Archiv für den Monat: Oktober 2019

Potpourri aus Berufspolitik, Wissenschaft und Zukunftsvisionen

Bamberg – Der BVOU-Landesverband Bayern lädt zu seiner Jahrestagung und 18. Orthopädisch-Unfallchirurgischen Symposium nach Bamberg ein. Die Veranstaltung findet vom Freitag, den 29.11. bis Samstag, den 30.11.2019 in Bamberg statt. Die wissenschaftliche Leitung haben Prof. Dr. Peter Strohm Dr. Wolfgang Willauschus und Dr. Heino Arnold.

In diesem Jahr stehen die Themen „Orthopädie – quo vadis“? unter besonderer Berücksichtigung der klassischen konservativen Inhalte und der Schlagabtausch konservativ versus operativ anhand der Themenkomplexe Schulter, Kreuzband, Arthrose, Fuß und Wirbelsäule im Fokus.

Gerade die Diskussion, was und wie lange kann konservativ therapiert, wann muss operiert werden, ist ein Dauerbrenner im Zeitalter der Gesundheitsökonomie, nicht zuletzt auch unter dem Aspekt des dauernden Kostendruckes durch die Kostenträger, die Krankenkassen, aber auch Krankenhausverwaltungen.

Die bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml hält am Samstag einen Vortrag zu aktuelle politische Entwicklungen im ambulant medizinischen Bereich. Gastredner Cedric Oette (Fraunhofer Institut) spricht zudem über das immer aktueller werdende Thema der künstlichen Intelligenz. Ebenso referieren Dr. Johannes Flechtenmacher, Prof. Dr. Bernd Kladny und Dr. Helmut Weinhart.

Die Fortbildungsveranstaltung ist auf zwei Tage und Orte verteilt: Am 29. November findet der berufspolitische Teil im Klinikum Bamberg ab 15.00 Uhr statt. Danach wird nach nach einer Nachtwächterführung in dem für Bamberg typischen urigen „Schlenkerla“ zu Abend gegessen.

Am Folgetag, den 30.11.2019, findet das Symposium im Welcome Kongresshotel statt.

Die Teilnahme ist für BVOU-Mitglieder kostenfrei, eine Voranmeldung ist nicht notwendig. Die vollständige Präsenz ist am 29.11. mit fünf und am Samstag, den 30.11.2019 mit acht Fortbildungspunkten zertifiziert.


„Wir glauben, dass unsere Fortbildungsveranstaltung ein Potpourri aus Berufspolitik, Wissenschaft und Zukunftsvisionen darstellt und freuen uns, wenn Sie im Spätherbst 2019 unsere Stadt, den BVOU-Landeskongress Bayern und das orthopädisch-unfallchirurgische Symposium besuchen.“

Dr. Wolfgang Willauschus, Dr. Heino Arnold, Dr. Tobias Vogel und Prof. Dr. Peter Strohm

DKOU 2019: Ihre Meinung ist uns wichtig!

Berlin – Eine Fülle von Vorträgen, Kursen, Pressekonferenzen, dutzende Aussteller, zahlreiche Events – mehr als 11.000 Teilnehmer besuchten in diesem Jahr Ende Oktober den Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2019 in Berlin. Mit einer kurzen Umfrage möchten wir Ihre Eindrücke einfangen: Was war gut und was könnten wir im nächsten Jahr besser machen? Gestalten Sie mit! Für Ihre Teilnahme bedanken wir uns herzlich.

„Der gegenwärtige Trend, nur noch ambulant zu behandeln, geht völlig am Patienten vorbei!“

Berlin – Bilanz nach 16 Jahren gemeinsamer Arbeit für die ANOA:  ANOA-Präsident Dr. Wolfram Seidel und ANOA-Geschäftsführer Dr. Matthias Psczolla im Interview.

Herr Dr. Seidel, Herr Dr. Psczolla: Sie beide können nicht nur auf eine jahrzehntelange Karriere als Chefärzte renommierter Kliniken zurückblicken, Sie haben zudem auch die ANOA – die Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer Akut-Kliniken – im Jahr 2003 gemeinsam gegründet und das ANOA-Konzept unter Mitwirkung engagierter Kollegen kontinuierlich weiterentwickelt. Zum Ende des Jahres werden Sie beide von Ihren Ämtern in der medizinisch-wissenschaftlichen Vereinigung zurücktreten. Worauf sind Sie stolz, wenn Sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken?

Dr. Wolfram Seidel :Stolz ist der richtige Ausdruck. Wir sind jedoch nicht nur stolz, sondern auch außerordentlich dankbar. Dankbar dafür, dass es wir in jahrelanger Arbeit für das ANOA-Konzept die Einheit von Standardisierung und Individualisierung in der akutmedizinischen Versorgung von Patienten im Krankenhaus entwickeln konnten. Dies war nur möglich, weil wir uns gezielt mit Kollegen aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammengetan haben, um im Team am Patienten zu arbeiten. Vom medizinischen Aspekt her war das für uns ein großer Erfolg. Doch allein als Mediziner wären wir nicht dazu in der Lage gewesen, das ANOA-Konzept abschließend umzusetzen. Erforderlich dazu war auch eine gute Zusammenarbeit mit den Betriebswirten sowie mit den Krankenkassen. In einem langen Prozess und mühsamer Kleinarbeit ist es uns gelungen, diese zentralen Partner zu überzeugen, dass die konservative Komplexbehandlung für die Versorgung von Patienten mit Erkrankungen am Bewegungssystem insbesondere mit schmerz- und funktionspathologischen Aspekten wichtig ist.

Das Konzept hierzu haben wir an unseren Kliniken gemeinsam erarbeitet, jahrelang erprobt und schließlich erfolgreich in das DRG-System integriert. Darauf sind wir in der Tat sehr stolz.

Dr. Matthias Psczolla:Ich möchte gerne noch ergänzen und dafür geschichtlich ein wenig ausholen: Und zwar verhielt es sich nach dem Krieg so, dass sich Orthopädie und Unfallchirurgie in Richtung operative Therapie entwickelten, während die konservative Therapie mehr und mehr in den Hintergrund trat. Für Patienten, die zum Beispiel durch Operationsfolgen mit Chronifizierung zu kämpfen hatten, gab es im Zuge dieser Entwicklung kaum noch fachlich versierte Ansprechpartner in Akutkliniken. Dies war sowohl für Wolfram Seidel als auch für mich der Ausgangspunkt, einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Beide kamen wir aus manualmedizinischen Fachgesellschaften und hatten in diesen Tätigkeiten erlebt, dass für Patienten, die chronifiziert erkrankt keine OP-Indikation hatten oder aus operativen Verfahren zurückkamen und immer noch unter Schmerzen litten, die ambulanten Behandlungsmöglichkeiten ausgereizt waren. Daraufhin hatten wir unabhängig voneinander die Idee, wie diese Patienten behandelt werden könnten. Stationär fokussiert auf konservative Behandlung. Eine Idee, auf die ich auch heute noch sehr stolz bin.

Bei unserem Perspektivwechsel stand vor allem folgende Frage im Vordergrund: Was braucht der chronisch erkrankte Patient, um wieder gesund zu werden? Gemeinsam haben wir uns dann der Aufgabe verschrieben, hierauf eine Antwort zu finden und in jahrelanger Arbeit das am Patienten orientierte ANOA-Konzept entwickelt: befundorientiert, multimodal und multiprofessionell. Um mit diesem Konzept in unserem sehr schwierig konstruierten medizinischen Versorgungssystem erfolgreich sein zu können, mussten wir natürlich die Politik miteinbinden. Das haben wir in mühevoller Kleinarbeit getan und dabei viel erreicht. So konnte die Behandlung der Funktionserkrankung ergänzend zur Behandlung der Schmerzerkrankung im DRG-System verwirklicht werden. Einer unserer Vorschläge von damals war der OPS 8-977. Für uns ein großer Erfolg, dass er akzeptiert wurde. Aber nichtsdestotrotz: Es gibt auch für die Zukunft noch viel zu tun, was die Arbeit unserer politischen Einflussnahme betrifft.

Die ANOA hat die Standards der Komplexbehandlung in der nichtoperativen Orthopädie in den vergangenen Jahren stark mitgeprägt. So haben Sie, Herr Dr. Seidel, unter dem Titel „Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems“ mit dem Verbund ein übersichtliches Konzeptbuch herausgegeben, das umfassende Fachinformationen bietet. Zudem ist 2018 das erste Weißbuch „Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie“ erschienen, bei dem Sie, Herr Dr. Psczolla, Mitherausgeber sind. Die Autoren erklären in zehn Forderungen, wie die konservative Therapie gestärkt werden kann. Wo stehen wir heute und wie kann es gelingen, die konservative Behandlung weiter zu stärken? 

Dr. Psczolla: Sowohl mit dem gerade erwähnten Weißbuch als auch mit den „Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems“ ist es uns – im Übrigen nach vielen Widerständen – gelungen, den Standard festzuhalten, oder anders gesagt: unser Konzept zu verschriftlichen. Wir haben damit demonstriert, dass die konservative Methode nicht nur risikoarmer ist als die operative, sondern oftmals gleiche oder sogar bessere Erfolge erzielt. Parallel dazu gab es die Entwicklung, dass konservative Themen mehr und mehr Gegenstand von Kongressen wurden. Auch durch die entsprechenden Fachgesellschaften haben wir, bedingt durch die Aktivitäten der ANOA, viel Zuspruch für unsere Konzepte erfahren. Natürlich sind wir längst noch nicht am Ziel unserer Arbeit. Im Weißbuch sind ja viele Felder aufgeführt, die noch zu besetzen sind – von der besseren Vergütung der konservativen Komplexbehandlung, über die Stärkung der Versorgungsforschung, bis hin zur bereits erwähnten Übertragung der konservativen Behandlung in den stationären Bereich. Das alles ist jedoch ein Prozess. Zusammenfassend kann ich ganz zuversichtlich sagen: wir sind auf einem guten Weg und haben bereits viel erreicht.

Gerade in Zeiten, in denen sich die Krankenhauslandschaft im Umbruch befindet, entwickelt die ANOA Strategien und macht sich gegenüber Krankenkassen, Medizinischem Dienst und Politik für eine Aufwertung der multimodalen Behandlung stark. Sind positive Entwicklungen in Sicht?

Dr. Seidel: Leider ist es nicht einfacher geworden. Wir sind, wie von Ihnen gerade erwähnt, in allen Bereichen sehr aktiv: gehen auf Kostenträger zu, sind Ansprechpartner für den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK). Der allgemeine Trend jedoch geht – auch wenn die Notwendigkeit der multimodalen Komplexbehandlung inzwischen überall gesehen wird – mehr und mehr in die Richtung, dass Behandlungen ambulant durchgeführt werden sollen. Auch aus wirtschaftlichen Gründen. Dementsprechend wird bei jeder nicht-operativen Behandlung kritisch geschaut, ob sie wirklich in einer Klinik erfolgen muss. Unsere Patienten stehen dann vor einem wirklichen Dilemma: denn die ambulante Herangehensweise, die nachhaltig hilft, gibt es noch nicht und stellt häufig eine Fehlbehandlung dar. Die multimodale Komplextherapie im Krankenhaus ist daher nach wie vor unverzichtbar.

Dr. Psczolla: In der Tat ein Dilemma! Es gibt noch so vieles, was ich für nicht tolerierbar halte. Die Beurteilungskriterien in den MDK‘s der einzelnen Bundesländer beispielsweise sind vollkommen unterschiedlich. Damit legt man unserer Arbeit am Patienten immer wieder Knüppel zwischen die Beine. Meine Forderung für die Zukunft daher: bundesweit gleiche Beurteilungskriterien sowie mehr politische Unterstützung unserer multimodalen Komplextherapie! Den von Herrn Dr. Seidel beschriebenen gegenwärtigen Trend, nur noch ambulant zu behandeln, halte ich für eine Farce. Er geht völlig am Patienten und der Versorgungssituation vor Ort vorbei und stellt für uns eine Entwicklung dar, die wir politisch schärfstens bekämpfen! Denn in der Konsequenz gehen nicht wenige konservative Kliniken pleite, die dringend gebraucht werden und gute Arbeit leisten. Was mich aber wirklich und in der Tiefe schmerzt ist die Tatsache, dass wir im Gesundheitssektor in Deutschland derzeit die sukzessive Ausbreitung einer Misstrauenskultur erleben, die das Klima vergiftet. Wir sehen uns mit diffusen Abrechnungsstrukturen konfrontiert, von vornherein wird den Kliniken unterstellt, bei ihnen stünde das Geldverdienen im Fokus, ohne dafür die entsprechende Leistung zu erbringen. Aus jahrzehntelanger beruflicher Erfahrung weiß ich, wie falsch und zugleich kontraproduktiv das ist. Daher fordere ich einen Perspektivwechsel zu Gunsten des Patienten auch seitens der Politik: der Patient sollte in unserem Vergütungssystem an oberster Stelle stehen!

Was wünschen Sie der ANOA und dem neuen Präsidium für die Zukunft?

Dr. Psczolla: Ich wünsche mir vor allem die Fortsetzung unserer gemeinsamen guten Arbeit in den Teams!

Dr. Seidel: Mein Wunsch ist es, dass in absehbarer Zukunft eine stärkere Akzentsetzung im Bereich der Lehre und der Wissenschaft gelingt. So könnten ANOA-Inhalte zur Diagnostik sowie zur Therapie in unterschiedlichen Fachgebieten an den Universitäten gelehrt werden. Es ist einfach unverzichtbar, dass der Nachwuchs auf uns aufmerksam wird – denn nur dann sind wir für die Zukunft gut aufgestellt.

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Natascha Kompatzki.

Buchbesprechung: „Die Rotatorenmanschette“

Berlin – Das Werk „Die Rotatorenmanschette“ von Andreas Werner (Hrsg.) sei, so die Aussage des Herausgebers, ein prägnantes und praxisnahes Buch, welches den neuesten Stand der Diagnostik und Behandlung vermittle. Auf 295 Seiten wird die komplexe Thematik mit Hilfe von zahlreichen farbigen schematischen Abbildungen und auch Fotos dargestellt. Die Autoren postulieren, dass dieses Werk eine detaillierte Anleitung zu Diagnose, Klassifikation und Therapie darstelle.

Bei diesem Buch handelt es sich ein Werk, welches außerordentlich angenehm zu lesen ist, und dies mutmaßlich sowohl für den fortgeschrittenen Schulterchirurgen wie auch für den Anfänger. Mit seinen unzähligen Abbildungen und Tabellen ergänzt sich der lehrreiche Text zu einem wunderbaren Gesamtwerk rund um die Rotatorenmanschette. Etwas schade erscheint mir die Tatsache, dass die Sonografie ebenso wie die konservative Behandlung etwas zu kurz kommt, was dem Gesamtwert des Buches jedoch nur wenige Abzüge verleiht.

Resümierend möchte ich sagen, dass dies ein Buch ist, welches meines Erachtens als empfehlenswert für den Anfänger wie auch für den fortgeschrittenen Schulterchirurgen zu betrachten ist. Die Diagnosen und Prozeduren werden in klaren Bildern und dazugehörigen Textabschnitten erläutert. Darüber hinaus ist das Begutachtungskapitel lobend zu erwähnen – handelt sich hier doch um eine Region, welche den Gutachter hin und wieder vor eine Herausforderung stellen kann, wenn es um die Zusammenhangsfrage geht.

Dr. med. David Merschi, Helios Klinikum Bad Saarow

„Der diesjährige HOUT ist eine Zukunftswerkstatt für O und U“

Am 9. November 2019 findet in Frankfurt am Main der 9. Hessische Orthopäden- und Unfallchirurgentag (HOUT) statt. Warum die Veranstaltung auch über die hessische Landesgrenze besonders für jüngere BVOU-Mitglieder von Interesse ist, erklärt Landesvorsitzender Dr. Gerd Rauch im Gespräch.

Herr Dr. Rauch, warum sollte man auch aus anderen Bundesländern am 9. November zum HOUT nach Frankfurt am Main kommen?

Dr. Gerd Rauch:
Wir bemühen uns, in Hessen immer Themen zu finden, die allgemeine Bedeutung für unser Fach und darüber hinaus haben. Die Inhalte sollen möglichst für ein breites Spektrum – auch außerhalb der hessischen Landesgrenze – interessant sein. Wir würden uns als Landesvorstand deswegen freuen, wenn nicht nur Hessen, sondern auch viele Kolleginnen und Kollegen aus der Bundesrepublik kommen.

Welches Thema haben Sie für dieses Jahr geplant?

Dr. Rauch: Es ist so, dass viele Kolleginnen und Kollegen schon älter sind und in den nächsten fünf bis zehn Jahren viele Praxen ab- bzw. übergeben werden. Junge BVOU-Mitglieder stellen sich in der heutigen Zeit eine alternative Work-Live-Balance vor. Die Tendenz,  in Gemeinschaftspraxen als Angestellte zu arbeiten, macht sich bemerkbar. Wie können wir diesen Vorstellungen der jungen Generation, die mit anderen Arbeitszeitmodellen tätig sein möchte, gerecht werden? Um dieser Fragen nachzugehen, ist der kommende HOUT eine Art “Zukunftsworkshop”.

Was bedeutet das konkret? Welchen Fragen werden Sie hinsichtlich der Versorgungslandschaft nachgehen?

Dr. Rauch:
Wir möchten erörtern, wie man Praxen sinnvoll an eine jüngere Generation übergeben kann, oder anders ausgedrückt: Welche Strukturen können beibehalten werden, welche müssen neu geschaffen werden? Was ist mit der Einzelpraxis auf dem Land? Kann man diese noch verkaufen? Wenn ja wie? Oder werden diese zu Portalpraxen? Momentan geht der Trend ja dahin, dass Großpraxen zu Klinik-MVZ werden. Diesen und weiteren Fragen möchten wir auf den Grund gehen und aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.

Welche Referenten haben Sie eingeladen?

Dr. Rauch:
Wir haben wieder viele hochkarätige Gäste: Es wird ein Jurist zu Wort kommen, der Fusionen verschiedener Praxen begleitet hat. Außerdem spricht ein Vertreter des Ärzte- und Apothekerverbandes, um die Angelegenheit von der finanziellen Seite zu betrachten. Auch Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher und der KV-Vorsitzende Frank Dastych werden referieren. Aus der Sicht des Chefarztes referiert Herr Prof. Reinhard Hoffmann, Direktor der BG Klinik Frankfurt zu dem Thema.
 
Frau Gina Grimaldi vom Jungen Forum wird ebenso einen Vortrag halten und erörtern, auf welche Modelle und Strukturen es besonders für junge, weibliche O und U-ler ankommt. Wir bemerken, dass die Medizin insgesamt weiblicher wird. Gerade für Eltern sind Teilzeit-Arbeitsmodelle interessant. Und deswegen ist es besonders wichtig zu hören, was Frau Grimaldi als Vertreterin des Jungen Forums dazu sagt, damit wir wissen, was die junge Generation denkt und von uns erwartet.

Wie und wo kann man sich für die Veranstaltung anmelden?

Dr. Rauch:
Anmelden kann man sich auf den Seiten unseres Berufsverbandes über die Akademie Deutscher Orthopäden (ADO). Dort findet man auch eine genaue Übersicht der geplanten Vorträge. Über zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit spannenden Diskussionen freue ich mich.

Herr Dr. Rauch, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janosch Kuno Presse- und Öffentlichkeitsarbeit BVOU

Ambulante Versorgung sichern: konservative Therapie stärken

Speyer – Nur eine klare Richtungsänderung kann eine Verschlechterung der ambulanten Versorgung abwenden. Denn seit Jahren hakt es bei der Weiterbildung, der Vergütung und der Wertschätzung für die konservative Orthopädie und Unfallchirurgie.

Gäbe es eine Liste mit bedrohten Therapiearten, wären dort die Verfahren der konservativen Orthopädie und Unfallchirurgie gelistet. Dabei sind eine gründliche körperliche Untersuchung, die konservative Behandlung eines Knochenbruchs, Orthopädietechnik und Manuelle Medizin nach wie vor zentrale Behandlungsinstrumente unseres Faches und keineswegs überholt oder gar ausgestorben, um im Bild zu bleiben.

Orthopäden und Unfallchirurgen sind nicht nur Techniker. Unser Fach lebt vom ärztlichen Gespräch und der manuellen Therapie. Allerdings hakt es seit Jahren bei der Weiterbildung, der Vergütung und der Wertschätzung konservativer Inhalte. Die Veröffentlichung des „Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie“ hat das Problem vor zwei Jahren formuliert und ein Umdenken gefordert (1). Allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Deshalb muss das Thema dringend wieder auf die Agenda. Wir brauchen eine Stärkung der konservativen Orthopädie und Unfallchirurgie. Ein „Weiter so“ wird sonst schon sehr bald zu einer schlechteren ambulanten Versorgung führen.

Warum sind die konservativen Inhalte so wichtig? Hierzulande werden jedes Jahr rund 37 Millionen Menschen wegen muskuloskelettaler Beschwerden ambulant behandelt (2), 1,8 Millionen Patienten werden wegen dieser Beschwerden stationär versorgt (3). 650.000 Patienten machen wegen muskuloskelettaler Beschwerden eine Reha. Operiert werden also nur fünf Prozent.

35,2 Millionen Patienten mit muskuloskelettalen Beschwerden werden konservativ behandelt. Mit einer Schmerztherapie, mit Injektionsverfahren, mit Manueller Medizin, Chirotherapie, Osteopathie, mit Gips- oder Verbandtechniken, mit Akupunktur, Extrakorporaler Stoßwellentherapie, technischer Orthopädie, Psychosomatik oder Naturheilkunde und mit den von Physiotherapeuten erbrachten Physiotherapien.

Warum sind die konservativen Verfahren bedroht? Weil sie nicht angemessen vergütet werden und weil die Weiterbildung von Kliniken erbracht wird, die de facto kaum noch konservativ behandeln, da ihnen die Verfahren im Rahmen der Fallpauschalen nicht vergütet werden.

Viele konservative Therapien können auch nur im ambulanten Bereich vermittelt und eingeübt werden, weil die Patienten mit den entsprechenden Krankheitsbildern gar nicht oder nur selten stationär aufgenommen werden. Zum Beispiel Patienten mit Weichteilproblemen an Schultern und Armen. Je weniger Kollegen aber das volle Spektrum an konservativer Orthopädie und Unfallchirurgie beherrschen, desto weniger Kollegen stehen auch für die Weiterbildung zur Verfügung. Mangel zieht weiteren Mangel nach sich. Ein Teufelskreis.

Hinzu kommt, dass sich Fachärzte nur von entsprechend qualifizierten Fachärzten vertreten lassen können. Das heißt im Klartext, dass derjenige, der weitergebildet wird, nie ohne denjenigen, der ihn weiterbildet, behandeln darf. Die beiden Fachärzte müssen also immer zusammen behandeln. Für niedergelassene Fachärzte ist das eine große Belastung, zumal die Weiterbildung nicht angemessen vergütet wird. Deshalb beteiligen sich auch so wenig orthopädische und unfallchirurgische Praxen an der Weiterbildung.

Am Ende gilt deshalb: Wer in der Klinik nur operieren gelernt hat, weil den Kliniken im Wesentlichen nur Operationen vergütet werden, kann und wird auch nur operieren.

Die Marginalisierung der konservativen Orthopädie lässt sich auch an handfesten Zahlen festmachen. Erhoben wurden sie vom BVOU unter dessen Präsidenten Johannes Flechtenmacher und der AOK Baden-Württemberg. Es sind Zahlen zur Versorgungsrealität bei Hüftgelenk-Arthrose (4). In Deutschland werden jedes Jahr knapp 300 künstliche Hüftgelenke pro 100.000 Einwohner implantiert (5). Nach den von Flechtenmacher und seinen Kollegen erhobenen Zahlen wird jeder achte Patient mit einer Hüftgelenk-Arthrose bereits im ersten Jahr nach der Diagnose operiert.

Dabei fordern die Leitlinien für den Kniegelenkersatz – es gibt keine eigene Leitlinie für die Indikation zum Hüftgelenkersatz –, dass eine konservative Therapie erst gescheitert sein muss, bevor die Entscheidung zur Operation gefällt werden kann (6). Zwar wird dort nur maximal ein halbes Jahr konservative Therapie gefordert, aber viele gelenkerhaltenden Maßnahmen brauchen Zeit. Nicht immer kann bereits nach einem halben Jahr schon vom Scheitern einer konservativen Therapie gesprochen werden.

Bei Patienten mit einer Hüftgelenk-Arthrose, die erst einige Jahre nach der Diagnose operiert wurden, zeigte sich zudem, dass es in den ein bis zwei Jahren vor der Operation überhaupt keine fachärztliche Versorgung mehr gegeben hat. Den Patienten wurden in dieser Zeit auch kaum noch Heilmittel verordnet. Ob das mit den geringen Budgets für Heilmittel zu tun hat oder damit, dass viele Kollegen den Eindruck haben, dass man mit einer konservativen Therapie zu diesem Zeitpunkt nichts mehr erreichen kann, können die Zahlen nicht beantworten. Allerdings sollten die Gründe ermittelt und hinterfragt werden.

Auch im ambulanten Bereich werden die konservativen Verfahren nicht angemessen honoriert. Die ambulante Behandlung wird pro Quartal – nicht pro Besuch in der Praxis – mit rund 50 bis 55€ vergütet, je nach Kassenärztlicher Vereinigung. Pro Quartal können niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen noch im Durchschnitt Medikamente für circa 15€ pro Patient verordnen und Physiotherapie für etwa 30€ pro Patient. Eine anspruchsvolle gelenkerhaltende Therapie, lässt sich mit diesen Honoraren nicht realisieren.

Muskuloskelettale Beschwerden haben viel mit Übergewicht, Bewegungsmangel und Fehlhaltungen zu tun. Daher sollte viel Zeit in das ärztliche Gespräch fließen, in dem die Patienten über Gewichtsreduktion, Ernährung und Bewegung informiert werden.

Eine Stärkung der konservativen Orthopädie wird nicht ohne Ruck und Richtungsänderung gehen:

  1. Wir brauchen Ausbildungskliniken mit konservativen Schwerpunkten und Weiterbildungsverbünde zwischen Kliniken und Praxen, die angemessen finanziert werden.
  2. Wir brauchen eine größere Wertschätzung für die konservativen Inhalte, auch in unserem eigenen Fach. Wer konservativ behandelt, ist kein Orthopäde oder Unfallchirurg zweiter Klasse.
  3. Wir brauchen eine bessere Vergütung der erbrachten Leistungen. Zum Preis eines gehobenen Haarschnitts lässt sich keine zielführende gelenkerhaltende Therapie durchführen.
  4. Die konservativen Verfahren müssen nach den Regeln der evidenzbasierten Medizin weiterentwickelt werden. Dazu wäre ein Lehrstuhl für konservative Orthopädie und Unfallchirurgie hilfreich.
  5. Wir brauchen auch eine bessere Zusammenarbeit mit den angrenzenden Berufen wie Physiotherapeuten, Osteopathen und Sportwissenschaftlern. Die Diagnose und Therapiehoheit müssen allerdings immer beim Arzt bleiben.

Was passieren muss, damit auch zukünftig eine gute ambulante Versorgung gewährleistet werden kann, wurde 2017 im Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie (1) formuliert:

10 Forderungen zur Zukunft der konservativen Orthopädie und Unfallchirurgie

  1. Die konservative Orthopädie und Unfallchirurgie (O und U) muss in allen Bereichen gestärkt werden.
  2. Es muss sichergestellt werden, dass die konservativen Behandlungsinhalte allen Patienten zur Verfügung stehen, die davon profitieren – auch in operativ ausgerichteten Kliniken.
  3. O und U müssen adäquate Therapiealternativen anbieten, die sich nicht an wirtschaftlichen Gesichtspunkten der Versorgung orientieren. Vor einer Operation sollten die konservativen Behandlungsmöglichkeiten leitliniengerecht ausgeschöpft worden sein. Die dazu notwendige Finanzierung ist sicherzustellen. Das Zweitmeinungsverfahren muss sozialrechtlich und qualitätsgesichert verankert werden.
  4. Die Vernetzung zwischen den Sektoren sollte im Sinne der Patientensicherheit und der Qualitätssicherung vorangetrieben werden.
  5. Die Weiterbildung in den konservativen Verfahren der O und U muss in der Muster-Weiterbildungsordnung adäquat abgebildet sein. Für die Zusatzweiterbildung Orthopädische Rheumatologie muss stärker geworben werden. Kenntnisse in psychosomatischer Grundversorgung und psychosoziale Kompetenzen gehören untrennbar zum Fach. Alle Weiterzubildenden müssen die Inhalte des gesamten Fachs im ambulanten Bereich und in den Kliniken der Akutversorgung und der Rehabilitation erlernen können. Die Weiterbildung muss ausreichend finanziert werden.
  6. Grundlagen- wie Versorgungsforschung in der konservativen O und U müssen gestärkt werden. Die Universitäten müssen dafür größere Anstrengungen unternehmen und beispielsweise Lehrstühle für konservative O und U einrichten.
  7. Für die Prävention von Krankheiten in O und U spielen konservative Inhalte eine große Rolle. Zukunftsweisende Präventionskonzepte müssen weiter erforscht und gefördert werden. Diese Arbeit darf das Fach O und U nicht anderen Fachgebieten überlassen, sondern muss sich daran beteiligen.
  8. Die interdisziplinäre Kooperation mit nichtärztlichen Gesundheitsberufen ist in den einzelnen Sektoren und beim Einsatz multimodaler Behandlungskonzepte unverzichtbar. Genauso unverzichtbar ist allerdings auch der Primat ärztlicher Indikationsstellung, Diagnostik und Behandlungsführung. Die Gesamtverantwortung liegt beim Arzt.
  9. Die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe wird unterstützt. Sie sollte allerdings nicht zu einem sogenannten Direktzugang führen, also der Möglichkeit, ohne Überweisung eines Orthopäden oder Unfallchirurgen einen Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten aufzusuchen. Bei anstehenden Modellversuchen wie der Blankoverordnung, bei der Auswahl, Dauer und Abfolge einer Therapie eigenverantwortlich von Physiotherapeuten festgelegt werden, müssen sich Schnittstellen und Budgetverantwortlichkeiten an der Patientensicherheit und der notwendigen Qualität orientieren. Die ärztliche Gesamtverantwortung muss erhalten bleiben.
  10. Ärztliche Osteopathie und osteopathische Verfahren gehören als Erweiterungen der Manuellen Medizin zur konservativen O und U. In diesem Bereich hat sich zudem die Delegation an entsprechend qualifizierte Physiotherapeuten bewährt. Diese Delegation sollte weiterentwickelt werden.

Dr. Thomas Möller, DKOU-Kongresspräsident 2019

Literatur:

(1) Psczolla et al. Weissbuch konservative Orthopädie und Unfallchirurgie. 2017. De Gruyter ISBN 978-3-11-053433-7
(2) https://www.kbv.de/html/2016_24723.php
(3) Statistisches Bundesamt. Diagnosedaten der Patientinnen und Patienten im Krankenhaus.
(4) Endres H. el al. Koxarthrose – Epidemiologie und Versorgungsrealität – Versorgungsdatenanalyse von 2,4 Millionen Versicherten der AOK Baden-Württemberg ab 40 Jahren. Z Orthop Unfall 2018; 156:672-684.
(5) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/182669/umfrage/hueftgelenksoperationen-in-ausgewaehlten-oecd-laendern/
(6) https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-052p_S2k_Knieendoprothese_2018-04.pdf

Was ist ein Fall für die Notaufnahme und was nicht?

Berlin – Sind Verletzungen des Handgelenks und der Hand ein medizinischer Notfall, der – egal, wie die Verletzung aussieht – bei Tag und bei Nacht in der Notfallambulanz einer Klinik behandelt werden muss, oder können viele Verletzungen auch während der regulären Sprechzeiten von einem niedergelassenen Orthopäden und Unfallchirurgen versorgt werden? Vor allem, nachdem das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) die niedergelassenen Orthopäden und Unfallchirurgen dazu verpflichtet, fünf Stunden pro Woche als offene Sprechstunde, ohne Terminvereinbarung, anzubieten.

Diese Frage zielt auf das zentrale Dilemma der derzeitigen Notfallversorgung ab. Die Notaufnahmen der Kliniken sind eigentlich für Patienten da, deren Leben in Gefahr ist oder denen bleibende Schäden drohen, wenn sie nicht sofort behandelt werden, weniger für Patienten, denen auch anderswo geholfen werden kann. Knapp 55 Prozent der Patienten, die die Notaufnahme einer Klinik aufsuchen, halten ihre Beschwerden für wenig dringend. Das hat vor zwei Jahren eine Studie von Martin Scherer und seinen Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gezeigt (1). Einer meiner Kollegen – selbst Orthopäde und Unfallchirurg – musste vor wenigen Wochen sieben Stunden in der Notfallambulanz einer nordrhein-westfälischen Klinik warten, bevor er wegen mehrerer komplizierten Knochenbrüche im Gesicht behandelt wurde, die er sich bei einem Fahrradunfall zugezogen hatte. Es gibt viele Patienten, denen es ähnlich ergeht. Die dringenden Fälle müssen warten, weil auch Patienten mit Bagatellbeschwerden behandelt werden müssen.

Am häufigsten kommen Patienten wegen Beschwerden am Bewegungsapparat in die Notaufnahme einer Klinik. Das hat die Studie von Martin Scherer gezeigt (1) und das zeigen auch unveröffentlichte Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg. Nach den Zahlen der KV Baden-Württemberg fallen sieben der zehn häufigsten Diagnosen in den Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie. Angeführt wird die Liste von den bereits genannten Verletzungen am Handgelenk und der Hand. Auf dem zweiten Platz folgen Verletzungen am Knöchel und am Fuß, auf dem dritten Platz Verletzungen am Kopf. Auf Platz vier stehen Symptome im Verdauungstrakt und im Abdomen, also im Bauchraum.

Es besteht kein Zweifel daran, dass wir eine gut funktionierende Notfallversorgung brauchen, die diejenigen zuerst behandelt, denen am schnellsten geholfen werden muss. Notfallversorgung ist Daseinsfürsorge. Unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte völlig recht, als er im Juli bei der Vorstellung seines Gesetzentwurfs zur Neuordnung der Notfallversorgung sagte: „Die Güte eines Gesundheitssystems zeigt sich vor allem im Notfall, wenn Menschen schnelle medizinische Hilfe benötigen“ (2).

Sein Gesetzentwurf sieht vor, dass der Notruf 112 und die zentrale Notrufnummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes von einer Notfallleitstelle entgegengenommen werden. Dort soll dann auf der Grundlage einer qualifizierten Ersteinschätzung eine von drei möglichen Zuordnungen vorgenommen werden. Entweder wird direkt der Rettungsdienst eingeschaltet oder die Patienten werden an ein neu einzurichtendes integriertes Notfallzentrum einer Klinik überwiesen oder die Patienten sollen während der regulären Sprechzeiten eine Arztpraxis aufsuchen (2).

Wie sieht die Position des BVOU zur Neuregelung der Notfallversorgung aus?

  1. Wir plädieren dafür, den hausärztlichen Notdienst in der bisherigen Form zu erhalten. Die von den Kassenärztlichen Vereinigungen betriebenen Notfall- oder Portalpraxen können akute allgemeinmedizinische Erkrankungen gut behandeln. Um die Qualität weiter zu verbessern, sollten dort vor allem Fachärzte für Allgemeinmedizin tätig sein.
  2. Der rund um die Uhr präsente fachärztliche Notdienst ist Sache der Kliniken und sollte den tatsächlichen Notfällen vorbehalten sein.
  3. Unfälle und muskuloskelettale Verletzungen und Beschwerden, die keine Klinikbehandlung erfordern, sollten von niedergelassenen Orthopäden und Unfallchirurgen in den Praxen versorgt werden. Die Weiterleitung könnte über eine entsprechende App erfolgen.
  4. Die Notfallversorgung durch niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen muss adäquat honoriert werden. 
  5. Patienten, die sich nicht an die von der Notfallleitstelle ausgesprochene Zuordnung halten und direkt die Notfallambulanz einer Klinik aufsuchen, sollten mit 50 Euro an den Behandlungskosten beteiligt werden. Ausnahmen sind Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere wirkliche Notfälle. 

Autor: Dr. med. Johannes Flechtenmacher ist Präsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Osteologie, Chirotherapie, Physikalische Therapie, Rehabilitationswesen, Ortho-Zentrum Karlsruhe

Literatur:



Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie würdigt Tagesspiegel-Beitrag

Gemeinsame Pressemitteilung von Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU)

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) zeichneten den herausragenden Tagesspiegel-Beitrag „Ein zufriedenes Leben“ von Ingo Bach mit dem Deutschen Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie (JOU) 2019 aus. Der Autor entwickelt darin das beeindruckende Portrait eines Menschen, der nach einem Badeunfall vom Hals abwärts gelähmt ist, aber dennoch seinen Lebensmut behält und Kraft aus kleinen körperlichen Erfolgen schöpft. Die JOU-Verleihung fand auf der Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) am 22. Oktober 2019 in Berlin statt.

Um zufrieden zu sein, muss man nicht unbedingt laufen können
Ingo Bach erhielt für seinen Beitrag „Ein zufriedenes Leben“ den JOU 2019 und ein Preisgeld von 5.000 Euro. Der Text erschien am 10. Oktober 2018 im Tagesspiegel. Bach gelingt mit dem Portrait eines querschnittsgelähmten Mannes ein überzeugender journalistischer Beitrag. Der Text nimmt den Leser emotional mit und schafft Nähe zu diesem Menschen, der in seiner schwierigen Lebenssituation seine optimistische Grundeinstellung behält. Gleichzeitig wird deutlich, dass es Orthopäden und Unfallchirurgen heute durch „Neuverkabelung“ von Muskeln und Sehnen gelingt, bestimmte verloren gegangene Bewegungsabläufe ansatzweise wiederzugeben. Dabei geht es nicht um Heilung, sondern um kleine Fortschritte, die viel Zeit, Geduld und Kraftanstrengung erfordern, gleichzeitig aber neue Lebensqualität bringen. Der faktenreiche Artikel beschreibt zudem anschaulich die langfristige Versorgung von querschnittsgelähmte Patienten in einem Krankenhaus.

Seit 2010 würdigt der JOU jährlich herausragende Medienbeiträge zu orthopädisch-unfallchirurgischen Themen aus den Bereichen Print, Hörfunk, Fernsehen und Online. Der neunköpfigen Jury 2019 lagen insgesamt 33 Bewerbungen vor.

Anerkennung für außergewöhnlichen investigativen Journalismus
Eine Anerkennung sprach die Jury dem Beitrag „Implant Files – Das kranke System“ von einem Journalistenteam um Katrin Langhans von der Süddeutschen Zeitung zu. Die aufwändige internationale Recherche zu schadhaften Medizinprodukten legte Missstände offen. Das Thema berührte auch Orthopädie und Unfallchirurgie, da die Sicherheit von Implantaten für die endoprothetische Versorgung von höchster Bedeutung ist.

Der JOU-Jury 2019 gehörten an:

  • Juryvorsitzender: Univ.- Prof. Dr. med. Karsten Dreinhöfer, Vizepräsident Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) sowie Chefarzt Orthopädie, Medical Park Berlin Humboldtmühle und Professor für muskuloskelettale Rehabilitation, Prävention und Versorgungsforschung, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Dr. phil. Thomas Gerst, Redaktion Deutsches Ärzteblatt
  • Janosch Kuno, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit BVOU
  • Elmar Krämer, JOU-Preisträger 2018
  • Swetlana Meier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DGOU
  • PD Dr. Oliver Miltner, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Stellvertretende Juryvorsitzende: Prof. h.c. Dr. med. Almut Tempka, Oberärztin, Ständige D-Arztvertreterin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC), Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Manfred Teubner, TV-Journalist und Filmemacher
  • Anna Wittchen, Geschäftsstelle des Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege

Der Bewerbungsschluss für den Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie endete am 31. Juli 2019. Eingereicht werden konnten Beiträge, die zwischen dem 01. August 2018 und dem 31. Juli 2019 in einem deutschsprachigen Medium erschienen sind. Die Jury bewertet alle Beiträge in einem aufwendigen Sichtungsverfahren.

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda und Swetlana Meier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -16
Telefax: +49 (0)30 340 60 36 01
E-Mail: presse@dgou.de

Janosch Kuno
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU e.V.)
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 797 444 55
Fax +49 (0)30 797 444 45
E-Mail: presse@bvou.net

ADO-Kursangebote auf dem DKOU 2019

Berlin – Zum diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie gibt es wieder zahlreiche Fort- und Weiterbildungsangebote unserer Akademie und Partner mit BVOU-Mitglieds-Preisvorteil.

Hier finden Sie einen Überblick:

K-Logic-Taping-Crashkurs22.10.201908:15 – 12:45 Uhr
Manuelle Medizin Refresher23.10.201909:00 – 12:00 Uhr
Spezialkurs Digitale Volumentomografie DVT TEIL 1 23.10.2019 15:00 – 16:30 Uhr
Spezialkurs Digitale Volumentomografie DVT TEIL 2 23.10.2019 17:00 – 18:30 Uhr
DIGEST-Fachkundekurs Modul 324.10.201908:00 – 18:00 Uhr
Rheuma Refresherkurs DKOU 24.10.201909:30 – 12:30 Uhr
Refresher: Sonografie Säuglingshüfte24.10.201914:30 – 17:30 Uhr
DIGEST-Fachkundekurs Modul 425.10.201908:00 – 18:00 Uhr
Update Fachkunde Strahlenschutz25.10.201909:00 – 17:00 Uhr
Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs II25.10.201909:00 – 16:15 Uhr
Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs III
26.10.201909:00 – 16:15 Uhr

Hinweis:
Für den Zugang zum Kongressgelände ist eine gültige Einlass- oder Kongresskarte nötig, die Registrierung erfolgt im Vorfeld über  https://dkou.org/registrierung/oder im Kongressbüro vor Ort. Frühbucherrabatt gilt bist 15.08.2019.

DKOU 2019: Hohe Auszeichnungen durch den BVOU

Berlin – Zahlreiche Ehrungen und Preise werden auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) gekürt. Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) hat am Montag, den 21. Oktober 2019, die Hubert-Waldmann- und die Jürgen-Eltze-Plakette verliehen. Zusätzlich fand die Ernennung von zwei Ehrenmitgliedern während des Präsidentenempfangs am Vorabend des DKOU 2019 statt. In der Französischen Friedrichstadtkirche am Berliner Gendarmenmarkt versammelten sich 260 Gäste, um der besonderen Ehrung zu folgen. Dr. Johannes Flechtenmacher, Präsident des Berufsverbandes, hielt die Laudatio für die BVOU-Verleihungen.

Dr. Christopher Hermann und Dr. Uwe Schwokowski erhalten Hubert-Waldmann-Plakette

Die Hubert-Waldmann-Plakette ist die höchste Auszeichnung des BVOU und wird für außerordentliche Verdienste um das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie verliehen. Benannt ist sie nach dem langjährigen Vorsitzenden Dr. Hubert Waldmann. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an Dr. Christopher Hermann und Dr. Uwe Schwokowski.

Nach Stationen im Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages, im Sozialministerium Nordrhein-Westfalen sowie im Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen, kam Dr. Christopher Hermann 2000 als Vorstandsmitglied zur AOK Baden-Württemberg. 2003 wurde er stellvertretender Vorstandsvorsitzender und seit 2011 führt er die AOK Baden-Württemberg als Vorstandsvorsitzender.

„Ich sehe diese Ehrung als Bestätigung der vertrauensvollen Zusammenarbeit im Facharztvertrag Orthopädie unserer Alternativen Regelversorgung in Baden-Württemberg an. Gemeinsam setzen wir diesen Vertrag seit 2014 im Land mit großem Erfolg um und stellen dabei den gesundheitlichen Blick auf die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt. Damit haben wir gemeinsam ein neues Kapitel zwischen Orthopäden und AOK Baden-Württemberg für die Menschen im Land aufgeschlagen,“ kommentierte Dr. Hermann seine Auszeichnung.

Dr. Uwe Schwokowski leitet seit langem das BVOU-Referat Orthopädische Rheumatologie. Er  hat vor vielen Jahren die Fortbildungskurse zum Rheumatologisch-Fortgebildeteten Orthopäden (RhefO) und ORFA ins Leben gerufen. Bis heute werden die Kursreihen mit vielen regelmäßigen Kursen fortgeführt. Dr. Schwokowski ist als BVOU-Bevollmächtigter an der Novellierung der Zusatzweiterbildung Orthopädische Rheumatologie beteiligt was für die Zukunft der konservativen Orthopädie bedeutsam sein wird. „Ich freue mich, dass der BVOU-Vorstand meine langjährige leidenschaftliche Aktivität im Interesse der Orthopädischen Rheumatologie entsprechend würdigt. Dies macht mich auch ein wenig stolz und motiviert mich auch in Zukunft unterstützend tätig zu bleiben.“

Dr. Manfred Neubert und Helmut Mälzer sind BVOU-Ehrenmitglieder

Der BVOU hat zwei Ehrenmitglieder ernannt: Dr. Manfred Neubert war von 1993 -2016 niedergelassen in einer Gemeinschaftspraxis in Bremen mit Beleg./Konsiliararzttätigkeit an der Paracelsusklinik Bremen. Herr Dr. Neubert war 20 Jahre im Vorstand des BVOU in Bremen, davon 14 Jahre als Landesvorsitzender. 2016 war er DKOU-Präsident für den BVOU. „Ich freue mich sehr darüber und betrachtete dies  als Anerkennung meiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit für den Berufsverband,“ so Dr. Neubert.

Helmut Mälzer war langjähriger BVOU-Präsident. Er ist in einer Praxis in Berlin-Lichterfelde niedergelassen. “Die Herausforderungen in der Geschäftsstelle waren bei der Amtsübernahme (2009) sehr groß. So bedeutet die Ehrung für mich die Anerkennung der Leistung des Teams der Geschäftsstelle Ein Highlight für mich und für den BVOU war während meiner Amtszeit (2009-2013) die Förderung und der Abschluß der Sonderverträge unserer Kollegen in BaWü mit Medi und der AOK BaWü. Eine besondere Ehre für mich und ein Meilenstein in der Beziehung zwischen der DGU und dem BVOU war die erstmalige Einladung des Präsidenten der DGU an einen Präsidenten des BVOU zur Teilnahme an der Präsidiumssitzung der DGU. Nach langjährigem Landesvorsitz in Berlin war der Bundesvorsitz und die Co- Präsidentschaft des DKOU 2010 für mich eine besondere Freude. Die “Youngsters” des BVOU  wurden eine Erfolgsstory, die in dem Jungen Forum der DGOU seine Fortsetzung findet.”

Jürgen-Eltze-Plakette für Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf

Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf ist Lehrkoordinator der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg, Dozent der Akademie für ärztliche Weiterbildung der Medizinischen Fakultäten Heidelberg und Mannheim sowie Ärztlicher Sachverständigenbeirat “Versorgungsmedizin” beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Prof. Schiltenwolf koordiniert die Forschung zu Themen der konservativen Orthopädie. In den letzten Jahren hat er sich insbesondere mit dem Thema Bindung und Schmerz beschäftigt.

Die Würdigung durch den BVOU ehrt mich sehr. Wenn ich geehrte werde, gehe ich davon aus, dass auch meine ärztliche Haltung geehrt wird: Konservative Orthopädie ist nicht Operieren ohne Messer, sondern vorrangig Bindungsarbeit mit dem an Muskeln und Gelenken Erkrankten.

Goldene und Silberne Ehrennadeln für ehemalige Landes- und Bezirksvorsitzende

Während der BVOU-Mitgliederversammlung wurden folgende Mitglieder mit den Ehrennadeln ausgezeichnet:

Goldene Ehrennadel 2019

Helmut Mälzer
(Landesvorsitzender Berlin von 1997 bis 2012)
BVOU Mitglied seit 1992

Dr. med. Ulf Schneider
(Landesvorsitzender Mecklenburg-Vorpommern bis 2018)
BVOU Mitglied seit 1994

Dr. med. Albrecht Straub
(Stellv. Landesvorsitzender Thüringen bis 2019)
BVOU Mitglied seit 1985

Dr. med. Peter René Bock-Lamberlin
(Landesvorsitzender Hamburg bis 2017)
BVOU Mitglied seit 2001

Silberne Ehrennadel 2019

Dr. med. Carlo Bussi
(ehemals stellv. Bezirksvorsitzender Heilbronn-Franken)
BVOU Mitglied seit 1997

Dr. med. Adalbert Missalla
(ehemals Bezirksvorsitzender Frankfurt)
BVOU Mitglied seit 1990

Dr. med. Christian Geßner
(ehemals Bezirksvorsitzender Erfurt)
BVOU Mitglied seit 2008