Archiv für den Monat: Oktober 2016

DKOU präsentiert Operationssaal von morgen

Berlin – Digitale OP-Planung, intraoperative Bildgebung, roboterassistierte Chirurgie – eine Vielzahl moderner Technologien verändern zunehmend die Arbeit des Chirurgen. Auf dem DKOU 2016 können Orthopäden und Unfallchirurgen einen Blick in den Operationssaal von morgen werfen. Mehrere Unternehmen stellen dort ihre neuesten Produkte vor, die in einem simulierten OP erlebt und ausprobiert werden können. Heute Vormittag wurde der OP der Zukunft durch die DKOU-Kongresspräsidenten feierlich eröffnet.

Produktneuheiten im OP der Zukunft

Eine Reihe von Unternehmen präsentieren ihre aktuellen Produkte und neuesten medizintechnischen Entwicklungen im OP der Zukunft in Halle 4.2, darunter Siemens Healthineers, Brainlab, Arthrex, DePuy Synthes, Maquet, Oped und Richard Wolf. Das Unternehmen Arthrex ist mit dem Bildgebungssystem SynergyUHD4 vertreten, dem weltweit ersten 4K-System für endoskopische Kameras. Der Medizintechnikhersteller Richard Wolf präsentiert seine Lösung für eine komplette OP-Integration, das netzwerkbasierte OP-Managementsystem core nova. Siemens Healthineers stellt erstmals sein neues robotergestütztes Angiographie-System ARTIS pheno vor, das individualisierte, minimal-invasive Eingriffe bei multimorbiden Patienten ermöglicht.

Mehr Präzision und Sicherheit

Solche computerbasierten Systeme unterstützen Chirurgen vor, während und nach der Operation, wie Prof. Dr. med. Florian Gebhard, DGU-Präsident und Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Ulm, bei der anschließenden Pressekonferenz erläuterte. Vor der OP ermöglichen die Technologien eine detaillierte digitale Planung des Eingriffs. Währenddessen verbessern sie die Präzision des Operateurs und damit die Sicherheit für den Patienten. Im Anschluss ermöglichen sie die zentrale Speicherung und den Austausch der OP-Daten zwischen verschiedenen Medizinern.

In der Orthopädie und Unfallchirurgie ist dies vor allem in der Wirbelsäulenchirurgie und für die Endoprothetik ein großer Gewinn. Robotergestützte Bohr- und Frässysteme ermöglichen hier millimetergenaue Bohrungen an der Wirbelsäule sowie eine individuelle und passgenaue Knochenbearbeitung vor dem Einsetzen einer Endoprothese, erklärte Gebhardt.

Herausforderungen für die Zukunft

Gleichzeitig bringen diese medizintechnischen Entwicklungen aber auch neue Herausforderungen mit sich, so zum Beispiel im Hinblick auf die Vernetzung, das Datenmanagement und die Datensicherheit. Gerade die Interoperabilität, also die Möglichkeit zur Vernetzung medizinischer Geräte, ist von großer Bedeutung, da nur so ein Zusammenwirken der verschiedenen Systeme und eine reibungslose Arbeit des Chirurgen möglich ist, so Gebhard. Diese Vernetzung gestaltet sich derzeit allerdings meist noch problematisch, da entsprechende offene Standards und sichere Schnittstellen zwischen verschiedenen Herstellern oft noch fehlen. „Hier gilt es abzuwarten, wie rasch in Zukunft industrielle Standards geschaffen werden können, um diese Systeme nahtlos innerhalb eines OP-Saals zu vernetzen, und wie diese von den Chirurgen angenommen werden“, sagte Gebhard.

Forschungsprojekte, wie das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte „OR.NET – Sichere dynamische Vernetzung in Operationssaal und Klinik“ tragen bereits dazu bei, diese Entwicklung zu beschleunigen. In dem interdisziplinären Konsortium haben rund 70 verschiedene Partner in den letzten vier Jahren Konzepte für eine sichere und dynamische Vernetzung von Medizinprodukten und IT-Systemen erarbeitet, evaluiert und in Normierungsaktivitäten überführt.

Frauen sind anders – Herausforderung für O und U

Berlin – Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Erkrankungen und Verletzungen in O und U stellen Orthopäden und Unfallchirurgen vor Herausforderungen. „Frauen sind anders – das ist so. Wir müssen dies bei der Behandlung berücksichtigen“, betonte Dr. Manfred Neubert heute im Rahmen einer Pressekonferenz zum DKOU 2016. „In den zurückliegenden Jahren ist zunehmend klar geworden, dass das Geschlecht einen Einfluss auf die Häufigkeit gewisser Erkrankungen und Symptome hat“, ergänzte der diesjährige Kongresspräsident des BVOU. Es entscheide nicht selten mit darüber, wie gut eine Behandlung anspreche.

Nach Neuberts Darstellung leiden Frauen häufiger an Osteoporose als Männer: 16 Prozent der Frauen über 50, aber nur vier Prozent der Männer sind davon betroffen. Auch bei der Kniearthrose ist jede zweite Frau über 60 betroffen, aber nur jeder dritte Mann dieses Alters. So verwundert es nicht, dass 65 Prozent der Patienten, die mit einem neuen Kniegelenk versorgt werden, Frauen sind.

Sie haben dann allerdings sowohl vor als auch nach der OP mehr Schmerzen als Männer, erholen sich oft schlechter und fühlen sich mit dem Gelenkeinsatz eingeschränkter. „Amerikanischen Untersuchungen zufolge lassen sich Frauen oft später operieren als Männer, so dass ihre Arthrose weiter fortgeschritten ist“, betonte Neubert.

Die Ursachen für solche vielfältigen geschlechterspezifischen Unterschiede sind häufig noch nicht bekannt. Diskutiert werden dem Kongresspräsidenten zufolge hormonelle wie anatomische Unterschiede, aber auch eine größere Muskelmasse bei Männern. „Eine Hormonersatztherapie bietet auch keinen nennenswerten Schutz vor Arthrose“, so Neubert. Man müsse ergründen, ob eine frühere Operation von Patientinnen oder andere Konzepte der Schmerztherapie sinnvoll sein könnten.

Auf eine Studie, die geschlechtsspezifische Unterschiede bei Knieverletzungen belegt, ging Dr. Johannes Flechtenmacher in der Pressekonferenz ein. „Zwar treten Kniebandverletzungen vor allem bei jungen Männern auf“, sagte der BVOU-Präsident. Aber bei Frauen sind die entsprechenden Zahlen in den vergangenen Jahren sehr viel stärker gestiegen als bei Männern. Offenbar verletzen sich jüngere Frauen häufig beim Skifahren. Wichtig sei, dass sich Frauen gut auf das Skifahren vorbereiteten. Ob andere Gymnastikformen als die klassische Skigymnastik sinnvoller seien, müsse man erst noch erforschen.

Interview: Wie läuft’s, Frau Rieser?

BVOU.net: Frau Rieser, beschreiben Sie doch mal Ihren ersten Eindruck vom Kongress. Wie läuft’s bis jetzt für Sie?
Rieser: Gut. Was für ein Gewusel am Dienstagmorgen an den Countern der Messe Berlin. Aber alles scheint gut durchorganisiert. Und der Gemeinschaftsstand von O und U gefällt mir. Er wirkt freundlich und einladend.

BVOU.net: Was war Ihr persönliches Highlight vom heutigen Tag?
Rieser: Am Dienstag die Vertragsunterzeichnung für die neue OUMN-Partnerschaft mit dem wissenschaftlichen Springer-Verlag. Dort erscheinen die Orthopädischen und Unfallchirurgischen Mitteilungen von 2017 an. Ich bin gespannt, welche neuen Möglichkeiten das für die Berichterstattung bringen wird. Und ich freue mich auf die Eröffnungsveranstaltung am Abend. Das Thema, die Herausforderungen der Raumfahrtmedizin, zeigt, dass O und U gern über den Tellerrand des eigenen Fachs guckt.

BVOU.net: Was bereitet Ihnen hier die Tage meisten Freude?
Rieser: Es ist immer eine Freude, etwas zum ersten Mal zu machen. Und das ist mein erster DKOU.

BVOU.net: Und die größte Herausforderung?
Rieser: Die Fülle der Veranstaltungen. Ich würde gern viel mehr besuchen, als ich schaffen kann. Und Journalisten bangen immer, ob die Technik funktioniert, wir also unkompliziert auf www.bvou.net vom DKOU berichten können, die Fotos schnell genug fertig sind et cetera.

BVOU.net: Was verbinden Sie mit dem Kongressmotto?
Rieser: Im gleichnamigen Film geht es um einen jugendlichen Helden, der das Leben seiner Eltern verändert – und damit seines. Auf den Kongress bezogen denke ich: Manchmal ist es gut, zumindest geistig einen Schritt zurückzugehen. Die Akteure im Gesundheitswesen klagen und jammern oft. Doch wenn man überlegt, was vor 20, 30 Jahren noch gar nicht möglich war, auch in O und U nicht, freut man sich vielleicht wieder ein Stück mehr an dem, was man heute für Möglichkeiten in der Patientenversorgung hat.

Sabine Rieser ist seit April Leiterin der Pressestelle des BVOU. Sie ist in Hessen geboren, lebt und arbeitet jedoch schon viele Jahre in der Hauptstadt. Spezialisiert hat sie sich auf das Thema Gesundheitspolitik.

DKOU-Highlights am Mittwoch, 26.10.2016

Tag der Studierenden:

Der „Tag der Studierenden“, veranstaltet vom Jungen Forum O&U, gibt Studierenden der Humanmedizin in diesem Jahr bereits zum achten Mal die Gelegenheit, das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie näher kennenzulernen. Doch auch auf alle anderen Kongressbesucher warten am zweiten Kongresstag zahlreiche Höhepunkte.

Unsere besonderen Empfehlungen:

  • 12.45 – 14.15 Uhr: Mitgliederversammlung DGU (Großer Saal)
  • 16.30 – 18.00 Uhr: Preisträgersitzung (Festsaal)
  • 18.15 – 19.30 Uhr: Posterbegehung bei Bier und Brezel (Halle 6.2)
  • ab 21.00 Uhr: Rookie Night (40seconds Club)

Empfehlungen im wissenschaftlichen Programm:

  • 09.00 – 10.30 Uhr: Choosing wisely – Gemeinsam klug entscheiden in O&U (Paris 1)
  • 14.30 – 16.00 Uhr: Sino-German academic exchange (New York 1)
  • 14.30 – 16.00 Uhr: Zukünftige Versorgung von Patienten in Orthopädie und Unfallchirurgie: Wo bleibt der Facharzt? (Paris 2)

Interview: Wie läuft’s, Herr Reichelt?

BVOU.net: Herr Reichelt, was ist Ihre Aufgabe als BVOU-Mitarbeiter beim Kongress? Und wie läuft’s?
Reichelt: Ich organisiere die Logistik der Standaustattung. Von unserer Geschäftsstelle kann man das Berliner Messegelände praktisch sehen. Es sind nur wenige Kilometer bis dorthin. Trotzdem muss alles zur rechten Zeit an der richtigen Stelle verfügbar sein. Dazu gehören Flyer, Broschüren, technische Ausstattung, Standzubehör und vieles mehr.

BVOU.net: Was macht Ihnen beim Kongress am meisten Freude?
Reichelt: Der DKOU ist immer eine gute Gelegenheit, Mitglieder, Kooperationspartner und natürlich den Vorstand an einem Ort anzutreffen. Bis auf einige Ausnahmen hat man das Jahr über mit den meisten Leuten nur telefonisch oder per Mail Kontakt. Hier beim Kongress ist es schön, mit vielen persönlich ins Gespräch zu kommen.

BVOU.net: Was ist die größte Herausforderung für Sie beim Kongress?
Reichelt: Die Kongresstage sind natürlich vollgepackt mit Terminen und Meetings für alle. Außerdem müssen sämtliche Materialien für die Kolleginnen und Kollegen am Stand hier auf dem Messegelände stets verfügbar sein. Für mich beginnt die Kongresswoche schon mit dem heutigen Montag auf dem Messegelände. Während des DKOU ist immer viel los, aber das Gute ist: Es wird nie langweilig. Der Lauftreff am Donnerstagmorgen ist ein besonderer Kraftakt, was die Streckenplanung, die Anlieferung des Equipments und die Zeitplanung betrifft. Alles muss reibungslos funktionieren, die Sportler sollen sich ja auf den Lauf konzentrieren können.

BVOU.net: Was könnte Ihr persönliches Highlight auf diesem Kongress werden?
Reichelt: Der Donnerstag ist für mich voller Highlights: Früh morgens fahre ich in Richtung Brandenburger Tor, denn um 7:15 Uhr startet der Lauftreff. Inhaltlich ist bestimmt die Pauwels-Gedächtnisvorlesung spannend. Nachmittags geht’s mit dem Patiententag weiter. Die Themen dort sind sehr vielseitig und interessant. Und abends ist die Kongressparty natürlich ein großes Highlight: Dort hat man Gelegenheit, mit den Teilnehmern in entspanntem Rahmen zu plaudern.

BVOU.net: Was verbinden Sie mit dem Kongressmotto: Zurück in die Zukunft?
Reichelt: Als erstes denke ich an die erfolgreiche gleichnamige Filmreihe, die ich aus meiner Kindheit kenne. Die Filme habe ich mehr als einmal geschaut. Damals war ich gerade mal zehn Jahre alt. Wissenschaftlich gesehen ist das Kongressmotto natürlich auch passend, da der technische Fortschritt für die Zukunft von O&U prägend ist.

Robert Reichelt ist Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Er kümmert sich um den Servicebereich von BVOU.net. Beim Organisationsteam der Aktion Orthofit „Zeigt her Eure Füße“ ist er seit 2010 mit dabei. Außerdem ist er für den Vertrieb der BVOU-Kinesiotapes zuständig. Robert Reichelt verantwortet seit Jahren die Logistik und den Aufbau des BVOU-Messestandes. Wir haben ihn heute auf dem Messegelände getroffen.

DKOU 2016: Willkommen in Berlin!

Berlin – Unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“ begrüßt der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2016 ab morgen tausende Teilnehmer auf dem Messegelände Süd in Berlin. Bis zum Freitag diskutieren Experten aus Orthopädie und Unfallchirurgie auf dem Kongress darüber, wie sich Tradition und Fortschritt in ihrer täglichen Arbeit vereinen lassen. Als einer der Veranstalter präsentiert sich auch der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) auf dem DKOU und hält am Stand in Halle 2.2 vielfältige Informationsangebote bereit.

Der gemeinsame Kongress der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und des BVOU ist mit mehr als 10.000 Teilnehmern der größte europäische Kongress dieser Fachrichtung und lockt zunehmend auch Teilnehmer aus dem Ausland in die deutsche Hauptstadt. Im Rahmen dieser verstärkten Internationalisierung werden in diesem Jahr erstmals jeden Tag zwei komplette Sitzungsstränge in Englisch angeboten, die unter anderem von den diesjährigen Gastländern Israel und der Schweiz gestaltet werden.

Inhaltlich wird sich das wissenschaftliche Programm des DKOU 2016 gemäß dem Motto „Zurück in die Zukunft“ vor allem mit dem Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Fortschritt auseinandersetzen. Die Rückbesinnung auf etablierte Formen der konservativen Therapie soll dabei ebenso thematisiert werden wie neue operative Behandlungsmöglichkeiten dank technischer Innovationen. Über alle wichtigen Termine, Programmempfehlungen und Kongress-Highlights [Link Highlights am Dienstag] hält der BVOU seine Mitglieder auf der Website und mit täglichen Kongress-Newslettern auf dem Laufenden.

Informationsangebote am Stand des BVOU

Am gemeinsamen Stand der Fachgesellschaften stehen die Mitarbeiter der Geschäftsstelle sowie die Partner des BVOU mit vielfältigen Informationsangeboten bereit. Die Akademie Deutscher Orthopäden (ADO) informiert über ihre Seminar- und Webinarangebote. Außerdem haben Interessierte die Möglichkeit zur Last-Minute-Anmeldung für die Fortbildungsveranstaltungen der ADO im Rahmen des DKOU.

Der Verbandsjustiziar Dr. jur. Jörg Heberer steht nach vorheriger Anmeldung am Donnerstag von 13.00 bis 16.00 Uhr und am Freitag von 14.30 Uhr bis 16.00 Uhr für rechtliche Fragen und Informationsgespräche bereit. Auch die Funk-Gruppe, der Versicherungspartner des BVOU, ist mit mehreren Beraterinnen vor Ort, die von Dienstag bis Freitag zwischen 9.00 und 17.00 Uhr für Fragen zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus können sich Interessierte am Stand über die Möglichkeiten des kinesiologischen Tapings mit den Produkten von Care Integral sowie über das Online-Terminbuchungssystem samedi informieren und beraten lassen.

Interview: Zukunftspläne für die Rheumatologie

Seit dem 1. Oktober 2016 hat die Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) einen neuen Vorstand, der neben vielen neuen auch ein bekanntes Gesicht enthält: Prof. Dr. Wolfgang Rüther, der die Fachgesellschaft bereits über viele Jahre begleitet, fungiert erneut als Präsident der DGORh und unterstützt seine neuen Kollegen Prof. Dr. Ralph Gaulke (Vizepräsident), Dr. Christoph Biehl (Schriftführer), Dr. Roger Scholz (Schatzmeister) und Dr. Ludwig Bause (Tagungsleiter). Im Interview berichtet Rüther von den künftigen Plänen des neuen Vorstands und den aktuellen Herausforderungen in der orthopädischen Rheumatologie.

BVOU.net: Prof. Rüther, wie gestaltet sich derzeit das Verhältnis zwischen orthopädischer und internistischer Rheumatologie?
Prof. Dr. Wolfgang Rüther:
Kurz: in den Gremien reserviert und grundsatzorientiert, beim Rheumatologenkongress äußerst wertschätzend, in der Krankenversorgung vor Ort entspannt, kollegial bis freundschaftlich. Also seit 30 Jahren, die ich jetzt überblicke, nichts Neues.
Betrachtet man das Verständnis der internistischen und orthopädischen Rheumatologen von ihren Fachgebieten, so sind die Meinungen hier nicht weit auseinander. Allerdings bedurfte es dazu in den letzten Jahren einiger Klarstellungen.

BVOU.net: Welche waren das?
Rüther:
Die internistischen Kollegen waren lange Zeit der Ansicht, Orthopäden seien grundsätzlich nicht dafür ausgebildet, entzündlich-rheumatische Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln. Das stimmt nicht und wurde auch von verschiedenen Gremien klargestellt, unter anderem jüngst von der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Entsprechend der Weiterbildungsordnung sind Orthopäden kompetent, Patienten mit entzündlich-rheumatischen Krankheiten konservativ und operativ zu behandeln. Ich denke, das wird von den internistischen Rheumatologen nicht länger ernsthaft in Frage gestellt.

BVOU.net: Wie ist die aktuelle Versorgungssituation von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in Deutschland?
Rüther:
Es gibt derzeit etwa 600 internistische Rheumatologen in Deutschland. Das Memorandum der DGRh (Raspe et al. 2008) fordert für die optimale Versorgung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Krankheiten ein Verhältnis von einem internistischen Rheumatologen auf 50.000 Menschen. An diese Relation kommen wir nur in sehr wenigen Regionen Deutschlands tatsächlich heran. Meist entspricht die Arztdichte weit weniger als der Hälfte der geforderten Zahl. Dies wird sich auch innerhalb der nächsten 20 Jahre kaum ändern lassen, da die Zahl internistischer Rheumatologen nur langsam steigt. Deshalb spielen die Orthopäden und orthopädischen Rheumatologen eine wichtige Rolle für die Sicherstellung der Versorgung.

BVOU.net: Welche Aufgaben können Orthopäden und orthopädische Rheumatologen dabei insbesondere übernehmen?
Rüther:
Patienten mit Gelenkproblemen stellen sich ja zumeist beim Orthopäden vor. Er muss die entzündlich-rheumatischen Krankheiten erkennen – zumindest kann er den begründeten Verdacht erheben und eine gezielte und zügige Weiterleitung an seinen internistisch-rheumatologischen Kooperationskollegen veranlassen. Diese Vorselektion entlastet die internistischen Kollegen. Wir sind auch in der Lage, die medikamentöse Behandlung eines Patienten fortzuführen, nachdem der internistische Rheumatologe die Diagnose bestätigt und die Therapie eingeleitet hat. Orthopädische Rheumatologen mit ihren Spezialkenntnissen übernehmen die Behandlung entzündlich-rheumatischer Krankheiten auch vollständig, soweit es um die Erkrankung der Bewegungsorgane geht. Orthopäden und Unfallchirurgen und orthopädische Rheumatologen beteiligen sich also in ganz unterschiedlichem Ausmaß an der Diagnostik und Therapie entzündlich-rheumatischer Krankheiten, je nach Tätigkeitsschwerpunkt der jeweiligen Praxis.

BVOU.net: Welche Ziele verfolgen Sie und der neue Vorstand in den kommenden Jahren?
Rüther:
Es ist in den letzten Jahren gelungen, die Wahrnehmung der orthopädischen Rheumatologie innerhalb der Orthopädie und Unfallchirurgie deutlich zu stärken. Wir sind froh über diese Entwicklungen und darüber, dass die DGOOC, die DGU, der BVOU und alle anderen Gremien die orthopädische Rheumatologie stark unterstützen. In diesem Zusammenhang wollen wir natürlich auch, dass die schon vor längerer Zeit formulierten Inhalte der neuen Weiterbildungsordnung, die bereits die orthopädisch-unfallchirurgischen Gremien passiert haben, auch tatsächlich so von den Ärztekammern verabschiedet werden.
Die DGORh will in der Zusatzweiterbildung orthopädische Rheumatologie die nicht-operativen Inhalte gestärkt wissen. Denn ebenso wie das Mutterfach Orthopädie ist die orthopädische Rheumatologie sowohl ein konservatives als auch ein operatives Spezialgebiet. Die nicht-operative Orthopädie braucht wieder mehr fachlichen und wissenschaftlichen Glanz.

BVOU.net: Gibt es weitere Schwerpunkte für den neuen DGORh-Vorstand, gerade auch in Zusammenarbeit mit dem BVOU?
Rüther:
Die organisatorische und berufsständische Trennung zwischen Niedergelassenen und Klinikern ist unglückselig. Teilweise treten sie gar konkurrierend auf. Wir müssen die Verständigung zwischen beiden Gruppen deutlich verbessern. Deshalb wollen wir die Fortbildungsangebote von DGORh und BVOU zusammenführen, die sowohl für Kliniker als auch für Niedergelassene attraktiv sind, Thema: Frühdiagnostik und Frühtherapie entzündlich-rheumatischer Krankheiten der Bewegungsorgane. Die Kursreihe RhefO (rheumatologisch fortgebildete Orthopäden) ist seit Jahren höchst erfolgreich. Es bedarf eines Kurskonzeptes für die Kollegen in Weiterbildung zum Facharzt für O&U. Wir wollen spezielle Fortbildungen entwickeln für jene Kollegen, die sich in der Weiterbildung zum orthopädischen Rheumatologen befinden.

Außerdem müssen wir uns mit dem unhaltbaren Umstand befassen, dass die Orthopäden und orthopädischen Rheumatologen in den Praxen für ihre Tätigkeit am Rheumakranken so gut wie nicht vergütet werden. Da ist Baden-Württemberg bereits ein gutes Gegenbeispiel. Hier sind Strukturverträge geschlossen worden, welche Orthopäden und orthopädische Rheumatologen in die Grundversorgung entzündlich-rheumatischer Krankheiten einbeziehen und dies auch entsprechend honorieren. Das ist beispielgebend und führt dort bereits dazu, dass die Orthopäden den entzündlich-rheumatischen Krankheiten stärkere Aufmerksamkeit schenken und Kooperationsnetze aufbauen. Das ist in meinen Augen der richtige Weg. Deshalb wollen wir solche Strukturverträge auch in anderen Bundesländern umgesetzt sehen. Es gibt dazu bereits einige gute Ansätze.

Im Rahmen des DKOU 2016 leitet Prof. Dr. Wolfgang Rüther am Dienstag, den 25. Oktober, die Sitzung des Referats Orthopädische Rheumatologie. Diese findet morgen von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr im Raum Dessau 3 statt.

DKOU-Highlights am Dienstag, 25.10.2016

Tag der Sektionen

Der erste Tag des DKOU widmet sich traditionell den Aktivitäten der Sektionen, Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise der ausrichtenden Fachgesellschaften und endet mit der offiziellen Eröffnungsveranstaltung im Festsaal der Messe Berlin. Auch darüber hinaus hält der erste Kongresstag ein vielfältiges Programm bereit.

Unsere besonderen Empfehlungen

ADO-Veranstaltungen

Empfehlungen im wissenschaftlichen Programm

  • 09.00 – 10.30 Uhr: Komplikationsvermeidung und -management in der Hüftendoprothetik (Großer Saal)
  • 16.30 – 18.00 Uhr: Leitliniengerechte Therapie der Gonarthrose (Dublin)
  • 16.30 – 18.00 Uhr: Sitzung des BVOU-Referats Orthopädische Rheumatologie (Dessau 3)

Vor dem Start: Grußwort des Kongresspräsidenten

Berlin – Liebe Kolleginnen und Kollegen, der DKOU 2016 steht vor der Tür. Morgen wird der größte europäische Kongress für Orthopäden und Unfallchirurgen eröffnet, wie immer in Berlin. Der BVOU ist neben den beiden Fachgesellschaften DGOOC und DGOU gleichberechtigter Veranstalter.

Mir als einem von drei Kongresspräsidenten war es ein Anliegen, dass sich Ihre Interessen im Kongressprogramm wiederfinden. Ich denke und hoffe, das ist gelungen. Sie finden ein großes Spektrum an konservativen Themen, die sowohl Niedergelassene wie auch Kliniker interessieren. Dies reicht von Sitzungen zur konservativen Arthrosetherapie über Updates zur Osteoporose und Rheumatologie bis hin zu Veranstaltungen über den Einsatz neuer Medien in der Praxis oder den Umgang mit Arztbewertungsportalen.

Auch die Interessen der niedergelassenen Operateure finden Berücksichtigung. So geht es in einer Sitzung um die Qualitätssicherung in der Arthroskopie – ein hochbrisantes Thema, gerade angesichts der neuen Richtlinien zur Arthroskopie bei Gonarthrose. Eine weitere Sitzung hat den Vergleich des ambulanten Operierens in Deutschland mit dem in anderen europäischen Ländern zum Thema.

Beim Rückenschmerz mit all seinen Facetten bestehen viele neue Ansätze minimalinvasiver und perkutaner Therapieverfahren, die langfristig vielleicht die Zahl der Operationen zurückdrängen könnten und die auch für den ambulanten Bereich geeignet sind. Es sollte also für alle etwas dabei sein.

Hinweisen möchte ich Sie auch auf das abwechslungsreiche Rahmenprogramm mit einer hochkarätigen Vorlesung zur Raumfahrtmedizin zur Eröffnung: „Doc, we have a problem“, auf die fetzige „Rookie Night“ für die jüngeren Kollegen sowie die Kongressparty.

Es freut mich besonders, dass wir zum dritten Mal hintereinander zum morgendlichen Charity-Lauf einladen, für den wir Joey Kelly als Paten gewinnen konnten.  Das zeigt: Wir Orthopäden predigen nicht immer nur Bewegung, wir praktizieren sie auch.

Kongresse sind aber immer auch Orte der Begegnung und der zwanglosen Diskussion mit Kollegen aus Klinik und Praxis. Ich wünsche Ihnen, dass dieser Austausch für Sie nicht zu kurz kommt, und freue mich, möglichst viele von Ihnen auf dem Kongress zu treffen,

Ihr
Dr. Manfred Neubert
DKOU-Kongresspräsident

Laufen für den guten Zweck mit Joey Kelly

Berlin – Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) lädt Laufbegeisterte und DKOU-Teilnehmer am Donnerstagmorgen zum Lauftreff in den Tiergarten ein. Der Charity-Lauf findet bereits zum dritten Mal im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) statt. Laufpate ist in diesem Jahr der Extremsportler Joey Kelly.

Unter dem Motto „Together we run/walk for charity“ können sowohl Läufer (Strecke: 4,6 km) als auch Nordic Walker (Strecke: 2,4 km) beim DKOU-Lauftreff an den Start gehen. Jeder Teilnehmer erhält bei der Registrierung für den Betrag von 25 Euro ein DKOU-Laufshirt. Aber auch diejenigen, die als Zuschauer und Unterstützung dabei sind, können ein Shirt erwerben. Der Erlös kommt komplett in Form einer Spende dem Babeluga e.V. zugute. Dieser unterstützt von Adipositas betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Partner des diesjährigen Lauftreffs ist das Unternehmen Brainlab.

Der diesjährige Laufpate Joey Kelly begann mit dem Ausdauersport als Ausgleich zu seiner Arbeit mit der weltbekannten Kelly Family, die in den 1990er Jahren große musikalische Erfolge feierte. Mittlerweile hat er über 200 Marathons, Ultra- und Halbmarathons, sowie zehn Wüstenläufe, 13 Ironman und viele weitere Kurzdistanztriathlons und Kurzdistanzwettkämpfe absolviert.

Der Lauf beginnt am Donnerstag, den 27. Oktober, um 7.15 Uhr am Eingang des Tiergartens am Brandenburger Tor (Platz des 18. März, Ecke Straße des 17. Juni und Ebertstraße). Um 7.00 Uhr wird ein Bustransfer ab dem Hotel Sofitel in der Augsburger Str. 41 angeboten. Eine Anmeldung für den Lauf ist noch im Kongressbüro des DKOU möglich.