Archiv für den Monat: Mai 2016

Orthopäden und Unfallchirurgen gemeinsam in die Zukunft

Baden-Baden – Die medizinischen Fachgebiete Orthopädie und Unfallchirurgie sollen in Zukunft noch enger vernetzt werden. „Das optimiert die Therapieabläufe bei der Behandlung von Erkrankungen im Bewegungssystem und davon profitieren vor allem die Patienten“, sagt Professor Dr. Grifka, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Bad Abbach. Die weitere Intensivierung der Zusammenarbeit der beiden medizinischen Fachgebiete war auch ein Thema der 64. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU) in Baden Baden.

Schon 2008 wurden die beiden medizinischen Fachbereiche zur Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie zusammengelegt. „Deutschland hat mit der Zusammenlegung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie sowie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie damals nachvollzogen, was weltweit Standard ist: eine gemeinsame Fachvertretung für die Knochen- und Gelenkbehandlung“, sagt Prof. Dr. Joachim Grifka, der auch der Gründungspräsident der gemeinsamen Dachgesellschaft war.

Großer Versorgungsbedarf und wichtige Notfallversorgung

Zum Behandlungsfeld der Orthopäden zählen heute Volkskrankheiten, die viele Millionen Menschen betreffen: Arthrose (ca. 15 Millionen Betroffene), Osteoporose (ca. 9 Millionen Betroffene), Wirbelsäulenbeschwerden (ca. 20 Millionen Betroffene).

Dazu kommen die Behandlung von akuten Knochen- und Gelenkbeschwerden, angeborenen und wachstumsbedingten Beschwerden sowie vielfältige Abnutzungserscheinungen, die durch die steigende Lebenserwartung weiter zunehmen werden.

Im Bereich der Unfallchirurgie verfügt Deutschland über ein beispielhaft organisiertes und ausgestattetes Notfallsystem. Die Unfallchirurgie hat ihren Schwerpunkt in der Behandlung von Verletzungen am Bewegungssystem von Kindern bis zu Senioren. „Unser gemeinsames Ziel für die Zukunft ist die Therapie aus einer Hand für den Patienten“, sagt Professor Dr. Ulrich Stöckle, Direktor der BG-Unfallklinik in Tübingen und zusammen mit Professor Grifka einer der beiden Kongresspräsidenten bei der 64. Jahrestagung des VSOU in Baden-Baden.

Der Kongress der Süddeutschen Orthopäden und Unfallchirurgen ist ein Beispiel, wie zwei Kongresspräsidenten gemeinsam den gesamten Versorgungsbereich abdecken.

Ziel: Optimierungspotenzial nutzen

Bislang gebe es im Alltag gelegentlich Asymmetrien in der Weiterbildung bei Orthopäden und Unfallchirurgen oder Diskussionsbedarf bei der Besetzung von Positionen und bei den Zuständigkeiten im Klinikalltag, so Stöckle. Mit der Intensivierung der Zusammenarbeit in allen Bereichen der Knochen- und Gelenkbehandlung ließen sich viele dieser Unschärfen beseitigen.

So soll nach den Vorstellungen der VSOU in Zukunft erst nach dem Facharzt eine Spezialisierung der Ausbildung in Bereichen wie spezielle Unfallchirurgie, spezielle Orthopädie, Kinderorthopädie, Rheumaorthopädie, physikalische Therapie oder Handchirurgie stattfinden.

Vorteil für die Patienten: Therapien aus einer Hand

Mit der Vereinfachung der Strukturen wollen Orthopäden und Unfallchirurgen vor allem auch die international führende Position der deutschen Ärzte auf dem Gebiet der Behandlung von Unfallverletzungen und der orthopädischen Erkrankungen allgemein auch für die Zukunft sicherstellen – sowohl bei konservativen wie auch bei chirurgischen Therapien, meint Grifka.

Größter Nutzen für die Patienten aus dieser Strukturverbesserung: Sie brauchen in Zukunft auch bei komplizierten Erkrankungen im Bewegungssystem nur noch einen ärztlichen Ansprechpartner und finden leichter den richtigen Spezialisten, der sowohl die Techniken der Orthopädie als auch die Unfallchirurgie beherrscht.

Gemeinsame Kongresse und das gemeinsame Ausbildungskonzept sollen dabei das medizinische Versorgungsniveau auf höchstem Qualitätsstandard sicherstellen.

Pressemitteilung. Semikolon

http://vsou.newswork.de

 

Kritik an der GOÄ-Novelle reißt nicht ab

Düsseldorf – Das „Ärztebündnis Nordrhein“, ein Zusammenschluss von 40 Mandatsträgern der Ärztekammer Nordrhein, hat die GOÄ-Verhandlungsergebnisse der Bundesärztekammer (BÄK) kritisiert. In einem offenen Brief zur angestrebten Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) werden gleich mehrere Punkte kritisiert. Darauf weist Dr. med. Folker Franzen hin, stellvertretender Landesvorsitzender Nordrhein des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) und Mitglied der Fraktion „Ärztebündnis Nordrhein“.

GOÄ aktualisieren statt novellieren

So wird bemängelt, dass massive Einschränkungen der freien Berufsausübung und eine Angleichung der GOÄ an den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) drohten, statt dass die Verhandlungsführer auf ärztlicher Seite bislang die Freiberuflichkeit verteidigt hätten. Anstatt die GOÄ wie geplant zu novellieren, solle man sie lieber aktualisieren: „Wir halten eine Aktualisierung der Leistungslegenden und Übernahme der Analogziffern mit einer regulären Bezeichnung in die GOÄ für ausreichend.“

Honoraranpassungen sofort angehen

Weiterhin fordert das Bündnis die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über eine Honoraranpassung. Für eine „Gemeinsame Kommission“ (GeKo) sowie eine Änderung des Paragrafenteils in der GOÄ sehe man hingegen keine Notwendigkeit. Vorgesehen war im Rahmen der Novellierungsabsprachen bislang, dass eine Kommission aus Vertretern der Ärzteschaft, der privaten Krankenversicherung (PKV) und der Beihilfe eine Art Positivliste erstellen sollte mit Behandlungsformen, die eine Steigerung des Gebührensatzes weiterhin erlauben. Zudem sollte eine Art Negativliste erstellt werden mit Gründen, die Ärzte nicht zur Steigerung des Gebührensatzes heranziehen dürfen. Die Letztentscheidung über die Vorschläge der GeKo sollte beim Bundesgesundheitsministerium liegen.

Rochell Ende 2015: keine „Begründungsarien“ mehr

Dr. med. Bernhard Rochell, GOÄ-Beauftragter der BÄK, hatte Ende 2015 bei einer Informationsveranstaltung erläutert, warum es bei den Steigerungssätzen Veränderungen geben müsse. Dass es künftig nur noch zwei Gebührensätze geben solle, liege daran, dass die von der Ärzteschaft geforderte deutliche Anhebung des einfachen Gebührensatzes nur unter der Voraussetzung einer deutlichen Reglementierung der Steigerung durchsetzbar sein werde, zitierte das „Deutsche Ärzteblatt“ am 4. Dezember 2015 Rochell. Und weiter: Das Abrechnungsverfahren werde sich allerdings deutlich vereinfachen, weil es keine „Begründungsarien“ von Ärzten mehr gegenüber den PKV-Unternehmen geben müsse.

Keine Mitgliedschaft im Beirat der Allianz mehr

Die Forderungen des „Ärztebündnis Nordrhein“ gehen noch weiter. So sollten alle Präsidenten und Vizepräsidenten der Landesärztekammern sowie der Bundesärztekammer sofort aus dem „Ärztlichen Beirat“ der Allianz Private Krankenversicherung ausscheiden. „Ihre Mitgliedschaft in diesem Gremium wirft ein schiefes Licht auf die gesamte Ärzteschaft“, heißt es in dem offenen Brief.

Sabine Rieser

Kammer bestätigt: Keine Einschränkung in der Rheumatherapie für Fachärzte in O&U

Stuttgart – Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie in Baden-Württemberg können ihre Rheumapatienten weiterhin im Rahmen einer medikamentösen (konservativen) Basistherapie versorgen. Dies gilt unabhängig davon, ob sie die Zusatzweiterbildung Orthopädische Rheumatologie absolviert haben oder nicht. Das hat die Landesärztekammer (LÄK) Baden-Württemberg vor kurzem in einer Klarstellung zu den Kompetenzgrenzen internistische Rheumatologie/orthopädische Rheumatologie bekräftigt.

Therapie ist nicht „fachfremd“

Auf der Grundlage der Weiterbildungsordnung 2006 für Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie sei „die medikamentöse (konservative) Basistherapie rheumatischer Erkrankungen im Rahmen der orthopädisch-rheumatologischen Behandlung nicht als fachfremd anzusehen“, heißt es in dem Brief. Unterschrieben haben ihn der Präsident der Landesärztekammer, Dr. med. Ulrich Clever, und der Vorsitzende des Ausschusses „Ärztliche Weiterbildung“.

Sie betonen, man wolle mit dem Schreiben eine möglicherweise missverständliche Mitteilung an die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie vom Februar 2015 präzisieren. Damals hatte die LÄK Baden-Württemberg mitgeteilt, „die rheumatische Basistherapie einschließlich Biologika mit umfassender Beratung und Kontrolle der medikamentösen Behandlung“ gehöre für einen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie nicht zum Gebiet.

Für die Klarstellung hatten sich der Präsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), Dr. med. Johannes Flechtenmacher, und das Landesteam Baden-Württemberg des BVOU eingesetzt. „Auch wenn es hin und wieder Auseinandersetzungen um die Kompetenzen einzelner Facharztgruppen gibt, so arbeiten Orthopäden und internistische Rheumatologen vor Ort gut und vertrauensvoll zum Wohle des Patienten zusammen“, betonte Flechtenmacher.

Der BVOU kümmert sich im Referat Rheumatologie und innerhalb der ADO kontinuierlich darum, Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie auf dem Gebiet der Rheumatologie fortzubilden. Ziel ist höchste Therapiequalität auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Einen Überblick über die aktuellen Fortbildungsangebote des BVOU im Bereich Rheumatologie finden Sie hier:

Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskursreihe zum “RhefO”

Weitere Informationen

Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs I

Frankfurt/Main, 04.06.2016
Zur Anmeldung

Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs II

Frankfurt/Main, 24.09.2016
Zur Anmeldung

Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs III

Ludwigshafen, 01./02.07.2016
Zur Anmeldung

Berlin (DKOU), 28.-29.10.2016
Zur Anmeldung

Rheuma-Super-Refresher

Berlin am 16./17.09.2016
Zur Anmeldung

Neue K-Logic-Taping-Kursreihe in Berlin

Teil I: Obere Extremitäten und HWS

Freitag, 9. September, 14:30 Uhr bis Samstag, 10. September 2016, 17:00 Uhr

Teil II: Untere Extremitäten, LWS & BWS

Freitag, 7. Oktober, 14:30 Uhr bis 8. Oktober 2016, 16:00 Uhr

Diese Fortbildungsreihe unter Leitung von Physiotherapeut Ingo Geuenich zielt darauf ab, die Grundlagen und Spezifikationen des kinesiologischen Taping zu vermitteln. Die Kurse sollen Ihr gesamtes Praxisteam ansprechen. Praktische Übungen geben Gelegenheit, das Erlernte auszuprobieren.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Flyer: K-Logic Taping Kursreihe.

Zur Online-Anmeldung für die beiden Kurse im Herbst in Berlin gelangen Sie hier:

Anmeldung für Teil I

Anmeldung für Teil II

Studie: Folgen von Übergewicht für Kindergelenke

St. Pölten – Übergewicht und Adipositas werden gerade auch bei jungen Patienten zu einem immer größeren Problem. Neben schwerwiegenden Krankheiten wie Diabetes und Herzkreislauferkrankungen kann Übergewicht auch zur Schädigung der Gelenke führen und erhöht das Risiko einer frühzeitigen Arthrose. In dem neuen Projekt „Children’s KNEEs“ untersuchen Forscher der österreichischen Fachhochschule St. Pölten die Auswirkungen von Übergewicht auf die Gelenke von Kindern und Jugendlichen und erarbeiten aus klinischer und biomechanischer Sicht ein physiotherapeutisches Trainingsprogramm.

17 Prozent der Kinder in Österreich sind übergewichtig, sieben Prozent leiden unter Adipositas – Tendenz steigend. Ähnliche Werte finden sich auch in Deutschland: laut der KIGGS-Studie (2003-2006) des Robert-Koch-Instituts litten zum Erhebungszeitpunkt 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren an Übergewicht, etwa sechs Prozent davon waren adipös.

Das Gewicht belastet bei jedem Schritt die Knochen und Gelenke und kann so zu Gelenkproblemen führen. Studien haben einen starken Zusammenhang zwischen Übergewicht und negativen Auswirkungen auf biomechanische Abläufe beim Fortbewegen festgestellt. Vor allem die Kombination aus erhöhtem Körpergewicht und biomechanischen Fehlstellungen kann zu einer erhöhten und somit unphysiologischen Gelenksbelastung in Hüft-, Knie- und Sprunggelenken führen. Besteht diese Mehrbelastung über einen längeren Zeitraum hinweg, kann dies zu einem erhöhten Risiko führen, frühzeitig eine Arthrose zu entwickeln.

„Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass spezifische Trainingsprogramme zur Verbesserung der neuromuskulären Kontrolle und der Muskelkraft dieser unphysiologischen Mehrbelastung entgegenwirken können. Dennoch sind die biomechanischen Mechanismen, die dahinter stecken, noch relativ unklar“, erklärt Projektleiter Brian Horsak, Sportwissenschaftler und FH-Dozent am Department Gesundheit der FH St. Pölten. In der Studie „Children’s KNEEs“ analysieren die Forscher die veränderten biomechanischen Abläufe beim Fortbewegen von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen. Dabei kommt die Methode des „Motion Capturing“ zum Einsatz. So können die Bewegungen der einzelnen Körpersegmente im dreidimensionalen Raum erfasst und analysiert werden.

„Es gibt eine Vielzahl an Richtlinien für Trainingsprogramme zum Aufbau von Muskelkraft und zur Verbesserung der neuromuskulären Kontrolle, aber die meisten Programme richten sich nicht spezifisch an übergewichtige Kinder und Jugendliche“, so FH-Dozentin Barbara Wondrasch. Die Physiotherapeutin ist innerhalb des Projekts für die klinische Relevanz und das Trainingsprogramm zuständig.

Sie und ihre Kollegen untersuchen ungünstig veränderte biomechanische Abläufe in Hüft-, Knie- und Sprunggelenken von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen beim Gehen und Treppensteigen und entwickeln basierend auf diesen Erkenntnissen ein spezielles Trainingsprogramm für diese Zielgruppe. Im Rahmen der Studie wird die Effektivität des Programmes aus biomechanischer und therapeutischer Sicht evaluiert.

Untersucht werden etwa 50 übergewichtige Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 18 Jahren. Das Trainingsprogramm wird über zwölf Wochen stattfinden und eine Kombination aus neuromuskulären Übungen und Kräftigungsübungen für Hüft- und Oberschenkelmuskulatur beinhalten. Zu Beginn und am Ende des Programmes wird eine biomechanische 3D-Ganganalyse durchgeführt. Anhand dessen wollen die Forscher Unterschiede in den biomechanischen Abläufen vor und nach dem Training feststellen und analysieren.

Immunzellen bewirken Lockerung künstlicher Gelenke

Heidelberg – Etwa ein bis zwei Prozent der Gelenkprothesen lockern sich frühzeitig nach der Implantation, häufig hervorgerufen durch eine hartnäckige bakterielle Infektion. Aber nicht die Bakterien selbst verursachen eine Schädigung des Knochens. Vielmehr fördern körpereigene Immunzellen im Laufe der chronischen Entzündung dessen Abbau, wie die Heidelberger Orthopädin Dr. Ulrike Dapunt entdecken konnte. Für ihre wegweisenden Arbeiten zu Entzündungsprozessen an Gelenkprothesen wurde sie nun mit dem Anita- und Friedrich-Reutner-Preis der Medizinischen Fakultät Heidelberg ausgezeichnet.

In Deutschland erhalten etwa 330.000 Patienten jährlich ein künstliches Gelenk. In der Regel muss die Prothese nach etwa 15 bis 20 Jahren wegen Lockerung und Verschleiß ausgetauscht werden. Lockert sich die Endoprothese bereits deutlich früher, liegt das meist daran, dass sich das Gelenk entzündet hat. Bakterien, die bei der Implantation in die Operationswunde gelangen, aber auch Abriebpartikel des Kunstgelenks stehen im Verdacht, eine Entzündung des umliegenden Gewebes hervorzurufen. Beides lässt sich derzeit nur schwer in den Griff bekommen, neben einer Behandlung mit Antibiotika bleibt in der Regel nur der Austausch der Prothese.

Botenstoffe des Immunsystems aktivieren Knochen abbauende Zellen

Infektionen an Kunstgelenken sind deshalb so schwierig zu bekämpfen, weil die Bakterien Biofilme auf der Implantatoberfläche bilden. „Weder Immunsystem noch Antibiotika kommen gut an sie heran“, erklärt Dapunt, Assistenzärztin an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg. Ist das Implantat erst von Biofilmen überzogen, bildet sich die Knochensubstanz zurück und die Prothese verliert den Halt. „Diese Problematik ist bekannt. Ausgedehnte Biofilme finden sich bei entzündeten und gelockerten Gelenkprothesen, die entfernt werden mussten. Wie es zum Knochenabbau kommt, konnte man bisher nicht erklären“, so die 33-jährige Österreicherin.

Mit Hilfe von Zellkulturen und durch eine Untersuchung von Gewebeproben nahm sie die Immunreaktionen zwischen Knochen und Biofilm genauer unter die Lupe. Sie entdeckte, dass während der anhaltenden Abwehrreaktion Botenstoffe ausgeschüttet werden, die bestimmte Zellen, die Osteoklasten aktivieren. Diese bauen Knochensubstanz ab und spielen sonst bei normalen Umbauprozessen des Knochens eine wichtige Rolle. Das Signal zum Knochenabbau kommt im Laufe der Entzündung sowohl von Immunzellen als auch von Zellen des Knochengewebes selbst.

Neuer Therapieansatz könnte Lockerung von Gelenkprothesen verhindern

Neu ist auch die Erkenntnis, wie die Immunzellen die im Biofilm verborgenen Bakterien überhaupt erkennen. „Man ging bisher davon aus, dass das Immunsystem die Bakterien im Biofilm gar nicht wahrnimmt. Aber das stimmt nicht. Wir fanden in der Bakterienmatrix ein Protein namens GroEL, das Immunzellen aktiviert. Sie attackieren dann den Biofilm – offensichtlich bei den Patienten, die eine chronische Infektion entwickeln, weniger erfolgreich als bei denen ohne diese Problematik“, so Dapunt.

Vor Kurzem konnte sie mit Kollegen des Instituts für Immunologie und des Pathologischen Instituts einen Rezeptor der Immunzellen für dieses Protein identifizieren. Auf Basis dessen versuchen die Forscher nun Eiweiße zu entwickeln, die den Erkennungsmechanismus der Immunzellen blockieren. Ziel ist es, ein ergänzendes therapeutisches Konzept zu entwickeln, das, zusätzlich zur Bekämpfung der Bakterieninfektion, die überschießende Immunreaktion gezielt eindämmt, bevor der Knochen Schaden nimmt.

Mit dem seit 2011 jährlich vergebenen und mit 7.000 Euro dotierten Anita- und Friedrich-Reutner-Preis unterstützt Stifter Prof. Dr. Friedrich Reutner, Ehrensenator der Universität Heidelberg, Nachwuchswissenschaftler der Medizinischen Fakultät, die noch keine etablierte Position innehaben.

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Bei der Preisverleihung (v.l.): Stifterin Anita Reutner, Preisträgerin Dr. Ulrike Dapunt, Stifter Prof. Dr. Friedrich Reutner, Prof. Dr. Stefan Meuer, Geschäftsführender Direktor sowie Prof. Dr. Gertrud Hänsch, Leiterin der Arbeitsgruppe Immunbiologie des Instituts für Immunologie Heidelberg. (Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg)

KBV zu Terminservicestellen: Nachfrage ist verhalten

Berlin – In den letzten vier Wochen sind 327 Termine bei Orthopäden/Unfallchirurgen über das Webtool „eTerminservice“ gebucht worden.  Dieses Angebot der KV Telematik GmbH (KVTG) nutzen derzeit elf von 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) für die Arbeit ihrer Terminservicestellen. Bei Chirurgen wurden im gleichen Zeitraum 63 Termine vergeben für Patienten, die ein Recht auf die Vermittlung eines Facharzttermins innerhalb von vier Wochen haben.  In anderen Facharztgruppen war die Nachfrage viel größer: So wurden knapp 2.000 Termine bei Internisten gebucht, ebenso viele bei Nervenärzten. Bei Augenärzten waren es mehr als 400.

Darauf verwies am 4. Mai Dr. Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der  KVTG.  Mit Hilfe von „eTerminservice“ können Haus- und Fachärzte Überweisungscodes für Patienten anfordern und auf deren Überweisung speichern, um die vorgeschriebene Dringlichkeit der Überweisung zu belegen. Sie können das System nutzen, um freie Termine anzubieten. Die Terminservicestellen der KVen können damit freie Arzttermine suchen und vermitteln. Zukünftig sollen Terminmeldungenen und deren Verwaltung auch über die Praxissoftware steuerbar sein. Sechs KVen arbeiten derzeit noch mit eigenen Servicetools.

Gassen: Vermittlung wird „nicht wirklich gebraucht“

Nach den ersten 100 Tagen wurden mit „eTerminservice“ 19.500 Arzttermine gebucht, bundesweit waren es schätzungsweise 31.500. 12.000 Facharztpraxen stellten Termine via „eTerminservice“ zur Verfügung. „Technisch einwandfrei und pünktlich haben die KVen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Terminservicestellen organisiert und eingerichtet“, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. med. Andreas Gassen.  Sie würden aber „nicht wirklich gebraucht“.  Denn angesichts von mehr als 550 Millionen Behandlungsfällen im ambulanten Bereich sei die Nachfrage sehr gering. Möglicherweise wird sie aber stark steigen, wenn die neue Psychotherapie-Richtlinie verabschiedet worden ist. Dann müssen auch psychotherapeutische Erstsprechstunden vermittelt werden.  Sabine Rieser

Pressesprecherin BVOU

Sabine Rieser Pressesprecherin des BVOU

Berlin, 4. Mai 2016 – Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) baut seine Kommunikation aus. Sabine Rieser (53) unterstützt künftig die Medienarbeit des Verbandes. Sie fungiert als Leitung Kommunikation und Pressearbeit. Rieser war zuvor Leiterin des Berliner Büros des Deutschen Ärzteblatts.

Der BVOU vertritt mehr als 7.000 Kolleginnen und Kollegen in Praxis und Klinik. „Deren Beitrag zur Gesundheitsversorgung wollen wir in Zukunft stärker medial herausstellen“, sagte BVOU-Präsident Dr. med. Johannes Flechtenmacher. Der BVOU arbeitet eng mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) zusammen. Deren Generalsekretär Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann sagte: „Auch wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Frau Rieser.“

Pressekontakt:

Sabine Rieser

Leitung Kommunikation und Pressearbeit

Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU e.V.)

Akademie Deutscher Orthopäden (ADO)

Straße des 17. Juni 106 – 108 | 10623 Berlin
Fon 030 797 444 51 | Fax 030 797 444 45
Mobil 0171/ 9935 394

Sabine.Rieser@bvou.net |www.bvou.net

Foto: Georg Lopata, Axentis

GOÄ-Novelle: Windhorst nennt Gründe fürs Scheitern

Baden-Baden – Einseitige Vorgaben der Politik, Personalprobleme, fehlende Daten – fürs vorläufige Scheitern der Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) hat Dr. med. Theo Windhorst Ende April verschiedene Gründe angeführt. Windhorst, der vor kurzem als Verhandlungsführer für die Bundesärztekammer (BÄK) zurückgetreten war, äußerte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion während des Kongresses der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen in Baden-Baden.

Zu wenig Personal und keine ausreichenden Daten

Vertreter des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) und anderer ärztlicher Berufsverbände hatten immer wieder kritisiert, die BÄK beschäftige für die GOÄ-Überarbeitung zu wenige Mitarbeiter. Dies räumte Windhorst nun ein: „Wir hatten nicht genug Personal.“ Ein weiteres Problem sei gewesen, dass dringend notwendige Daten für diverse Berechnungen nicht vorgelegen hätten. Entsprechende Hoffnungen, genügend Daten von den Privatärztlichen Verrechnungsstellen nutzen zu können, haben sich nach seinen Worten nicht erfüllt.

Seine Darstellung bestätigte Karl-Josef Maiwald, Abteilungsdirektor bei der Debeka. Auch in Zukunft würden den Ärzten keine besseren Daten vorliegen, prognostizierte er: „Die Ärzte haben keinen Pool dafür, die private Krankenversicherung aber schon. Wir haben die Daten von Ihren Rechnungen.“

Heller: Sorgfalt statt Tempo

Gründliches Arbeiten bei einem neuen Anlauf zur Novellierung mahnte Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller an, BVOU-Vizepräsident. In den letzten Monaten sei es infolge des Zeitdrucks und der personellen Unterbesetzung immer wieder zu Unstimmigkeiten aufseiten der BÄK gekommen. Auch müsse man sich Zeit nehmen, um einen fairen Ausgleich zwischen den Preisvorstellungen der verschiedenen Facharztgruppen zu schaffen. Für ihn gelte, so Heller: „Ich komme besser mit einer alten GOÄ zurecht als mit einer neuen, zu der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagt, wir müssten für die Beihilfe sparen.“

Auch Windhorst warnte vor einem unnötig hohen Tempo. Schon in der Vergangenheit hat es nach seinen Worten gedauert – weil man zunächst die Legendierungen für eine neue GOÄ fertigstellen musste und erst im Anschluss Bepreisung und Berechnungen vornehmen konnte. Anders herum sei es aber nicht gegangen. Das Engagement von Prof. Heller bei den Novellierungsarbeiten lobte er ausdrücklich: „Wir hatten sehr gute Sitzungen.“

Scharfe Kritik übte der ehemalige Verhandlungsführer am Bundesgesundheitsministerium (BMG): „Die Politik macht sich die Finger nicht schmutzig.“ Das BMG habe darauf bestanden, dass sich BÄK, Beihilfe und private Krankenversicherung einigten, vorher sei an eine Novellierung nicht zu denken. Doch auch innerärztlich hatte Windhorst nach eigenen Angaben Grund, sich zu ärgern. Als er zumindest eine zweistellige Erhöhung des GOÄ-Volumens gefordert habe, habe er von vielen „einen draufgekriegt“.

Debatten um erhebliche Kostensenkungen

Sowohl Maiwald wie Windhorst erwähnten, dass auch unterschiedliche Kostenentwicklungen in den verschiedenen Bereichen ein Problem bei den Novellierungsarbeiten waren. Für Laborleistungen und für manche bildgebenden Verfahren seien die Preise in den letzten Jahren erheblich gesunken, sagte Maiwald. Dies müsse man in Kalkulationen einbeziehen. Windhorst entgegnete, gewünschte Kürzungen im Laborbereich von knapp 30 Prozent habe man nicht mittragen können. Es gebe Arztgruppen, für die diese Einnahmen wichtig seien und für die man nach einem Ausgleich hätte suchen müssen, denn: „Wir machen doch keine neue GOÄ, um sie gleich hinterher deflationär zu machen.“  Sabine Rieser

Mitgliederversammlung: Honorar, KV-Wahlen, Medienangebot

Baden-Baden – Eine Vielzahl von Themen haben die Vorstandsmitglieder des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie in den zurückliegenden Monaten bearbeitet. In Baden-Baden berichteten sie der Mitgliederversammlung davon.

Die Dauerbaustelle Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) hat auch die Mitgliederversammlung (MV) des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) Ende April in Baden-Baden beschäftigt.

BVOU-Präsident Dr. med. Johannes Flechtenmacher betonte mit Hinweis auf die kurz zuvor gerade gescheiterten Verhandlungen zwischen Bundesärztekammer und Privater Krankenversicherung: „Die Orthopäden und Unfallchirurgen hätten gern gesehen, dass bei der Reform etwas Anständiges herauskommt – aber das war so nicht möglich.“ Die Problematik der Novellierungsvorschläge sei „ganz oben nicht erkannt worden“.

GOÄ-Novelle nun besser in Ruhe vorbereiten

Flechtenmacher dankte dem BVOU-Vizepräsidenten Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, der die Fachgruppe bei der GOÄ-Novellierung engagiert vertreten habe – und zwar mit enormem Arbeitseinsatz.

Heller stellte vor der MV klar: „Es macht keinen Sinn, sich mit einer neuen GOÄ zu beeilen. Es ist sinnvoll, sie nun in aller Ruhe zu novellieren.“ Korrekte Legendierungen für den Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie lägen vor.

Neues gemeinsames EBM-Kapitel mit den Chirurgen

Neben der Novellierung der GOÄ begleitet der BVOU auch die anstehende Überarbeitung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM). Geplant ist nach Darstellung von Flechtenmacher die Zusammenlegung der Kapitel 7 (Chirurgie) und 18 (Orthopädie).

Mit dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen sei man sich in Bezug auf die Definition von Unterkapiteln in einem neuen gemeinsamen Kapitel einig, so der BVOU-Präsident. Probleme könne es später aber durch die neue Bedarfsplanung geben.

Auf jeden Fall müsse die Orthopädie/Unfallchirurgie nicht nur korrekt abgebildet werden in einem neuen EBM-Kapitel, sondern auch der niedrige Fallwert müsse thematisiert werden: „Es muss am Ende mehr Honorar für uns geben.“

KV-Wahlen: Aufruf zur Beteiligung

BVOU-Schatzmeister Dr. med. Helmut Weinhart erinnerte an die in diesem Jahr bundesweit anstehenden Wahlen in den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen). Er rief die BVOU-Mitglieder auf, sich daran zu beteiligen und Kollegen des eigenen Fachs in die Vertreterversammlung (VV) zu wählen: „Wenn es Facharzt-Listen gibt, soll man diese auch wählen. Sonst verwässern wir uns selbst die Möglichkeiten, die wir haben.“

Er appellierte an Kolleginnen und Kollegen, sich mit ihrer regionalen Wahlordnung zu befassen. So ist es aus Weinharts Sicht zwar verständlich, dass mancher vielleicht eine Liste in die engere Wahl zieht, auf der ein regional bekannterer Kollege platziert ist. Doch je nach Listenplatz ist unsicher, ob dieser dann auch in die VV kommt.

Und bei gemischten Hausarzt-Facharzt-Listen ist mehreren Wortmeldungen aus der Mitgliederversammlung zufolge oft unklar, welche Politik die Gewählten in der Vertreterversammlung später machen werden.

Homepage wird weiter verbessert

Im Bericht des BVOU-Vorstands spielten auch Verbesserungen an den Medien des Verbands und zusätzliche Fortbildungsangebote eine Rolle.

Flechtenmacher wies darauf hin, dass die Homepage an vielen Stellen optimiert worden sei, aber: „Das ist work in progress. Noch funktioniert nicht alles so wie gewünscht.“

Die Rundmail-Funktion für Mandatsträger sei auch im neuen System verfügbar. Und die Information der Kolleginnen und Kollegen in der Region mit internen Informationen sei über die jeweiligen Landesgruppen abgebildet. Mitglieder, die sich für andere BVOU-Landesverbände interessieren, können sich bei diesen Landesgruppen anmelden und erhalten dann ebenfalls alle Informationen.

ADO-Fortbildungsangebot wird ausgebaut und Kooperationen gestärkt

Verbessert wurde auch die Integration der ADO auf der Homepage. So lassen sich Kurse nun direkt über die Homepage buchen und bezahlen.

Gleichzeitig arbeitet der BVOU intensiv an der gemeinsamen Akademie mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Bis Ende 2016 wolle man noch offene organisatorische und buchhalterische Fragen abschließend klären, so Flechtenmacher.

Junges Forum in Orthopädie und Unfallchirurgie

Auch die Arbeit im „Jungen Forum“ geht voran, wie Vorstandsmitglied PD Dr. med. Axel Sckell berichtete. Mit der Zusammenlegung aller Aktivitäten im Jungen Forum O und U wollen BVOU und DGOU dem Nachwuchs im Fach eine gemeinsame Plattform geben und Kräfte bündeln.

Sabine Rieser