger sind und früher operiert werden als die Patienten mit einer verschleißbedingten Osteoarthrose. Wir sollten uns also im Klaren darüber sein, dass es bei der Behandlung und Rehabilitation einer vorderen Kreuzbandverletzung oder einer Meniskusverletzung immer auch um das Hinauszögern dieser Spätfolgen geht. Die Studie von Khan und seinen Kollegen ist eine aufwendig Fall-Kontroll-Studie mit den Daten des „Clinical Practise Research Datalink“, der die longitudinalen Daten von 3,6 Millionen Patienten enthält und für die Jahre zwischen 1990 und 2011 ausgewertet wurde. Allerdings lässt die Studie keine Aussagen darüber zu, mit welchen Operationsverfahren sich Osteoarthrose und Knie-TEP am besten herauszögern lassen. Diese Fragen müssen in anderen Studien beantwortet werden.

Was sollten wir unseren Patienten zur Vermeidung von vorderen Kreuzband- und Meniskusverletzungen raten? Einige Vorschläge:

  • Gehen Sie nur zum Ski- oder Snowboardfahren auf die Piste, wenn Sie in guter körperlicher Verfassung sind.
  • Schützen Sie Ihre Augen vor der Sonne, tragen Sie warme Kleidung und verwenden Sie eine angemessene Schutzausrüstung.
  • Nehmen Sie sich genügend Zeit zum Aufwärmen.
  • Viele Unfälle passieren am Ende des Tages, wenn die Kräfte nachlassen und die Sicht schlechter wird. Hören Sie rechtzeitig auf und überschätzen Sie sich nicht.
  • Trinken Sie genügend, denn eine Dehydrierung wirkt sich negativ auf Ausdauer und Kraft aus.
  • Fahren Sie in Sichtweise zu anderen Skifahrern und Snowboardern, damit Ihnen zügig geholfen wird, falls Sie Hilfe brauchen.
  • Bereiten Sie sich auch im Vorfeld durch entsprechendes Training ausreichend auf den Wintersport vor.

Dr. Johannes Flechtenmacher, BVOU-Präsident

Literatur:

  • Schneider O et al. Inzidenz von Kniegelenkverletzungen – Zahlen für die ambulante und stationäre Versorgung in Deutschland. Orthopäde (2016) 45: 1015-1026.
  • Joseph AM et al. A multisport epidemiologic comparison of anterior cruciate ligament injuries in high school athletics. Athl. Train, (2013) 48: 810-817.
  • Men vs. Women, did you know the differences extend down to their bone &joints? Orthoinfo.org
  • Souryal TO et al. Intercondylar notch size and anterior cruciate ligament injuries in athletes: A prospective study. Am J Sports Med. (1993) 21.535-539.
  • Silvers HJ et al. Anterior cruciate ligament tear prevention in the female athlete. Curr Sports Med Rep. (2005) 4:341-3
  • Gelber AC et al. Joint injury in young adults and risk for subsequent knee and hip osteoarthritis. Ann Intern Med (2000) 133:321–328
  • Lohmander LS et al. The long-term consequence of anterior cruciate ligament and meniscus injuries: osteoarthritis. Am J Sports Med. (2007) 35:1756-69.
  • Spahn G et al. The time-related risk for knee osteoarthritis after ACL injury : Results from a systematic review. Orthopäde (2016) 45:81-90.
  • Khan T et al. ACL and meniscal injuries increase the risk of primary total knee replacement for osteoarthritis: a matched case-control study using the Clinical Practice Research Datalink (CRPD). Br J Sports Med (2019) 53:965-968

Unfallbegutachtung: Kompakt, trotzdem detailreich

München – Schwerpunkt des Buches ist – nicht überraschend angesichts des Herausgeberteams – die Unfallbegutachtung im Bereich der gesetzlichen Unfallversicherung. Die Inhalte wurden grundlegend überarbeitet und an die aktuelle Rechtsprechung des Bundessozialgerichtes angepasst.  Die aktualisierten MdE Einschätzungen werden ausführlich dargestellt.

Es werden aber auch ausführlich die teils abweichenden Kriterien bei der Beurteilung  für die Private Unfallversicherung und weitere Versicherungsträger unseres sozialen Sicherungssystems behandelt, auch hier mit ausführlichen aktuellen Einschätzungsempfehlungen, an denen man bei der eigenen Gutachtenerstellung Orientierung findet.

Vereinzelte Auszüge aus aktuellen Gerichtsurteilen sowie eingestreute Fallbeispiele machen das Buch gut lesbar und illustrieren die gelegentlichen Schwierigkeiten bei der sachgerechten Gutachtenerstellung. Zusammenhangsfragen bei speziellen Gesundheitsschäden wie z.B. die in unserem Fachgebiet typischen Fälle Achillessehne, Bizepssehne, Rotatorenmanschette werden noch einzeln abgehandelt.

Für Einsteiger in die gutachterliche Tätigkeit finden sich konkrete Anleitungen für eine rechtssichere Formulierung des Gutachtens sowie speziell auf die Situation der gutachterlichen Untersuchung fokussierte klinische Untersuchungshinweise.

Fazit: Kompakt, trotzdem detailreich und umfassend im Sinne des Buchtitels sowie preislich im Rahmen. 

Prof. Dr. Jobst Henner Kühne

Perspektive DVT: SCS DVT offenbart mehrfach klinisch unentdeckte Frakturen

Alsdorf – Dr. med. Matthias Becker ist Partner des ärztlich getragenen MVZ Annapark Alsdorf bei Aachen mit Praxen in Aachen Land und Stadt. Schwerpunkte des MVZ sind (Unfall-)Chirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie sowie die Endoprothetik von Knie und Hüfte. Die Praxis behandelt ein breites Spektrum von akuten Verletzungen, unfallbedingter Folgeschäden und degenerativ versursachter Erkrankungen. Breiten Raum nimmt die Therapie von Arbeits- und Schulunfällen ein. Seit Mai 2019 verfügt das MVZ Annapark Alsdorf über die BVOU-Edition des digitalen Volumentomographen (DVT) MedSeries® H22.

Das SCS DVT befähigt niedergelassenen Fachärzten der O&U schnell und selbstständig hochauflösende, bis zu 0,2-mm-genaue, Aufnahmen mit exzellenter Strahlenhygiene zu fertigen. Ohne umständliche Bildverarbeitungsprogramme oder ähnliche Zwischenschritte erhält man dank den intelligenten Bildrekonstruktionsalgorithmen in nur wenigen Minuten automatisch ein besonders artefaktarmes 3-D-Schnittbild in multiplanarer Darstellung.

Dr. med. Matthias Becker berichtet über seine ersten Erfahrungen:

„Die Einführung des SCS DVT in die Diagnostik unserer Praxis hat unsere Möglichkeiten stark erweitert. Ohne Wartezeit sind wir nun in der Lage, eine differenzierte und hochauflösende Untersuchung von Knochen und Gelenken zu leisten, in einer Qualität, die uns schlichtweg begeistert.

Sowohl Patient, als auch Arzt, profitieren durch die schnelle und exakte Therapieplanung. Die Bildqualität ist herausragend und Untersuchungen mit einliegendem Metall können durch die computergestützte Analyse mit hoher Aussagekraft durchgeführt werden. Belastungsaufnahmen im Stand erweitern die diagnostische Sicherheit am Fuß, den Fußgelenken und am Knie.

Wir sind mit den bisherigen Erfahrungen äußerst zufrieden und dürfen berichten, dass im konventionellen Röntgen okkulte Frakturen von uns bereits mehrfach diagnostiziert werden konnten – so auch Frakturen, die bei Voruntersuchungen im Krankenhaus nicht entdeckt wurden. Bei akuten Verletzungen hilft die Tatsache, dass – trotz mangelnder schmerzbedingter Lagerungsmöglichkeit für Standardaufnahmen – eine exakte Knochen- und Gelenkdarstellung möglich ist. Und selbstverständlich sind wir sehr zufrieden über die Tatsache, dass diese qualitativ hochwertige Untersuchungsmethode in strahlenhygienischer Weise angewendet wird.

Ein Dankeschön gilt der Firma SCS, deren Mitarbeiter uns jederzeit vorbildlich unterstützt haben und jederzeit ansprechbar sind.“

Dr. med. Matthias Becker
MVZ Annapark Alsdorf
Bahnhofstraße 41
52477 Alsdorf
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