Alle Beiträge von Lasse Walter

Adipöse MSC in der Knorpelregeneration

Stammzellbasierte Therapie der Gonarthrose Überblick über Technik und eigene Ergebnisse

Seit mehr als 10 Jahren wird die Therapie der Arthrose mit adipösen mesenchymalen Stammzellen (MSC) vor allem in den asiatischen Ländern und USA angewendet aber nur selten wissenschaftlich untersucht.

Die wirkweise dieser Zellen ist nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es viele Hinweise, dass diese Fähigkeiten aufweisen, die Proliferation inflammatorischer T-Zellen und Monozyten-Maturation zu inhibieren sowie die Eigenschaft, anti-inflammatorische Zytokine zu sezernieren. Außerdem besitzen Sie die Fähigkeit, sich in Osteoblasten, Chondrozyten, Myozyten und Adipozyten zu differenzieren.

Einfacher als die Anwendung von labortechnisch expandierten Stammzellen ist es die stromal-vaskuläre Fraktion (SVF), welche entsprechende Vorläuferzellen aber auch MSC
Zellen enthält, zu gewinnen. Die Therapie wird in der Literatur als sicher und effektiv eingestuft. Eine Genehmigung zur Anwendung durch die Regierungspräsidien ist erforderlich.

Liposuktion, Vorbereitung des Fettgewebes und Herstellung der SVF

Zur Gewinnung des für die Produktion von SVF notwendigen Lipoaspirates, wurde den Patienten wird unter Tumeszenzanästhesie Lipoaspirat aus dem abdominellen Fettgewebe entnommen. In weiteren Arbeitsschritten werden letztendlich die Fettzellen mechanisch zerstört und die SVF Fraktion soweit wie möglich isoliert (Abb. 1).

Abbildung 1 Herstellungsprozess der SVF

Ergebnisse

Im Juni 2018 begannen wir Patienten mit der SVF zu behandeln. Mehr als 200 Gelenke wurden behandelt. Es erfolgte eine Injektion mit SVF. Die VAS wurde nach 2 und 6 Wochen sowie nach 3, 6 und 12 Monaten erhoben. Es zeigten sich spätestens nach einem Jahr eine signifikante Verbesserung zum Ausgangswert in allen Subgruppen des KOOS und eine signifikante positive Korrelation zwischen der Menge der vitalen injizierten Zellen
und der prozentualen Verbesserung in den Subskalen KOOS ADL (activity of daily life) und QOL (quality of life) (Abb. 2)

Abbildung 2 Korrelation zwischen der Anzahl der vitalen injizierten Zellen und der prozentualen Verbesserung nach 6 Monaten bei den Subskalen ADL und QOL

Fazit

Unsere eigenen Ergebnisse zeigen klinisch eine signifikante Verbesserung. Der Patientenkomfort ist hoch, da alle Maßnahmen in Lokalanästhesie erfolgen und keine Limitierung der Mobilität nach Injektion vorliegen. Der Zeitaufwand für den Patienten
beträgt nur 2 Stunden.

Vorteile der Therapie mit autologen MSC’s aus unserer Sicht zusammengefasst:

  • Ambulant
  • Lokalanästhesie
  • Nur eine Injektion erforderlich
  • Keine Mobilitätseinschränkung nach der Injektion
  • 80 % Schmerzreduktion und Mobilitätsverbesserung
  • Knorpelwachstum, Meniskusvolumenzunahme möglich
  • Keine Immunisierung durch allogene Zellen
  • Keine Reagenzien oder Additive im gesamten Prozess erforderlich
  • Hohe Sicherheit (keine Tumorinduktion, keine schwerwiegenden allergischen Reaktionen)

Indikationen aus unserer Sicht sind:

  • Älterer Patient mit ausgeprägten degenerativen Schäden
  • Jüngerer Patient nach einem operativen Eingriff
  • Kniebinnenschäden (Knorpel, Kreuzband und Meniskus)

Zukunft:

Es sind noch viele Fragen offen und die Effektivität dieser vielversprechenden Therapie kann vermutlich noch erheblich gesteigert werden. Die starke Regulation der Therapie durch die Europäische Arzneimittelbehörde (ATMP) lässt eine zügige und umfangreiche Erfahrung momentan nicht zu. Aber aufgrund der in den Tabellen genannten Vorteilen und Indikationen gehen wir von einer deutlichen Steigerung der Behandlungszahlen aus.

Prof. Dr. Gerald Zimmermann, Dr. Klaus Werner Labarre
Theresienkrankenhaus St. Hedwigklink GmbH

OT Digital 2023

Dear Ladies and Gentlemen,

We cordially invite you to the 2nd hybrid congress„OTdigital – Congress for Digitalisation in Orthopaedics & Traumatology“ in Berlin (Germany) on 24th and 25th November 2023.

OTdigital is a platform for the exchange on current and future core topics of digitalisation in orthopaedics and traumatology and meant to build a scientific community to improve the use of digitalisation in our daily work.

Internationally renowned experts will present relevant aspects of current developments, trends and controversies in this field, gathered around the topics:

  • mHealth, Apps & Wearables
  • Training and education in mixed realities
  • Digital OR & smart implants
  • AI & Big Data
  • Telemedicine and digital communication

with interactive focus sessions keynotes, panel discussions, breakout sessions and industry workshops.

Do you have ideas on how digitalisation can shape the future of orthopedics and traumatology and would like to share the results of your scientific work? Then join our poster submission on research projects in the field of „Digitalisation in Orthopaedics and Traumatology“!

Are you about to change the digital market of orthopaedics and traumatology with your start-up? Then apply for participation in our startup pitch and get awarded as most innovative O&T start-up in 2023!

To enhance the international exchange and to strengthen the network of digital health enthusiasts.

Special offer for BVOU members: the option of a free online participation by using the following voucher code when registering via our homepage: OTDIGITAL6KK3HN38MXPCU6QH

All information about the congress can be found on our website:
https://www.otdigital.eu.

Looking forward

David A. Back
Koroush Kabir

Perspektive DVT – „Interdisziplinäre Nutzung mit dem ‚Head & Neck‘ Kit“

Das „Head & Neck“ Kit eröffnet neue Möglichkeiten für die Systemnutzung durch HNO-, MKG sowie Zahnärzte. Jedes System der aktuellen SCS MedSeries® H22 Mark 3 · III Serie ist mit der erforderlichen Schnittstelle vorbereitet, sodass jederzeit eine modulare Hard- sowie Softwareerweiterung erfolgen kann.

Nachfolgend finden Sie beispielhaft Indikationen, die mit dem ‚Head & Neck‘ Kit der SCS Bildgebung möglich sind:

Darstellung des Sinusbereichs, bspw.:

  • Stirnhöhlenosteom
  • Mukozelen (Kieferhöhle, Siebbein)
  • Nasenpolypen (Choanalpolyp)
  • Pneumatisationsvarianten (conchaler/präsellärer/sellärer Typ)
  • Darstellung von Entzündungslokalisation und -ausdehnung bei Sinusitis ethmoidalis, Sinusitis maxillaris und Rhinosinusitis
  • Invertiertes Papillom
  • Stirnhöhlenaplasie oder -hypoplasie
  • Aspergillom
  • Haller’sche Zellen
  • Concha bullosa
  • Abszedierende Entzündung in der Kieferhöhle
  • Frakturen (Nasenbein, Nasenpyramide, Orbitaboden, Jochbein, Felsenbein, Stirnhöhlenvorderwand)

Darstellung des Ohrenbereichs, bspw.:

  • Cholesteatom
  • Mastoiditis
  • Morbus Meniére
  • Darstellung von Entzündungslokalisation und -ausdehnung bei Otitis
  • Arrosion der Ossikelkette, des Mastoid oder der Bogengänge
  • Otosklerose
  • Basaliom
  • Gehörgangsexostose
  • Elektrodengang bei Cochlea-Implantat

Darstellung von Ober- und Unterkiefer inkl. Kiefergelenk, bspw.:

  • Kiefergelenkarthrose
  • Darstellung Knochenkanal Nervus alveolaris inferior
  • Zysten
  • Präoperative Planung und Lagekontrolle von Implantaten
  • Wurzelfrakturen
  • Traumatologie (Unterkiefer)
  • Wurzelspitzengranulom
  • Verlagerte Zähne / Lagebestimmung Weisheitszahn
  • Retinierende Wurzelreste
  • Dysgnathie

Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.

Wir stehen Ihnen auch außerhalb Ihrer Praxiszeiten für eine persönliche Beratung rund um die Uhr zur Verfügung.

E-Mail: beratung@myscs.com
Festnetz: 06021 429430
Mobil: 0151 55148631

Alternativ können Sie auch unser Kontaktformular ausfüllen und wir melden uns bei Ihnen.

Sprunggelenkinstabilität (medial): Reparatur des Deltabandes und der Sehnenscheide des Tibialis posterior

Übersetzt aus dem Englischen:

Die Indikationen für eine Operation am Deltaband können im Hinblick auf die akute Verletzungssituation betrachtet werden, wobei es eine gewisse Kontroverse über die Notwendigkeit der Reparatur des Deltabandes gibt, und die chronische Situation bei Vorliegen einer langjährigen planovalgus Deformität und/oder medialen Sprunggelenkinstabilität, bei der es wenig Kontroverse über die Reparatur der Struktur gibt. Diese werden im Indikationsabschnitt genauer besprochen. Das Deltaband besteht aus oberflächlichen und tiefen Komponenten, die miteinander verschmelzen. Der oberflächliche Teil des Deltabands ist die Hauptbegrenzung für Valgus im Sprunggelenk und Rückfuß, und die tiefe Komponente widersteht der externen Rotation. Anatomisch verläuft das oberflächliche Deltaband als fächerförmige Struktur vom medialen Malleolus, wobei die beschriebenen Komponenten das tibionavikuläre, tibiospringale, tibiokalkaneale und das plantare kalkaneonavikuläre Band sind. Die tiefe Komponente des Deltabands hat ebenfalls ihren Ursprung an der Spitze des medialen Malleolus, setzt sich jedoch in zwei Bändern in den Talus ein, dem vorderen tibiotalaren und dem hinteren tibiotalaren Band.

Die Rekonstruktion des medialen Deltabands ist berüchtigt für ihre Schwierigkeit, hauptsächlich aufgrund ihrer komplexen anatomischen Struktur und der Schwierigkeiten, das Band korrekt zu spannen. Wiederrisse bei chronischen Fällen sind nicht selten, da das Nähen eines degenerierten Bandes schwierig ist, ebenso wie die Fähigkeit, eine verdickte und schleimige Struktur sicher am medialen Malleolus zu befestigen.

Die Leser sollten sich auch mit der ausgezeichneten Technik von Kartik Hariharan vertraut machen:

Supra-malleoläre distale Tibiaosteotomie: Mediale Schließkeilosteotomie, Reparatur des Deltabands und Sprunggelenkarthroskopie.

Diese enthält eine sehr detaillierte Serie von Bildern und Anweisungen zur Erläuterung der Rekonstruktion des Deltabands unter Verwendung einer Knochentunneltechnik mit dem Arthrex Internal Brace-Implantat.

Original Intro:

Ankle instability (Medial): Deltoid ligament and tibialis posterior sheath repair.

Mark Herron FRCS

OrthOracle, London, UK.

 

The indications for surgery to the deltoid ligament can be considered in terms of the acute injury setting, where there is a degree of controversy about the necessity for deltoid ligament repair, and the chronic setting in the presence of longstanding planovalgus deformity and/or medial ankle instability where there is little controversy about repair of the structure. These are discussed in more detail in the indications section.

The deltoid ligament is composed of superficial and deep components which are confluent with each other. The superficial part of the deltoid is the main restraint to ankle and hindfoot valgus and the deep component resists external rotation. Anatomically, the superficial deltoid runs from the medial malleolus as a fan-shaped structure its’ described components being the tibionavicular, tibiospring, tibiocalcaneal and plantar calcaneonavicular. The deep component of the deltoid also takes origin from the tip of the medial malleolus, though inserts in two bands, both into the talus, the anterior tibiotalar and the posterior tibiotalar.

Medial deltoid ligament reconstruction is notorious for its difficulty primarily due to its complex anatomical structure and the difficulties in being able to tension the ligament correctly. Re-ruptures in chronic cases are not infrequent because, suturing of degenerate ligament is difficult, as is the ability to securely attach a thickened and myxoid structure back on to the medial malleolus.

Readers should also familiarise themselves with Kartik Hariharans’ excellent technique  :

Supra-malleolar distal tibial osteotomy: Medial closing wedge, deltoid ligament repair and ankle arthroscopy.

This contains a very detailed series of images and instructional steps explaining reconstruction of the deltoid ligament using a bone tunnel technique with the Arthrex internal brace implant.

Readers will also find the following associated techniques of interest :

Pes planus correction : Calcaneal osteotomy(Wright DARCO calcaneal plate), spring ligament reconstruction and Flexor digitorum longus transfer.

Pes Planus correction: Lateral column lengthening and medial column fusion ( over-corrected club foot deformity)

Pes Planus correction with FDL transfer, Calcaneal osteotomy and Wright Bioarch arthroresis screw

Tibialis Posterior reconstruction for pes planus, using FDL transfer and Arthrex Biotenodesis screw.

Lateral ankle ligament reconstruction: Broström (mid-substance) repair

Lateral ankle ligament reconstruction: Ligament advancement using twin fix suture anchors(Smith and Nephew)

Lateral ankle ligament reconstruction: Brostrom technique

 

Einsetzen von herkömmlichen wachsenden Stäben in der Wirbelsäule (Globus Marvel wachsendes Ruten-System) für früh einsetzende Skoliose

Übersetzt aus dem Englischen:

Skoliose ist eine rotatorische Deformität der Wirbelsäule, die zu einer seitlichen Krümmung führt. Wenn sie vor dem 10. Lebensjahr eines Kindes auftritt, wird sie als früh einsetzende Skoliose (EOS) bezeichnet. Dies umfasst die traditionellen Begriffe der infantilen Skoliose in der Altersgruppe von 0-3 Jahren und der juvenilen Skoliose in der Altersgruppe von 3-10 Jahren und spiegelt die unterschiedlichen Behandlungsprinzipien wider, die im Vergleich zur spät einsetzenden Skoliose bei älteren Kindern erforderlich sind.

Es handelt sich um eine seltene Diagnose mit einer Prävalenz von etwa 0,08%. Normalerweise wird sie von den Betreuungspersonen des Kindes oder einem Gesundheitsfachmann identifiziert, der eine Asymmetrie in der Wirbelsäule, ein Ungleichgewicht der Schultern oder ein Sitzungleichgewicht feststellen kann. Die zugrunde liegende Ätiologie kann idiopathisch sein (ohne spezifische Ursache) oder mit neuromuskulären Erkrankungen, syndromaler Skoliose oder angeborenen Abnormalitäten in Verbindung stehen. Sie ist auch mit früheren Eingriffen an der Brustwand verbunden, wie sie bei angeborenen Herzerkrankungen vorkommen können. Nach der Identifizierung wird sie über Jahre hinweg auf etwaige Fortschritte überwacht und entsprechend behandelt. Die Behandlung hängt von der Lage und dem Ausmaß der Krümmung, der Progressionsrate, der zugrunde liegenden Ätiologie, den medizinischen Begleiterkrankungen sowie den Wünschen des Patienten und seiner Familie ab. Obwohl die meisten EOS-Krümmungen konservativ behandelt werden, erfordern einige progressive Krümmungen möglicherweise eine Gipsjacke, eine Stützvorrichtung oder eine Operation.

Die häufigste Operation für Skoliose bei älteren Kindern besteht darin, eine hintere Skoliosekorrektur mit Fusion der Wirbelsäule durchzuführen. Bei Kindern mit früh einsetzender Skoliose entwickelt sich die Brust jedoch noch, und eine Fusion könnte zu einer geringeren thorakalen Höhe führen, was mit Atemproblemen und einem erhöhten Risiko für vorzeitigen Tod verbunden sein kann; dies wird als Thoracic Insufficiency Syndrome bezeichnet. Alveolen entwickeln sich bis zum 7. Lebensjahr und hypertrophieren danach. Die Aufrechterhaltung der Compliance der Brustwand und die Maximierung der thorakalen Höhe während dieser Phase des frühen Wachstums müssen gegen die Kontrolle einer progressiven Skoliose abgewogen werden, um Langzeitbeeinträchtigungen zu reduzieren.

Um weiteres Wachstum zu ermöglichen und gleichzeitig die Skoliose zu kontrollieren, wurden “wachstumsfreundliche” Implantatsysteme entwickelt. Diese können auf Ablenkung, Kompression oder Wachstumsführung basieren, und die Details dazu werden später in dieser Technik diskutiert. Der hier behandelte Patient hat Ablenkungs-basierte wachsende Stäbe eingesetzt; Beispiele für diese Methode sind traditionelle Wachstumsstäbe und magnetgesteuerte wachsende Stäbe. Schrauben (oder Haken) werden am kranialen und kaudalen Ende der Deformität eingesetzt, und Stäbe werden dann zwischen ihnen eingesetzt. Mit dem Einsetzen der Stäbe wird eine teilweise Korrektur der Skoliose erreicht, aber der Patient muss alle sechs Monate für die routinemäßige Verlängerung der Stäbe in den Operationssaal zurückkehren, da sie weiter wachsen. Da die Stäbe einen beweglichen Abschnitt der Wirbelsäule überspannen, gibt es eine viel höhere Komplikationsrate bei der Verwendung von wachsenden Stäben im Vergleich zu einer Fusionsprozedur. Diese kann Stabbruch, Lockerung von Schrauben oder Haken oder auch eine junctionale Kyphose und andere Deformitäten umfassen. Da die Komplikationsrate mit der Dauer zunimmt, die die Implantate an Ort und Stelle sind, ist es wichtig, eine Operation so lange wie möglich zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle nicht-operativen Maßnahmen angewendet wurden. Sobald das Kind eine zufriedenstellende thorakale Höhe erreicht hat

Original Intro:

Scoliosis: Insertion of spinal traditional growing rods( Globus Marvel growing rod system) for early onset scoliosis

 

Mr Stephen Morris FRCS (Tr & Orth).

Avon Orthopaedic Centre, Southmead Hospital, Bristol

Scoliosis is a rotational deformity of the spine resulting in a lateral curvature.  If it occurs before a child is 10 years old, it is termed early onset scoliosis (EOS).  This incorporates the traditional terms of infantile scoliosis in 0-3 yrs old age group and juvenile scoliosis in 3-10 yrs old, and reflects the different management principles required to treat it when compared to late onset scoliosis in older children.

It is an uncommon diagnosis with a prevalence of around 0.08%.  It will normally be identified by the child’s carers or a healthcare professional who may find an asymmetry in the spine, shoulder imbalance or sitting imbalance.  The underlying aetiology may be idiopathic (no specific cause) or can be related to neuromuscular conditions, syndromal scoliosis or congenital abnormalities.  It is also associated with previous surgery involving the chest wall, such as for congenital cardiac disease.  Once identified, it is monitored over the course of years for any progression, and treated accordingly.  Treatment will depend on the location and magnitude of the curve, rate of progression, underlying aetiology, medical co-morbidities and the wishes of the patient and their family. Whilst most EOS curves are treated conservatively, some progressive curves will require plaster jacket, brace therapy or surgery.

The most common operation for scoliosis in older children is to perform a posterior scoliosis correction with fusion of the spine.  However, in children with early onset scoliosis, the chest is still developing and performing a fusion operation could result in a smaller thoracic height which can be associated with respiratory impairment and risk of premature death; this is called thoracic insufficiency syndrome.  Alveoli are known to develop until 7 yrs old, then hypertrophy thereafter.  Maintaining chest wall compliance and maximising the thoracic height during this period of early growth must be balanced against controlling a progressive scoliosis in order to reduce long-term disability.

In order to allow ongoing growth whilst controlling the scoliosis, ‘growth-friendly’ implant systems have been developed.  These can be distraction-based, compression-based, or growth-guidance and the details of these are discussed later in this technique.  The patient involved here has distraction-based growing rods inserted; examples of this type of method include traditional growth rods and magnetically-controlled growing rods.  Screws (or hooks) are inserted at the cranial and caudal extent of the deformity and rods then inserted between them.  As the rods are inserted, a partial correction of the scoliosis is achieved but the patient does need to return to the operating theatre every six months for routine lengthening of the rods as they continue to grow.  Since the rods are spanning a mobile section of the spine, there is a much higher complication rate using growing rods than following a fusion procedure; this could include rod breakage, screw or hook loosening, or junctional kyphosis and other deformity. Since the complication rate will increase with duration of time that the implants have been in situ, it is important to attempt to avoid surgery until they are as old as possible and ensure all non-operative measures have been used.  Once the child has grown to a satisfactory thoracic height, the growing construct can be revised to a definitive scoliosis fusion (or scoliosis correction) which will then stop that section of the spine changing position or growing; they would normally need to be at least 9 years old to have achieved sufficient height.

OrthOracle readers will also find the following instructional operative techniques of interest:

Skull-Skeletal Traction for correction of Adolescent Idiopathic Scoliosis (INTEGRA MAYFIELD infinity XR2 System)

Scoliosis correction(neuromuscular): Anterior release and apical corpectomy

EDF(Elongation-Derotation-Flexion)/Mehta casting for Early Onset Scoliosis

Posterior Instrumented Adolescent Idiopathic Scoliosis Correction and Fusion (Selective Thoracic Fusion) DePuy Synthes Expedium VERSE

T11 to L3 anterior scoliosis correction and fusion with the Globus Anterior Staple System

T10 to L3 anterior instrumented scoliosis correction and fusion (Globus REVERE anterior integrated staple system)

Navigated posterior scoliosis correction for adolescent idiopathic scoliosis using Medtronic Solera system

Anterior release of scoliosis (access by thoracotomy)

Congenital kyphoscoliosis correction; Hemivertebra excision, deformity correction and posterior instrumented fusion

 

Korrektur der Femurdeformität: CHAOS-Technik unter Verwendung des Taylor Spatial Frame und des Trigen Nail

Übersetzt aus dem Englischen:

Deformitäten der langen Knochen in der unteren Extremität können durch Trauma entstehen, sekundär durch Stoffwechselknochenerkrankungen erworben werden oder das Ergebnis angeborener Deformitäten sein. Deformitäten der langen Knochen, die zu einer Abweichung der mechanischen Achse führen, können langfristig zu arthritischen Veränderungen sowohl im Knie als auch im Knöchel führen, wenn sie unbehandelt bleiben. Die Größenordnung der Deformität, die langfristige Gelenkschäden verursachen wird, ist jedoch umstritten und es gibt keine allgemein anerkannten Zahlen. Wahrscheinlich werden Deformitäten bis zu 5 Grad in der koronalen Ebene und 10 Grad in der sagittalen Ebene toleriert, jedoch wird dies von der Lage der Deformität im betroffenen Knochen abhängen.

Bei der Überlegung zur Deformitätenkorrektur ist eine sorgfältige Planung erforderlich. Dies wurde im Fall “Einführung in das Taylor Spatial Frame und Deformitätenplanung” erläutert. Der erste Schritt besteht darin, die mechanische Achse der Extremität vom Zentrum der Hüfte zum Zentrum des Knies zu zeichnen, um festzustellen, ob eine Varus- oder Valgus-Deformität des Beins vorliegt. Als Nächstes identifiziert man, welches Segment der Extremität betroffen ist, indem man die Gelenkwinkel um das Knie zeichnet und diese entweder mit der normalen kontralateralen Seite vergleicht, wenn keine Deformität vorliegt, oder normale Werte aus der veröffentlichten Population verwendet. Dies dient dazu festzustellen, ob die Deformität in der Tibia oder dem Femur oder beiden Knochen liegt. Sobald der betroffene Knochen identifiziert wurde, lokalisiert man die Position der Deformität im Knochen, indem man die Achse der proximalen und distalen Segmente des Knochens zeichnet, um den CORA (Zentrum der Rotationsverformung) zu identifizieren. Mit diesen Informationen sind wir nun in der Lage, die Größenordnung der Deformität zu bewerten, zu planen, wo eine Osteotomie durchgeführt werden soll, um die Deformität zu korrigieren, und zusätzlich zu planen, wo eine physikalische oder virtuelle Gelenkachse platziert werden soll, um die Korrektur durchzuführen, und dann zu entscheiden, wie die Osteotomie während und nach der Korrektur stabilisiert werden soll.

Die Deformitätenkorrektur kann akut erfolgen, wenn die Weichteile dies zulassen, oder allmählich, in welchem Fall den Weichteilen Zeit gegeben wird, sich anzupassen und sich ebenfalls zu korrigieren. Wenn die Deformität akut korrigiert wird, kann die Stabilisierung durch interne Fixierung mittels eines Zwischenaggregatsnagels oder einer Platte angemessen sein. In der Mehrzahl der Fälle einer allmählichen Korrektur ist ein Ringfixateur die bevorzugte Methode der Stabilisierung. Ein weiterer Vorteil der Verwendung eines Ringfixateurs besteht darin, dass er eine Feinabstimmung der Korrektur nach der Operation ermöglicht und eine genauere endgültige Korrektur als bei akuter Korrektur und interner Fixierung ermöglicht.

Aufgrund der Herausforderungen bei der akuten Korrektur komplexer Deformitäten, insbesondere wenn sie in mehr als einer Ebene vorliegen, haben sich verschiedene Methoden entwickelt, um die Vorteile einer genaueren Korrektur mit einem externen Fixateur zu kombinieren, zusammen mit der Verwendung von interner Fixierung zur Stabilisierung der endgültigen Korrektur und somit die Notwendigkeit für eine längere Zeit in einem externen Fixateur für den Patienten zu vermeiden. Eine solche Methode ist die computergestützte hexapodische orthopädische Chirurgie (CHAOS-Technik), wie sie von der Bristol Limb Reconstruction Unit beschrieben wurde (siehe unten stehende Referenz). Diese Methode verwendet einen Hexapod-Rahmen, um komplexe Deformitätskorrekturen akut im Operationssaal durchzuführen. Nach Abschluss der Korrektur wird die Osteotomie mit interner Fixierung stabilisiert und der Rahmen wird dann entfernt. Diese Technik ermöglicht eine genaue Deformitätskorrektur, ohne dass eine längere postoperative Zeit in einem Ringfixateur erforderlich ist.

Original Intro:

Femoral deformity correction: CHAOS technique using Taylor Spatial Frame and Trigen Nail (Smith and Nephew)

Mr Paul Fenton FRCS (Tr & Orth)

The Queen Elizabeth Hospital, Birmingham, UK.

Long bone deformity in the lower limb may follow trauma, be acquired secondary to metabolic bone disease or may be the result of congenital deformities.  Deformity in the long bones which results in a mechanical axis deviation can, in the longer term,  result in arthritic changes in both the knee and the ankle if untreated.  The magnitude of deformity which will result in longer term joint damage is however controversial with no universally accepted figures. Probably deformities up to 5 degrees in the coronal plane and 10 degrees in the sagittal plane are tolerated, however this will depend on the location of the deformity in the affected bone.

When deformity correction is considered careful planning is required. This has been outlined in the ‘Introduction to the taylor spatial frame and deformity planning’ case. The first step involves plotting the mechanical axis of the limb from the centre of the hip to the centre of the knee to determine whether a varus or valgus deformity of the leg is present. Next, one identifies which segment of the limb is involved by plotting the joint line angles around the knee and comparing these either with the normal contralateral side if no to deformity is present theret or using published population normal values. This one to identify whether the  deformity lies within the tibia or the femur or both bones. Once the involved bone has been identified one locates the position of the deformity in the bone by plotting the axis of the proximal and distal segments of the bone to identify the CORA (centre of rotation of angulation). With this information we are now able to assess the magnitude of the deformity, to plan where to perform an osteotomy to allow the deformity to correct and in addition plan where to place either a physical or virtual hinge to perform the correction and then to decide how to stabilise the osteotomy during and after correction.

Deformity correction can be performed acutely, when the soft tissues will allow this, or gradually in which case the soft tissues have time to adapt and correct also. If the deformity is corrected acutely then stabilisation with internal fixation using either an intermediary nail or plate may be appropriate. In the majority of cases of gradual correction a ring fixator is the preferred method of stabilisation. A further benefit of using a ring fixator is that it will allow fine tuning of the correction post-operatively and a more accurate final correction then with acute correction and internal fixation.

Due to the challenges of acutely correcting complex deformities,  particularly when in more than one plane, using standard internal fixation techniques various methods have developed to combine the benefits of more accurate correction with external fixator together with the use of internal fixation to stabilise the final correction and thereby avoiding the need for prolonged time in an external fixator  for the patient. One such method is the computer hexapod assisted orthopaedic surgery (CHAOS) technique as described by the Bristol Limb Reconstruction unit (see reference below). This method uses a hexapod frame to perform complex deformity correction acutely in theatre. Once the correction has been completed the osteotomy and is stabilised with internal fixation and the frame is then removed. This technique allows accurate deformity correction without the need for prolonged postoperative time in a ring fixator.

Hughes A, Heidari N, Mitchell S, Livingstone J, Jackson M, Atkins R, Monsell F.  Computer hexapod-assisted orthopaedic surgery provides a predictable and safe method of femoral deformity correction. Bone Joint J . 2017 Feb;99-B(2):283-288. 

Readers will also find the following associated OrthOracle techniques of interest:

Taylor Spatial Frame(Smith and Nephew). Introduction to hardware, frame application and use of software for deformity correction.

Tibial fracture non-union correction using Taylor Spatial Frame (Smith and Nephew)

Tibial shaft fracture: Fixation with a Taylor Spatial Frame (TSF) circular external fixator (Smith and Nephew)

Supra-malleolar distal tibial osteotomy: Minimally invasive technique with the Taylor Spatial Frame

Limb reconstruction

Facts4Fractures – Facts4YOU!

 

 

 

 

Online-Seminar

Referent: Prof. Dr. med. Andreas Kurth, Mainz
Moderator: Prof. Dr. med. Christopher Niedhart, Heinsberg
Veranstalter: med-kompakt

 

Die nächsten Seminare für 2024 sind bereits in Planung. Themen werden unter anderem erbliche Knochenerkrankungen in der orthopädischen Praxis und therapeutische Optionen bei Pseudarthrose sein. Lassen Sie sich unkompliziert und bequem per Mail erinnern, sobald die Termine feststehen.

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Dieses Jahr haben bereits drei Online-Seminare stattgefunden. Thema waren Traumata und die Auswirkungen auf die Wachstumsprognose, aktuelle Leitlinienempfehlungen bei Osteoporose und Knochenmarködeme. Sie haben die Seminare verpasst? Kein Problem! Alle Seminare sind im Nachgang frei verfügbar auf www.Facts4Fractures.de

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Quellenverzeichnis:

[1] Jandl N. M. et al. Medizinische Genetik. 2019; 31:364–371.

[2] Whyte M. P. Pediatric Bone. 2012; 771–794.

[3] Rockman-Greenberg C. Pediatr Endocrinol Rev. 2013; 10:380–388.

[4] Beck et al. Open Bone J. 2009; 1:8–15.

[5] Weber T. J. et al. Metabolism. 2016; 65:1522–1530.

[6] Seefried L. et al. JBMR. 2020; 35:2171–2178.

Das Kortikale Desmoid – Inzidentalom oder Insertionstendinopathie?

Das kortikale Desmoid, in der Literatur auch als Distale Femorale Kortikale Unregelmäßigkeit (distal femoral cortical irregularity, DFCI) oder Kortikales Irregularitätssyndrom bezeichnet, ist ein häufiger Zufallsbefund in der radiologischen Diagnostik des Kniegelenks.1,2 Sowohl seitens der Radiologie als auch bei den mit den Befunden konfrontierten Kolleg*innen herrscht oft Unsicherheit hinsichtlich der Dignität und somit auch Unklarheit über die Notwendigkeit weiterer Diagnostik und Therapie. Aufgrund dessen werden eine hohe Anzahl von Patient*innen mit DFCI in tumororthopädischen Fachabteilungen vorgestellt. Dies kann auch aus Sicht von Patient*innen zur Verunsicherung führen und provoziert mitunter einen vermeidbaren personellen und apparativen Mehraufwand. Zu einer erschwerten Einordnung des Befundes trägt auch die oft uneinheitliche Nomenklatur bei. So wird bei der Verwendung des Terminus „Desmoid“ oft an den Desmoidtumor (Synonym: Aggressive Fibromatose) gedacht. Es handelt sich hierbei um eine (myo)fibroblastische Neoplasie mit aggressivem, lokal infiltrativen Wachstum und hohen Rezidivraten.3,4

Das Kortikale Desmoid (im Weiteren wird die Abkürzung DFCI verwendet) weist keine histopathologischen Merkmale eines Desmoidtumors auf und gilt als benigne, selbstlimitierende strukturelle Veränderung. Es handelt sich um eine fibröse oder fibrös-knöcherne Läsion, deren Abgrenzung zum nicht ossifizierenden Fibrom (NOF) schwierig sein kann. In der Literatur wird eine strikte Unterscheidung beider Läsionen kontrovers diskutiert.5

Histopathologisch zeigt sich bei der DFCI eine hypozelluläre Läsion mit erhöhter osteoklastischer Aktivität sowie proliferierendes und osteokartilaginäres Gewebe.6 An dieser Stelle sei bereits angemerkt, dass bei Verdacht auf eine DFCI nur in absoluten Ausnahmefällen eine Biopsie gerechtfertigt ist.

Die DFCI wird vorwiegend am juvenilen und adoleszenten Kniegelenk detektiert. Die Läsion findet sich dabei insbesondere im Bereich des posteromedialen Femurkondylus am Ansatz des M. gastrocnemicus (90 % der Fälle), seltener an der Aponeurose des M. adductor magnus (10 %)2, 4 (Abb. 1). In bis zu 33 % kann ein DFCI bilateral nachgewiesen werden.4 In Einzelfällen wird eine Manifestation der DFCI am proximalen Humerus im Bereich der Muskelansätze von M. pectoralis major et deltoideus beschrieben (aus semantischen Gründen sei hier angemerkt, dass die Bezeichnung Humerales Kortikales Irregularitätssyndrom hier treffender wäre).7

Als zugrundliegender pathophysiologischer Mechanismus für die Entstehung der DFCI wird eine Insertionstendinopathie durch wiederkehrenden mechanischen Stress am femoralen Sehnenansatz des M. gastrocnemicus oder M. adductor magnus diskutiert (sog. „tug-leason“ oder „Zugläsion“). Durch repetitiven Zug kommt es zu einer ossären Stressreaktion mit lokalisierter temporärer Resorption des Knochens.5

Die Gesamtinzidenz der DFCI beträgt zwischen 3,6 % und 11,5 %, der Nachweis wird bei Jungen etwa dreimal häufi ger erbracht als bei Mädchen.8 Da die Magnetresonanztomographie (MRT) heutzutage aufgrund unterschiedlicher Indikationen in größerer Zahl auch bei Jugendlichen und Kindern durchgeführt wird, wird auch die DFCI aufgrund der höheren Sensitivität der MRT im Vergleich zum konventionellen Röntgenbild häufi g nebenbefundlich diagnostiziert.9 Insbesondere bei Patient*innen mit hohem körperlichen Aktivitätslevel wurde eine erhöhte Inzidenz beschrieben. So zeigte eine Untersuchung von Fröhlich et al bei n=108 Schweizer Alpin-Skifahrer*innen im Alter zwischen 13–15 Jahren mit 63 % eine deutlich erhöhte Inzidenz im Vergleich zu den Ergebnissen vorheriger Studien.10 Auch Stern et al konnten in Ihrer Studienpopulation von leistungsorientierten Skifahrer*innen im Vergleich zur Kontrollgruppe mit 58 % eine deutlich erhöhte Inzidenz für eine DFCI nachweisen.2 Dies stützt die Theorie, dass eine DFCI als „Zugläsion“ vermehrt bei sportlichen Patient*innen mit einem hohen körperlichen Aktivitätslevel auftritt. Demnach sollte diese Patientenklientel in der Diagnostik bzw. Einordnung der Befunde besonders bedacht werden.

Die DFCI wird in der Regel als asymptomatischer Zufallsbefund beschrieben. Die Mehrzahl der verfügbaren Studien, die eine relevante Anzahl von Patienten untersuchen, bezieht sich auf epidemiologische und MRT-morphologische Aspekte in asymptomatischen Patientenkohorten. Bislang werden in der vorliegenden Literatur nur im Rahmen von Fallberichten symptomatische Patienten mit rezidivierenden Knieschmerzen mit dem MRT-Befund einer DFCI korreliert.4,11 In der eigenen Erfahrung kann, nach Ausschluss anderer struktureller oder funktioneller Pathologien am Kniegelenk, eine DFCI bei Patient*innen mit posteromedialem Knieschmerz ursächlich sein.

Im klinischen Alltag in der Orthopädie und Unfallchirurgie werden Patient*innen mit akuten oder chronischen Kniegelenksbeschwerden vorstellig. Je nach Situation erfolgt im diagnostischen Vorgehen zunächst eine strukturierte Anamnese sowie körperliche Untersuchung. Sollte eine radiologische Diagnostik notwendig werden, ist ein fundiertes Verständnis der charakteristischen Befunde der DFCI notwendig, um diese sicher zu erkennen und differentialdiagnostisch abgrenzen zu können. Wichtige Differentialdiagnosen sind maligne Neoplasien wie das Osteosarkom oder Ewing Sarkom, Osteonekrosen, Osteolysen, andere benigne Raumforderungen oder (akute)
Verletzungen. Neben der oft eindrücklichen bildmorphologischen Erscheinung maligner Tumoren ist die Abgrenzung zu anderen benignen fi broossären Raumforderungen wie dem NOF oder dem fi brösen kortikalen Defekt oft schwierig. Eine diagnostische Hilfestellung kann hierbei die Tatsache sein, dass sich letztere Befunde nicht auf die typische Lokalisierung einer DFCI im Bereich der Sehnenansätze beschränkt sind, sondern sich auch andernorts diametaphysär manifestieren können.

Den größten Stellenwert in der radiologischen Diagnostik hat die native MRT. Bei isoliertem Vorliegen einer DFCI mit typischer MRT-Bildmorphologie (s. u.) ist eine weiterführende Diagnostik mittels konventionellem Röntgen, Computertomographie (CT) oder gar nuklearmedizinischen Untersuchungen nicht indiziert. Radiologisch ist die DFCI als Kortikale Irregularität oder als Defekt am posterioren Femurkortex auffällig. Diese Auffälligkeiten sind auf die Sehnenansätze/Aponeurosen zu reproduzieren.

MRT

In der MRT ist die DFCI ein umschriebener, in der Regel ovaler Bereich mit hoher Signalintensität, der sich auf fettunterdrückten protonendichte- oder T2-gewichteten Scans in den Knochen ausdehnt und meist einen dünnen dunklen Rand in der Peripherie aufweist, der die Sklerose darstellt. Da beim Jugendlichen Knie eine dünne, bandförmige Hyperintensität aufgrund des ausgeprägten periostalen Stratum osteogenicum ein zu erwartender Befund ist, sollten nur kortikale Unregelmäßigkeiten mit einem anteroposterioren Durchmesser von mehr als 2 mm als verdächtig für eine DFCI interpretiert werden. Die Größe der DFCI wird auf sagittalen fettunterdrückten Protonendichte- oder T2-gewichteten MRT-Scans als der größte anteroposteriore Durchmesser der kortikalen Hyperintensität bestimmt. Das Vorhandensein einer begleitenden paratendinösen zystischen Läsion ist optional, jedoch nicht selten als Zusatzbefund darstellbar (Abb. 2).

Röntgen/CT

Auf konventionellen Röntgenbildern erscheint eine DFCI als kleiner röntgenstrahlendurchlässiger Bereich mit umgebender Sklerose bzw. am ehesten untertassenförmige, röntgenstrahlendurchlässige kortikale Unregelmäßigkeit. In der CT zeigt sich zusätzlich eindrücklich das Fehlen einer äußeren kortikalen Begrenzung in typischer Lokalisation (Abb. 3 & 4). Als Primärdiagnostik der DFCI sind konventionelles Röntgen und CT nicht notwendig, werden jedoch weiterhin häufi g in Unkenntnis der Entität des DFCI oder einer unklaren Beschwerdesymptomatik durchgeführt.

Szintigraphie

Nuklearmedizinisch kann die DFCI im Rahmen einer Positronenemissionstomographie mit radioaktiv markierter 18F-Fluordesoxyglucose (FDG-PET) durch lokal erhöhten Metabolismus nachgewiesen werden. Als Routinediagnostik ist diese Nachweismethode jedoch keinesfalls zu betrachten.

Im eigenen klinischen Alltag werden wiederkehrend Patient*innen mit typischer postermedialer Gonalgie und dem Nachweis einer DFCI in der MRT-Diagnostik vorstellig. Konkordant zu den Untersuchungen der Arbeitsgruppen von Stern und Fröhlich zeigt sich auch bei unserem Patientenkollektiv, dass es sich hierbei oftmals um sportlich hochaktive Kinder bzw. Jugendliche handelt. Somit kann aus unserer Erfahrung die weit verbreitete Auffassung, dass es sich bei der DFCI stets um einen asymptomatischen Zufallsbefund handelt, nicht uneingeschränkt unterstützt werden.

Im Rahmen einer eigenen Untersuchung wurden Patient*innen mit einem lokalisierten posteromedialen Knieschmerz unter körperlicher Belastung von solchen mit unspezifi schen Knieschmerzen unterschieden.12 Untersucht wurden n=23 sportliche Patient*innen mit einem Durchschnittsalter von 13.74 ± 2.74 Jahren. Alle klagten bei der initialen Vorstellung über Symptome im Sinne von Kniegelenksschmerzen. Bei 52 % der Kohorte wurde ein isolierter postermedialer Knieschmerz unter körperlicher Belastung angegeben. 65 % der Patient*innen erhielten extern eine konventionelle Röntgendiagnostik, 13 % sogar eine native CT. Im Mittel wurden 1,91 ± 0,97 MRT pro Patient*in angefertigt, in einigen Fällen insgesamt bis zu vier MRTs des betreff enden Kniegelenkes. Diese Daten stützen die
eingangs beschriebene Problematik, dass unnötige und oftmals auch redundante Diagnostik in Zusammenhang mit der DFCI durchgeführt wird. In 39 % der Fälle zeigte sich in der MRT neben der DFCI-typischen Läsion an der Insertion des medialen Gastrocnemiuskopfes eine begleitende paratendinöse Zyste. Anhand der erhobenen Daten wurde ein Algorithmus etabliert, der eine strukturierte Hilfestellung in der Behandlung von Patient*innen mit einer DFCI darstellen soll (Abb. 5).

Fazit für den Alltag:

  • Eine DFCI ist ein häufiger Bildbefund in der MRT-Diagnostik des Kniegelenkes von Kindern und Jugendlichen
  • Eine DFCI ist in der Regel am (postero)medialen Femurkondylus lokalisiert, im Bereich der Aponeurosen von M. gastrocnemicus et adductor magnus
  • Als zugrundliegender pathophysiologischer Mechanismus wird demzufolge eine Insertionstendinopathie durch wiederkehrenden mechanischen Stress postuliert
  • Eine native MRT ist der diagnostische Goldstandard, andere bildgebende Verfahren sind nur in Ausnahmefällen indiziert
  • Eine DFCI ist oft asymptomatisch, kann aber nach Ausschluss anderer Pathologien ursächlich für einen posteromedialen Knieschmerz sein
  • Das Krankheitsbild ist regelhaft selbstlimitierend, die Behandlung erfolgt vorrangig physiotherapeutisch

 

Literatur auf Anfrage bei der Redaktion.

Knorpeltumoren – wann besteht eine Therapie indikation?

Knorpeltumoren sind in der Mehrzahl der Fälle benigne. Die beiden weitaus häufigsten Vertreter sind das Enchondrom und die kartilaginäre Exostose (Synonym Osteochondrom). Während das Enchondrom zumeist einen asymptomatischen Zufallsbefund darstellt, so wird die kartilaginäre Exostose in der Regel in der Jugend durch eine tastbare Schwellung diagnostiziert.

Bei den benignen Knorpeltumoren bedürfen viele Tumoren keiner operativen Therapie und werden auch als leave-me-alone lesion bezeichnet. Abzugrenzen von solitären Befunden sind hierbei allerdings die Enchondromatose (Morbus Ollier) und die Multiple, hereditäre Exostosenerkrankung. Hier besteht insbesondere bei stammnahen Läsionen das Risiko der malignen Transformation in ein Chondrosarkom im Erwachsenenalter, so dass operative Maßnahmen individuell in Erwägung zu ziehen sind. Zumindest bedürfen diese Erkrankungen einer lebenslangen Überwachung mittels MRT-Untersuchungen. Gegenüber den benignen Tumoren sind maligne chondrogene Tumoren sehr selten und werden als Chondrosarkom (zumeist G2, G3) bezeichnet. Die chirurgische R0-Resektion stellt bei diesen Tumoren den Goldstandard dar. Seit ca. 20 Jahren werden hochdifferenzierte, niedrig-maligne chondrogene Tumoren aufgrund ihres fehlenden bzw. geringen Metastasierungspotentials nicht mehr als Chondrosarkom G1 bezeichnet, sondern als atypischer chondrogner Tumor (ACT) mit intermediärer Dignität. Die Therapie dieser Tumoren besteht in der Regel nicht mehr in einer R0-Resektion, sondern in einer Kürettage und zumeist Auffüllung mit Knochenzement. Das Ziel dieses Artikels ist es, dem Leser neben einer kurzen Übersicht über die Familie der Knorpeltumoren insbesondere diagnostische und therapeutische Hilfestellungen zu vermitteln.

 

Klassifikation, Inzidenz, Altersverteilung und Ätiologie

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Familie der Knorpeltumoren. Der weitaus häufigste benigne Knorpeltumor ist das Enchondrom. Genaue Angaben zur Inzidenz sind allerdings nicht möglich, da Enchondrome in der Mehrzahl der Fälle im Erwachsenenalter nur als Zufallsbefund diagnostiziert werden (z.B. im Rahmen einer MRT-Untersuchung bei einem Impingement-Syndrom der Schulter). Auch über die Inzidenz der kartilaginären Exostose, welche klinisch aufgrund der tastbaren Schwellung zumeist in der Kindheit diagnostiziert wird, können keine gesicherten Aussagen getroffen werden, da die Mehrzahl der Patienten keiner operativen Therapie zugeführt wird. Auch bei der Inzidenz des ACT gibt es analog dem Enchondrom keine gesicherten Angaben, da auch dieser Tumor durchaus als schmerzloser Zufallsbefund diagnostiziert werden kann (siehe Diagnostik). Studien aus den Niederlanden konnten zeigen, dass durch die Zunahme an MRT-Untersuchungen die Zahl der Patienten mit der klinischen Diagnose eines ACT deutlich zugenommen hat. Dieser Umstand lässt auch bei diesem Tumor eine hohe Dunkelziffer vermuten. Hochmaligne Chondrosarkome hingegen werden aufgrund ihres aggressiven Wachstumsmusters früher oder später symptomatisch. In der Regel sind Patienten ab dem 50. Lebensjahr betroffen. In Deutschland kann von ca. 150 Fällen pro Jahr ausgegangen werden. Hinsichtlich der Ätiologie wird die hereditäre, multiple Exostosenerkrankung durch verschiedene genetische Mutationen (EXT1, EXT 2, EXT3) hervorgerufen und folgt einem autosomal dominanten Erbgang. Bei Chondrosarkomen wird in ca. 50 % der Fälle eine IDH1/2-Mutation nachgewiesen.

Diagnostik

Das Enchondrom stellt zumeist einen klassischen asymptomatischen Zufallsbefund in einer aus anderem Grund indizierten Bildgebung dar (Abb. 1A–C). Nur in Ausnahmefällen verursacht ein Enchondrom Schmerzen. Sollte das Enchondrom nur mittels MRT-Diagnostik detektiert worden sein, so muss noch eine konventionelle Röntgenbildgebung (jeder Knochentumor muss auch im Röntgen abgebildet werden) angeschlossen werden. Diese zeigt in der Regel die typischen popkornartigen Verkalkungen. Bei Verdacht auf eine Ausdünnung der Kortikalis oder gar Perforation sollte diese mittels CT-Untersuchung ausgeschlossen bzw. verifiziert werden.

Bei eindeutig auf den Knorpeltumor zurückzuführenden Schmerzen liegt in der Mehrzahl der Fälle eine Beteiligung der Kortikalis vor, so dass ein ACT oder bei Vorliegen einer Weichteilkomponente im MRT (mit Kontrastmittel) ein höhergradig malignes Chondrosarkom nicht ausgeschlossen werden kann. Hier muss dann die Vorstellung in einem Sarkomzentrum erfolgen, um über die Notwendigkeit einer Biopsie zu entscheiden. Es muss betont werden, dass sowohl radiologisch als auch pathologisch bei Vorliegen einer Kortikalisausdünnung bzw. Unterbrechung nicht immer sicher zwischen einem Enchondrom bzw. ACT unterschieden werden kann und erst der weitere Verlauf eine Antwort geben kann (siehe unten).

Bei dem klinischen Verdacht auf eine kartilaginäre Exostose bei Kindern und Jugendlichen sollte zunächst eine konventionelle Röntgendiagnostik erfolgen. Typischerweise setzt sich der Markraum des betroffenen Knochens in den Stiel der Exostose fort. Ist dies nicht der Fall muss ein MRT mit Kontrastmittel erfolgen und bei weiterhin nicht erkennbarer Fortsetzung des Markraums in die Exostose insbesondere an ein parossales Osteosarkom gedacht werden. Eine MRT-Diagnostik sollte des Weiteren nur bei sehr großen Exostosen zur Bestimmung der Dicke der Knorpelkappe (sollte unter 2 cm bei Erwachsenen und unter 3 cm bei Kindern liegen) oder auch zur Lagebeziehung zu neurovaskulären Strukturen vor operativer Resektion erfolgen.

Bei Patienten mit einer Exostose sollte klinisch eine multiple Exostosenerkrankung ausgeschlossen werden. Bei Nachweis von weiteren Exostosen sollte mittels Ganzkörper-MRT auch nach stammnahen, nicht tastbaren Exostosen gesucht werden. Patienten mit einer Enchondromatose fallen in der Jugend häufig durch frakturierte Enchondrome der Phalangen und auch Achsdeviationen bzw. Verkürzungen der langen Röhrenknochen auf. Auch hier sollte mittels Ganzkörper-MRT eine genaue Ausbreitungsdiagnostik erfolgen. Bei einem im Erwachsenenalter zufällig diagnostizierten Enchondrom ohne klinische Hinweise auf eine Enchondromatose empfehlen wir keine weiterführende Diagnostik.

Bei bildgebendem Verdacht auf ein Chondrosarkom oder ACT muss die Vorstellung in einem Sarkomzentrum erfolgen. Hier erfolgt dann neben der Biopsie auch die erforderliche Ausbreitungsdiagnostik zum Ausschluss einer pulmonalen (häufig) oder lymphogenen (selten) Metastasierung. Die Biopsie bei Verdacht auf einen chondrogenen Tumor muss ausreichend Gewebe beinhalten, da diese häufig eine heterogene Zusammensetzung aufweisen (hochdifferenzierte, benigne Anteile finden sich neben kleineren hochmalignen Anteilen). Die finale Diagnose muss dann immer in Synopsis aus Klinik, Radiologie und Pathologie in einer Tumorkonferenz erfolgen.

Therapie

Aufgrund der relativen Häufigkeit knorpelbildender Tumoren wird jeder Orthopäde und Unfallchirurg, aber auch Radiologe und Hausarzt in seinem klinischen Alltag sicher mit diesen Tumorentitäten konfrontiert werden. Aber wie gelingt es uns in der konkreten Situation nun, zwischen einer „leave-me alone lesion“ und einer weiter abklärungs- oder gar therapiebedürftigen Läsion zu unterscheiden? Wie in den vorherigen Kapiteln schon dargelegt wurde, gelingt diese Entscheidung häufig nur durch eine Synopsis von klinischem Erscheinungsbild, Radiologie und teilweise auch erst durch eine Verlaufsbeobachtung des Knorpeltumors. Es muss nochmals betont werden, dass der Pathologe ohne den Kliniker und Radiolgen häufig zwischen benignen Tumoren und Tumoren intermediärer Dignität wie dem ACT nicht unterscheiden kann.

Aus der Familie der benignen Knorpeltumoren stellen das Enchondrom und das Osteochondrom bei fehlenden Anzeichen für den Übergang in einen ACT klassische „leave-me alone lesions“ dar. Bei einer eindeutig auf den Tumor zurückzuführenden Schmerzsymptomatik in Kombination mit einer deutlichen Ausdünnung bzw. Unterbrechung der Kortikalis indizieren wir eine bioptische Abklärung bzw. sofortige Kürettage bei kleinen Tumoren und fehlendem Verdacht auf höhergradige Malignität. Bei einem beschwerdefreien Patienten mit einem zufällig diagnostizierten chondrogenen Tumor, bei dem jedoch in der Bildgebung eine Beteiligung der Kortikalis zu beobachten ist, sollte bei dem erstmaligen Nachweis des Enchondroms (oder gegebenenfalls ACT) zunächst eine engmaschige Verlaufskontrolle erfolgen (siehe unten). Bei Größenprogress muss trotz Schmerzlosigkeit die Biopsie oder bei kleinen Befunden und fehlendem Verdacht auf höhergradige Malignität ggf. die sofortige Kürettage erfolgen. Bei Diagnose eines ACT kann mit einer Kürettage und Defektauffüllung mit Knochenzement in 95% der Fälle eine lokale Kontrolle erzielt werden. Ein ACT im Beckenbereich wird allerdings weiterhin aufgrund der Lokalisation als Chondrosarkom G1 bezeichnet und sollte aufgrund eines aggressiveren Verhaltens einer R0-Resektion unterzogen werden.

Die Mehrzahl der solitären Exostosen sind asymptomatisch und bedürfen keiner operativen Therapie. Eine absolute Operationsindikation besteht bei Vorliegen einer Knorpelkappe über 2–3 cm – insbesondere bei Grössenprogress nach Wachstumsabschluss und auch bei Kompressionserscheinungen von neurovaskulären Strukturen. Eine relative Indikation besteht aus unserer Sicht bei Beschwerden oder eingeschränkter Gelenkbeweglichkeit (Abb. 2A–C). Durch eine Resektion können die Beschwerden zumeist rasch und zuverlässig behoben werden. Der Eingriff ist zudem komplikationsarm und die  Rezidivgefahr äußerst gering – auch bei kleinen Kindern. Auch bei fehlenden Beschwerden sollten schon recht grosse Exostosen vor dem pubertären Wachstumsschub präventiv entfernt werden. Andernfalls kann es zu Verdrängungen und Deformierungen benachbarter Knochen und auch einer Kompression neurovaskulärer Strukturen kommen. Bei Patienten mit einer hereditären multiplen Exostosenerkrankung können stammnahe, gut resezierbare Exostosen präventiv abgetragen werden. Eine absolute Indikation zur Abtragung aller Befunde besteht aber nicht. Des Weiteren kann insbesondere bei multiplen Osteochondromen oder einer Enchondromatose eine Achsdeformität auftreten, die rechtzeitig erkannt und noch im Wachstum therapiert werden sollte.

Hochmaligne Chondrosarkome müssen in einem Sarkomzentrum einer R0-Resektion unterzogen werden. Aufgrund der relativen Chemo- und Strahlenresistenz der klassischen Chondrosarkome (G2/3) erfolgt in der Regel keine adjuvante Chemo- oder Strahlentherapie.

Nachsorge von leave-me alone lesions

Zu Beginn dieses Kapitels muss betont werden, dass die Empfehlungen zur Nachsorge nicht auf dem Boden prospektiv-randomisierter Studien erfolgen, sondern eigene Erfahrungswerte gepaart mit den Erfahrungen anderer Zentren darstellen. Zunächst stellt sich die Frage, ob und in welcher Form Patienten mit einer erstdiagnostizierten „leave-me alone lesion“ nachgesorgt werden müssen.

Ein klassisches Enchondrom bedarf aus unserer Sicht de facto keiner Verlaufskontrolle. In der Praxis allerdings führen wir auch aus forensischen Gründen eine einmalige Röntgenkontrolle (in Ausnahmefällen auch MRT) nach einem Jahr durch, um eine sehr seltene Progression zu erkennen. Wir würden das Enchondrom bei einem Progress dann auch als ACT bezeichnen, da ein Enchondrom nach Wachstumsabschluss keine Progression aufweisen sollte. Auch wird der Patient darüber informiert, dass bei Vorliegen von Schmerzen auch Jahre später eine erneute Bildgebung erfolgen sollte. Es muss aber betont werden, dass eine maligne Transformation eines solitären Enchondroms in ein hochmalignes Chondrosarkom eine Rarität darstellt. Demgegenüber muss bei Patienten mit einer Enchondromatose eine lebenslange Vorsorge mittels (Ganzkörper-) MRT erfolgen (alle 1,5 – 2 Jahre), da insbesondere stammnahe Enchondrome in bis zu 40 % der Fälle in ein Chondrosarkom (zumeist niedrigmaligne) transformieren können.

Bei radiologisch nicht sicher auszuschließendem ACT – welcher aufgrund asymptomatischen Verhaltens keiner Kürettage zugeführt wurde – empfehlen wir 6 monatliche MRTKontrollen für 2 Jahre gefolgt von jährlichen Kontrollen für ca. weitere 3 Jahre. Bei progredientem Befunden muss dann die Kürettage der Läsion erfolgen bzw. die alleinige Biopsie bei Verdacht auf eine höhergradig malignes Chondrosarkom. Diese schwierigen Entscheidungen sind allerdings individuell zu treffen und sollten einem Sarkomzentrum vorbehalten sein.

Bei der Diagnose einer Exostose, welche nicht operativ entfernt worden ist, sollte während der Pubertät alle 6 Monate zumindest eine klinische Kontrolle erfolgen, um  Beinachsendeformitäten und eine Größenprogredienz der Exostose zu erkennen (siehe oben). Nach Wachstumsabschluss muss bei jeder Größenprogredienz einer singulären Exostose eine MRT-Untersuchung zur Bestimmung der Dicke der Knorpelkappen erfolgen. Ab einer Dicke von ca. 2–3 cm besteht der Verdacht auf die maligne Transformation in ein zumeist niedrigmalignes Chondrosarkom. Analog den Patienten mit einer Enchondromatose muss bei einer Hereditären multiplen Exostosenerkrankung eine präventive, engmaschige MRT-Kontrolle insbesondere der stammnahen Läsionen (Risiko der malignen Transformation ca. 20 %) erfolgen.

Die pigmentierte villonduläre Synovialitis (PVNS)

Die pigmentierte villonduläre Synovialitis – kurz die PVNS – ist ein seltener, gutartiger aber biologisch aktiver und proliferativer Tumor. Er ist lokal oft aggressiv und findet sich zumeist in oder an den großen Gelenken, im Schleimbeutel oder an den Sehnenscheiden.

Synonym werden u.a. die Begriffe des tenosynovialen Riesenzelltumors und des Riesenzelltumors der Sehnenscheide benutzt. Im Englischen, in internationalen Bibliotheken wird in der Literaturrecherche der Begriff TGCT (tenosynvial giant cell tumor) die Suche erleichtern. Unter all diesen Begriffen findet sich dieselbe Erkrankung, deren Ursache nicht bekannt ist und die nach wie vor teils erhebliche Schwierigkeiten in der Therapie darstellen kann. Laut der WHO Klassifikation von Tumoren (5. Ausgabe; 2020) wird diese Entität in einer Gruppe von typischen gutartigen Läsionen gesehen, welche die gleiche Pathogenese und das gleiche histologische Erscheinungsbild darstellen.1

Während medizinisch gesehen die noduläre oder monolokuläre Form der PVNS für Patient und Operateur eher wenig aufregend ist, kann die diffuse und nicht selten aggressive Form der PVNS schon einen beträchtlichen Schaden in Form von Gelenkdestruktionen anrichten. Zudem kann sie häufig rezidivieren und insbesondere über ihren inflammatorischen Charakter eine klinisch erhebliche Schmerzsymptomatik bei den betroffenen Patienten hervorrufen. Die diffuse Form kommt darüber hinaus nicht selten nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb des betroffenen Gelenks vor.

Über die Inzidenz finden sich in der Literatur unterschiedliche Angaben, über ein Vorkommen von 2–8 Erkrankungen/1 Mill. wird berichtet; das dänische Register beschreibt in einer registerbasierten Cohorten-Studie eine Prävalenz von 44 pro 100.000 für die monolokuläre und von 12 pro 100.000 für die diffuse Form, resp. eine Inzidenzrate pro 1. Mio pro Personen-Jahre von 30.3 für den lokalisierten Typ und von 8.4 für den diffusen Typ.2 Eine höhere Dunkelziffer, die von anderen Autoren für die problemlosere noduläre Form für wahrscheinlich erachtet wird, erscheint auch uns vorstellbar, da vermutlich nicht jede dieser Erkrankungen gemeldet wird.

Patienten sind in der Regel im mittleren Lebensalter mit einem Peak zwischen dem 40. Und 59. Lebensjahr;3 aber auch Kinder, sogar Säuglinge4 können betroffen sein. Eine sichere GenderDominanz zeigt sich nicht, die Angaben in den verschiedenen Registern schwanken, zeigen aber möglicherweise eine leichte Dominanz der Frauen sowohl in der nodulären Form (ca. 60 %) wie auch in der diffusen Form (50–60 %).

Üblicherweise ist im muskuloskelettalen System immer nur eine Lokalisation – ein Gelenk bzw. eine Region – betroffen, multiartikläre Formen sind eine Seltenheit. Im Bereich der Finger oder der Zehen finden sich die Tumorformationen oft an der Beugeseite, können sich aber auch circumferent ausbreiten. Das Gelenk, was mit Abstand am häufigsten betroffen ist, ist das Kniegelenk, hier kommen sowohl die diffuse Form wie auch die noduläre Form vor, gefolgt von Sprunggelenk, Hüftgelenk und seltener Schultergelenk, bei letzterem vornehmlich die diffuse Form. Sehr selten, aber in der Literatur auch beschrieben, sind das Vorkommen der PVNS im Bereich der Kiefergelenke oder aber sogar der Facettengelenke der Wirbelsäule. Grundsätzlich scheint somit kein Gelenk für das Auftreten dieser Neoplasie ausgeklammert zu sein (Abbildung 1).

Über die Ätiologie der PVNS ist wenig bekannt. Klar ist, dass es sich nicht um eine primär entzündliche Erkrankung der Schleimhaut handelt. Die Ansicht, dass möglicherweise ein Trauma eine kausale Ursache hat, lässt sich sicher nicht halten, auch wenn einige Autoren eine bis zu 5 % vorkommende Anamnese eines Weichgewebstraumas zum Zeitpunkt der initialen Präsentation des Tumors angeben.

Die Entstehung des tenosynovialen Riesenzelltumors ist assoziiert mit einem clonalen neoplastischen Prozess, der oft chromosomale Abberationen mit einer Translokation t(1;2) (CSF-1;COL6A3) aufweist, die zu einer Überexpression von colony-stimulierenden Faktor1 (CSF1) und zu einer Aktivierung von Makrophagen, Riesenzellen und Osteoklasten führen. Histologisch imponiert das Bild einer Proliferation von Synovialzellen, auch wenn nur ein geringer Anteil der Zellen tatsächlich die chromosomale Abberation aufweist (etwa 2–16 %);5 die restlichen Zellen sind nicht-neoplastische reaktive Zellen. Durch die Überexpression von CSF1 werden durch die Tumorzellen eine inflammatorische Infiltration von mononukleären und von multinukleären Riesenzellen induziert, die dann das Bild der Osteoklasie, sprich des Knochenabbaus und damit der Osteolysen in dem gelenkbildenen Knochen zeigen können. Dies erklärt dann natürlich, warum bereits in der nativen Röntgenaufnahme der Gelenk-Knochen Osteolysen aufweist und das Gelenk starke Destruktionen aufweisen kann.

Gleichzeitig werden Zytokine bzw. Botenstoffe freigesetzt, die nicht nur zu Entzündungen führen, sondern über Tumornekrosefaktor alpha werden Proteinasen (MMP) produziert, die dann neben dem Knochen auch den Knorpel zerstören.

Klink

Der tenosynoviale Riesenzelltumor der Sehnenscheide, der ja die häufigste Form ist, tritt in der orthopädischen Praxis deswegen weniger in Erscheinung, weil er oft klinisch relativ stumm ist. Die Anamnesedauer ist bei genauer Befragung oft schon lang, sie variiert von 10 Monaten bis zu 3 Jahren, manchmal ist allerdings eine scheinbare Verletzung, eine Distorsion des Gelenks der Anlass, zum Arzt zu gehen und eine Diagnostik zu initiieren.6,7,8 Natürlich sind die Symptome, die z. B. das Kniegelenk betreffen – Schwellung und Schmerzen – schon eher geeignet, frühzeitiger die Diagnose zu stellen. Auch Blockierungserscheinungen des Gelenks im Bewegungsausmaß, eine Überwärmung oder aber klinische Zeichen einer Arthritis können den Untersucher zunächst auf die falsche Fährte locken. „Rheumaknie“, eitrige Arthritis oder aber eine einfache Meniskussymptomatik sind nicht selten auf Überweisungsträgern als Verdachtsdiagnose zu finden. Findet sich die Tumormasse gelegentlich auch extraartikulär, ist der Prozess in der Primärdiagnostik manchmal auch von primären Weichteil-Sarkomen kaum zu unterscheiden.

Patienten, die diesen Tumor im Bereich der Finger oder der Zehen haben, kommen oft erst dann in die Praxis, wenn sensible Ausfälle durch Kompression von Nervenästen bestehen oder – im Bereich der Zehen – wenn ein Schuhkonflikt besteht. Allerdings gibt es auch Tumoren der Sehnenscheiden, die völlig asymptomatisch sind und erst bei Erreichen einer störenden Größe zum Arzt führen (Abbildung 2).

Bildgebung

Diese klinischen Veränderungen führen den Untersucher zunächst oft zu einer initialen Sonographie des Gelenks bzw. der Raumforderung. Die Sonographie ist allerdings in aller Regel nicht richtungsweisend. Eine echoreiche inhomogene Masse, eine verdickte Synovia und ein Gelenkerguss können zu vielerlei Diagnosen passen. Sollte die Gelenkschleimhaut multiple spotförmige Veränderungen, darüber hinaus eine zottenartige Auftreibung aufweisen, so kann die Verdachtsdiagnose einer PVNS gestellt werden. Am einfachsten wird da noch die noduläre Form sonographisch detektierbar sein. Eine  Dopplersonographie bringt nur sehr selten Anzeichen eines Blutstroms aus
der echogenen Masse.

Die im klinischen Alltag gut verfügbare Röntgenuntersuchung ist nur dann richtungsweisend, wenn bereits durch die Osteoklasten größere subchondrale Defekte entstanden sind, die entgegen arthrosebedingter Zysten nicht nur in der Hauptbelastungszone zu finden sind, sondern ubiquitär vorkommen können. Diese Zysten sind klar und glatt abgegrenzt und weisen nicht selten eine Randsklerosierung auf. Beide Gelenkpartner können gegenüberliegend derlei Veränderungen zeigen. Am auffälligsten sind aber üblicherweise die Weichteilschatten eines ausgeweiteten Gelenks, die bereits in der Nativradiologie eine erhebliche Weichteilformation in den Rezessus vermuten lassen. Allerdings kann eine native Röntgenaufnahme bisweilen auch ein vermeintlich völlig normales und gesundes Gelenk ohne jedwede Pathologika zur Darstellung bringen.

Der goldene Standard ist für die PVNS die MRT-Untersuchung. Sie erlaubt sichere Aussagen über die Ausdehnung der Erkrankung und zum Beispiel in der Darstellung der Sagittalebene auch die Beantwortung der Frage, ob sich extraartikulär oder aber hinter dem hinteren Kreuzband Tumormassen befinden, die dann über einen vorderen Zugang nicht erreicht werden können. Zur Therapieplanung eines offenen Verfahrens ist somit die MRT-Untersuchung unerlässlich.

Die geforderte MRT-Sequenz ist die T2 gewichtete FLASH-3D-Sequenz. Nachweisbar ist eine oft verdickte Synovia sowie ein Kontrastmittelenhancement und Signalveränderungen durch Hämosiderinablagerungen (nach Einblutungen). Der Synovia aufgelagert sind entweder in der monolokulären Form eine glatt begrenzte knotenartige inhomogene Raumforderung oder aber in der multilokulären oder diffusen Form über das gesamte Gelenk verteilt multiple knotige Veränderungen, die sich klar von der Synovia unterscheiden lassen. Die T1-Wichtung kann die umgebende Muskulatur im Vergleich zur Darstellung bringen, hier erscheinen die Noduli in aller Regel isointens. T1- wie auch T2-gewichtete Sequenzen zeigen niedrige bis intermediäre Signalintensitäten in der Darstellung der hämosiderinhalten Noduli.9 Nach Gadolinium-Gabe zeigt sich im Tumor ein sehr heterogenes Enhancement als Zeichen der erhöhten Vaskularität. Zu Beginn der Erkrankung ist die Knorpeldicke in der MRT-Untersuchung noch regulär, später können sich teilweise hoch-degenerative Veränderungen des Knochens, Erosionen und auch Zysten darstellen und eine Arthrose simulieren. Auch beim Riesenzelltumor der Sehnenscheide finden sich oft in enger Nachbarschaft Erosionen des Knochens, die dann in der MRT Untersuchung sehr klar und eindeutig zur Darstellung kommen. Besonders gut lassen sich in der Untersuchung der tenosynvialen Riesenzelltumoren aber die angrenzenden Strukturen, wie Sehnen, Ligamente und neurovaskuläre Strukturen diskriminieren.

Auch in der Rezidivdiagnostik ist die MRT unerlässlich. Besonders, wenn initiale tumorverdächtige Strukturen nicht von postoperativem Narbengewebe unterschieden werden kann, können wiederholte MRT-Untersuchungen die biologische Aktivität und das Wachstum der Neoplasie beweisen (Abbildung 3).

Der Fluorine 18 Fluorodeoxyglucose (18F-FDG) PET-CT kommt in der Standard-Diagnostik derzeit noch keine richtungsweisende Bedeutung zu; allerdings sind mit zunehmender Erfahrung zukünftig durch diese Art der Bildgebung auch weiterreichende Erkenntnisse zu erwarten.

Therapie

Auch wenn gerade die MRT sehr typisch ist und ein oft klares pathognomonisches Bild zur Darstellung bringt, ist die histologische Sicherung der Neoplasie notwendig. Dabei wird sich die Frage stellen, ob eine histologische Sicherung (z. B. im Kniegelenk) arthroskopisch erfolgen soll (2 Zugänge!) oder aber eine offene Arthrotomie angezeigt ist?

Nach Diagnosesicherung ist die vollständige Resektion des Tumors das anzustrebende Ziel. Nach den MSTS-Kriterien nach Enneking ist allerdings anders als bei malignen Prozessen nicht die weite Resektion erforderlich, sondern es sollte die marginale Resektion angestrebt werden. Beim multifokalen Befall der Synovia ist dies rein anatomisch nicht möglich und auch bei Ummauerung der neurovaskulären Strukturen im Bereich der Akren ist auch oft eine marginale Resektion unter Vermeidung von funktionellen Defiziten kaum möglich und somit nur eine intraläsionale Resektion durchführbar. Es scheint aber mit der Art der Operation – marginal oder intraläsional – das Rezidivrisiko eng zu korrelieren.

Wir entscheiden uns bei der klassischen monolokulären PVNS in aller Regel für eine offene Arthrotomie und Bergung des Knotens in toto. Damit erscheint uns die Rezidivgefahr geringer zu sein, als bei einer arthroskopischen Auffräsung des Tumors. Dagegen ist bei einer multilokulären Form auch eine arthroskopische Synovektomie durchaus angezeigt. Die arthroskopische Vorgehensweise scheint das Rezidivrisiko etwas zu erhöhen, sodass wir bisweilen auch ein kombiniertes Verfahren, insbesondere bei der diffusen Form anwenden (Abbildung 4).

In seltenen Fällen und bei klinischer Asymptomatik findet man bei der Implantation einer Knie-Totalendoprothese teilweise die Synovia mit bräunlichen Herden entsprechend des Vorliegens einer PVNS bedeckt vor. In diesen Fällen ist  selbstverständlich bei guter Einsehbarkeit des gesamten Gelenks eine komplette Synovektomie vor Einbau der Prothese in gleicher Sitzung anzustreben.

Die Rezidivrate wird im 10-Jahres-Follow up mit knapp 20 % angegeben.2 Teilweise müssen zahlreiche Nach-Operationen folgen, die letztlich auch die Funktion des Gelenks im Laufe der Jahre stark beeinträchtigen können. Knochenerosionen, Knorpeldefekte und auch die immer wiederkehrenden Synvialisentzündungen machen es manchmal erforderlich schon frühzeitiger als üblich an einen künstlichen Gelenkersatz denken zu müssen. Deswegen ist zu fordern, bereits zu Beginn der Erkrankung anzustreben, eine möglichst optimale Sanierung des Gelenks zu erreichen, um der Rezidivgefahr und der damit in aller Regel verbundenden erhöhten Re-Operationsrate mit immer schwierigerer Ausgangslage entgegen zu wirken. Bei jedweder Verdachtsdiagnose auf einen malignen Prozess ist selbstverständlich zuerst eine Biopsie (nicht-arthroskopisch!) zur Diagnosesicherung erforderlich.

Andere Therapie-Optionen

Bei der Frage einer möglichen Strahlentherapie stehen zwei Verfahren zur Verfügung: die transkutane externe Strahlentherapie und die intraartikuläre Injektion von radioaktiven Istopen wie Yttrium90 (90Y). Die Idee bei der intrartikulären Gabe von radioaktiven Isotopen ist, dass durch eine offene Arthrotomie und durch eine ergänzende Arthroskopie dennoch nicht alle Noduli in der diffusen Form der PVNS erreicht werden konnten und somit das Lokalrezidiv vorprogrammiert ist. Durch die Instillation der radioaktiv beladenen Flüssigkeit wäre damit ja eine Strahlungsquelle gegeben, die das gesamte Gelenk erreicht und somit auch die Areale, die weder offen noch arthroskopisch dem Operateur zugänglich sind. Diese intraartikuläre Gabe darf aber erst frühestens 6 Wochen nach der Operation erfolgen, damit die radioaktive beladene Flüssigkeit nicht unkontrolliert aus dem Gelenk herausläuft und extraartikulär Schäden verursacht.

Bei der transkutanen Bestrahlung hingegen werden Strahlendosen von 30–36 Gy in 14–15 Fraktionen gewählt, die über einen Zeitraum von 3 Wochen appliziert werden können mit dem Ziel der Vermeidung oder Reduktion von Rezidiven ohne aber die Funktionalität des Gelenks zu beeinträchtigen. Allerdings sind bei beiden Verfahren auch Nebenwirkungen und Risiken zu berücksichtigen, wie Schmerzen auf Grund einer strahlungsbedingt entzündeten Synovialis, Hautnekrose, Kniegelenkinfektion mit offener Fistel und andere; auch die Entwicklung von Arthrosen als Strahlenfolge wurde beschrieben.

Letztlich sind diese lang etablierten Verfahren der Strahlentherapie in den letzten Jahren etwas in Verruf geraten, denn einige Studien belegen, dass der erwartete Effekt nicht oder nur in deutlich abgeschwächter Form eingetreten ist, die Rezidivrate nicht verringert werden konnte und auch das klinischfunktionelle Ergebnis nicht das erwartete Resultat erbracht hat. Bei der transkutanen Bestrahlung in der Dosis von 30–36 Gy ist natürlich auch das Risiko von Langzeitschäden wie strahlenbedingter Tumorentwicklung insbesondere bei jüngeren Patienten zu diskutieren, zumal es sich bei der PVNS letztlich um eine benigne Erkrankung handelt.

Medikamentöse Therapie

Neuere Daten lassen etwas Hoffnung aufkommen auf eine adjuvante medikamentöse Behandlungsmöglichkeit. Teilweise noch laufende Studien mit der Therapieoption von Tyrosin- Kinase Inhibitoren wie z. B. Imatinib, Pexidartinib, Emactuzunab und Nilotinib, die CSF1 blockieren können und damit die Tumoraktivität bremsen, werden derzeit in operativ schlecht beherrschbaren Rezidiv-Situationen angewandt und machen vielleicht in Zukunft die Behandelbarkeit von Patienten mit zahlreichen Rezidiven einfacher. Es gilt allerdings noch das Ziel im Auge zu behalten, wie die doch zahlreichen möglichen Nebenwirkungen dieser Chemotherapeutika beherrscht werden können.

Zusammenfassend ist die PVNS bzw. der tenosynoviale Riesenzelltumor eine Neoplasie mit einer hohen Variabilität und einem sehr unterschiedlichen Erscheinungsbild. Die noduläre oder monolokuläre Form der Erkrankung ist oft gut beherrschbar und therapeutisch gut angehbar. Die diffuse Form stellt uns teilweise vor große Herausforderungen, und auch wenn andere Therapieoptionen zu diskutieren sind, ist derzeit die Therapie der Wahl die möglichst konsequente chirurgische Sanierung des Gelenkes bzw. der befallenen Strukturen. Es gilt die Rezidivgefahr zu minimieren und die Funktionalität des Gelenks oder der Struktur zu bewahren. Im Falle eines Zweifels hinsichtlich der Dignität der Läsion ist immer auch eine Biopsie zu fordern. Eine Vorstellung in einem Zentrum mit besonderer Expertise in der Behandlung von benignen und malignen Tumoren kann manchmal helfen, unliebsame Verläufe der Erkrankung zu vermeiden.

Literatur auf Anfrage bei der Redaktion.