Archiv für den Monat: Juni 2016

Unfallchirurgie der MHH kooperiert mit größter Klinikkette Thailands

Hannover – Die Klinik für Unfallchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bietet für Unfallpatienten eine umfassende Versorgung in verschiedenen hochspezialisierten Leistungszentren. Um von der Expertise der Hannoveraner Unfallchirurgen zu profitieren und von ihren Strukturen zu lernen, hat der größte Krankenhausbetreiber Thailands, Bangkok Dusit Medical Services (BDMS), nun einen Kooperationsvertrag mit der MHH geschlossen.

Vom 6. bis 8. Juni war eine 40-köpfige Delegation aus Bangkok in Hannover zu Gast, um die Unfallchirurgische Klinik zu besichtigen und eine Kooperationsvereinbarung zu unterzeichnen. Durch die Kooperation soll die Traumaversorgung der Klinikkette mit 45 Krankenhäusern in Thailand, Myanmar, Kambodscha und Vietnam verbessert und neu strukturiert werden, erklärt der Direktor der Klinik für Unfallchirurgie der MHH, Prof. Dr. Christian Krettek.

Im Rahmen der Kooperation werden Krettek und seine Kollegen den Klinikbetreiber mit Analysen und Beratungstätigkeiten bei der Neustrukturierung unterstützen, sowohl von Hannover aus, als auch vor Ort in Asien. Darüber hinaus ist die gemeinsame Ausrichtung eines Traumakongresses in Thailand und der Aufbau eines Fellowship Programms sowie gemeinsamer Forschungs- und Weiterbildungskonzepte geplant. Die Partner hätten zudem bereits angekündigt, ihre Kooperation auch über den Beratungszeitraum von drei Jahren hinaus fortsetzen zu wollen.

Bei der Besichtigung Anfang Juni zeigten sich die Mitglieder der thailändischen Delegation beeindruckt von den in Hannover bestehenden Strukturen zur Versorgung von schwerstverletzten Patienten. Neben der Notaufnahme, den Operationssälen und der Unfallintensivspezialstation besuchten die Gäste auch verschiedene Forschungseinrichtungen der MHH. Darüber hinaus informierten sie sich über die schnelle Erstversorgung von Unfallopfern mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 4“ und das Projekt „Christoph Life“, ein Simulationstraining für Rettungseinsätze mit dem Hubschrauber.

Der Kontakt zu dem Krankenhausbetreiber BDMS war über Prof. Dr. Suthorn Bavonratanavech hergestellt worden. Bavonratanavech ist Leiter der Orthopädischen Klinik am Bangkok Hospital, einem der größten Häuser von BDMS, und außerdem Präsident der AO International (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen), der weltweit größten Fachgesellschaft für muskuloskeletale Traumachirurgie.

 

Bild:
V.l.n.r.: Thongchai Jira-Alongkorn, Prasert Prasarttong-Osoth, Prof. Dr. Suthorn Bavonratanavech, Prof. Dr. Christian Krettek, Chatree Duangnet, Trin Charumilind und Udom Kachintorn von BDMS. (Quelle: Unfallchirurgie-Medien/MHH)

KV-Wahl: Einfluss geht nur von innen

Düsseldorf – „Meine Motivation liegt in der Motivation der Kollegen: Nur gemeinsam können wir etwas erreichen.“ Davon ist Dr. Roland Tenbrock überzeugt. Deshalb tritt der BVOU-Landesobmann Nordrhein für die Wahl der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung an.

7 Fragen an Dr. Roland Tenbrock


BVOU.net:
Warum kandidieren Sie für die Vertreterversammlung (VV)?
Tenbrock:
Ich war schon immer stark berufspolitisch aktiv. Erst während meiner Ausbildung, dann später lokal in Düsseldorf und jetzt im Landesverband des BVOU. Ich sehe es als primäre Aufgabe an, die desolate Honorarsituation in der Orthopädie und Unfallchirurgie in Nordrhein zu ändern. Von außen kann man nur marginalen Einfluss nehmen. Dies funktioniert nur aus dem Inneren der VV heraus beziehungsweise direkt in den entsprechenden Gremien.

BVOU.net: Wofür steht Ihre Liste?
Tenbrock:
Für die Stärkung der handwerklichen Versorgerfachärzte bei der Honorarverteilung. Für Änderungen bei den Regressmaßnahmen, im besten Fall eine Vermeidung. Für die Stärkung der Versorgerfachärzte bei Verhandlungen mit den Kassen. Für eine Neuausrichtung der KV Nordrhein, die den Arzt in den Mittelpunkt stellt und auch primär dessen Interessen vertritt. Für eine gute Zusammenarbeit mit den Hausärzten. Und für eine zufriedenstellende Lösung des durch die KV angerichteten Notdienstchaos.

BVOU.net: Wofür wollen Sie sich engagieren, wenn Sie gewählt werden?
Tenbrock:
Gerechte Bezahlung unserer geleisteten hochwertigen Arbeit. Die KV soll für die Kollegen arbeiten und nicht gegen diese. Konservativ und operativ tätige Orthopäden und Unfallchirurgen müssen wieder einen angemessenen Stellenwert in der Versorgung bekommen.

BVOU.net: Welches Versorgungsthema wollen Sie dann vor allem vorantreiben?
Tenbrock:
Konsequente Integration von Orthopädie und Unfallchirurgie unter einem Dach. Den Stellenwert der Fachdisziplinen muss man hervorheben, besonders hinsichtlich der anstehenden Bedarfsplanung bei der Zusammenfassung von O und U mit der Allgemeinchirurgie.

BVOU.net: Und welches Honorarthema wollen Sie vorantreiben?
Tenbrock: Umsetzung des EBM auf Landesebene durch einen gerechteren HVM.

BVOU.net: Wie wollen Sie es schaffen, Zeit für die Arbeit in der VV zu erübrigen?
Tenbrock: Meine Familie stärkt mich und hält mir den Rücken frei.

BVOU.net: Wie motivieren Sie sich, wenn Sie einmal gar keine Lust auf Berufspolitik haben?
Tenbrock:
Erstens durch die positiven Rückmeldungen vieler Kollegen zu meiner bisherigen Arbeit. Zweitens kann ich es einfach nicht verstehen, dass so viele Kollegen die Entwicklungen teilnahmslos hinnehmen, obwohl es um ihre Existenz geht. Meine Motivation liegt in der Motivation dieser Kollegen: Nur gemeinsam können wir etwas erreichen, und ich möchte es wenigstens versucht haben, etwas zu ändern. Mit Dr.med. Andreas Waubke, einem Kollegen aus dem BVOU an meiner Seite, können wir ein schlagkräftiges Orthopädenteam bilden.

Das Interview führte Sabine Rieser. Der BVOU veröffentlicht zurzeit regelmäßig Interviews mit Orthopäden und Unfallchirurgen, die für die KV-Wahlen kandidieren.

Weiterführende Informationen:

KV-Wahlwerbung: Plakate, Slogans, Hillary-Video

Wahlaufruf Nordrhein: „Versorgerfachärzte“ Liste Nr. 4

Weitere Interviews:

KV-Wahlen 2016: Die Kandidaten aus O und U im Gespräch

Bild: Dr. Roland Tenbrock (Quelle: privat)

Bürogebäude BMG

Strengere Aufsicht: Kritik an BMG-Eckpunkten

Berlin – Um die Handlungsfähigkeit der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen zu stärken, sollte der Gesetzgeber ein deutliches Signal setzen. Schon die einzuholende Zustimmung der Aufsichtsbehörden bei Vorstandsdienstverträgen stelle einen Eingriff dar und müsse wieder abgeschafft werden. Inakzeptabel wäre es auch, wenn das aufsichtsrechtliche Beanstandungsrecht für den Haushalt durch einen Genehmigungsvorbehalt ersetzt würde.

Diese Auffassung hat der Verwaltungsrat des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen (Spibu) am 8. Juni in einer förmlichen Erklärung vertreten. Hintergrund ist ein Eckpunktepapier zu einem GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetz aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG), das derzeit in Berlin kursiert und das dem BVOU vorliegt. Offiziell gilt die Quelle noch als unklar. In Berlin geht man davon aus, dass Anlass für die geplante Gesetzgebung in erster Linie Vorkommnisse in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zu Zeiten ihres ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Köhler sind. In den letzten Monaten berichteten verschiedene Medien immer wieder über umstrittene Immobilien- und Kreditgeschäfte sowie arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen.

Kontrollrechte der KBV-Vertreterversammlung ausbauen

Mit einem künftigen GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetz soll die staatliche Aufsicht über die Spitzenorganisationen im Gesundheitswesen „wirksamer ausgestaltet“ werden. „Damit Kompetenzüberschreitungen und Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung frühzeitig erkannt werden können, bedarf es insbesondere einer Stärkung der Kontrollrechte der Mitglieder der Selbstverwaltungsorgane“, heißt es in den Eckpunkten. Damit ist im Fall der KBV die Vertreterversammlung (VV) gemeint. Umfasst würden von dem geplanten Gesetz aber auch der GKV-Spitzenverband und sein Medizinischer Dienst, der Gemeinsame Bundesausschuss und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung. Für die KVen sollen die neuen Vorgaben nicht gelten.

Im Einzelnen sollen VV-Mitglieder zukünftig unter anderem über Beratungen in Ausschüssen ausreichend informiert werden, beispielsweise indem klare Regeln zur Dokumentation der Sitzungen getroffen und umgesetzt werden. Einsichts- und Prüfrechte der VV sollen stärker als Individual- oder Minderheitsrechte ausgestaltet werden. VV-Vorsitzende sollen leichter als bisher abgewählt werden können, Beraterverträge von VV-Mitgliedern für die Körperschaft transparenter werden.

BMG will Vermögen und Ausgaben stärker kontrollieren

Darüber hinaus werden im Eckpunktepapier aber vor allem Details zur Stärkung der staatlichen Aufsicht aufgeführt. So soll es Vorgaben zu Vermögensanlagen, Rücklagen und Betriebsmitteln geben, Jahresabschlüsse sollen verpflichtend geprüft und veröffentlicht werden. Der Haushalt könnte demnächst genehmigt werden und nicht lediglich beanstandet. Eingeführt werden soll bei allen Spitzenorganisationen auch ein unabhängiges Revisionssystem, dessen Mitarbeiter dem BMG zu berichten hätten. Außerdem könnte das Ministerium stärker durchgreifen, wenn Spibu und KBV sich uneinig sind.

Der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen hatte dazu im Interview mit dem „Handelsblatt“ am 9. Juni erklärt: „Ich appelliere an den Gesetzgeber, den Bogen nicht zu überspannen.“ Man unterstütze das Reformvorhaben an sich ausdrücklich, vor allem an den Punkten, an denen es um mehr Transparenz gehe. Im Einzelnen nannte Gassen die Überprüfung der Finanzen durch externe Wirtschaftsprüfer und die ausgeweiteten Informationsansprüche von VV-Mitgliedern. Aber: „Das Haushaltsrecht ist eine originäre Aufgabe der VV.“ Gassen forderte auch, der Vorsitzende der VV solle weiterhin nur mit Zweidrittelmehrheit abgewählt werden können.

Sabine Rieser

Bild: Bürogebäude des BMG am Friedrichstadtpalast in Berlin (Quelle: Beek100/Wikimedia Commons)

KV-Wahlen 2016: Die Kandidaten aus O und U im Interview

In allen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) wird in diesem Jahr eine neue Vertreterversammlung gewählt. Zur Begleitung der Wahlen stellt der BVOU in den kommenden Wochen verschiedene Orthopäden und Unfallchirurgen, die für ihre KV kandidieren, in kurzen Interviews vor: Welche Themen wollen sie anpacken? Wofür stehen sie? Wie motivieren sie sich?

Hier finden Sie eine Übersicht aller bisher veröffentlichten Interviews:


Dr. Wolfgang Böker, Niedersachsen

Dr. Karsten Braun, Baden-Württemberg

Dr. Matthias Graf, Bayern

Dr. Roland Tenbrock, Nordrhein

Dr. Olaf Dieball, Sachsen-Anhalt

Dr. Matthias Träger, Mecklenburg-Vorpommern

Dr. Burkhard Lembeck, Baden-Württemberg

Dr. Andreas Waubke, Nordrhein

Dr. Uwe de Jager, Baden-Württemberg

Dr. Claudio Freimark, Berlin

Dr. Helmut Weinhart, Bayern

Dr. Angela Moewes, Westfalen-Lippe

Dr. Frido Mütsch, Baden-Württemberg

Reinhard Deinfelder, Baden-Württemberg

Dr. Christian Gottwald

 

KV-Wahl: Die Veränderungen in der Niederlassung begleiten

Freising – Weiter geht’s! Auch nach zwölf Jahren in der Vertreterversammlung (VV) ist Dr. Matthias Graf noch nicht berufspolitikmüde. Der BVOU-Landesobmann in Bayern kandidiert erneut für die VV der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns. Er ist in Freising in einer Gemeinschaftspraxis mit seiner Frau niedergelassen.

7 Fragen an Dr. med. Matthias Graf


BVOU.net: Warum kandidieren Sie für die Vertreterversammlung (VV)?
Graf:
Ich habe in den letzten 12 Jahren in der VV in der Berufspolitik viel Erfahrung sammeln können. Diese möchte ich gerne nutzen, um das Gewicht der Orthopäden und Unfallchirurgen in der Fachärzteschaft zu stärken, aber auch, um die Bedeutung der Fachärzte in Bayern hervorzuheben und einen fairen Ausgleich unter den Fachgruppen herzustellen.

BVOU.net: Wofür steht Ihre Liste?
Graf:
Unsere Liste, in der alle großen Berufsverbände in Bayern vereint sind, steht für eine starke Gemeinschaft der Fachärzteschaft, die in allen wichtigen Fragen (freier Beruf, Honorar u.s.w.) mit einer Stimme sprechen sollen.

BVOU.net: Wofür wollen Sie sich engagieren, wenn Sie gewählt werden?
Graf:
Ich möchte mich für die Einheit der Fachärzteschaft und den Erhalt des freien Berufes niedergelassener Arzt engagieren. Und vor allem den Orthopäden und Unfallchirurgen die Bedeutung verschaffen, die ihnen meiner Meinung nach zusteht.

BVOU.net: Welches Versorgungsthema wollen Sie dann vor allem vorantreiben?
Graf:
Das wichtigste Versorgungsthema der nächsten Legislaturperiode ist sicherlich, KV-Strukturen zu schaffen, in denen sich die gewandelten Voraussetzungen für die Niederlassung (hoher Frauenanteil, Work-Life-Balance u.s.w.) widerspiegeln.

BVOU.net: Und welches Honorarthema wollen Sie vorantreiben?
Graf:
Das wichtigste Honorarthema wird weiterhin sein, die Vergütungssituation für konservativ wie operativ tätige Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie weiter zu verbessern.

BVOU.net: Wie wollen Sie es schaffen, Zeit für die Arbeit in der VV zu erübrigen?
Graf:
Die Zeit für die Arbeit in den KV-Gremien und VV zu erübrigen, ist mir in den letzten 12 Jahren eigentlich ganz gut gelungen. Man muss einfach ein gutes Zeitmanagement haben. Meine täglichen Praxisarbeitszeiten habe ich soweit reduziert, dass es hier eigentlich keine Probleme gibt.

BVOU.net: Wie motivieren Sie sich, wenn Sie einmal gar keine Lust auf Berufspolitik haben?
Graf:
Ich fahre im Winter sehr gerne Ski und spiele im Sommer Golf ­– auch wenn mein Handicap mangels regelmäßigem Training durch die KV-Tätigkeit doch stark gelitten hat.

Das Interview führte Sabine Rieser. Der BVOU veröffentlicht zurzeit regelmäßig Interviews mit Orthopäden und Unfallchirurgen, die für die KV-Wahlen kandidieren.

Weiterführende Informationen:

KV-Wahlwerbung: Plakate, Slogans, Hillary-Video

Weitere Interviews:

KV-Wahlen 2016: Die Kandidaten aus O und U im Gespräch

Bild: Dr. Matthias Graf (Quelle: privat)

Junge Ärztin - Weiterbildung

Ambulante Weiterbildung: Keine Förderung für O & U

Berlin – Orthopädische Praxen werden von der Förderung der Weiterbildung im ambulanten Bereich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht profitieren. Denn finanziert werden sollen nur Facharztgruppen, für die eine optionale ambulante Weiterbildungszeit von mindestens 24 Monaten vorgesehen ist. Im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie werden aber üblicherweise nur 18 Monate Weiterbildungszeit in einer Praxis anerkannt.

Außerdem müssen die in Frage kommenden Facharztgruppen vor Ort von Unterversorgung bedroht sein, es muss flächendeckende, langfristige Nachbesetzungsprobleme bei den Praxen geben und eine Altersstruktur der Ärzte, die eine Förderung notwendig erscheinen lässt. Darauf hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am 10. Mai bei einer Pressekonferenz hingewiesen.

Flechtenmacher: „Wir brauchen den Einsatz der niedergelassenen Kollegen“

BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher bedauert, dass eine Hürde von 24 Monaten gesetzt wird. „Auch in Fachgruppen, in denen noch kein Nachwuchsmangel wie im hausärztlichen Bereich herrscht, ist die finanzielle Förderung der ambulanten Weiterbildung nötig“, sagte er. „Denn man braucht den Einsatz der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, um den Nachwuchs im Fach umfassend zu qualifizieren, zum Beispiel im Bereich der konservativen und der Kinderorthopädie.“

KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann erläuterte die dreiseitige Vereinbarung zwischen Deutscher Krankenhausgesellschaft, GKV-Spitzenverband und KBV; sie befindet sich im Unterschriftenverfahren und soll zum 1. Juli in Kraft treten. Dann sollen jährlich 7.500 Weiterbildungsstellen für angehende Hausärztinnen und Hausärzte und weitere 1.000 für Fachärztinnen und -ärzte anderer Fachgruppen gefördert werden. Sie erhalten 4.800 Euro pro Monat sowie Zuschläge für den Einsatz in unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Gebieten. Das Gehalt wird paritätisch von Kassen und Kassenärztlicher Vereinigung (KV) finanziert.

Krankenkassen bestimmen bei Fachgruppenwahl mit

An der Entscheidung zur Fachgruppenauswahl müssen die Krankenkassen und die Landesausschüsse beteiligt werden. Dr. med. Bernhard Gibis, Leiter des KBV-Versorgungsbereichs Sicherstellung und Versorgungsstruktur, sagte, diese Auswahl „hätten wir lieber allein gemacht“. Aber man werde sich vor Ort sicher verständigen können. Wenn dies bis 1. Oktober 2016 nicht gelinge, dürften ab dann nur Weiterbildungsassistenten in Pädiatrie, Gynäkologie und Augenheilkunde gefördert werden.

Feldmann betonte, die Förderung weiterer Facharztgruppen außer der Allgemeinmedizin sei „nur ein erster Schritt in die richtige Richtung“. Angesichts der zunehmenden Ambulantisierung der Versorgung sollte die Weiterbildung zukünftig zumindest zur Hälfte im ambulanten Bereich stattfinden.

Gibis sagte, das DRG-System fördere die Erbringung technischer Leistungen. Weil Krankenhäuser sich wirtschaftlich behaupten müssten, orientierten sie sich mit ihrem Angebot entsprechend. Ein großer Anteil der Bevölkerung sei aber konservativ zu behandeln, nur werde dies am Krankenhaus nicht mehr vermittelt. Darauf reagiere nun auch die Politik: „Man hat erkannt, dass Weiterbildung nicht nur im Schatten von Vergütungssystemen stattfinden kann, sondern gezielt gefördert werden muss.“

Sabine Rieser

Rheuma

Rheuma: Forscher finden Ursache für erhöhte Infektanfälligkeit

Hannover – Patienten, die an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen leiden, haben in der Regel auch ein erhöhtes Infektionsrisiko. So infizieren sich Rheuma-Patienten häufiger mit Viren und Bakterien und erkranken schwerer als Menschen ohne Rheuma. Die Ursache für diese erhöhte Infektanfälligkeit war bisher nicht geklärt, konnte aber nun von Forschern aus Hannover identifiziert werden: Die Abwehrzellen von Rheumapatienten sind erschöpft – sie leiden sozusagen an einem T-Zell-Burnout.

Um den Krankheitsverlauf zu lindern, nehmen Rheuma-Patienten häufig immunsupprimierende Medikamente ein. „Diese Immunsuppressiva können aber nicht der einzige Auslöser für die erhöhte Infektanfälligkeit sein, denn auch Rheumapatienten, die nur Schmerzmittel einnehmen, leiden häufiger unter schweren Infekten“, sagt Dr. Theresa Frenz, Wissenschaftlerin am Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung TWINCORE in Hannover.

Untersuchung der Immunzellen von 60 Rheuma-Patienten

Die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen arbeiten eng mit der Klinik für Immunologie und Rheumatologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zusammen. Gemeinsam mit Prof. Dr. Torsten Witte haben sie Patienten der MHH mit zwei verschiedenen Rheumaerkrankungen für ihre Forschung gewinnen können: 30 Patienten mit Rheumatoider Arthritis und 30 Patienten mit Spondyloarthritis. „Beide Rheumaformen befallen das Skelett, jedoch unterschiedliche Bereiche, und auch die Krankheitsverläufe sind unterschiedlich – die erhöhte Infektanfälligkeit der Patienten ist jedoch vergleichbar“, sagt der Rheumatologe Torsten Witte.  

Eine zentrale Rolle im Immungeschehen spielen die CD4+ T-Helferzellen. Diese Immunzellen helfen bei der Infektionsabwehr, indem sie die zuständigen B-Zellen zur Produktion von Antikörpern anregen und andere T-Zellen unterstützen. Gleichzeitig können diese Helferzellen Mitverursacher der rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen sein.

T-Helferzellen zwischen Aktivierung und Inhibition

Aus dem Blut der Studienteilnehmer haben die Forscher die T-Helferzellen isoliert. Auf der Oberfläche dieser Zellen gibt es unterschiedliche Bereiche: der Hauptrezeptor bindet normalerweise Teile von Krankheitserregern. Daneben gibt es noch Rezeptoren, die die Funktion der T-Helferzellen mitsteuern: Aktivierende Rezeptoren sorgen dafür, dass die T-Helferzellen sich teilen, Botenstoffe ausschütten und das restliche Immunsystem wachrütteln. Inhibierende Rezeptoren fahren dann später – wenn die Infektion überstanden ist – das aggressive Abwehrprogramm zurück und lassen die Zellen absterben.

„Bei den Rheumapatienten ist diese klare Trennung in Aktivierung und Inhibition aufgehoben. Die Zellen befinden sich in einem unklaren Zustand, gefangen zwischen Teilung und Tod, und können nur unzureichend für eine Abwehrreaktion gegen Krankheitserreger aktiviert werden. Aber sie können immer noch Schaden anrichten“, so Frenz. In diesem Zwischenzustand können sie noch einen Botenstoff ausschütten – den sogenannten Tumornekrosefaktor – der die Rheumasymptome auslöst. „Die Immunzellen sind schlicht erschöpft – wie bei einer chronischen Virusinfektion – und können schlechter auf angreifende Erreger reagieren als in gesunden Menschen.“

Laut den Wissenschaftlern sei eines der derzeitig am Markt verfügbaren Rheumamedikamente in der Lage, diese Zellerschöpfung zu lindern – es bringe sozusagen die erschöpften T-Helferzellen wieder in ihr inneres Gleichgewicht zwischen Aktivierung und Inhibition. „Diesen Effekt werden wir in kommenden Studien weiter untersuchen“, sagt Prof. Dr. Ulrich Kalinke, Leiterin des Instituts für Experimentelle Infektionsforschung.

Die Studie mit dem Titel „CD4+ T cells in patients with chronic inflammatory rheumatic disorders show distinct levels of exhaustion” wurde am 2. Juni online im Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht.

Virtamed präsentiert für Simulator

VirtaMed präsentiert neuen Simulator für die Hüftarthroskopie

Schlieren/Genf, Schweiz – Die Simulatoren des Schweizer Unternehmens VirtaMed ermöglichen Medizinern das Training verschiedenster minimalinvasiver Eingriffe in der virtuellen Realität. Mit seinem neuen ArthroS Hip Module präsentiert das Unternehmen nun erstmals einen Simulator für die Hüftarthroskopie, der ein fluoroskopiegeleitetes Zugangstraining mit einem realistischen anatomischen Modell in einer detailgetreuen Virtual-Reality-Umgebung ermöglicht.

Die Hüfte ist ein sehr festes Gelenk, das von wichtigen neurovaskulären Strukturen umgeben ist. Es erfordert viel Übung und ist technisch anspruchsvoll, den optimalen Zugang für arthroskopische Hüftoperationen zu finden. Der Großteil des Trainings wird immer noch an Leichen oder lebenden Patienten durchgeführt. „Es gibt wirklich keinen Grund, dass Patienten an unserer Lernphase leiden müssen, wenn es Technologien gibt, die dies ersetzen können“, so Dr. Robert Pedowitz, Orthopäde und Berater bei VirtaMed.

Der neue Hüftarthroskopie-Simulator von VirtaMed bietet verschiedene diagnostische und therapeutische Fälle, allerdings wurde das Modul mit besonderem Fokus auf das Zugangstraining entwickelt: Das anatomische Modell sieht aus, fühlt sich an und verhält sich wie eine richtige Hüfte und die auszubildenden Operateure können die anatomischen Merkmale oder das Gelenk abtasten, um den Zugang zu finden. Dank der virtuellen Schnittstelle lernen die angehenden Chirurgen auch die Nutzung der Fluoroskopie in einer sicheren, strahlenfreien Umgebung.

Das neue Hüftmodul wird Teil des VirtaMed ArthroS Simulators sein; vorherige Module beinhalten Knie und Schultern sowie das FAST Modul für grundlegendes Fertigkeitstraining. Das Umschalten zwischen den einzelnen Modulen ist einfach möglich. Wie alle VirtaMed Simulatoren verfügt auch das ArthroS Hip Module über Originalwerkzeuge, zahlreiche verschiedene Patientenfälle und einen benutzerdefinierbaren Kursaufbau zum unabhängigen leistungsbasierten Lernen.

Beim EFORT-Kongress Anfang Juni stellte VirtaMed das neue Modul erstmals vor. Der diesjährige Kongress der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT) fand vom 1. bis 3. Juni in Genf statt. Auf der begleitenden Industrieausstellung präsentierten sich neben VirtaMed etwa 200 weitere Aussteller.

https://www.youtube.com/watch?v=PfierRpKvPA

P.A.R.T.Y.-Programm schärft Risikobewusstsein

Berlin – Zum Tag der Verkehrssicherheit am 18. Juni startet die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) in Zusammenarbeit mit der AUC – Akademie der Unfallchirurgie die bundesweite P.A.R.T.Y-Aktionswoche: Das Programm zur Unfallprävention richtet sich an Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren. In der Woche vom 13. bis zum 17. Juni besuchen Schüler in ihrem Klassenverband eine Unfallklinik in ihrer Region und erleben einen Tag lang hautnah, wie Schwerverletzte nach einem Verkehrsunfall versorgt werden. In Gesprächen mit Patienten erfahren die Jugendlichen zudem, welche weitreichenden Folgen ein Unfall auch über die Zeit im Krankenhaus hinaus haben kann. Ziel des P.A.R.T.Y.-Programms ist es, Jugendliche für die Risiken im Straßenverkehr zu sensibilisieren und so vor einem Unfall zu bewahren.

P.A.R.T.Y. steht für „Prevent Alcohol and Risk Related Trauma in Youth“

Beim sogenannten Trauma-Rundgang durch die Unfallklinik erfahren die Schüler, wie die Versorgung von schwerverletzten Unfallopfern abläuft: vom Rettungswagen oder dem Helikopter in den Schockraum, von der Intensivstation über die Normalstation und die physiotherapeutische Betreuung. Auf den Stationen lernen die Jugendlichen akut Verletzte oder ehemals Schwerverletzte kennen. Die Patienten berichten, wie sich ihr Leben durch einen Unfall verändert hat und welche familiären oder beruflichen Folgen er hatte. In einigen Kliniken steht auch ein Mittagessen mit Handicap auf dem Programm. Dabei tragen die Jugendlichen eine Armschlinge oder ein Stiffneck (Halswirbelsäulen-Schiene). Damit werden sie in die Lage eines verletzten Patienten versetzt und herausgefordert, vermeintlich einfache Dinge des täglichen Lebens zu erledigen. Darüber hinaus halten Unfallchirurgen und Polizisten Vorträge – ohne erhobenen Zeigefinger. Viel mehr tragen der Rundgang in der Klinik und Gespräche mit Patienten wesentlich dazu bei, dass die Jugendlichen ungefilterte Eindrücke und persönliche Schockmomente hautnah erleben und so dafür sensibilisiert werden, sich im Straßenverkehr achtsam zu verhalten und wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.

Junge Verkehrsteilnehmer im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sind nach wie vor die größte Risikogruppe auf deutschen Straßen. Ihr Unfall- und Sterberisiko im Straßenverkehr ist mit Abstand das größte. Im Jahr 2015 verloren laut Statistischem Bundesamt 544 Menschen in dieser Altersgruppe bei Verkehrsunfällen ihr Leben – 13.746 trugen schwerste Verletzungen davon. Insgesamt verunglückten im vergangenen Jahr 3.459 Menschen bei Verkehrsunfällen tödlich. 67.681 Menschen aller Altersgruppen erlitten schwerste Verletzungen.

Die Gründe, warum junge Menschen im Straßenverkehr zum Risiko für sich und andere werden, sind vielschichtig und reichen von unangepasster Geschwindigkeit und fehlender Fahrpraxis über die Handynutzung am Steuer sowie dem Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss bis hin zu einer extrem hohen Risikobereitschaft.

DGU-Präsident und Unfallchirurg Professor Dr. Florian Gebhard sagt: „Das Programm klärt über Unfallverletzungen auf, die letztlich durch Alkohol und risikoreiches Verhalten im Straßenverkehr verursacht werden. Wir zeigen den Jugendlichen, welche verheerenden Folgen ein Unfall für den Betroffenen selbst, aber auch für seine Familie und andere am Unfall beteiligte Menschen haben kann. Damit wollen wir die Jugendlichen zum Nachdenken anregen und sie darin stärken, im Straßenverkehr verantwortungsbewusst zu handeln.“

Insgesamt beteiligen sich in diesem Jahr bundesweit 23 Unfallkliniken an der P.A.R.T.Y.-Aktionswoche. Alle P.A.R.T.Y.-Standorte auf der Deutschlandkarte auf einen Blick finden Sie unter: http://www.party-dgu.de/de/standorte/deutschlandkarte.html

Hintergrund:
Das P.A.R.T.Y.-Programm zählt seit über 25 Jahren zu den erfolgreichsten Präventionsprogrammen weltweit. Es wurde ursprünglich in Kanada entwickelt, um der hohen Zahl an Verkehrsverletzten unter jungen Menschen entgegenzuwirken. In Deutschland setzt die AUC das P.A.R.T.Y-Programm seit 2012 im Auftrag der DGU um. Damit tragen die deutschen Unfallchirurgen zur Verkehrssicherheitsdekade „Decade of Action for Road Safety 2011-2020“ der Vereinten Nationen (UNO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei. Partner und Unterstützer der deutschen P.A.R.T.Y.-Initiative sind der Deutsche Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR) und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV).

Referenzen:
1) T. Brockamp, P. Koenen, M. Mutschler, C. Probst, B. Bouillon, U. Schmucker, AG Prävention von Verletzungen der DGU (Juni, 2016) P.A.R.T.Y. Eine Initiative für mehr Risikobewusstsein bei Jugendlichen. Unfallchirurg 119:428–432
Zusendung der Publikation auf Anfrage möglich (Erlaubnis des Verlages liegt vor)

Weitere Informationen:
www.party4school.de
www.party-dgu.de
www.dgu-online.de

Kontakt für Presseanfragen:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DGU/DGOU
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)
Straße des 17. Juni 106-108
10623 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 – 340 60 36 -06 oder -20
Fax: +49 (0) 30 – 340 60 36 21
E-Mail: presse@dgou.de

KV-Wahl: „Nur zu behandeln wäre zu langweilig“

Wertheim – Dr. med. Karsten Braun (47) kandidiert für die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Baden-Württemberg auf der Liste von Medi und ist auf Listenplatz 13 platziert. Er ist in Wertheim in einer fachübergreifenden Gemeinschaftspraxis niedergelassen. In Baden-Württemberg kann man seine Stimme bis 26. Juli abgeben.

7 Fragen an Dr. med. Karsten Braun


BVOU.net:
Warum kandidieren Sie für die Vertreterversammlung (VV)?
Braun:
Patienten zu behandeln macht Spaß. Das alleine wäre mir aber zu langweilig. Es braucht Kollegen, die auch „das Große und Ganze“ im Blick behalten und die Dinge organisieren, die viele eher als notwendiges Übel betrachten. Ich bin in einer Orthopädenfamilie aufgewachsen, von kleinauf habe ich das berufspolitische Engagement meines Vaters vor Augen gehabt. Irgendwie bin ich dann selber nach und nach da in die Berufspolitik hineingewachsen.

Neben dem Medizinstudium habe ich noch ein Medizinrechtstudium abgeschlossen. Das erweist sich  für die realistische  Einschätzung rechtlicher Möglichkeiten und politischer Forderungen oft als hilfreich. Nicht zuletzt: Der Vertreterversammlung und den KV-Gremien in Baden-Württemberg  droht eine Überalterung, woran ich gern etwas ändern möchte. Mit 47 Jahren gehöre ich eher zu den „Jungen“.

BVOU.net: Wofür steht Ihre Liste?
Braun:
Sie ist zunächst untrennbar mit der erfolgreichen Honorarpolitik von Dr. Werner Baumgärtner in den Jahren 1997 bis 2005 verbunden, der auch weiter diese Liste führt. Medi  steht für das erfolgreiche und kooperative, fachübergreifende Miteinander von Haus- und Fachärzten und von Kollektiv- und Selektivverträgen, wie zum Beispiel beim erfolgreichen 73c-Orthopädievertrag. Ein brandaktuelles Stichwort ist in Zeiten von E-Health die elektronische Vernetzung. Medizinische Versorgungszentren gehören nach unserer Auffassung in die Hand von freiberuflich tätigen Ärzten. Niederlassung muss sich wieder lohnen. Und das Geld für Ärztenetze muss auch von Krankenkassen und Gemeinden kommen.

BVOU.net: Wofür wollen Sie sich engagieren, wenn Sie gewählt werden?
Braun:
Das erste Ziel ist natürlich die Wiederwahl des KV-Führungsduos mit dem Orthopäden Dr. Norbert Metke und dem Allgemeinarzt Dr. Johannes Fechner. Sie könnten ein Vorbild für die Kassenärztliche Bundesvereinigung sein. Versorgungsrealität und Honorar sind natürlich die Dauerthemen für jeden berufspolitisch Engagierten. Hier gilt es, möglichst viele Medi-Ziele durchzubringen, was auch uns Orthopäden gut tun wird. Ich hoffe, dass außer mir noch Burkhard Lembeck und Uwe de Jaager gewählt werden und wir gemeinsam ein Auge darauf haben können, dass die Bedeutung von uns Orthopäden im Versorgungsalltag auch finanziell ausreichend gewürdigt wird.

BVOU.net: Welches Versorgungsthema wollen Sie dann vor allem vorantreiben?
Braun:
Ich habe durchaus Spaß an Basisthemen und kann mir Gremienarbeit insbesondere bei den Themen Notfalldienst, Zulassung oder Disziplinarwesen gut vorstellen. Wir Ärzte müssen auch aufpassen, dass wir in Zeiten von Dr. Google und Gesundheits-Apps nicht den Anschluss verlieren und Geld, das wir dringend zur Versorgung benötigen, in sich parallel entwickelnde Sektoren verloren geht. Wir sollten zusehen, dass wir uns bei diesen Themen nicht zu sehr durch unsere Berufsordnung einzwängen lassen, sondern im System Möglichkeit schaffen, diese von den Patienten nachgefragten Gesundheitsleistungen als Ärzte zu erbringen. Das wird sicher noch ein interessantes Thema, insbesondere für die EDV-affine jüngere Generation.

BVOU.net: Und welches Honorarthema wollen Sie vorantreiben?
Braun:
Wir brauchen feste, angemessene Preise für unsere qualitativ hochwertige ärztliche Leistung, die die Existenz der Praxen sichern und den Investitionsrückstau beseitigen. Und Planungssicherheit. Budgetierung und Honorarverteilungsmaßstäbe sind grundsätzlich abzulehnen. Hier sind kreative neue Ideen gefragt. Dass so etwas funktionieren kann, zeigen die Selektivverträge in Baden-Württemberg. Ich persönlich finde auch, dass die Unfallversicherer-GOÄ im D-Arztwesen stabil und recht fair für alle Beteiligten funktioniert und teilweise als Vorbild dienen könnte.

BVOU.net: Wie wollen Sie es schaffen, Zeit für die Arbeit in der VV zu erübrigen?
Braun:
Ich bin gemeinsam mit meiner Frau und zwei weiteren Kollegen in einer fachübergreifenden Gemeinschaftspraxis für Chirugie, Gefäßchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie niedergelassen. Lockerer assoziiert sind eine Anästhesistin/Schmerztherapeutin und ein Neurochirurg. Wir können immer ganz gut schieben, wenn einer von uns fehlt. Meine Partner sind da sehr tolerant, weil sie wissen, dass mit mir der Richtige diese Dinge in die Hand nimmt. Und welche Praxis sollte das schon schaffen, einen Partner mal freizustellen, wenn nicht eine größere wie unsere?

BVOU.net: Wie motivieren Sie sich, wenn Sie einmal gar keine Lust auf Berufspolitik  haben?
Braun:
Eigentlich kommt das nicht vor. Orthopädie ist ein tolles, dynamisches Fach. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen, dass sich davon in den Praxen auch etwas abspielt und es dort nicht stagniert. Wir haben uns zum Beispiel mit unserer Praxis zur Zukunftssicherung gerade an der Entwicklung eines großen fachübergreifenden Fachärztehauses beteiligt. Wenn ich mal Ablenkung von der Berufspolitik brauche und mich privat über etwas freuen möchte, dann reicht es schon, wenn ich mir meine beiden Kinder beim Musizieren anhöre. Zur Erholung fahre ich mit der Familie mal in die Berge oder zum Segeln.

Das Interview führte Sabine Rieser. Der BVOU wird in den nächsten Wochen regelmäßig Interviews mit Orthopäden und Unfallchirurgen veröffentlichen, die für die KV-Wahlen kandidieren.

Weiterführende Informationen:

KV-Wahlwerbung: Plakate, Slogans, Hillary-Video

Weitere Interviews:

KV-Wahlen 2016: Die Kandidaten aus O und U im Gespräch