Archiv für den Monat: Oktober 2017

Weißbuch zur nichtoperativen Behandlung liegt vor

Berlin – Nach langer Vorbereitung liegt das „Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie“ nun vor. Auf der Pressekonferenz im Vorfeld des DKOU 2017 präsentierten die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie die Veröffentlichung.

Das Weißbuch zeigt erstmals anhand einer Vielzahl von Daten und Fakten, was die konservativen Methoden in Deutschland leisten können und wie es um sie bestellt ist. In zehn Forderungen erklären die Autoren, wie die konservative Therapie gestärkt werden kann, damit gute Behandlungskonzepte flächendeckend für alle Patienten zur Verfügung stehen. Das Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie ist kostenlos zum Download verfügbar. Derzeit sind alle Kapitel herunterzuladen, demnächst wird dies auch für die Gesamtausgabe möglich sein. Kommentierungen im Rahmen des Open Access sind ausdrücklich gewünscht.

Manuelle Medizin, Orthopädietechnik, Physiotherapie – Vieles kann damit gut behandelt werden

Drei von vier Bundesbürgern litten im Jahr 2016 an Schmerzen in Muskeln, Knochen oder Gelenken, wie eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung im Jahr 2016 ergab. Eine Operation ist bei ihnen meist nicht angezeigt – sie können oft durch konservativen Methoden wie manuelle Medizin, Schmerztherapie, Orthopädietechnik oder Physiotherapie gut behandelt werden. Das neue Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie thematisiert unter anderem gängige diagnostische Verfahren für zahlreiche Erkrankungen und Verletzungen, das umfangreiche Spektrum an therapeutischen Optionen, die Vernetzung und Kooperation mit anderen Berufsgruppen, aber auch Fragen der Prävention, Qualitätssicherung, Aus- und Weiterbildung sowie Forschung.

Versorgungsengpässe für eine alternde Bevölkerung vermeiden

„Durch nicht-operative Behandlungsmethoden können wir in vielen Fällen erfolgreich und risikoarm Schmerzen lindern, Beweglichkeit und Lebensqualität verbessern oder das Fortschreiten von Erkrankungen bremsen“, sagt Dr. Matthias Psczolla, einer der Autoren des Weißbuchs. Doch mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft befürchten die Experten Versorgungsengpässe, falls die konservative Therapie nicht aufgewertet wird. „Die sichere und erfolgreiche Anwendung konservativer Behandlungsmethoden erfordert eine gute Weiterbildung aller Orthopäden und Unfallchirurgen, eine intensive Zusammenarbeit mit Patienten und mit nicht-ärztlichen Fachberufen wie Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern. Dem muss in Weiterbildung und Vergütung auch entsprechend Rechnung getragen werden“, so Psczolla weiter. Weiterbildungskliniken mit konservativen Schwerpunkten und Weiterbildungsverbünde zwischen Kliniken und Praxen seien ein erster wichtiger Schritt.

Erfahrungswerte durch klinische Studien erweitern

Auch die Grundlagen- und Versorgungsforschung in diesem Bereich müsse gestärkt werden, fordern die Autoren. „Viele konservative Methoden, wie etwa die manuelle Medizin, beruhen bisher auf Erfahrungswerten“, sagt Psczolla. „Wir müssen in klinischen Studien untersuchen, welche Patienten von diesen Therapien am meisten profitieren und so eine evidenzbasierte Grundlage dafür schaffen.“ Diese und andere Optionen haben die Autoren des Weißbuchs in „Zehn Forderungen zur Zukunft der konservativen Orthopädie und Unfallchirurgie“ zusammengefasst.

2018 höheres Budget für Heilmittel

Berlin – Die Verhandlungen über die Rahmenvorgaben Arznei- und Heilmittel für das Jahr 2018 sind abgeschlossen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband) haben sich in beiden Versorgungsbereichen auf größere Ausgabenvolumina verständigt. Darauf weist die KBV in einer Pressemitteilung hin.

Bei den Heilmitteln rechnen die KBV und der GKV-Spitzenverband im kommenden Jahr mit einer Steigerung des Ausgabenvolumens in Höhe von 3,9 Prozent, was circa 230 Millionen Euro entspricht. Hierbei ist die zum 1. Januar 2018 vorgesehene Einführung der Ernährungstherapie als neues Heilmittel berücksichtigt. Zudem gehen die Vereinbarungspartner davon aus, dass die Modellvorhaben zur sogenannten Blankoverordnung zu Mehrausgaben führen werden. Aufgrund einer fehlenden gesetzlichen Regelung ist bislang unklar, ob und wie diese aus dem vertragsärztlichen Ausgabenvolumen herausgerechnet werden. Darüber hinaus werden wie bei Arzneimitteln auch insbesondere die Faktoren Zahl und Alter regional festgelegt. Allein bei den Heilmitteln wird außerdem die Preisentwicklung in den regionalen Verhandlungen bewertet.

Das Ausgabenvolumen bei Arzneimitteln erhöht sich danach um 3,2 Prozent beziehungsweise rund 1,2 Milliarden Euro. Verantwortlich für diese vereinbarte Steigerung sind vor allem Ausgaben für neuartige Arzneimittel gegen Krebs. Anders als früher werden viele dieser Therapien nun nicht mehr stationär, sondern zunehmend im ambulanten Sektor angeboten. Auch die neue Leistungspflicht der GKV für Therapien mit Cannabis führt zu höheren Ausgaben. Bei dieser Gesamtsumme handelt es sich aber nicht um eine abschließend definierte feste Größe. Der Grund: Weitere Anpassungsfaktoren wie Alter und Anzahl der Versicherten werden regional zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen verhandelt und können zu anderen Beträgen führen.

„Das Ergebnis ist akzeptabel. Wir schaffen damit gemeinsam eine Grundlage dafür, dass Patienten mit medizinisch sinnvollen Innovationen versorgt werden können“, betonte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, erklärte: „Die zusammen vereinbarten Ziele für verordnungsstarke Anwendungsgebiete geben niedergelassenen Ärzten im Praxisalltag eine gute Orientierung. So können sie beide vom Gesetzgeber geforderten Punkte erfüllen: Heil- und Arzneimittel nach medizinischen wie auch wirtschaftlichen Kriterien verordnen.“

Quelle: Pressemitteilung KBV

 

 

DKOU 2017: Endoprothesen nach Maß

Berlin – Jedes Jahr erhalten rund 370.000 Deutsche ein neues Knie- oder Hüftgelenk. Dank einer minimalinvasiven Technik erholen sich die Patienten nach der Operation deutlich schneller als noch vor einigen Jahren. Plastikschablonen aus dem 3D-Drucker helfen dabei, das Gelenk korrekt zu positionieren, was die Funktion und Passgenauigkeit der Endoprothese deutlich verbessert. Obwohl die Kunstgelenke keine altersbedingten Erkrankungen heilen können, verhelfen sie Menschen mit Gelenkschmerzen zu mehr Mobilität und Lebensqualität. Was die moderne Endoprothetik ermöglicht, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.

Endoprothesen müssen an Körperaufbau und -funktion angepasst werden: Bei jeder Bewegung bleiben der Oberschenkelknochen und der Schienbeinkopf in Kontakt. Die Gelenkkapsel, Sehnen und Bänder stabilisieren das Kniegelenk. „Je genauer das Kunstgelenk an diese komplexe Anatomie angepasst ist, desto besser funktioniert das Zusammenspiel mit Knochen und Muskeln und desto länger hält das Implantat“, erklärt Prof. Alexander Beck, BVOU-Kongresspräsident des DKOU 2017. Immer mehr Kliniken fertigen deswegen individuelle Schnittschablonen für ihre Patienten an, mit denen sie das Kunstgelenk genau positionieren können. Bisher mussten Chirurgen dafür in den Markraum des Oberschenkelknochens schneiden, um das Implantat anzupassen. Ein solcher Eingriff verlängert den Heilungsprozess zusätzlich.

Für die Plastikschablonen erstellen Orthopäden und Unfallchirurgen mithilfe einer Computer- oder Magnetresonanztomographie eine dreidimensionale Abbildung des betroffenen Beins und berechnen Ausrichtung, Position und Größe des Kniegelenks. Anhand dieser Abbildung können Spezialisten im 3D-Drucker einen Schnittblock aus Kunststoff anfertigen. Dieser wird während der Operation auf die Gelenkoberfläche gesetzt und zeigt dem Operateur die Lage der anatomischen Strukturen an, die für die Positionierung des Implantats wichtig sind. Da die Schablone genau auf die Gelenkstruktur abgestimmt ist, müssen die Chirurgen weniger natürliches Gewebe wegschneiden als bei standardisierten Endoprothesen. Während des Eingriffs kann der Chirurg bei jedem Schritt die Position des Gelenks kontrollieren.

Dank moderner Implantate können sich viele Patienten mit Verschleißerkrankungen der Gelenke wieder schmerzfrei bewegen und einen aktiven Lebensstil pflegen. Allerdings warnt Beck auch vor überzogenen Erwartungen. „Die Implantation eines Kunstgelenks führt nicht dazu, dass sich ein Siebzigjähriger wieder wie ein Zwanzigjähriger bewegt. Wir müssen die Patienten ehrlich darüber aufklären, was mit dem Gelenkersatz möglich ist. Das ist sehr viel, aber auch nicht alles.“ Neue Techniken in der Endoprothetik sind auch Thema auf dem DKOU, der vom 24. bis 27. Oktober 2017 in Berlin stattfindet.

Terminhinweise:
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
24. bis 27. Oktober 2017, Messegelände Süd, Berlin

Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017:
Termin:
Donnerstag, 26. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was Arzt und Patient für ein bewegtes Leben tun können
Eines der Themen: Fast wie normal? Was leistet die moderne Endoprothetik?
Leitung: Prof. Alexander Beck

Ihr Kontakt für Rückfragen:
Anne-Katrin Döbler, Lisa Ströhlein
Pressestelle DKOU 2017
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-459, Fax: 0711 8931-167
stroehlein@medizinkommunikation.org
www.dkou.de

Arthroserisiko: AE rät zu mehr Bewegung

Freiburg – Ein sitzender Lebensstil kann Knie- und Hüftgelenksarthrosen begünstigen. Gelenkknorpel wird spröde und baut sich ab, wenn im Rahmen von Bewegung nicht regelmäßig Nährstoffe und Flüssigkeit in seine Oberfläche gepumpt werden. Schmerzhafte Arthrosen und Bewegungseinschränkungen können die Folge sein. Menschen jeden Alters sollten sich deshalb täglich ausreichend bewegen, so die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE). Die Fachgesellschaft möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Bewegungsmangel nicht nur Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes und Krebs begünstigt, sondern auch den Gelenken schaden kann.

Seit der frühindustriellen Zeit hat sich die Zahl der Arthrosen mehr als verdoppelt. Das haben Forscher in einer kürzlich veröffentlichten Studie herausgefunden. „Auch wir beobachten zunehmend mehr Arthrosen und Gelenkschäden bei unseren Patienten“, sagt Prof. Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der AE und BVOU-Vorstandsmitglied. Inzwischen betrifft die weltweit häufigste Gelenkerkrankung in Deutschland ein Drittel der über 60-Jährigen. Bei Arthrose bildet sich das Knorpelgrundgerüst der Gelenke irreversibel zurück. Zugleich können Knochenwucherungen um die Gelenke herum entstehen. Auch wenn noch nicht alle Risikofaktoren für diese Entwicklung erforscht sind, ist klar: „Die längere Lebensdauer, Übergewicht, aber auch Über- und Unterbeanspruchung der Gelenke gehören zu den Hauptursachen für die steigenden Zahlen“, so der Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig.

Viele Menschen bewegten sich kaum noch, im Beruf wie in der Freizeit. „Vielen ist nicht klar, dass der Gelenkknorpel regelmäßige Bewegung braucht, um Nährstoffe zu erhalten“, so Prof. Heller. Der Grund: „Anders als der Knochen, wird der Knorpel nicht durch Blutgefäße versorgt, sondern passiv durch Gelenkflüssigkeit, die Synovia“. Damit das gut funktioniert, ist regelmäßige Be- und Entlastung notwendig: Die dadurch entstehenden Pumpbewegungen arbeiten das Nährsubstrat mechanisch in den Knorpel ein. „Wer sich bewegt, füttert und schmiert sein Gelenk“. Auch wenn es bereits zu Arthrosen gekommen sei, könne maßvolle Bewegung helfen, das Fortschreiten einer Arthrose zu verlangsamen. Tierexperimentelle Studien hätten gezeigt, dass dies den Knorpel zwar nicht regenerieren, wohl aber die gelartige Puffersubstanz im Knorpel aufbauen könne. Der Orthopäde rät hier etwa zu Gymnastik, Fahrradfahren oder gehen mit Nordic Walking-Stöcken.

Insgesamt gelte es, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren: „Man sollte möglichst alle 30 Minuten aufstehen, viel zu Fuß gehen und Fahrrad fahren sowie Aufzüge und Rolltreppen meiden“, rät Prof. Henning Windhagen, Präsident der AE. Und statt abends stundenlang im Fernsehsessel zu versinken, besser noch einen Spaziergang um den Block machen. „Sinnvoll sind zudem mindestens weitere 150 Minuten in der Woche gezieltes Training.“ Sportextreme wie Marathons sollte man seinem Körper jedoch nur unter Aufsicht eines Orthopäden oder Sportmediziners zumuten. Denn sie bergen besondere Risiken für Gelenke, etwa Verletzungen, Überlastung und Verschleiß. Zudem sei nicht jeder Körper für sportliche Höchstleistungen gemacht. „Auf die Dosis kommt es an“, betont Windhagen, der Direktor der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im DIAKOVERE Annastift ist.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik

Hüftendoprothesen: Gute Noten, kritische Hinweise

Berlin – „Qualität und Patientensicherheit sind Kernkompetenzen der Krankenhäuser in Deutschland. Auch der diesjährige Qualitätsreport macht einmal mehr deutlich, welch hohes Qualitätsniveau die deutschen Krankenhäuser erreicht haben: Von über 2,5 Millionen Datensätzen gibt es lediglich bei 1.761 qualitative Auffälligkeiten. Das heißt: Wir haben eine qualitativ hochwertige Quote von über 99 Prozent.“ Mit diesen Worten hat Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), zu Beginn der diesjährigen Qualitätssicherungskonferenz des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) Stellung bezogen. Dort wurde auch der neue Qualitätsreport 2016 des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) vorgelegt.

In vielen Kliniken warten Patienten offenbar noch zu lange auf die Hüft-OP

Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im G-BA, verweist im Vorwort des diesjährigen IQTIG-Qualitätsreports darauf, dass die Ergebnisse zu den meisten Qualitätsindikatoren stabil geblieben seien. Bei 53 von 238 Indikatoren habe sich sogar eine signifikante Verbesserung gezeigt. Neun hätten sich jedoch verschlechtert. „Besorgniserregend ist der Prozessindikator zur präoperativen Verweildauer bei osteosynthetischer Versorgung einer hüftgelenknahen Femurfraktur“, schreibt Klakow-Franck. „Hier liegt der Bundeswert mit 19,7 Prozent noch weit außerhalb des höchsten tolerierbaren Werts von 15 Prozent. Das bedeutet, dass nahezu jeder Fünfte länger als maximal zulässig auf eine Operation warten musste. Dabei ist den einschlägigen Leitlinien zu entnehmen, dass Patientinnen und Patienten mit Schenkelhalsfraktur zu schnell wie möglich operiert werden sollten, da eine frühzeitige Operation innerhalb von sechs bis 24 Stunden das Risiko einer Hüftkopfnekrose halbiere.“

Kein Unterschied nach Klinikgröße oder Fallzahl

Das Problem der verzögerten Operation tritt nach Analyse der Daten bei Krankenhäusern aller Größen und Fallzahlen auf. Bei Kliniken mit weniger als 20 Fällen sind 67 Prozent rechnerisch auffällig. „Neben geringen OP-Kapazitäten, Personalmangel am Wochenende, Engpässen bei der Verfügbarkeit postoperativer Überwachungsmöglichkeiten und fehlender Standardprozeduren des Krankenhauses zum Umgang mit gerinnungshemmenden Mitteln sollen besonders Krankenhäuser mit einer hohen Anzahl von Belegoperateurinnen und -operateuren in der Regelarbeitszeit häufig nicht über zusätzliche OP-Kapazitäten verfügen, um hüftgelenknahe Frakturen zeitnah zu versorgen“, so die Analyse von Klakow-Franck weiter.

Gute Entwicklung bei Antibiotika-Prophylaxe

Im Kapitel des Reports zur hüftgelenknahen Femurfraktur mit osteosynthetischer Versorgung wird ergänzend darauf verwiesen, dass das Qualitätsziel der präoperativen Verweildauer zuletzt angepasst wurde. Für Patienten, die Medikamente aus der Gruppe der neuen Antithrombosemittel eingenommen hatten, wurde es von 24 auf 48 Stunden verlängert. Die Autoren verweisen auch darauf, dass für 2016 sechs der neun Indikatoren unverändert gegenüber 2015 waren und zwei einen positiven Trend aufwiesen. Dies betrifft zum einen die perioperative Antibiotika-Pprophylaxe, zum anderen den Trend in einzelnen Kliniken, die präoperative Verweildauer zu verkürzen.

Was die Hüftendoprothesen-Versorgung anbelangt, so betonen die Autoren des Reports eine erfreuliche Entwicklung der Qualitätsindikatoren. Bei 8 von 15 habe sich eine positive Tendenz gezeigt. Nur der Indikator „Spezifische Komplikationen bei Hüftendoprothesen-Wechsel und -Komponentenwechsel“ entwickelte sich negativ; neun Häuser wurden hier als auffällig bewertet. Das IQTIG hat vorgeschlagen, zukünftig die beiden Verfahren zusammen auszuwerten.

Baum: mangelnde Investitionen und Personalanforderungen thematisieren

„Deutlich wird, dass die gemessene und nachgewiesene Qualität viele Diskussionen über Qualitätsprobleme als überzogen und Schlechtredekampagnen entlarvt“, so Baum. „Wir müssen aufpassen, dass die Qualitätsdiskussion nicht zum Selbstzweck und zur Durchsetzung von Partialinteressen verkommt.“ Dies gelte insbesondere für immer höhere Strukturqualitätsanforderungen und unrealistische Personalausstattungsvorgaben. So müssten sich die Bundesländer beim zukünftigen Einsatz von Qualitätsindikatoren für die Krankenhausplanung fragen lassen, ob ihre unzureichende Investitionsmittelbereitstellung mit den geforderten Qualitäten in Einklang stehe. Gleiches gelte für die Kostenträger bei immer weiter steigenden Personalausstattungsanforderungen.

G-BA

Qualitätssicherung: Big Points bearbeiten

Berlin – „Je bedeutender die Gesundheitswirtschaft wird, desto dringender brauchen wir im Interesse der Patientinnen und Patienten eine qualitätsorientierte Marktregulierung. Dies darf jedoch nicht in eine neue Inflation von gesetzlich vorgegebenen Einzelinterventionen zur Qualitätssicherung ausarten. Die künftige Bundesregierung sollte bei der Qualitätsoffensive nicht nachlassen, sich dabei aber auf die Big Points konzentrieren. Hierzu zählt insbesondere auch ein sektorenübergreifender Strukturwandel.“ Diese Auffassung hat Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und dort für das Thema Qualitätssicherung zuständig, bei der zurückliegenden Qualitätssicherungskonferenz des G-BA vertreten.

Neue Aufträge des Gesetzgebers: Zweitmeinungsverfahren und Qualitätsverträge

Hintergrund: Der Gesetzgeber hat sich in der letzten Legislaturperiode die Weiterentwicklung der klassischen Qualitätssicherung zu einer qualitätsorientierten Versorgungssteuerung zum Ziel gesetzt. Der G-BA wurde im Zuge dessen mit der Einführung zahlreicher neuer Methoden und Instrumente der Qualitätssicherung beauftragt. Hierzu zählen beispielsweise neue Qualitätsindikatoren oder Verfahren zur Einholung einer unabhängigen ärztlichen Zweitmeinung sowie die Möglichkeit zu sogenannten besonderen Qualitätsverträgen. Entwicklung, Einsatz und Effekte dieser Instrumente standen im Zentrum der neunten Konferenz in Berlin.

Zweitmeinungsverfahren startet mit Indikationen Mandel-OP und Gebärmutterentfernung

Der G-BA hat am 21. September die Verfahrensregeln beschlossen, nach denen Patientinnen und Patienten zukünftig vor bestimmten geplanten Eingriffen eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung einholen können. Geregelt wurde auch, über welche besonderen Qualifikationen zweitmeinungsgebende Ärztinnen und Ärzte verfügen müssen und welche genauen Aufgaben sie haben. Als erste Verfahren, für die das strukturierte Zweitmeinungsverfahren angewendet werden kann, wurden Tonsillektomien, Tonsillotomien und Hysterektomien vorgesehen.

Besondere Qualitätsverträge auch für endoprothetische Gelenkversorgung möglich

Bereits im Mai wurden vier stationäre Leistungen beziehungsweise Leistungsbereiche festgelegt, zu denen das neue Instrument Qualitätsverträge erprobt werden soll. Dazu zählt auch die endoprothetische Gelenkversorgung.

Klakow-Franck forderte zur Umsetzung einer sektorenübergreifenden Qualitätsentwicklung auch die elektronische Patientenakte. Aber „darüber sollte nicht vergessen werden: Der Hauptfaktor für eine qualitativ hochwertige, humane Patientenversorgung ist die angemessene Ausstattung mit dem notwendigen therapeutischen Personal im Bereich der ärztlichen, pflegerischen und weiteren Gesundheitsberufe.“ Ein Themenschwerpunkt des ersten Tages der Konferenz waren deshalb Mitarbeiterorientierung und Führungskultur, aber auch verbindliche Personalquoten.

Quelle: G-BA

Zweitmeinungsvertrag gut angelaufen

Düsseldorf – Seit Jahren wird diskutiert, ob Patienten zu rasch Knie- oder Hüftendoprothesen erhalten. Einige Krankenkassen haben entschieden, mit interessierten Ärzten und der Deutschen Arzt AG ein erweitertes Zweitmeinungskonzept anzubieten. Im Kern geht es darum, die Empfehlung für oder gegen eine Operation neben den objektiven Befunden wesentlich an den subjektiven Beschwerden des einzelnen Patienten auszurichten.

„Wenn wir gute Chancen sehen, eine Operation zu vermeiden oder wenigstens zu verzögern, dann besprechen wir mit dem Patienten Therapieoptionen und stellen ihn rasch auch einem Physiotherapeuten vor. Dieser bildet sich dann genau wie wir eine Meinung“, erläutert Dr. Roland Tenbrock, BVOU-Landesvorsitzender Nordrhein. Anders als in der Regelversorgung können Orthopäden im Rahmen des Vertrags allerdings bis zu 32 Physiotherapie-Einheiten in relativ rascher Folge verordnen und bei Bedarf zudem ein Training an Geräten. Die ganze Bandbreite an konservativen Möglichkeiten ist sowieso anwendbar.

Der Vertrag ist offen für alle Fachärzte für Orthopädie sowie Orthopädie und Unfallchirurgie, die ein geeignetes Therapiezentrum in der Nähe haben. Einzelheiten sind dem Beitrag „Wegweisender Zweitmeinungsvertrag aus Nordrhein“ zu entnehmen, der gerade im neuen „Infobrief“ des BVOU erschienen ist. Wer an einer Teilnahme interessiert ist, kann sich im BVOU-Studyclub auch für das nächste Webinar mit Tenbrock und der Physiotherapeutin Jeannine Hauke anmelden, Start: Mittwoch, 11. Oktober 2017, 18 Uhr.

Erfolgreiche FORTE Summer School 2017

Faro – Ein umfangreiches Programm, interessante Fachvorträge, viele Gelegenheiten zum Knüpfen internationaler Kontakte – auch die diesjährige, zweite European Orthopaedic Summer School der europäischen Vereinigung der Assistenzärzte in O und U (Federation of Orthopaedic Trainees in Europe – FORTE) war ein Erfolg. Dieser Meinung sind zumindest die sechs Stipendiaten, die der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) als angehende Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie bei dieser Fortbildung finanziell unterstützt hatte. Gereist waren Anja Winderlich, Valeska Hofmann, Amelie Keller, Andreas Bauer, Andreas Gild und Christian Denninger.

„Die Referenten kamen, wie auch die Teilnehmer, aus ganz Europa und riefen in ihren Vorträgen zunächst die grundlegende Anatomie in Erinnerung, um im Anschluss auf die entsprechenden Krankheitsbilder und Verletzungen mit der entsprechenden konservativen und operativen Therapie einzugehen“, schreibt das Sechser-Team in seinem Reisebericht. „Wir bedanken uns beim BVOU für die Möglichkeit, an der FORTE Summer School teilzunehmen, und wünschen den nächsten Stipendiaten in 2018 eine ebenso tolle Zeit.“

Rechtsberatung für Mitglieder beim DKOU

Berlin – Der BVOU bietet seinen Mitgliedern während des diesjährigen Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU ) 2017 wieder eine unentgeltliche Rechtsberatung an: Verbandsjustiziar Dr. Jörg Heberer steht an zwei Kongresstagen am BVOU-Stand in Halle 2.2. auf dem DKOU-Gelände für rechtliche Fragen und für Informationsgespräche zur Verfügung.

Sprechzeiten am BVOU-Stand:

Donnerstag, 26.10.2017 16.00 – 17.30 Uhr
Freitag, 27.10.2017 14.30 – 15.30 Uhr

 

Interessenten können sich über das Sekretariat der BVOU-Geschäftsstelle unter Telefon 030 797 444 44 oder per E-Mail unter office@bvou.net für ein Beratungsgespräch anmelden. Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung auch Ihre Mobilnummer an, damit wir Sie erreichen können, falls es Rückfragen gibt oder es zu einer kurzfristigen Terminverschiebung kommt.

Dr. Jörg Heberer unterstützt den BVOU seit 2009 in Rechts- und Verbandsfragen. Seine Hauptaufgabe ist die Beratung und Unterstützung der Mitglieder in Medizinrecht, Arbeits- und Sozialrecht, bei Vertragsprüfungen und Anfragen zur Honorarpolitik. Auch werden von ihm mit Unterstützung des geschäftsführenden Vorstands Musterklagen geführt oder begleitet.

Broschüre „Rückenschmerz“ für Männer

Köln – Studien belegen, dass sich Männer vielfach nicht ausreichend um ihre Gesundheit kümmern und Schwierigkeiten haben, passende Gesundheitsinformationen zu finden, zu beurteilen und zu nutzen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die Stiftung Männergesundheit haben daher ihre gemeinsame „Wissensreihe Männergesundheit“ erweitert: Drei neue Broschüren informieren zielgruppenspezifisch zu den Themen Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Work-Life-Balance. Neben diesen neuen Heften gibt es bereits Broschüren zu den Themen Bluthochdruck, Burnout, Diabetes mellitus, Herzinfarkt und Übergewicht.

„Männer gehen seltener zum Arzt als Frauen. Sie führen ein teilweise risikoreicheres Leben, trinken mehr Alkohol, ernähren sich ungesünder und nehmen seltener an gesundheitsfördernden Angeboten teil“, erklärte Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA. „Es ist deshalb wichtig, relevante Informationen auch ‚an den Mann‘ zu bringen.“ Die Wissensreihe Männergesundheit ergänze das Angebot www.maennergesundheitsportal.de.

Quelle: BZgA