Archiv für den Monat: September 2016

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Mitglieder zur psychosomatischen Grundversorgung befragt

Berlin – Die „Nationale VersorgungsLeitlinie nicht-spezifischer Kreuzschmerz”, deren zweite Auflage sich bis 29. September in der Kommentierung befindet, nennt als eine Zielsetzung auch folgende: „Die Optimierung der Erfassung psychosozialer und arbeitsplatzbezogener Risikofaktoren für eine Chronifizierung der Kreuzschmerzen bereits in der Initialphase der Erkrankung und eine stärkere Berücksichtigung des psychosozialen Managements.“ An dieser und anderen Passagen des Leitlinien-Entwurfs wird deutlich, dass behandelnde Ärztinnen und Ärzte häufig psychosoziale und psychosomatische Aspekte mitbedenken müssen.

Bereits im Februar 2016 wurden 4.352 Mitglieder des BVOU online nach ihrer Meinung zur Bedeutung der psychosomatischen Grundversorgung in ihrem Berufsalltag befragt. 397 Mitglieder nahmen teil (336 Männer, 61 Frauen). Der Großteil, nämlich 79%, war zwischen 40 und 60 Jahren alt. Die Rücklaufquote lag bei etwas über 9 %.

Rahmendaten und Responserate

90% der Teilnehmer arbeiten in einer Praxis oder in einem Medizinschen Versorgungszentrum (MVZ), jeweils 7% in einer Reha- oder konservativ ausgerichteten, 7% in einer operativ ausgerichteten Klinik, 1% für eine Behörde oder ein Amt (Mehrfachnennungen waren möglich). Das Gesamtkollektiv der Befragten bestand zu 75% aus in der Praxis tätigen und zu 24% aus in der Klinik tätigen Orthopäden und Unfallchirurgen.  70% sind vorwiegend konservativ tätig, 79% vorwiegend orthopädisch.

76% der Antwortenden haben bereits die Fortbildung in der psychosomatischen Grundversorgung durchlaufen, 19% haben dies noch vor. 76% der Umfrageteilnehmer sehen sich häufig mit psychosomatischen Fragestellungen konfrontiert.

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Einschätzung der eigenen Kompetenz in Psychosomatik

66% der Umfrageteilnehmer fühlen sich für diese Aufgaben kompetent (26% sind unentschieden, 8% fühlen sich nicht kompetent). 76% der Kolleginnen und Kollegen, die bereits eine psychosomatische Grundausbildung durchlaufen haben, fühlen sich kompetent für die Behandlung psychosomatischer Leiden.

48% der Umfrageteilnehmer möchten ihre Kompetenz steigern (29% sind unentschieden, 23% brauchen nicht mehr Kompetenz). 63% sind an psychosomatischen Fortbildungen auf orthopädisch-unfallchirurgischen Kongressen interessiert (17% sind unentschieden, 19% sind daran nicht interessiert). Dies gilt auch für die Kolleginnen und Kollegen, die bereits eine psychosomatische Ausbildung durchlaufen haben.

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Meine Kompetenz in der Psychosomatik

43 % der Antwortenden sind oder waren Mitglied einer Balint-Gruppe (externe Supervisionsgruppe für schwierige Arzt-Patient-Beziehungen). Von den Kollegen mit psychosomatischer Grundausbildung sind über die Hälfte (52%) aktiv in einer Balintgruppe organisiert.

Interpretation der Ergebnisse

Insbesondere konservativ tätige Ärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie in Praxis und Klinik nahmen an dieser Online-Befragung über das BVOU-Portal teil. Die meisten der teilnehmenden Kollegen sehen sichmit psychosomatischen Fragestellungen konfrontiert und fühlen sich dabei kompetent ausgebildet. Über die Hälfte der Teilnehmer wünscht sich Fortbildungsveranstaltungen zu psychosomatischen Fragestellungen. Die Veranstalter der großen orthopädisch-unfallchirurgischen Kongresse und Seminare sollten diesem Bedürfnis nachkommen.

Hier gelangen Sie zur Anmeldung für das Seminar Psychosomatische Grundversorgung auf dem DKOU 2016.

Dr. Marcus Schiltenwolf (Heidelberg), Ulrich Peschel (Hamburg)
AG Psychosomatik der DGOU

 

medi verkauft Prothetik-Sparte an Össur

Bayreuth – Der deutsche Hilfsmittelhersteller medi hat am 1. September 2016 die medi prosthetics GmbH an Össur verkauft. Das Unternehmen will sich künftig wieder verstärkt auf sein Kerngeschäft konzentrieren und zudem neue Geschäftsfelder erschließen. Die Übernahme durch Össur sichere die Zukunft der Geschäfte von medi prosthetics und erhalte den Unternehmensstandort im Raum Bayreuth, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Die Entwicklung beinprothetischer Versorgungen ist ein hoch technologisches Unternehmensfeld. Über Jahre hinweg erarbeitete die Prothetik-Sparte bei medi, seit Januar 2016 unter dem Namen medi prosthetics GmbH, weltweit prothetische Qualitätsprodukte – darunter beispielsweise Produkte zur Phantomschmerztherapie und Kniegelenke.

„medi ist stolz darauf, dass Össur auf die Expertise im Prothetik-Team baut. Össur wird den Standort im Raum Bayreuth erhalten, sodass regional verwurzelte Mitarbeiter, die zum Teil schon Jahrzehnte für medi tätig waren, weiterhin ihre berufliche Zukunft hier planen können“, sagt Hans Wittmann, Geschäftsleiter Medical bei medi.

„Wir freuen uns, die Mitarbeiter von medi prosthetics im Össur Team zu begrüßen. Der Erwerb ermöglicht es, unser prothetisches Angebot auszubauen und unsere weltweite Marktposition weiter zu stärken“, sagt Jon Sigurdsson, Präsident und Geschäftsführer bei Össur.

Mit dem Verkauf der Prothetik-Sparte will medi verstärkt zu seinem Kerngeschäft zurückkehren. „Wir werden uns auf die Forschung, Entwicklung, Produktion und weltweite Vermarktung in unseren Kernbereichen noch stärker konzentrieren und diese weiter ausbauen“, so Wittmann. Zu diesen Bereichen zählen die Portfolios Phlebologie und Lymphologie, Hospital, Orthopädie sowie Footcare. Darüber hinaus investiere das Unternehmen in hohem Maße in neue Geschäftsfelder und wachstumsstarke Märkte. Im April 2015 kam beispielsweise der Unternehmensbereich Wound Care hinzu.

Medi beschäftigt weltweit rund 2.400 Mitarbeiter und ist mit seinen Produkten und Versorgungskonzepten einer der führenden Hersteller medizinischer Hilfsmittel. Die Leistungspalette umfasst medizinische Kompressionsstrümpfe, adaptive Kompressionsversorgungen, Bandagen, Orthesen, Thromboseprophylaxestrümpfe, Kompressionsbekleidung sowie Schuh-Einlagen.

Össur ist ein global führendes Unternehmen in der nicht-invasiven Orthopädie, das Menschen helfen möchte, ein Leben ohne Einschränkungen zu führen. Im Fokus steht dabei, die Mobilität der Menschen zu verbessern – durch innovative Technologien und Lösungen für die Bereiche Prothetik, Arthrose und Verletzungen.

Quelle: medi

Europäischer Verband zertifiziert Hand-Trauma-Zentrum in Halle

Halle/Saale – Der Dachverband der europäischen handchirurgischen Fachgesellschaften hat die Klinik für Plastische und Handchirurgie am BG Klinikum Bergmannstrost Halle als Hand-Trauma-Zentrum zertifiziert. Damit gehört das Bergmannstrost zu den bundesweit 35 anerkannten Zentren dieser Art. In Halle ist es das erste mit diesem Schwerpunkt.

„Das Bergmannstrost hat in den letzten 20 Jahren die Handmedizin zu einem zentralen Behandlungsschwerpunkt aufgebaut“, erklärt Prof. Frank Siemers, Direktor der Klinik für Plastische und Handchirurgie. Für eine erfolgreiche Zertifizierung muss die Klinik unter anderem eine qualifizierte Rund-um-die-Uhr-Versorgung für Akutverletzungen nachweisen, sichergestellt durch eine Mindestzahl spezialisierter Fachärzte auf diesem Gebiet.

Spezialisierte Versorgung schwerster Handverletzungen

„Als Unfallkrankenhaus behandeln wir stationär jährlich etwa 1000 Patienten mit zum Teil schwersten Handverletzungen. Da die Hand anatomisch sehr komplex ist, müssen die Handchirurgen neben höchster Präzision eine große fachliche Kompetenz und Spezialisierung mitbringen. Die Zertifizierung ist ein Nachweis unserer hohen Qualitätsstandards und der medizinischen Expertise unserer Arbeit“, so Siemers, der selbst Handchirurg ist.

Zertifizierung durch Europäischen Dachverband

Geprüft wurde die Klinik von der Federation of European Societies for Surgery of the Hand (FESSH), wie der Dachverband offiziell heißt. Die FESSH hat im Jahr 2007 Richtlinien für eine spezialisierte Versorgung von Handverletzungen formuliert. Zu den europaweit gültigen Vorgaben gehört ein 24-Stunden-Notfalldienst für Handverletzungen an jedem Tag des Jahres, wobei pro Tag mindestens zwei handchirurgische Eingriffe nachgewiesen werden müssen. „So ist sichergestellt, dass die Operateure sehr erfahren sind“, erklärt Siemers. Im Bergmannstrost kümmert sich neben Chefarzt Siemers ein Team von 22 Medizinern um die Patienten. Vier Ärzte besitzen die Zusatzbezeichnung Handchirurgie, eine Ärztin davon das europäische Diplom.

Breites Behandlungsspektrum in Chirurgie und Rehabilitation

Das Hand-Trauma-Zentrum am Bergmannstrost deckt das gesamte Spektrum handchirurgischer Eingriffe ab. So ermöglicht der Einsatz mikrochirurgischer Techniken die Rekonstruktion von feinsten Nerven und Gefäßen. Zu den anspruchsvollsten Eingriffen gehört das Wiederanfügen abgetrennter Gliedmaßen bis hin zur ganzen Hand. Für diese Fälle sichert ein 24-Stunden-Replantationsdienst die überregionale Versorgung. Auch Eingriffe bei degenerativen Veränderungen oder langwierigen Verletzungsfolgen gehören zum Leistungsspektrum der Klinik.

Besondere Expertise besitzt das Bergmannstrost auch in der speziellen handtherapeutischen Rehabilitation: Betroffene Patienten erhalten nach der Akutbehandlung ein intensives und individuell abgestimmtes Programm aus Physio-, Ergo- und Trainingstherapie, das den kontinuierlichen Behandlungserfolg nach einer Handverletzung sichern soll.

Quelle: BG Klinikum Bergmannstrost Halle

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Zur Patientensicherheit höhere Hygienestandards im OP gefordert

Berlin, 14.09.2016: Der aktuelle DIN-Normenentwurf zu Raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) im OP droht bestehende Qualitätsstandards der Hygiene zu untergraben. Chirurgen und Krankenhaushygieniker kritisieren den Entwurf (DIN 1946-4-2016) des DIN-Normenausschusses Heiz- und Raumlufttechnik sowie deren Sicherheit (NHRS) scharf. Grund dafür sind die lufthygienetechnischen Abnahmeverfahren, die innerhalb des Entwurfs vorgesehen sind.

Operationen, kleinere invasive Eingriffe oder Untersuchungen sind für den Patienten immer mit der Gefahr des Eindringens von Krankheitserregern in die entstandene Wunde verbunden. Daraus resultierende Infektionen können massive Folgen für die Wundheilung und die Gesundung des Patienten nach sich ziehen.

Deshalb sind vorsorgliche Maßnahmen zum Infektionsschutz von herausragender Bedeutung für die Patientensicherheit. Infektionsschutzmaßnahmen fangen bei der Händehygiene an, beziehen aber auch betrieblich, bauliche und technische Aspekte in den Einrichtungen mit ein. Vorgaben, wie z. B. eine Anlage zur Belüftung eines OP-Saales zu gestalten ist, wird vom Deutschen Institut für Normung (DIN) vorgegeben.

Die hygienische Abnahme solcher RLT-Anlagen soll laut dem aktuellen Normenentwurf auf eine visuelle Prüfung reduziert werden, d. h. diese Prüfung würde auf subjektiver Wahrnehmung basieren und wäre somit schlecht reproduzierbar. Störgrößen wie OP-Leuchten und Deckenversorgungseinheiten u. a. sind im Prüfaufbau nicht vorgesehen.

„Die geplanten Verfahren zur Abnahme der Anlagen weisen grundsätzliche Mängel auf – außerdem liegen keine publizierten Daten dazu vor, die Evidenz fehlt damit völlig“, erklärt die Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC), Prof. Dr. med. Julia Seifert. „Eine direkte Auswirkung auf die Hygienestandards und somit auf die Patientensicherheit wäre die Folge der Abnahmeverfahren.“

Zudem sollen laut DIN-Entwurf die Aufgaben eines Krankenhaushygienikers auch durch einen an einer „Stelle für die Aufgabenstellung der Hygiene tätigen Sachverständigen, jeweils mit speziellen Kenntnissen und Erfahrungen im lüftungs- und krankenhaushygienischen Bereich“, erledigt werden können.

„Ein solches Vorgehen ist in dieser Form entschieden abzulehnen“, so Seifert. „Die Position und der Aufgabenbereich des Krankenhaushygienikers muss im Rahmen der Abnahmeverfahren klar definiert werden, ansonsten leidet die Qualität.“

Darüber hinaus war bei der Ausarbeitung der geplanten Abnahmeverfahren der DIN-Normenausschuss Medizin nicht involviert, sodass der Fokus klar auf den technischen Vorgaben liegt, die medizinisch weder vertretbar noch umsetzbar sind.

Die vorliegende Form des Entwurfs birgt eine Quelle der Gefährdung von Patienten. Daher lehnen die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC), die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC), die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU),der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) sowie die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) diesen Entwurf nach aktuellem medizinisch-wissenschaftlichen Kenntnisstand geschlossen ab.

Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Anhang als PDF.

Chirurgen und Orthopäden häufig in MVZ vertreten

Berlin – Chirurgen und Orthopäden zählen zu den fünf Facharztgruppen, die in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) am häufigsten vertreten sind. Das geht aus der jüngsten MVZ-Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, die vor kurzem erschienen ist. Danach waren zum Stichtag 31.12.2015 mehr als 14.000 Ärztinnen und Ärzten in über 2.100 MVZ tätig. Knapp 13.000 arbeiteten im Anstellungsverhältnis, nur gut 1.340 selbstständig.

Die größte Anzahl an MVZ-Ärzten stellen die Hausärzte (2.016), gefolgt von den fachärztlichen Internisten (1.727). Danach folgen die Chirurgen 1.108), die Frauenärzte (981) und die Orthopäden (848). Bis zum Jahresende 2015 bestanden 476 MVZ mit Chirurgen und 368 MVZ mit Orthopäden.

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Beteiligt an der MVZ-Trägerschaft sind zu je 40 Prozent Krankenhäuser wie auch Vertragsärzte. Hinzu kommen 20 Prozent weitere Träger. Die meisten Krankenhaus-MVZ bestehen in Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Die durchschnittliche MVZ-Größe beträgt mittlerweile 6,6 Ärztinnen und Ärzte. Die Mehrzahl dieser Versorgungszentren, nämlich 47 Prozent, finden sich in sogenannten Kernstädten, 39 Prozent in sogenannten Ober- beziehungsweise Mittelzentren.

Quelle: KBV/ http://www.kbv.de/html/mvz.php

Summer School: kleines Zimmer, großes Erlebnis

Magdeburg/Greifswald – Der Unterbringungskomfort kann es nicht gewesen sein, der Dr. Jan Philipp Schüttrumpf so begeistert hat an der ersten FORTE Summer School im portugiesischen Faro. „Ich habe auf dem Campus gewohnt und mir ein kleines Zimmer geteilt mit jemandem, den ich vorher nicht kannte“, erzählt Schüttrumpf. Gleichwohl fand er das erste fünftägige europäische Weiterbildungsangebot für Assistenzärztinnen und -ärzte sowie junge Fachärztinnen und Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie sehr gelungen.

Organisiert hatte es die europäische Vereinigung der Assistenzärzte in O und U (FORTE steht für Federation of Orthopaedic and Trauma Trainees in Europe) Ende August. Die Summer School konnte als Vorbereitung auf das europäische Facharztexamen (EBOT) genutzt werden, dessen Anerkennung allerdings von Land zu Land variiert, oder zur persönlichen Fortbildung.

„Wir wurden sehr herzlich empfangen, es herrschte eine lockere Lernatmosphäre, die Wege auf dem Campus zu den Veranstaltungen waren sehr kurz – und die Kolleginnen und Kollegen, die Vorlesungen und Fallbesprechungen anboten, kamen aus ganz Europa und waren teilweise sehr bekannte Vertreterinnen und Vertreter ihrer Subspezialität“, lobt der 35-Jährige. Er arbeitet derzeit als Oberarzt am Universitätsklinikum in Magdeburg, absolviert die Weiterbildung Spezielle Unfallchirurgie und war einer der vier Stipendiaten, deren Teilnahme an der FORTE Summer School der BVOU finanziell unterstützt hat. Außer Schüttrumpf reisten Dr. Nicholas Beckmann (Heidelberg), Dr. Nils Rosshirt (Heidelberg) und Dr. Chong Zhang (Greifswald) nach Faro.

Beeindruckende Fallbesprechungen mit Prof. em. Reinhold Ganz

„Die Inhalte der einzelnen Veranstaltungen waren sehr gut“, resümiert Schüttrumpf. Für unerfahrenere Kolleginnen und Kollegen waren demnach die Veranstaltungen im Vorlesungsstil das Richtige, für Erfahrene die Fallbesprechungen und Vertiefungen. Diese seien teilweise faszinierend gewesen, sagt er, beispielsweise die von Prof. em. Reinhold Ganz. Der heute 77-Jährige war von 1981 bis 2004 Chefarzt am Berner Inselspital und ist einer der bekanntesten Hüftspezialisten weltweit. Der Nachwuchs in Faro war begeistert, dass eine Kapazität wie Ganz eigens angereist war. Interessant sei zudem gewesen, die unterschiedlichen Vorgehensweisen in den europäischen Ländern kennenzulernen, fand Schüttrumpf. Teilnehmer und Referenten der Summer School kamen aus 22 europäischen Ländern. Das bot eine gute Grundlage für einen Erfahrungsaustausch.

Schüttrumpf ist aber nicht nur mit neuem Wissen und mit vielen Eindrücken zurückgekehrt, sondern auch mit einer Urkunde für die beste Fallvorstellung. „Ich hatte einen kurzen Powerpoint-Vortrag vorbereitet zu einer Metallentfernung, die nicht optimal lief, habe gefragt, wie die Kollegen vorgegangen wären, und dann unseren Weg aufgezeigt“, berichtet er. Dafür gab es im Wettstreit mit drei Kollegen die Auszeichnung.

Erst eine holprige Planung – dann eine beeindruckende Fortbildung

Voller positiver Eindrücke ist auch PD Dr. Axel Sckell aus Faro zurückgekommen. Sckell, Oberarzt an der Universitätsmedizin Greifswald und Mitglied im geschäftsführenden BVOU-Vorstand, hatte sich bereiterklärt, zwei Tage lang als Referent teilzunehmen. Weil es die erste Summer School war und die FORTE-Veranstalter nur ein kleines Budget zur Verfügung hatten, sei die Planung etwas holprig verlaufen, erzählt Sckell amüsiert: „Drei Monate vorher kannte ich noch nicht einmal das Programm, und dann sollte ich sieben Kurzvorträge und Fallbesprechungen mitbringen.“

Vor Ort lief dann seinem Eindruck nach aber alles: „Die Veranstalter haben eine tolle Woche hinbekommen. Es ist ihnen gelungen, Referenten zu gewinnen wie Prof. Ganz. Oder wie Prof. Manoj Ramachandran aus London, der Chefarzt einer großen kinderorthopädischen Abteilung ist und ein Spezialist der Traumaversorgung.“ Sckell haben, so wie Schüttrumpf, ebenfalls die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Kollegen aus anderen europäischen Ländern nachdenklich gestimmt. „Es wird nicht alles so gemacht wie bei uns, das wird einem erneut klar“, sagt er. „Es gibt einfach unterschiedliche Wege zu behandeln.“

 

Neue Vereinbarung erleichtert Schmerztherapie-Weiterbildung

Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband haben sich Anfang September auf Neuerungen in der Schmerztherapie-Vereinbarung geeinigt. Damit sollen die Bedingungen für Schmerztherapeuten verbessert und die Behandlung chronisch schmerzkranker Patienten erleichtert werden, so die KBV in einer Pressemitteilung.

Ziel: Den Zugang zur schmerzmedizinischen Versorgung erleichtern

„Mit der aktualisierten Vereinbarung werden wir mehr Ärzte für die Versorgung chronisch schmerzkranker Patienten gewinnen können“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. „Es war uns wichtig, die Qualitätsstandards auf international höchstem Niveau zu halten und trotzdem Erleichterungen für den Zugang zu erreichen. Dies ist uns gelungen.“

„Die Anpassung an moderne Arbeitszeitmodelle, der Wegfall des obligatorischen Eingangskolloquiums unter bestimmten Voraussetzungen und die Einführung einer befristeten Dokumentationsprüfung sind wichtige Schritte, um den Ärztezugang zu einer qualitätsgesicherten schmerzmedizinischen Versorgung zu erleichtern und damit die Nachwuchsproblematik etwas zu entschärfen“, erklärte Prof. Dr. Dr. Joachim Nadstawek, Vorsitzender des Berufsverbandes der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland. Der Verband unterstützte die KBV und den GKV-Spitzenverband bei den Verhandlungen.

Weiterbildung für Niedergelassene auch berufsbegleitend möglich

Die neue Vereinbarung ermöglicht es Ärzten künftig, die für die Zusatzweiterbildung „Spezielle Schmerztherapie“ erforderliche zwölfmonatige Tätigkeit in einer schmerztherapeutischen Ausbildungseinrichtung auch halbtags durchzuführen. Damit soll diese Tätigkeit in Zukunft auch in der Niederlassung eher berufsbegleitend durchgeführt werden können.

Flexiblere Arbeitsbedingungen und befristete Dokumentationsprüfung

Darüber hinaus werden auch die Praxisbedingungen flexibler gestaltet. So gelten die Vorgaben, die den Umfang schmerztherapeutischer Sprechstunden pro Woche festlegen, künftig nicht mehr pro Arzt sondern für dessen Praxisstandorte insgesamt. Dementsprechend können Ärzte Sprechzeiten, die Schmerzpatienten vorbehalten sind, nun auch auf ihre Haupt- und Zweigpraxen aufteilen. Weiterhin sollen Ausbildungspraxen, in denen nur ein Schmerztherapeut tätig ist, durch eine Reduzierung der jährlich durchzuführenden Schmerzkonferenzen entlastet werden.

Auch die Modalitäten zur Dokumentationsprüfung wurden verändert. Ein Novum ist dabei die Überprüfung von Ärzten mit einer erstmaligen Genehmigung zur Durchführung schmerztherapeutischer Leistungen. Außerdem wurden auch Kriterien für die obligate Beendigung oder Fortführung der Dokumentationspflicht festgelegt.

Die neue Vereinbarung zur schmerztherapeutischen Versorgung chronisch schmerzkranker Patienten (nach § 135 Abs. 2 SGB V) wird am 1. Oktober 2016 in Kraft treten.

Quelle: KBV

Jenaer Forscher starten Studie zu chronischem Rückenschmerz

Jena – Etwa fünf Millionen Deutsche leiden an chronischen Schmerzen, die den Alltag beeinträchtigen. Eine der häufigsten Beschwerden sind dabei Rückenschmerzen. Doch verändern diese Schmerzen auch das Gehirn? Dies untersuchen Forscher der Tagesklinik für Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena (UKJ) aktuell in einer Studie. Dafür suchen sie gesunde Personen ohne chronische Schmerzen zwischen 30 und 65 Jahren.

„In der Studie untersuchen wir, ob chronische Rückenschmerzen zu dauerhaften neurochemischen und funktionellen Veränderungen im Gehirn führen und ob diese durch eine umfassende Therapie in unserer Schmerztagesklinik positiv beeinflusst werden können“, erklärt apl. Prof. Dr. Winfried Meißner von der Tagesklinik für Schmerztherapie am UKJ.

Dafür betrachten die Jenaer Forscher unter anderem die Ausschüttung chemischer Botenstoffe, sogenannter Neurotransmitter, im Nervensystem. Werden zu viele oder zu wenige dieser Neurotransmitter ausgeschüttet, kann dies die Verarbeitung von Schmerzreizen und damit die Wahrnehmung von Schmerzen entscheidend beeinflussen. Auch das Zusammenwirken verschiedener Hirnareale wird über Neurotransmitter reguliert. Die Über- oder Unteraktivierung einzelner Hirnareale innerhalb der funktionellen Netzwerke des Gehirns kann die Wahrnehmung von Schmerzreizen ebenfalls beeinträchtigen.

Mithilfe detaillierter MRT-Aufnahmen wollen die Forscher die Veränderungen der Neurotransmitter und der funktionellen Konnektivität im Gehirn von chronischen Rückenschmerzpatienten erfassen und mit den Befunden von gesunden Versuchspersonen vergleichen. „Damit möchten wir neue Erkenntnisse über die Entstehung chronischer Schmerzen gewinnen, um die Behandlung der betroffenen Patienten zu verbessern“, so Meißner. Er und seine Kollegen wollen außerdem prüfen, welchen Einfluss eine multimodale Schmerztherapie auf die neurochemischen und funktionellen Veränderungen im Gehirn hat.

Im Rahmen der Studie werden die Teilnehmer im Abstand von vier Wochen zweimal im MRT untersucht. Für die dabei entstehenden Aufnahmen des Gehirns werden weder Röntgenstrahlung noch Kontrastmittel eingesetzt. Pro Untersuchung nimmt die Studie etwa zwei Stunden in Anspruch. Probanden erhalten neben einer Aufwandsentschädigung auch eine Rückerstattung der Fahrtkosten und eine CD mit den Aufnahmen ihres Gehirns.

Quelle: Universitätsklinikum Jena

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Osteopathische Fachverbände fordern Berufsgesetz

Gauting – Mehrere Verbände und Organisationen nicht-ärztlicher Osteopathen in Deutschland haben in einer gemeinsamen Erklärung die Notwendigkeit eines Berufsgesetzes auf Landesebene betont. „Die gegenwärtige Situation ist undurchsichtig, die Qualifikation von Osteopathie-Anbietern völlig ungesichert, und es gibt weder Rechtssicherheit für qualifizierte Osteopathen noch Transparenz für die gesetzlichen Krankenkassen“, heißt es in der Stellungnahme. Die Lösung bestehender Probleme sei ein Osteopathiegesetz auf Bundesebene mit Osteopathen als Heilberuflern.

2014 hatte ein Bericht von NDR Info für Aufmerksamkeit gesorgt, wonach die Krankenkassen im Jahr 2013 mehr als 110 Millionen Euro für Osteopathie ausgaben. „An dem Boom der sanften Methode gegen Störungen des Bewegungsapparats gibt es seit längerem Kritik“, schrieb damals die „Ärzte Zeitung“.

Der 112. Deutsche Ärztetag 2009 in Mainz hatte sich kritisch mit Forderungen nach einem eigenen Berufsbild auseinandergesetzt. Damals hieß es in einem angenommenen Antrag: „Mit großer Sorge sieht der Deutsche Ärztetag die aktuelle Beschlusslage der hessischen Landesregierung, Physiotherapeuten, Masseure und Medizinische Bademeister, vor allem aber Heilpraktiker nach erfolgreicher Zusatzfortbildung als “Osteopathen” anzuerkennen. Der Deutsche Ärztetag fordert die Bundes- und Landesregierung(en) auf, mit der Bezeichnung “Osteopathie” für Physiotherapeuten, Masseure, Medizinische Bademeister und Heilpraktiker nicht auf diesem Wege ein neues Berufsfeld zu schaffen, welches ihnen Tätigkeiten ermöglicht, die aus Sicht des Patientenschutzes nicht zu vertreten sind.“

Quelle: Pressemitteilung Akademie für Osteopathie e.V.

Ärzte im BVOU Study Club 2016

BVOU Study Club: Fortbildung im neuen E-Learning-Portal

Die Akademie Deutscher Orthopäden bietet ein umfangreiches Portfolio qualifizierter Weiter- und Fortbildungsangebote im Fachbereich Orthopädie und Unfallchirurgie. Mit dem BVOU Study Club präsentiert der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie nun zusätzlich ein neues E-Learning-Angebot mit vielfältigen Online-Fortbildungsmöglichkeiten für alle BVOU-Mitglieder.

Die regelmäßige Weiter- und Fortbildung ist ein wichtiger Bestandteil der ärztlichen Tätigkeit und dient der kontinuierlichen Qualitätssicherung im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Teilnahme an Seminaren und Workshops kostet allerdings viel Zeit und Geld. Zertifizierte Online-Fortbildungen bieten hier eine günstige und einfache Alternative, um sich kontinuierlich fortzubilden und CME-Punkte zu erhalten.

CME-zertifizierte Webinare als erste Online-Fortbildungsangebote des BVOU

Der BVOU bietet seinen Mitgliedern mit dem BVOU Study Club ab sofort ein eigenes Portal mit einer wachsenden Zahl an Online-Fortbildungsangeboten. Erfahrene Referenten präsentieren in Webinaren und Video-Kursen innovative Therapieansätze im konservativen und operativen Bereich sowie neue Erkenntnisse aus Osteologie, Rheumatologie und den operativen Disziplinen in O&U.

Die Webinare finden ab Oktober regelmäßig am Mittwochnachmittag statt. Jedes Live-Webinar dauert ca. 90 Minuten. Am Ende des Vortrags besteht die Möglichkeit, live über das Internet mit dem Referenten zu diskutieren und Fragen aus dem Praxisalltag einzubringen.

Abgeschlossen wird jedes Webinar mit einem Wissenstest. Die Teilnahme am Live-Webinar wird mit 2 CME-Punkten belohnt. Bei richtiger Beantwortung des CME-Wissenstests gibt es einen weiteren CME-Punkt.

Alle Online-Kurse können darüber hinaus im Webinararchiv des BVOU Study Club eingesehen werden. Auch hier können Sie pro Webinar und abschließendem Wissenstest bis zu 3 CME-Punkte erwerben.

Einfache und schnelle Registrierung – exklusiv für BVOU-Mitglieder

Die Registrierung für die Webinare des BVOU Study Club erfolgt über die Website www.bvoustudyclub.net. Für BVOU-Mitglieder geht das einfach und schnell über ihren Mitglieder-Login. Einmal angemeldet, kann man sich mit einem Klick für jedes der angebotenen Live-Webinare registrieren.

Angemeldete Teilnehmer werden im Vorfeld des Webinars per E-Mail über den Beginn der Fortbildungsveranstaltung informiert und können sich zudem in ihrem Nutzerprofil über alle angemeldeten Webinare sowie die bereits erhaltenen CME-Punkte informieren.

Interaktive Online-Kurse

Die interaktiv gestalteten Kurse geben allen Teilnehmern die Möglichkeit, während der Übertragung Fragen an den Referenten zu stellen und sich über das Gehörte auszutauschen. Durch die Beantwortung eines Multiple-Choice-Tests im Anschluss an das Webinar können die Teilnehmer CME-Punkte erhalten. Das entsprechende CME-Zertifikat kann nach dem erfolgreichen Bestehen des Tests einfach und schnell ausgedruckt oder als PDF gespeichert werden.

Fortbildung über Computer, Tablet oder Smartphone

Die Teilnahme an den Live-Webinaren kann sowohl am Computer zu Hause oder in der Praxis, aber auch unterwegs über das Tablet oder das Smartphone erfolgen. Für die Teilnahme über mobile Geräte ist lediglich die Installation einer kostenfreien App notwendig.

Immer mittwochs: Webinare im BVOU-Study Club

Das erste Live-Webinar des BVOU Study Club zur Biomaterialgestützten Knorpelregeneration am Kniegelenk findet am 21. September 2016 um 18.00 Uhr statt. Wir freuen uns sehr, dass wir Prof. Matthias Steinwachs aus Zürich für dieses Webinar gewinnen konnten. Er wird live für 2 Stunden zur Verfügung stehen, ohne dass er oder seine Zuhörer eine Reise unternehmen müssen.

Nutzen Sie diese Gelegenheit, um sich mit dem neuen Medium und dem BVOU Study Club vertraut zu machen. Denn ab Oktober werden wir jeden Mittwochnachmittag für Sie auf Sendung gehen.

Bis zum Jahresende haben wir ein umfangreiches Webinarangebot vorbereitet. Dabei legen wir Wert auf einen ausgewogenen Mix für unsere Mitglieder. Es werden Webinare zu operativen, als auch zu konservativen Themen angeboten. Die Webinare eignen sich sowohl für niedergelassene Kolleginnen und Kollegen, als auch für Kliniker.

Die Teilnahme an den Webinaren des BVOU Study Club ist für alle BVOU-Mitglieder kostenfrei.

Weitere E-Learning-Formate und Videokurse in Vorbereitung

Schritt für Schritt werden die Webinare um weitere E-Learning-Formate und Videokurse ergänzt. Geplant sind Kurse, die vor allem die Webinare ergänzen.

Außerdem arbeiten wir intensiv an sog. Blended-Learning-Kursen, einer Mischung aus elektronischem und praktischem Lernen vor Ort. Diese Kurse sollen vor allem die vielfältigen praktischen Seminare der ADO erweitern. Sie dienen der Vorbereitung auf Seminare und Workshops und sollen das gesamte Weiter- und Fortbildungsangebot der ADO effizienter gestalten.

Ein sehr gutes Beispiel ist der Blended-Learning-Kurs „Hygienebeauftragter Arzt“, mit dessen Hilfe die Präsenzpflicht zur Erlangung dieser Qualifikation von fünf auf zwei Tage reduziert wird und ein Großteil der Wissensvermittlung über E-Learning stattfindet.

Jörg Ansorg, Anne Faulmann