Archiv für den Monat: August 2017

Private Krankenversicherung PKV

Flyer: PKV warnt vor Bürgerversicherung

Berlin – Der Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV) hat seine langjährigen Argumente gegen die Einführung einer Bürgerversicherung in einer aktuellen Broschüre mit Infografiken und kurzen Thesen neu zusammengestellt. Darauf weist der stellvertretende BVOU-Landesobmann in Bayern, Dr. med. Karl-Heinz Conrad, hin.

Der Broschüre zufolge fürchtet jeder sechste Arzt einer Emnid-Umfrage zufolge, dass er seine Praxis ohne Privatversicherte nicht mehr weiterführen könnte. „Denn im Fall einer Bürgerversicherung würden die niedergelassenen Ärzte jedes Jahr mehr als sechs Milliarden Euro einbüßen“, heißt es in dem Flyer, „das Gesundheitssystem insgesamt sogar mehr als 12 Milliarden Euro. Damit würde jede Arztpraxis im Schnitt über 50.000 Euro pro Jahr verlieren. Auch Hebammen, Physiotherapeuten und Zahnärzte wären in ihrer Existenz gefährdet.

Der SPD-Gesundheitsexperte Dr. Karl Lauterbach, ein vehementer Befürworter der Bürgerversicherung, war auf dieses Argument zuletzt Ende Juli im „Tagesspiegel“ eingegangen. Im Interview wurde er gefragt, ob Ärzte im Fall einer Bürgerversicherung den Gürtel enger schnallen müssten. Lauterbach antwortete: „In den Kliniken zahlen die Privaten jetzt schon die gleichen Fallpauschalen. Der Unterschied besteht vor allem bei niedergelassenen Fachärzten. Das wollen wir komplett ausgleichen. Ich rechne hier mit einer Kostenverlagerung von allenfalls vier bis fünf Milliarden Euro. Wir sorgen dafür, dass den Ärzten in der Summe keine Honorare durch die Hintertür gekürzt werden. Wir erwarten aber in bestimmten Bereichen, etwa bei der massiv überteuerten und in der PKV viel zu stark genutzten Labormedizin, deutliche Einsparungen.”

ADO-Kursangebote auf dem DKOU 2017

Berlin – Zum diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie gibt es wieder zahlreiche Fort- und Weiterbildungsangebote unserer Akademie. Hier finden Sie einen Überblick:

K-Logic-Taping-Crashkurs 24.10.2017 8:15 – 12:45 Uhr
BVOU-Showroom Orthinform 24.10.2017 14:30 – 15:30 Uhr
Manuelle Medizin Refresher 25.10.2017 9:00 – 12:00 Uhr
Extrakorporale Stoßwellen (Sinfomed)
(Kursabsage)
25.10.2017 9:00 – 12:00 Uhr
BVOU-Showroom Orthinform 25.10.2017 14:30 – 15:30 Uhr
Refresher Sonografie Säuglingshüfte 26.10.2017 14:30 – 17:30 Uhr
Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs II 26.10.2017 9:30 – 16:15 Uhr
BVOU-Showroom Orthinform 26.10.2017 14:30 – 15:30 Uhr
Update Osteoporose und praxisgerechte Dokumentation 27.10.2017 9:00 – 12:00 Uhr
Update Fachkunde Strahlenschutz 27.10.2017 9:00 – 18:00 Uhr
DIGEST Fachkunde ESWT Modul 1 27.10.2017 8:00 – 18:00 Uhr
Kompaktkurs: „Muskelfunktionsdiagnostik und Biofeedback mit Oberflächen-EMG” 27.10.2017 9:00 – 14:00 Uhr
BVOU-Showroom Orthinform 27.10.2017 14:30 – 15:30 Uhr
Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs III 27.-28.10.2017 15:30 – 20.30 Uhr (27.10.2017)
9:30 – 16:30 Uhr (28.10.2017)
DIGEST Fachkunde ESWT Modul 6 28.10.2017 8:00 – 18:00 Uhr
3D/4D Wirbelsäulenvermessung 28.10.2017 9:30 – 17:00 Uhr

Bundestagswahl: Plakatkampagne von BVOU und SpiFa

Berlin – Die Bundestagswahl 2017 findet in wenigen Wochen statt. Vergleicht man die aktuellen Wahlprogramme der Parteien, stellt man fest, dass fachärztliche Belange und Probleme nur unzureichend aufgegriffen werden. Aus diesem Grund hat sich der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie gemeinsam mit dem Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) dazu entschlossen, eine Wartezimmerkampagne zu starten, die der Politik den Stellenwert der fachärztlichen Versorgung vermitteln soll.

„Fachärzte sind keineswegs nur Spezialisten, die im Hintergrund komplizierte Verläufe bestimmter Patienten behandeln, die ihnen vom Hausarzt zugewiesen werden,“ betont BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher. Sie seien unverzichtbar für die Versorgung von Patienten mit muskuloskelettalen Erkrankungen und Verletzungen, sowohl in der Grund- als auch in der spezialisierten Versorgung, stellte Flechtenmacher heraus. Deshalb sei auch zukünftig der freie Zugang aller Patienten zum Facharzt einzufordern.

Dies wollen BVOU und SpiFa mit einem gemeinsamen Plakatmotiv kommunizieren, das den Mitgliedern des BVOU zur Verwendung im eigenen Wartezimmer zur Verfügung gestellt wird. Jede Praxis sollte in diesen Tagen zwei Exemplare des Plakats per Post erhalten. Weitere Plakate können bei der Geschäftsstelle des BVOU angefordert werden (per E-Mail an office@bvou.net).

BVOU-Präsident Flechtenmacher würde sich über die Unterstützung der Wartezimmerkampagne durch zahlreiche Mitglieder freuen: „Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie die beiden Plakate und die damit verbundenen Forderungen in Ihrem Wartezimmer kommunizieren und mit Ihren Patienten darüber ins Gespräch kommen würden.“ Bei einer Pressekonferenz am 31. August in Berlin wird die Kampagne offiziell vorgestellt.

SpiFa-Wahlprüfsteine: Positionen der Parteien zur Bundestagswahl

Berlin – Telemedizin, Niederlassungsfreiheit, Selektivverträge – zu diesen und weiteren Themen hat der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) die zur Wahl stehenden Parteien im Vorfeld der Bundestagswahl am 24. September 2017 befragt. Die Wahlprüfsteine des SpiFa mit den Positionen der Parteien zur Gesundheitspolitik und zu den Anliegen von Fachärztinnen und Fachärzten wurden kürzlich veröffentlicht.

Darin äußern sich CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, die Linke und die AFD zu 18 verschiedenen Fragen rund um die künftige Entwicklung des Gesundheitssystems. Hier die einzelnen Wahlprüfsteine des SpiFa im Überblick:

  1. Welche gesundheitspolitischen Thematiken werden in der kommenden Legislaturperiode für Sie und Ihre Partei von besonderer Bedeutung sein?
  2. Teilen Sie mit uns die Überzeugung, dass die Freiberuflichkeit der Ärztinnen und Ärzte in Klinik und Praxis weiter gestärkt werden muss? Wenn ja, durch welche Maßnahmen? Der SpiFa fordert in diesem Zusammenhang die Niederlassungsfreiheit. Wie stehen Sie dazu?
  3. Durch welche Maßnahmen will Ihre Partei die in der Grundversorgung tätigen Fachärzte stärken?
  4. Es gibt in Deutschland eine sinnvolle Aufteilung zwischen der fachärztlichen ambulanten und fachärztlich stationären Versorgung. Wie stehen Sie zur gemeinsamen Facharztschiene?
  5. Wie stehen Sie und Ihre Partei zu dem Anspruch der Ärzteschaft auf eine ärztliche Gebührenordnung, die ärztliche Leistungen nicht nur sachgerecht abbildet, sondern auch angemessen vergütet?
  6. Im Gegensatz zum hausärztlichen Versorgungsbereich werden bis zu 30% insbesondere der von den grundversorgenden Fachärzten erbrachten Leistungen nicht vergütet. Wie stehen Sie bzw. Ihre Partei zur Forderung einer Abschaffung der Budgetierung?
  7. Wie stehen Sie und Ihre Partei zum dualen Versicherungssystem?
  8. Unterstützen Sie und Ihre Partei den strukturierten Ausbau eines die fachärztlichen Leistungen betreffenden selektivvertraglichen Bereichs neben dem Kollektivsystem?
  9. Welchen Stellenwert hat für Sie und Ihre Partei der wettbewerbliche Ansatz in der Gesundheitsversorgung?
  10. Sollte nach Ihrer Auffassung die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen stärker durch Elemente der Eigenverantwortung gesteuert werden?
  11. Wie soll nach Auffassung Ihrer Partei eine Beschleunigung des Zugangs von Innovationen in das Gesundheitssystem erreicht werden?
  12. Wie kann Ihrer Meinung und Ihrer Partei nach innerhalb der gemeinsamen Selbstverwaltung (Gemeinsamer Bundesausschuss) ein schnellerer Zugang von Innovationen ermöglicht werden? Wie stehen Sie zu der Frage, den ärztlichen und psychotherapeutischen Berufsverbänden ein Antragsrecht im G-BA einzuräumen?
  13. Teilen Sie bzw. Ihre Partei die Auffassung des SpiFa, dass Telemedizin immer versorgungsergänzend, durch einen Arzt initiiert und niemals arztersetzend sein darf?
  14. Wie positionieren Sie und Ihre Partei sich zur Ausweitung des Verbotsvorbehalts auch auf den ambulanten Versorgungsbereich?
  15. Welchen Lösungsansatz sehen Sie und Ihre Partei für den Konflikt, dass durch bestehende Leitungsstrukturen im Krankenhaus mit einem hohen Einfluss ökonomischer Entscheidungsträger Druck auf den Berufsträger Arzt ausgeübt wird?
  16. Wie kann nach Ihrer Meinung und der Ihrer Partei die Versorgung von Patienten im stationären Sektor durch spezialisierte niedergelassene Fachärzte und auch durch Fachärzte für Allgemeinmedizin praktisch gefördert werden?
  17. Wie stehen Sie zu dem psychologischerseits angestrebten arztparallelen neuen Heilberuf?
  18. Die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung (ASV) etabliert sich nur zögerlich in Deutschland. Welche rechtlichen und praktischen Maßnahmen, glauben Sie, müssen entwickelt werden, um die ASV zu befördern und welche Akteure sehen Sie dafür in der Verantwortung?

 

Quelle: SpiFa e.V.

Die Antworten der verschiedenen Parteien zu den einzelnen Fragen finden sich im beigefügten PDF.

Video zu den Bewegungstagen mit Christian

Berlin – Die AOK Nordost und der BVOU luden in diesem Sommer dreimal zu sportlichen Großereignissen für Grundschüler ein: In Stadien in Frankfurt (Oder), Cottbus und Neubrandenburg ging es einen ganzen Vormittag lang um Bewegung und viel Spaß. Der BVOU war als Kooperationspartner mit seiner Aktion Orthofit „Zeigt her Eure Füße“ dabei und legte einen mobilen Barfußpfad an. Die kleinen Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten hier viele Materialien mit ihren Füßen ertasten. Wie viel Freude die Aktion machte, zeigt unser Video.

Qualitätsorientierte Vergütung gefährdet Fachkliniken

Freiburg – Leistungsstreichungen, Kürzungen der diagnosebezogenen Fallpauschalen und qualitätsorientierte Vergütungen durch „Pay-for-Performance-Modelle“: Die aktuellen politischen Maßnahmen zur Umsetzung des zum 1. Januar 2016 in Kraft getretenen Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) setzen nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik e.V. (AE) eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang. Durch den immensen Vergütungsdruck stünden schon jetzt viele Kliniken mit dem Rücken zur Wand – Leistungseinbußen in der medizinischen Patientenversorgung seien die Folge.

 „Das eigentliche politische Ziel des Krankenhausstrukturgesetzes, die Qualität in der stationären medizinischen Versorgung stärken zu wollen, darf keinesfalls durch unausgereifte und zweifelhafte Methoden auf dem Rücken der spezialisierten Fachkliniken ausgetragen werden“, warnt Prof. Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der AE, Chefarzt an der Orthopädischen Klinik Braunschweig und BVOU-Vizepräsident. Anknüpfend an den Qualitätsaspekt will der Gesetzgeber bei der Krankenhausvergütung für medizinische Leistungen künftig Zu- und Abschläge einführen (pay for performance). Das heißt: Die Höhe der Vergütung soll davon abhängig gemacht werden, ob das Erfolgsziel durch zuvor definierte Anreize tatsächlich erreicht worden ist.

Neben der endoprothetischen Gelenkversorgung hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) drei weitere medizinische Leistungsbereiche identifiziert, für die mit Hilfe von einzelvertraglichen Regelungen eine Qualitätssteigerung geprüft werden soll. „Qualitätskontrollen sind sowohl aus Sicht der Patienten als auch der Ärzte und Kostenträger grundsätzlich sinnvoll – die Leistungsvergütung jedoch ohne geeignete Bemessungsindikatoren einfach isoliert zu reduzieren, um somit die Qualität zu erhöhen, ist der völlig falsche Weg“, so Heller. Die AE kritisiert in diesem Zusammenhang eine unzureichende Abbildung der unterschiedlichen Klinik-Risikoprofile, die bei der Qualitätsmessung außer Acht gelassen werden.

So haben spezialisierte Fachkliniken für Orthopädie und Unfallchirurgie bei der Behandlung komplexer Fälle und langwieriger Therapiekonzepte ein viel größeres Qualitätsrisiko, als kleine Kliniken ohne ein entsprechendes medizinisches Versorgungsspektrum. Werden medizinische Leistungen künftig aber auf der Grundlage lückenhafter Qualitätsparameter vergütet, können das spezialisierte Fachkliniken für Orthopädie und Unfallchirurgie nicht mehr länger kompensieren und die hohe medizinische Versorgungsqualität im Bereich der Endoprothetik ist akut in Gefahr.

Hinzu kommt: Durch die letztjährige, radikale Abwertung der diagnosebezogenen Fallgruppen – der DRGs – werden Operationen deutlich geringer vergütet. Der dadurch geschaffene Konflikt sei für Ärzte und Kliniken kaum tragbar: „Wir setzen uns als AE dafür ein, die Qualität zu halten und zu steigern. Abgewertete DRGs führen dazu, dass Kliniken an anderer Stelle wieder sparen müssen“, so Heller. Einsparungen wären beispielsweise über verkürzte Liegezeiten und den Einkauf preiswerterer Prothesen bzw. Gleitpaarungen spürbar – beides führt nicht zwingend zu einer Steigerung der Qualität. Hier bedürfe es differenzierter Lösungen mit komplexen Anreiz- und Steuerungssystemen, so der AE-Generalsekretär.

So sei durch die Schaffung des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) bereits eine valide Datenbasis geschaffen worden, um bundesweit die Qualität der künstlichen Hüft- und Kniegelenke zu beurteilen, die Zahl unnötiger Wechseloperationen zu verringern und die Patientensicherheit sowie das medizinische Behandlungsergebnis zu gewährleisten. Eine gesetzlich verpflichtende Teilnahme am Endoprothesenregister sei längst überfällig und angesichts der aktuellen Qualitätsdiskussion dringend geboten.

Ebenso sprechen sich die AE-Experten dafür aus, die gesetzlich neu vorgesehenen Qualitätsverträge in der endoprothetischen Gelenkversorgung ausschließlich mit EndoCert-zertifizierten Endoprothetikzentren (EPZ) oder Endoprothetikzentren der Maximalversorgung (EPZmax) umzusetzen. Denn: Kliniken mit dem EndoCert-Gütesiegel garantieren bereits die Einhaltung von Mindestmengen bei den durchgeführten Operationen als auch personenbezogenen Anzahl der verantwortlichen Operateure. Sie erfüllen somit schon jetzt bei der Struktur- und Prozessqualität höchste medizinische Anforderungen. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die hohe Qualität im Bereich der Endoprothetik nicht durch Kurzzeit-Bilanzen zu gefährden, sondern mit Blick auf die lange Haltbarkeit hochwertiger Prothesen, niedriger Wechselquoten und hoher Patientenzufriedenheit auch in Zukunft angemessen und adäquat zu vergüten“, betont Heller.

Die AE-Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik verfolgt als unabhängiger Verein seit 1996 das Ziel, die Lebensqualität von Patienten mit Gelenkerkrankungen und -verletzungen nachhaltig zu verbessern und deren Mobilität wieder herzustellen. Mit ihren Expertenteams aus führenden Orthopäden und Unfallchirurgen organisiert sie die Fortbildung von Ärzten und OP-Personal, entwickelt Patienteninformation und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die AE ist eine Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e.V. (AE)

DKOU 2017: Bewegung statt Bettruhe

Bewegung statt Bettruhe: Was bei akutem Kreuzschmerz wirklich hilft

Berlin – Bis zu 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden mindestens einmal im Leben an Kreuzschmerzen. Sie sind auch der häufigste Grund für einen Besuch beim Orthopäden. Lässt sich für den Schmerz keine organische Ursache finden, ist Bewegung die beste Therapie. Medikamente können gut dabei helfen, die körperliche Aktivität wiederaufzunehmen. Zu diesem Schluss kommen Experten in einer aktuellen Leitlinie zum nicht-spezifischen Kreuzschmerz (1). Außerdem sollen mögliche psychische Ursachen und Probleme im sozialen Umfeld stärker in Betracht gezogen werden. Passive Verfahren wie Massagen beurteilen die Mediziner dagegen kritisch. Welche Behandlungen bei akuten Rückenschmerzen wirklich helfen, erklären Experten in einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.

Die Mehrzahl der Patienten mit Rückenschmerzen leidet unter dem sogenannten nicht-spezifischen Kreuzschmerz: Das heißt, dass die Schmerzen keine organische Ursache wie etwa eine Entzündung an der Wirbelsäule oder einen Wirbelkörperbruch haben. Solche Schäden kann der Arzt nach einem Patientengespräch bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.

Um akute Rückenschmerzen zu lindern, hilft vor allem Bewegung: „Wir raten Patienten deshalb, trotz der vermeintlichen Einschränkung körperlich aktiv zu sein. Wer sein Bewegungsprogramm Schritt für Schritt wieder aufnimmt und sich täglich bewegt, trägt immens zu seiner Genesung bei“, sagt Professor Dr. med. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Bei 85 Prozent der Patienten gehen die Schmerzen so nach einigen Wochen von selbst deutlich zurück. „Schmerzmittel und Entzündungshemmer können Patienten gut dabei unterstützen, wieder in Bewegung zu kommen“, so der Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach. Laut Leitlinie sollen diese aber so kurz wie möglich in geringstmöglicher Dosierung eingesetzt werden. Bettruhe dagegen könne die Schmerzen verstärken und sogar dazu führen, dass diese chronisch werden. Deswegen raten die Autoren der Leitlinie auch von passiven Therapien wie Massage oder Taping ab. Wenn Medikamente und die Behandlung der Symptome keine deutliche Linderung bringen, kann der Patient sich zusätzlich für eine Akupunktur entscheiden.

Die neue Versorgungsleitlinie empfiehlt auch, eventuelle psychische Belastungen und Probleme im sozialen Umfeld stärker in den Fokus zu nehmen: Stress, Ängste oder Probleme in Beruf oder Familie können Rückenschmerzen genauso begünstigen wie Fehlhaltung, Bewegungsmangel oder harte Arbeit. „Seelische Belastungen und Rückenprobleme können sich sogar gegenseitig verstärken“, sagt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Kongresspräsidentin des DKOU 2017. Ärzte sollen ihre Patienten deswegen danach fragen. „Unser seelisches Befinden beeinflusst zudem, wie stark wir Schmerzen wahrnehmen“, sagt die Expertin aus Friedrichsheim. „Die Psyche spielt auch eine entscheidende Rolle dabei, ob eine Behandlung erfolgreich ist oder nicht.“

Röntgenbilder und Magnetresonanztomographie halten die Leitlinienautoren bei akuten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen in den meisten Fällen für überflüssig: „Frühzeitige Bildgebung kann Abweichungen am Rücken anzeigen, die aber gar nicht Ursache der Schmerzen sein müssen“, erklärt Kladny. „Das kann den Patienten verunsichern und zu unnötigen Behandlungen führen.“ Halten die Kreuzschmerzen länger als vier bis sechs Wochen an, dann muss der Einsatz der Bildgebung sorgfältig geprüft werden. Weiterhin rät die Leitlinie zu einem multimodalen Behandlungsprogramm bestehend aus Schmerztherapie, Bewegung, Gymnastik, Entspannungstraining und psychotherapeutischer Therapie. „In den allermeisten Fällen sind Rückenschmerzen ungefährlich“, betont Kladny. „Wenn keine ernsten Erkrankungen vorliegen, gilt es, den Patienten darüber aufzuklären, wie er seinen Rücken langfristig stärken kann“, empfiehlt Kladny. Deswegen enthält die neue Leitlinie auch eine Version für Patienten.

Quelle:

  1. Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, 2. Auflage
    http://www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz/

Mitwachsende Orthesen für Kinderbeine

München – Aktive Beinorthesen können Kinder und Jugendliche mit entzündlichen Gelenkerkrankungen beim Laufen unterstützen. In einem neuen Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 120.000 Euro unterstützt wird, sollen nun individuell anpassbare Bausätze für solche Orthesen entwickelt werden. Diese sollen nicht nur kostengünstig sein, sondern zudem durch Skalierbarkeit mitwachsen können.

Für Kinder und Jugendliche, die etwa unter entzündlichen Gelenkerkrankungen oder neurologischen Defiziten leiden, ist das Laufen häufig mit Schmerzen verbunden und wird deshalb von ihnen vermieden. Dadurch kann es für sie jedoch zu Entwicklungsverzögerungen kommen. Eine Möglichkeit, das Laufen zu unterstützen, sind aktive Orthesen für die Beine.

Damit diese Orthesen noch besser an die Bedürfnisse der jungen Patienten angepasst werden können, wollen Photonik-Forscher von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München gemeinsam mit Partnern aus Medizin und Industrie nun erstmals kostengünstige und mitwachsende Modelle für Kinder und Jugendliche entwickeln. Für ihr Forschungsvorhaben „APPROACH“ (Active PaRametrizable Open-Source Articular Orthesis for Children) haben sie im vergangenen Monat den Zuschlag bei der Förderinitiative „Light Cares“ des BMBF erhalten. Das Projekt soll bis Ende 2018 laufen.

Mit Unterstützung der klinischen Partner wollen die Forscher zunächst die biometrischen Parameter betroffener Kinder an freiwilligen Probanden erheben. Anhand der spezifischen Daten soll dann per CAD (Computer-aided design – Computergestütztes Konstruieren) eine individuelle und später einfach zu modifizierende 3D-Vorlage für die aktive Orthese konstruiert werden. Die Fertigung erfolgt durch Laser-Sintering, einer additiven Fertigungstechnologie ähnlich dem 3D-Druck, bei der mittels eines Lasers feine Partikel eines Werkstoffpulvers verschmolzen und Schicht für Schicht zu individuellen Bauteilen aufgebaut werden.

Für den aktiven Teil der Orthesen – Sensoren, Aktoren und Energieversorgung – nutzen die Münchner Forscher das Wissen und die Techniken der „Maker“-Bewegung, einer Gruppe technischer Bastler verschiedenster Disziplinen, die digitale photonische Fertigungsverfahren für verschiedenste Projekte kreativ zum Einsatz bringen und in der Förderinitiative „Light Cares“ des BMBF mit Wissenschaft und Industrie zusammenarbeiten. Im Anschluss an den Fertigungsprozess soll die Wirksamkeit der Orthesen zusammen mit den klinischen Partnern optimiert werden.

Die individuellen Vorlagen für die Orthesen wollen die Forscher dann als frei zugänglichen, umfangreichen Datensatz in einer Open-Source-Plattform zur Verfügung stellen. Ihr Ziel ist es, eine Kombination von modernen, kostengünstigen 3D-Verfahren, Open-Source-Technologien und einer Bereitstellung der Orthesen im Rahmen des deutschen Medizinproduktegesetzes zu realisieren.

Mit dem Wettbewerb „Light Cares“ unterstützt das BMBF kooperative Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, deren Ziel darin besteht, den Alltag von Menschen mit Behinderung durch den Einsatz photonischer Technologien entscheidend zu verbessern und so mehr Teilhabe und Chancen zu ermöglichen.

Quelle: Hochschule für angewandte Wissenschaften München

Interview: Frakturversorgung wie im Simulator

Berlin – Mit der ersten „Fraktur-Challenge“ fand während der Frühjahrstagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU) Ende April die Premiere eines neuen Kursformats statt, welches die Fort- und Weiterbildung nachhaltig verbessern könnte. Konzipiert wurde es für Weiterbildungsassistenten in O und U und junge Fachärzte. Die „Fraktur-Challenge“ bot die Möglichkeit, diese Innovation hautnah kennen zu lernen und an Humanpräparaten zu üben sowie die eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich in Teams miteinander zu messen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Dr. Matthias Münzberg, Mitglied des Organisationsteams des VSOU, und von Marc Ebinger, Geschäftsführer der Firma RIMASYS. Im Doppelinterview erzählen sie, was das Einzigartige an diesem Format ist.

Herr Dr. Münzberg, Herr Ebinger: Warum braucht man neue Kursformate, um die Frakturversorgung zu üben?  

Münzberg: Die Frakturversorgung ist zwar ein fester Bestandteil der Weiterbildung von angehenden Fachärztinnen und Fachärzten in Orthopädie und Unfallchirurgie und auch der Facharztprüfung. Sie jedoch möglichst realitätsnah zu erlernen, ist anfangs häufig gar nicht so einfach und vieles muss erst direkt am Patienten geübt werden. Es werden zwar Kurse zum Thema Osteosynthese angeboten. Doch dabei arbeitet man mit Kunstknochen, das heißt: Die Weichteile fehlen. Zusätzlich gibt es noch gute Weichteil-Workshops mit Zugangspräparationen, um praktisch zu veranschaulichen, wie man an eine Fraktur herankommt. Was bisher noch fehlte, ist das Zusammenspiel all dieser Elemente in einem Kursangebot.

Mit den frakturierten Humanpräparaten der Firma RIMASYS gelingt dies. Wir hatten in Baden-Baden Röntgen- und CT-Bilder sowie Präparate samt Fraktur mit intakten Weichteilen. Dadurch kann man wie am echten Patienten – eine Frakturversorgung von Anfang bis Ende planen und durchführen: Beginnend mit der Diagnose anhand der Bildgebung, Implantantwahl, Zugangswahl bis hin zur Reposition und osteosynthetischen Versorgung der Fraktur. Die Herausforderungen ähneln denen einer realen OP-Situation sehr. Das gab es bisher noch nicht. Das ist ein bisschen so wie die Simulation im Bereich der Luftfahrt. Der Pilot lernt im Simulator das Fliegen und die Fähigkeit, in schwierigen Situation zu handeln – bevor er seinen ersten richtigen Flug mit Passagieren durchführt.

Herr Ebinger, wie stellen Sie die speziellen Frakturen in den Präparaten her?

Ebinger: Wir haben über die letzten fünf Jahre ein spezielles technisches Verfahren entwickelt, mit dem wir durch die gezielte Einleitung von Kräften und Momenten reale Unfälle nachstellen und so lebensechte Frakturen in Humanpräparaten reproduzierbar generieren können. Das Besondere ist nicht nur, dass die Frakturmuster denen der Realität entsprechen, sondern auch, dass der Weichteilmantel von außen nicht verletzt wird. Für die „Fraktur-Challenge“ haben wir zum Beispiel drei distale Humerusfrakturen nach AO-Klassifikation generiert.

Woher stammen die Präparate?

Ebinger: Die Präparate aus Körperspenden stammen entweder von akkreditierten Partnern der American Association of Tissue Banks oder aus deutschen Anatomien. In beiden Fällen entspricht der Einsatz für die Weiter- und Fortbildung dem letzten Willen des Spenders.

Wie muss man sich die Frakturgenerierung genau vorstellen?

Ebinger: Jede Fraktur kommt ja durch eine individuelle Verletzung zustande. Somit müssen für jede künstlich erzeugte Fraktur ein spezielles Verfahren und technische Adaptionen entwickelt werden. Wir nutzen dafür sogenannte Fresh-frozen-Präparate, weil deren biomechanische Eigenschaften am nächsten an die eines echten Patienten herankommen. Für die gezielte Verletzung der Präparate berechnen wir auf Basis unseres Verfahren die benötigten Kräfte, Torsionen und Impulse und setzen eigens entwickelte Maschinen ein. Dann kontrollieren wir mit Hilfe von Röntgenaufnahmen und Computertomografie-Bildern das Ergebnis. Ein darauf spezialisierter Partner transportiert das Präparat dann an den ausgewählten Kursort.

Wie lief die „Fraktur-Challenge“ in Baden-Baden ab?

Münzberg:
Dort traten drei Teams gegeneinander an, die sich im Vorfeld beim Jungen Forum O&U für die Veranstaltung angemeldet hatten. Die Teams mussten anhand eines vorgegebenen Kriterienkataloges innerhalb von 60 Minuten die Frakturversorgung planen und durchführen, angefangen beim Anfertigen eines Röntgenbildes bis hin zum eigentlichen Eingriff. Anhand einer Checkliste sollte dann das eigentliche Siegerteam ermittelt werden. Allerdings muss ich sagen, dass jede der drei Gruppen hervorragend gearbeitet hat. Deswegen haben wir entschieden, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgehen.

Zur ärztlichen Ausbildung gehört die Arbeit an Leichenteilen. Aber ist ein Wettbewerb bei der Arbeit mit Körperspenden nicht doch pietätlos?

Ebinger: Ziel ist es doch, die Versorgungsqualität zu erhöhen, dafür werden diese Fachkongresse und die daraus resultierenden Diskussionen benötigt. Das Format der „Challenge“ wurde für den VSOU gewählt, um die Thematik spannend im Programm zu positionieren. Die Teilnehmer hatte schnell der Ehrgeiz gepackt, die Teams konnten sich mit den bereitgestellten Röntgen- und CT-Bildern gut an ihren Fall heranarbeiten und die Versorgung planen. Die Resonanz war durchweg positiv, Realismus des Formats und Lerneffekt wurden deutlich bestätigt. Auch für uns war das eine Bestätigung. Wir wollen die Implementierung dieser realitätsnahen End-to-End-Versorgungen in Fort-und Weiterbildung vorantreiben. Am Ende ist es doch gut für den Patienten.

Münzberg: Meiner Ansicht nach nicht. Schon während des Studiums im so genannten Präparierkurs in der Anatomie wurden wir damit konfrontiert und vorbereitet. Diese Präparation ist aktuell eine tolle Möglichkeit die Kolleginnen und Kollegen realitätsnah vorzubereiten und so die Versorgungsqualität an den lebenden Patienten zu verbessern.

Was planen Sie konkret zur Fortsetzung des Formats?

Ebinger: Wir bereiten derzeit eine weitere Veranstaltung im Rahmen des DKOU 2017 am Kongressdonnerstag vor. Allerdings wird der geplante Kurs im Rahmen von zwei Hands-On-Workshops ablaufen und nicht als Wettbewerb.

Münzberg: Für den Morgen werden wir Radiusfrakturen vorbereiten, um die jungen Assistenzärztinnen und -ärzte anzusprechen. Am Nachmittag werden wir dann herausforderndere Frakturen vorsehen. Die Veranstaltung wird von hochrangigen Instruktoren begleitet, so von BVOU-Vorstandsmitglied Prof. Reinhard Hoffmann von der BG Unfallklinik in Frankfurt am Main und von Prof. Paul Alfred Grützner von der BG Klinik Ludwigshafen. Uns ist wichtig, dass man in Ruhe üben und sich von dem neuen Kurskonzept überzeugen kann – dahingehend wurde das DKOU-Format entwickelt. Wir freuen uns auf eine spannende Veranstaltung.

Vielen Dank für das Interview.

Die „Fraktur-Challenge“ auf der Frühjahrstagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU) 2017

AWMF: Bessere Unterstützung des medizinischen Nachwuchses

Berlin – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) fordert im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahl in einem Positionspapier, den medizinischen Nachwuchs in Ausbildung, Weiterbildung und Karriere besser zu unterstützen. Ohne ausreichend viele und wissenschaftlich gut ausgebildete Ärzte mit attraktiven Berufschancen könne es weder medizinischen Fortschritt, noch eine qualitativ hochwertige Versorgung aller Bürger geben. Hierbei solle die Gesundheitspolitik enger als bislang mit der AWMF und den darin vertretenen Fachgesellschaften kooperieren.

Kurz vor dem Ende der Legislaturperiode hat die Bundesregierung den Masterplan Medizinstudium 2020 verabschiedet. Er sieht eine praxisnahe, stärker ambulante und allgemeinmedizinische Ausbildung für angehende Ärzte vor. In der Folge soll binnen eines Jahres nun ein Vorschlag für eine neue Approbationsordnung für Ärzte erarbeitet werden. „Der Masterplan Medizinstudium 2020 enthält erste sinnvolle Ansätze“, kommentiert AWMF-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg die aktuellen Vorhaben der Politik. Doch entscheidend sei, wie dieser jetzt umgesetzt werde. „Die Nationalen Lernzielkataloge in der Medizin und Zahnmedizin sowie die Approbationsordnungen sind zügig anzupassen. Lehrinhalte, die Qualität der Lehre, Prüfungsfragen und -formen müssen einer wissenschaftlichen, evidenzbasierten Medizin gerecht werden“, so Kreienberg weiter.

Wissenschaftliche Kompetenzen stärken

Die Zukunftsfähigkeit der Medizin hänge von ihren wissenschaftlichen Grundlagen ab. Daher fordert die AWMF als Lernziel „die wissenschaftliche-methodische Basis der medizinischen Fächer“ in der Approbationsordnung für Ärzte und Zahnärzte zu ergänzen. Diese sei ebenso unverzichtbar wie Grundlagenwissen über Krankheiten und allgemeine ärztliche Kenntnisse. In diesem Zusammenhang müsste es auch Leistungsnachweise über den Erwerb dieser Schlüsselkompetenzen im vorklinischen und klinischen Studienabschnitt geben.

Weg in die Weiterbildung und in den Beruf besser unterstützen

Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere in der wissenschaftlichen Medizin ist nach Ansicht der AWMF außerdem ein gelingender Übergang vom Studium zur Weiterbildung. In den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogen für Medizin und Zahnmedizin sollte daher künftig definiert werden, welches Wissen und welche Fähigkeiten bereits im Studium erworben werden müssen, um die Weiterbildung nahtlos anschließen zu können.

Was in Folge von Studium und Weiterbildung zu wenig berücksichtigt werde, seien darüber hinaus Karrierewege für Ärzte und medizinische Wissenschaftler, kritisiert die AWMF. „Der Masterplan Medizinstudium will zwar das wissenschaftliche Arbeiten stärken, aber es bleibt unklar, wie und mit welcher Berufsperspektive, vor allem für den Mittelbau“, warnt der AWMF-Präsident. So müsse beispielsweise das Gesetz über befristete Arbeitsverträge in der Wissenschaft, das Wissenschaftszeitvertragsgesetz, angepasst werden. „Es kann nicht sein, dass sich unser dringend benötigter Nachwuchs von einer befristeten Beschäftigung zur nächsten retten muss“, so Kreienberg. Ähnliches gelte auch für Ärzte in der Klinik – sie müssten ein Arbeitsumfeld vorfinden, das ihnen eine wissenschaftlich orientierte Patientenversorgung verlässlich ermöglicht.

Quelle: AWMF