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Diagnostik und Therapieoptionen bei Osteoporose

20% der Patienten sterben innerhalb eines Jahres nach einer Hüftfraktur.1 Mit einer frühzeitigen Diagnose und einer gezielten Osteoporose-Therapie lassen sich Frakturen vorbeugen. Die wichtigsten Kriterien zur Risikobewertung, anamnestische Parameter sowie die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Prolia® als Therapieoption bei Osteoporose haben wir für Sie zusammengefasst.

Bei Frauen und Männern ab 50 Jahren, die aufgrund individueller Risikofaktoren ein 10-Jahresrisiko für radiographische Wirbelkörper- oder Hüftfrakturen von >20% besitzen, ist eine Basisdiagnostik zur Abklärung einer Osteoporose indiziert (Abbildung 1).2

Für die Risikobewertung bei postmenopausalen Frauen und bei Männern mit erhöhtem Frakturrisiko hat der DVO ein spezielles Modell entwickelt. Dieses berücksichtigt unter anderem

  • das Alter und Geschlecht,
  • die Anzahl und den Schweregrad von Wirbelkörperfrakturen in der Vorgeschichte,
  • Fragilitätsfrakturen in der Familienanamnese,
  • die allgemeine körperliche Verfassung und das Sturzrisiko,
  • bestimmte Grunderkrankungen und Medikamente sowie
  • krankheitsrelevante Biomarker.2

Anamnese

Die Anamnese kann wichtige Hinweise auf ein erhöhtes Osteoporoserisiko liefern. Wichtige anamnestische Parameter sind:

  • Wirbelkörperfrakturen in der Vorgeschichte2
  • Akute oder chronische Schmerzsymptomatik2
  • Dauer und Zeitpunkt (Tag/Nacht) der Schmerzen
  • Komorbiditäten oder Medikation, die eine sekundäre Osteoporose begünstigen2

Knochendichtemessung und Abklärung von Wirbelkörperfrakturen

Eine Knochendichtemessung an der Lendenwirbelsäule und/oder am proximalen Femur ist unerlässlich, um die Verdachtsdiagnose einer Osteoporose zu bestätigen. Als Goldstandard für die Osteodensitometrie hat sich die Dual-X-Ray-Absorptiometrie (DXA) etabliert. Der DXAMesswert wird in Relation zu der Knochendichte von gesunden, jungen Menschen (Alter 20 bis 29 Jahre) desselben Geschlechts gesetzt und als T-Score  angegeben. Weicht der T-Score mindestens um -2,5 Standardabweichungen von dem Referenzwert ab, gilt die Diagnose der Osteoporose nach der Definition der  Weltgesundheitsorganisation als gesichert.2 Ist eine DXA-Messung nicht möglich oder nur unter erschwerten Bedingungen durchführbar, können auch andere  Bildgebungsmodalitäten, wie die Sonographie oder die quantitative Computertomographie (QCT), zum Einsatz kommen.2

Wichtig: Laut DVO-Leitlinie (DVO: Dachverband Osteologie e. V.) sollte bei Männern und Frauen ab dem 70. Lebensjahr grundsätzlich eine Basisdiagnostik zur Abklärung einer Osteoporose erfolgen, sofern „zukünftige, geplante therapeutische Maßnahmen dies rechtfertigen“.2

Klinische Befunde

Die obligatorische körperliche Untersuchung sollte laut DVO-Leitlinie die Gesamtfunktion des Bewegungsapparates, die Muskelkraft, den Body-Mass-Index und die Körpergröße des Patienten beurteilen.2 Auch eine neurologische Untersuchung ist gemäß DVO-Leitlinie sinnvoll, da bei Osteoporose eine spinale Kompressionssymptomatik oder neuromuskuläre Defizite vorliegen können, die mitunter ein erhöhtes Sturzrisiko nach sich ziehen.

Prolia® als mögliche Therapieoption

Eine mögliche medikamentöse Therapieoption der Osteoporose stellt Prolia® dar. Gemäß den DVO-Leitlinien gilt Prolia® mit einer AAA-Bewertung als Firstline-Therapie, die auch in der Langzeitanwendung einen konstanten Zuwachs an Knochenmasse ermöglichen kann und gut verträglich ist.3 Seit dem 26. Mai 2010 ist Prolia® (Denosumab) zur Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern mit erhöhtem Frakturrisiko in Deutschland zugelassen. Außerdem kann der Wirkstoff hierzulande zur Therapie bei Knochenschwund im Zusammenhang mit einer Hormonablation bei Männern mit Prostatakarzinom mit erhöhtem Frakturrisiko und bei Knochenschwund in Zusammenhang mit einer systemischen Glucocorticoid-Langzeittherapie mit erhöhtem Frakturrisiko eingesetzt werden.4

Prolia® – ein Antikörper in der Osteoporosetherapie

Der vollhumane, monoklonale IgG2-Antikörper Denosumab bindet mit hoher Affinität und Spezifität an den RANKLiganden, der sich auf Osteoklasten befindet. Dadurch wird die Reifung, die Funktion und das Überleben der Osteoklasten gehemmt.4, 7

Auf diese Weise beugt Prolia® sowohl der trabekulären als auch der kortikalen Knochenresorption vor. Prolia® kann das Risiko für Wirbelkörperfrakturen, nicht-vertebrale Frakturen und Hüftfrakturen senken.6 In klinischen Studien wurden keine neutralisierenden Antikörper gegen Prolia® nachgewiesen.4

Wann wird Prolia® eingesetzt?

Die Anwendung von Prolia® erfolgt alle sechs Monate durch eine subkutane Injektion von 60 mg des Wirkstoffs Denosumab in den Bauch, den Oberschenkel oder den Oberarm.4

Eine Dosisanpassung ist weder bei älteren Menschen noch bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung notwendig. Der Schweregrad einer möglicherweise bestehenden Niereninsuffizienz hat keine Auswirkungen auf die Pharmakokinetik von Denosumab. Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance <30 ml/min) oder bei dialysepflichtigen Patienten besteht ein höheres Risiko, dass sie eine Hypokalzämie entwickeln.4

Hypokalzämie: vor Therapie den Kalziumwert kontrollieren

Bei der Applikation von Prolia® wurde in zwei placebokontrollierten klinischen Studien der Phase III bei zwei von 4.050 (0,05%) postmenopausalen Frauen mit Osteoporose ein Absinken der Serumkalziumwerte auf weniger als 1,88 mmol/l beobachtet.4 Um dieser seltenen7, aber bedeutenden Nebenwirkung in der Therapie mit Denosumab vorzubeugen, sollte vor Beginn der Behandlung einer Osteoporose mit Prolia® der Kalziumwert bestimmt und bei erniedrigten Serumspiegeln ausreichend Kalzium und Vitamin D substituiert werden.8 Das Risiko für das Auftreten von schweren, symptomatischen Hypokalzämien ist innerhalb der ersten Wochen nach Beginn der Therapie am größten. Daher sollten die Kalziumwerte bei Hochrisikopatienten mit einer Prädisposition für gravierende Hypokalzämien auch in den ersten beiden Wochen nach der Applikation der ersten Dosis Denosumab bestimmt werden.4 Zu den Anzeichen für eine Hypokalzämie zählen zum Beispiel

  • eine QT-Zeit-Verlängerung,
  • eine Tetanie,
  • Krampfanfälle,
  • veränderte mentale Zustände,
  • Parästhesien,
  • Spasmen und Muskelkrämpfe.

Insbesondere Menschen mit einer schweren Nierenfunktionsstörung oder Dialysepflichtigkeit weisen ein erhöhtes Risiko auf, eine gravierende Hypokalzämie zu entwickeln. Bei diesen Patienten ist eine adäquate Kalziumzufuhr entscheidend.4, 8

Fazit: effektive und nebenwirkungsarme Therapie mit Prolia®

Phase-III-Studien zeigten in der Langzeitanwendung von Prolia® anhaltend reduzierte Knochenumbaumarker und geringe Inzidenzen an neuen Wirbelkörperfrakturen
und nichtvertebralen Frakturen. Therapienebenwirkungen und schwere unerwünschte Ereignisse wurden während der gesamten Beobachtungszeiträume selten beobachtet.3, 5, 7

Dokumentation der Therapie mit Prolia®

Es ist zu empfehlen, die medizinischen Entscheidungskriterien (z.B. Anamnese, Kontraindikationen) für die Osteoporose-Therapie mit Prolia® in Form von ICD-10 Codes ausführlich zu dokumentieren. So kann die ärztliche Entscheidung auch zu einem späteren Zeitpunkt nachvollzogen werden. Die verschlüsselte Erfassung von Komorbiditäten der Patientinnen und Patienten kann in diesem Zusammenhang die Dokumentation transparenter gestalten.

Quellen
1. Cooper C. The crippling consequences of fractures and their impact on quality of life.
Am J Med. 1997 Aug 18;103(2A):12S-17S.
2. DVO Leitlinie Osteoporose 2017: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der
Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern.
URL: https://www.dv-osteologie.org/uploads/Leitlinie%202017/Finale%20
Version%20Leitlinie%20Osteoporose%202017_end.pdf (abgerufen am 28.12.2018).
3. Bone HG, Wagman RB, Brandi ML et al. 10 years of denosumab treatment in
postmenopausal women with osteoporosis: results from the phase 3 randomised
FREEDOM trial and open-label extension. Lancet Diabetes Endocrinol 2017; 5:
513-523. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28546097
4. Prolia® Fachinformation. Stand Juli 2019. Verfügbar unter:
https://fachkreise.amgen.de/x_download.php?t=f&n=1&id=116 (abgerufen am
14.08.19).
5. Bone HG, Chapurlat R, Brandi ML et al. The effect of three or six years of denosumab
exposure in women with postmenopausal osteoporosis: results from the FREEDOM
extension. J Clin Endocrinol Metab 2013; 98: 4483-4492.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23979955 (abgerufen am 01.02.2019)
6. Cummings SR, Ferrari S, Eastell R et al. Vertebral Fractures After Discontinuation of
Denosumab: A Post Hoc Analysis of the Randomized Placebo-Controlled FREEDOM
Trial and Its Extension. J Bone Miner Res 2018; 33: 190-198.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29105841 (abgerufen am 01.02.2019)
7. Cummings SR, San Martin J, McClung MR et al. Denosumab for prevention of
fractures in postmenopausal women with osteoporosis. N Engl J Med 2009; 361:
756-765. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19671655 (abgerufen am 02.01.19)
8. Amgen GmbH München: Rote-Hand-Brief zu Prolia® 60 mg (Denosumab) vom
03.09.2014; verfügbar unter https://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/RHB/
Archiv/2014/20140903.pdf (abgerufen am 29.01.2019)

Sicherung der medikamentösen Osteoporosetherapie: Das FLS-Innovationsfondprojekt der LMU München

Osteoporose assoziierte Frakturen nehmen aufgrund der demographischen Entwicklung und oftmals insuffizienten Osteoporosetherapie älterer unfallchirurgischer Patienten stetig zu. Um Folgefrakturen zu reduzieren ist eine weiterführende osteologische Behandlung alterstraumatologischer Patienten jedoch eine essentielle Maßnahme der Sekundärprävention. In der Realität wird nach einer stattgehabten Fraktur nur bei einem Bruchteil der betroffenen Patienten eine weiterführende Diagnostik und Therapie einer zugrundeliegenden Osteoporose behandelt. Ein wesentliches Problem liegt an den Schnittstellen zwischen Klinik, niedergelassenem Arzt und einem Spezialisten für eine gezielte Osteoporosetherapie. Eine Kommunikation zwischen den verschiedenen Sektoren findet nur begrenzt statt.

Die effektive Umsetzung und Steigerung der Therapieadhärenz für eine medikamentöse Osteoporosetherapie kann in einem (FLS) Fracture Liaison Service eine deutliche Steigerung der Effizienz der Osteoporosetherapie schaffen. Durch einen FLS wird eine zügige Initiierung einer geeigneten Osteoporosetherapie ermöglicht und Refrakturraten können deutlich gesenkt werden. Die optimale Umsetzung eines FLS-Konzeptes wurde zuvor in Form eines Kurzvideos durch das Team der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der LMU München verfilmt und kann unter beigefügtem QR-Code angesehen werden.

Im Ausland konnte diese effektive medikamentöse Osteoporosetherapieumsetzung bereits gezeigt werden. So zeigten Axelsson et al. in einer Veröffentlichung in Osteoporosis International 2016, das die pharmakologische Behandlung in einem FLS-Setting um bis zu 170% gesteigert werden kann gegenüber einem nicht-FLS Setting. Neben der Steigerung der Therapieadhärenz konnten die Autoren auch demonstrieren, dass es zu einer 51%igen Reduktion der Refrakturrate kommt. Dabei ist die erforderliche Anzahl der behandelten Patienten mit einer NNT von 20 (Number needed to treat) um einer Re-Fraktur in einem Zeitfenster von 3 Jahren zu verhindern im Vergleich zu beispielsweise blutdrucksenkenden Medikamenten sehr gering (Nakayama A et al., Osteoporosis Int 2016). In einer neueren Metaanalyse von Wu Ch et al. konnte neben der signifikanten Reduktion von Folgefrakturen auch eine signifikante Reduktion der Mortalität identifiziert werden (Wu CH et al. Bone 2018).

Das Problem der effektiven Umsetzung einer medikamentösen Osteoporosetherapie bei Risikopatienten ist sicher auch der pekuniären Abbildung in unserem Gesundheitssystem zuzuschreiben. In England konnte eine Sicherung der medikamentösen Osteoporosetherapie beispielsweise durch den sog. „Best Practice Tariff“ geschaffen werden. Dabei wird den Behandlern von Hüftfrakturpatienten bei einer Absicherung der erforderlichen Sekundärpräventionsmaßnahmen ein höheres Entgelt für die individuelle Patientenbehandlung ausgeschüttet als dies für Hüftfrakturpatienten ohne Abklärung und Therapieeinleitung einer zugrundeliegenden Osteoporose getan wird.

Das Innovationsfondprojekt (FLS-CARE: Fracture-LiaisonService Case-Management zur Vermeidung von Refrakturen) widmet sich nun gezielt der Umsetzbarkeit eines derartigen Netzwerksystems zur Sicherung der Therapieadhärenz bei Osteoporose im deutschen  Krankenhaussektor. Für die Forschung zur Senkung des Risikos erneuter Knochenbrüche bei Osteoporosepatienten durch vorbeugende Maßnahmen erhält das Konsortium um Prof. Dr. med. Wolfgang Böcker, Direktor der Unfallchirurgischen Klinik der Ludwigs-Maximilians-Universität München und Prof. Dr. Christian Kammerlander stellvertretender Klinikleiter insgesamt 3,2 Mio. Euro aus dem Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses. Zusammen mit den Konsortialpartnern AUC-Akademie der Unfallchirurgie GmbH, pvm Versorgungsmanagement GmbH, dem Fachbereich Health Service Management der LMU sowie den Krankenkassen DAK-Gesundheit, IKK classic und der Techniker Krankenkasse soll in der 4-jährigen Studie FLS-CARE der Benefit für Patienten nachgewiesen werden, die nach einer hüftgelenksnahen Oberschenkelfraktur durch ein Netzwerk aus Ärzten, Pflegekräften und Physiotherapeuten enger betreut werden, eine dauerhafte medikamentöse Osteoporosebehandlung erhalten und in Übungen zur Vermeidung von Stürzen angeleitet werden. In dem im Oktober 2019 beginnenden Forschungsprojekt soll gezeigt werden, dass dadurch die Häufigkeit von Stürzen und von Folgebrüchen gesenkt, die Sterblichkeit verringert und die Lebensqualität der Patienten gesteigert werden kann.

Ein Vergleich der Behandlungskosten erneuter Frakturen mit den Aufwendungen für die engere Betreuung und die Medikamentenkosten soll die Frage beantworten, ob diese als Fracture Liaison Service (FLS) bezeichnete Begleitung der Patienten vom Krankenhaus in den ambulanten Bereich auch in Deutschland zu Kosteneinsparungen für die gesetzlichen Krankenkassen führt. Wenn sich die positiven Auswirkungen dieser Form der Patientenbetreuung bestätigen, kann diese neue Versorgungsform als Standardleistung der gesetzlichen Krankenkassen für alle Versicherten übernommen werden. Rund 1.200 gesetzlich versicherte Patienten mit Osteoporose-bedingter hüftgelenksnaher Oberschenkelfraktur ab 50 (Frauen) bzw. 60 Jahren (Männer) werden in 18 bayerischen Kliniken in die Studie eingeschlossen. Durch die enge und synergistische Zusammenarbeit der Konsortialpartner bereits in der Antragsphase gelang es, die Studie zugunsten einer besseren Versorgung von Patienten mit gesetzlichem Krankenversicherungsschutz aufzusetzen. Als Kooperationspartner beteiligt sich zudem die AOK Bayern, weitere gesetzliche Krankenkassen sollen noch als Partner gewonnen werden.

FLS-Team der Klinik für Allgemeine, Unfallund Wiederherstellungschirurgie des Klinikums
der Universität München (LMU):
Prof. Dr. Wolfgang Böcker, Prof. Dr. Christian
Kammerlander, Prof. Dr. Eric Hesse,
PD Dr. Carl Neuerburg, Dr. Ulla Stumpf

Konsortialpartner-FLS Innovationsfondprojekt „FLS-Care“:

 

Als Konsortialpartner beteiligte Krankenkassen:

  • Techniker Krankenkasse
  • DAK-Gesundheit
  • IKK classic

Als Kooperationspartner beteiligte Krankenkasse:

  • AOK Bayern
  • Barmer
  • BKK Mobil Oil

PD Dr. Carl Neuerburg, Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Universität München, LMU München

Osteologisches Aufsatteln: Interdisziplinäre Versorgungsansätze in der Alterstraumatologie

In einem der ersten zertifizierten Zentren für Alterstraumatologie (ATZ) in Deutschland engagieren sich Internisten und Geriater am Marienhospital in Stuttgart unter der Leitung des Orthopäden und Unfallchirurgen sowie Osteologen Prof. Dr. Ulrich Liener beharrlich und kreativ für die Versorgung von Menschen mit Osteoporose. Mit ihm und seinem Team haben wir über aktuelle Entwicklungen und Perspektiven am ATZ gesprochen.

 

Prof. Liener, als einer der Wegbereiter der Zentren für Alterstraumatologie (ATZ) in Deutschland engagieren Sie sich für eine interdisziplinäre osteologische Versorgung
von geriatrischen Frakturpatienten. Wie haben Sie diese Strategie
bislang im eigenen Haus umgesetzt?

Prof. Dr. Ulrich Liener: Für die Behandlung von betagten Frakturpatienten ist eine enge Zusammenarbeit aller an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen unerlässlich. Nur durch eine koordinierte interprofessionelle Behandlung durch Ärzte, Pflegekräfte, Sozialdienst und Physiotherapeuten und ggf. Neuropsychologen kann effizient auf die komplexen medizinischen Bedürfnisse älterer Menschen eingegangen werden. Ziel ist die Rückkehr in das alte vertraute soziale Umfeld. Im Zentrum der ärztlichen Behandlung stehen Unfallchirurg und Geriater. Gemeinsam verantwortlich steuert dieses Team die Behandlung. Als eines der ersten Zentren für Alterstraumatologie in Deutschland haben wir mit meiner Kollegin Dr. Kerstin Peters eine geriatrische Fachärztin fest ins unfallchirurgische Team integriert. Sie leitet mit einem unfallchirurgischen Oberarzt gemeinsam den orthogeriatrischen Bereich.

Dr. Peters, Sie haben als Geriaterin im Team der Orthopäden und Unfallchirurgen eine hierzulande noch seltene Position besetzt. Ist dieser Schulterschluss aus Ihrer Sicht geglückt und welche Erfolgsfaktoren sind Basis für eine gute Zusammenarbeit?

Dr. Kerstin Peters: Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die enge Zusammenarbeit und Schulterschluss im Sinne eines ortho-geriatrischen Managements im Vergleich zur bisherigen Standardbehandlung zu einer deutlichen Verbesserung des Gesamtbehandlungsergebnisses und Reduktion der Mortalität führt. Die fragilen
und multimorbiden Patienten erlangen häufiger den bisherigen Alltagsstatus zurück, auch nicht-chirurgische Komplikationen – wie Delir und Organversagen auf internistischem Gebiet (Niere, Herz, Lunge) – werden rasch erkannt und behandelt. Zusätzlich können die vielfältigen Sturzursachen abgeklärt werden. Erfolgsfaktoren für eine gute Zusammenarbeit sind die gemeinsame Verantwortung für den Patienten, Respekt und wertschätzender Umgang mit Kollegen, Patienten und Angehörigen.

Prof. Liener, Sie haben in Ihrer Funktion als Osteologe einen Fracture Liaison Service (FLS) etabliert. Wie sieht dieser konkret aus?

Prof. Dr. Ulrich Liener: Wir haben in unserer Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie ein Osteologisches Zentrum (DVO) etabliert. Ziel unserer Bemühungen ist die ganzheitliche Behandlung des Organs „Knochen“. Während des stationären Aufenthalts werden die Frakturpatienten nicht nur operiert, sondern eben auch auf Osteoporose hin gescreent. Neben drei Universitätsklinken betreibt auch das Marienhospital einen FLS in Deutschland. Zusätzlich zur Identifikation von Osteoporosepatienten bieten wir eine spezielle Osteoporose Sprechstunde im Krankenhaus an, die ich als Osteologe gemeinsam mit einer in osteologischer Weiterbildung befindlichen ärztlichen Kollegin (Frau Dr. Rietig) und einer FLS-Nurse (Frau Sofia Kieninger) leite.

Frau Dr. Rietig, Sie führen gemeinsam mit Prof. Liener die Osteoporose Sprechstunde. Wie werden Osteoporose Patienten während des stationären Aufenthalts identifiziert und nach welchen Kriterien behandeln Sie die Patienten in der Osteoporose Sprechstunde?

Dr. Anne Rietig: Bei Patienten mit Indexfrakturen wie proximalen Femurfrakturen, Wirbelkörperfrakturen und periprothetischen Frakturen wird nach Analyse der osteologischen Parameter und Ausgleich des Vitamin D Defizits noch während der stationären Behandlung mit einer Osteoporose Therapie begonnen. Besteht der hochgradige Verdacht auf eine Osteoporose wie z.B. bei proximalen Humerusfrakturen oder distalen Femurfrakturen führen wir während des stationären Aufenthalts eine DXA Messung durch. In Abhängigkeit von den Ergebnissen wird dann mit der Behandlung begonnen. Bei distalen Radiusfrakturen empfehlen wir eine ambulante Abklärung.

Patienten mit Orthopäden oder Hausarzt wird nach Beginn der Osteoporose Behandlung in unserer Klinik im Brief die Weiterbehandlung empfohlen. Bei Patienten, die keinen Hausarzt oder Orthopäden haben, erfolgt, um eine Therapiepause zu vermeiden, initial die leitliniengerechte Behandlung in der Osteoporosesprechstunde. Im zweiten Schritt binden wir dann die Patienten in unserem Netzwerk ambulant an.

Frau Kieninger, sie leisten in Ihrer Rolle als FLS-Nurse in Deutschland Pionierarbeit und sind mit großem Engagement dabei. Was reizt Sie an Ihrer Position?

Sofia Kieninger: Als FLS Nurse bin ich im Team für die Organisation und den Ablauf in der Sprechstunde verantwortlich. Von Anfang an wurde ich in die Planung und Umsetzung mit einbezogen. Mich reizt die Möglichkeit die Sprechstunde und den FLS weiter zu entwickeln und mit zu gestalten.

Prof. Dr. Ulrich Liener. Damit die Versorgung auch außerhalb der Klinik sichergestellt ist, ist eine Vernetzung mit dem niedergelassenen Bereich sehr wichtig – wie beziehen Sie Ihre Kollegen ein?

Prof. Dr. Ulrich Liener: Es besteht eine enge Verzahnung mit niedergelassenen osteologisch fortgebildeten Orthopäden und endokrinologischen Kollegen im Sinne eines Netzwerkes. Hier erfolgt die ambulante Abklärung von besonderen endokrinologischen Fragestellungen und die Weiterbehandlung. Gemeinsam wurde ein Qualitätszirkel „Osteoporose“ initiiert, welcher in unserer Klinik stattfindet. Wir besprechen dort gemeinsam komplexe osteologische Fälle und führen osteologische Fortbildungen durch.

Alleine durch die demographische Entwicklung nimmt die Anzahl behandlungsbedürftiger Patienten stetig zu. Eine enge Vernetzung mit ambulant tätigen Kollegen ist daher unbedingt notwendig. Insgesamt besteht in der lückenlosen Versorgung noch Verbesserungspotential. Das beginnt mit der kurzfristigen Terminvergabe und endet mit einer sektorübergreifenden Dokumentation von Diagnostik und Therapie der Osteoporose. Wir bauen daher das Netzwerk kontinuierlich weiter aus.

Was kann aus Ihrer Sicht der BVOU zur Vernetzung und sektorübergreifenden Versorgung von Osteoporosepatienten beitragen?

Prof. Dr. Ulrich Liener: Potential sehe ich hier vor allem bei der Unterstützung und Initiierung regionaler sektorübergreifender Netzwerke zur Osteoporoseversorgung. Eine leitliniengerechte Osteoporosetherapie ist eine hervorragende Präventionsmaßnahme für Folgefrakturen. Mittlerweile lässt sich die Osteoporose sehr gut behandeln und ermöglicht älteren Patienten ein selbstbestimmtes Leben in der angestammten Umgebung.

Der BVOU kann die regionale Netzwerkbildung über das Patientenportal Orthinform wirksam unterstützen und darüber die Lücken zwischen stationärer und ambulanter Versorgung von Osteoporosepatienten schließen helfen. Zusätzlich können über die guten Regionalstrukturen des BVOU Osteoporose-Qualitätszirkel initiiert und ein regelmäßiger Austausch der Experten zum Wohle das Patienten unterstützt werden.

Gibt es organisatorische Empfehlungen von Seiten der Sektion Alterstraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) für Kollegen, die ein Alterstraumazentrum oder einen Fracture Liason Service aufbauen wollen?

Prof. Dr. Ulrich Liener: Die Sektion Alterstraumatologie der DGU unterstützt aktiv den Aufbau von Zentren für Alterstraumatolgie und die Etablierung von Fracture Liason Services (FLS). Gemeinsam mit unseren geriatrischen Partnern wurde im letzten Jahr auch das Weißbuch Alterstraumatologie erstellt, welches die nationalen  Behandlungsempfehlungen enthält.

Für die Etablierung eines Zentrums sind persönliche Kontakte essentiell um die Organisationsstruktur lokalen Gegebenheiten anzupassen. Hier stellt die Sektion Alterstraumatologie innerhalb des Netzwerks Kontakte her, die helfen entsprechende Strukturen zu etablieren.

Das Interview führte Dr. Jörg Ansorg, Geschäftsführer des BVOU.

Das DVO-Zertifizierungscurriculum: Vorbereitung auf den demografischen Wandel

Derzeit sind deutschlandweit etwa sechs Millionen Menschen von Osteoporose betroffen. Der demografische Wandel führt dazu, dass diese Zahl in den nächsten Jahren kontinuierlich ansteigen und die Osteoporose in fast allen medizinischen Fachrichtungen eine Rolle spielen wird. Dies erfordert ein gut ausgebautes FachkräfteNetzwerk. Der Dachverband Osteologie e.V. (DVO) und seine 19 Mitgliedsgesellschaften haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich dieser Herausforderung mit ihrem umfassenden Zertifizierungscurriculum zu stellen.

In den letzten zwölf Jahren wurde bereits über 1600 Fachärzten mit der Zertifizierung „Osteologe DVO“ eine besondere Qualifikation im Bereich der Osteologie bescheinigt. Mit dem neu konzipierten Basiskurs Osteologie zum Thema „Allgemeine Osteoporoseversorgung“ fiel im Dezember 2017 der Startschuss für eine neue Kursreihe und ein Zertifizierungscurriculum, das den Zugang zur osteologischen Weiterbildung bereits vor dem Abschluss der Facharztausbildung ermöglicht. Der DVO e.V. möchte damit auch einen Schritt auf den medizinischen Nachwuchs zugehen: Die Kombination aus bewährten Erfahrungen in der Wissensvermittlung und neuen Herangehensweisen ist ein wesentlicher Beitrag zur Aufrechterhaltung und zum Ausbau der osteologischen Versorgungsstruktur.

Basiskurse für Praxis und Klinik

Damit der Einstieg in die osteologische Praxis auch für den medizinischen Nachwuchs reibungslos erfolgt, hat die Arbeitsgruppe des DVO den Inhalt der Grundkurse komplett neu konzipiert: Der Basiskurs bietet eine Wissensbasis für den Berufsalltag: Wissen über die Leitlinie Osteoporose, interaktive Falldiskussionen, diagnostische und bildgebende Verfahren machen die Teilnehmer fit für Praxis und Klinik. Darüber hinaus wird den Interessierten handfestes Wissen über Pathophysiologie des Knochenstoffwechsels, Epidemiologie, Prävention und evidenzbasierter Therapie vermittelt.

Dreistufenmodell für einen Einstieg

Ein flexibles Dreistufenmodell passt sich dem Werdegang der medizinischen Ausbildung nach dem Studium an und erlaubt es, mit der Weiterbildung zum Osteologen DVO früh zu beginnen. Das bedeutet für den Verband aber nicht die Abkehr von langjährig osteologisch tätigen Kollegen, die sich immer auf den aktuellen Kenntnisstand der Osteologie
gebracht haben. Interessierte an der Versorgung von Knochenerkrankungen können sich auch dann jederzeit weiterqualifizieren. Nach jeder Stufe erhalten die Anwärter ein Zertifikat. Das sorgt dafür, dass die Motivation hoch bleibt und verleiht den einzelnen Stufen Wertigkeit.

Experten für allgemeine und spezielle Osteoporoseversorgung

Der Basiskurs Osteologie zum Thema „Allgemeine Osteoporoseversorgung“, der dem Zertifikat „Experte für allgemeine Osteoporoseversorgung“ vorausgeht, richtet
sich vor allem an Berufseinsteiger, die noch keinen Facharzttitel besitzen. Berufserfahrung, die im weiteren Zertifizierungsprozess nachgewiesen werden muss, können die Fachärzte in Weiterbildung bereits auf dieser Stufe in ihrer Ausbildungspraxis/-klinik sammeln.

Experte für spezielle Osteoporoseversorgung

Der erfolgreiche Abschluss der zweiten Stufe erfordert ein hohes Maß an praktischer Erfahrung. Spätestens bei Antragstellung zur Zertifizierung als „Experte für spezielle
Osteoporoseversorgung“ müssen Bewerber einen Facharzttitel vorweisen können. Um Patienten mit Osteoporose und verwandten Krankheitsbildern eine konstant hohe Behandlungsqualität zu garantieren, müssen die „Experten für spezielle Osteoporoseversorgung“ ihr Fachwissen alle fünf Jahre nachweisen und ihren Titel rezertifizieren.

Diese Qualifizierung richtet sich vor allem an Kolleginnen und Kollegen, die eine osteologische Versorgung im Primararztbereich und Kliniken auf hohem Niveau anbieten, sich aber nicht mit Spezialfragestellungen der Knochenerkrankungen beschäftigen wollen.

Osteologin DVO/ Osteologe DVO

Die Begrifflichkeit „Osteologe DVO“ steht nach wie vor für ein Höchstmaß an Fachwissen und Versorgungsqualität auf osteologischem Gebiet und bescheinigt den Absolventen eine besondere Qualifikation bei der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des  Skelettsystems. Für dieses Attribut muss ein umfangreicher Erfahrungskatalog nachgewiesen werden und der Basiskurs, die Grundkurse II und III sowie zwei Spezialkurse erfolgreich abgeschlossen werden.

Der DVO e.V. ist sich sicher, dass das neue Zertifizierungsmodell langfristig eine  flächendeckende Versorgungsstruktur zur Behandlung osteologischer Krankheitsbilder ermöglichen kann.

DVO-Zertifizierungscurriculum

Osteologin DVO/Osteologe DVO
„ Voraussetzung: Facharzttitel
„ Basiskurs Osteologie, Grundkurs II, Grundkurs III, zwei Spezialkurse
„ klinische Nachweise über osteologische Tätigkeit,
siehe www.dv-osteologie.org/osteologe-dvo/zertifizierung

Zertifikat A
„ Expertin/Experte für spezielle Osteoporoseversorgung
„ Voraussetzung: Facharzttitel
„ Basiskurs Osteologie
„ klinische Nachweise über osteologische Tätigkeit,
siehe www.dv-osteologie.org/zertifikat-a/zertifizierung-3

Zertifikat B
„ Expertin / Experte für allgemeine Osteoporoseversorgung
„ Voraussetzung: Approbation als Arzt
„ Basiskurs Osteologie

Osteoporose-Update 2019: Neuigkeiten, Entwicklungen, Aussichten

Beim DVO Kongress 2019 in Frankfurt stellte Dr. Friederike Thomasius, Frankfurt, die Arbeiten an der neuen Osteoporose-Leitlinie vor.

Der Focus der Leitlinien liegt zum einen bei Hochrisikopatienten und dem Auftreten einer osteoporotischen Erstfraktur, zum anderen in der Neubewertung von Risikofaktoren. Aus diesem Grund wurden alle schon bekannten Risikofaktoren in Bezug auf ihr relatives Frakturrisiko neu bewertet und um weitere Risikofaktoren wie kardiovaskuläre Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Vorhofflimmern, ischämische Kardiomyopathie, Aortenkalzifikation, Pulsrate), Medikamente (z. B. Statine, Antikoagulantien, Kontrazeptiva, Harnsäuremedikamente), Operationen (z. B. Bariatrische Chirurgie) und diätetische Besonderheiten, wie einer veganen Ernährung, sehr umfangreich erweitert.

Die Einteilung der Risikofaktoren soll zukünftig in verschiedenen Priorisierungskategorien erfolgen und mit weiteren Messgrößen wie DXA oder Trabekulärer BoneScore (TBS) abgeglichen werden. Wegen des erheblich komplexeren Risikomodells wird die Risikobewertung in Zukunft digital gestützt erfolgen müssen. Hier wird derzeit intensiv an möglichen Applikationen gearbeitet.

Die diesjährigen Kongresspräsidenten, Prof. Andreas Kurth und Prof. Peymann Hadji, wiesen in ihren Vorträgen auf die Bedeutung der ersten Fraktur hin, da diese mit einer deutlichen Risikosteigerung für Folgefrakturen einhergeht. So traten im ersten Jahr nach diagnostizierter Erstfraktur der Wirbelsäule ca. 15% (RR: 1,95) Folgefrakturen auf. Bei den primären hüftgelenksnahen Frakturen wurden ca. 12% (RR: 1,65) mit Folgefrakturen diagnostiziert. (Abb. 1)

GBA-Beschluss Teriparatid (Forsteo®)

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hat mit Beschluss vom 17.01.2019 (Inkrafttreten 06.04.2019) den Therapiehinweis zu Teriparatid (Forsteo®) aufgehoben.

Grund dafür ist im Wesentlichen die VERO-Studie, eine multizentrische Studie, die Kendler DL et al. in The Lancet (2018):391: 230–40 publizierten. Sie untersuchten den Effekt von Teriparatid und Risedronat auf das Neuauftreten von Frakturen bei Patientinnen mit schwerer postmenopausaler Osteoporose. Sie konnten zeigen, dass das kumulative Risiko für eine neue Fraktur bei Teriparatid um 50% unter dem von Risedronat lag (Abb. 2). Die Autoren kommen somit zu dem Ergebnis, dass Teriparatid bei der Behandlung schwerer Osteoporosen und Hochrisikopatienten einen Vorteil gegenüber Risedronat hat.

Die Erkenntnis der VERO-Studie nahm Einfluss auf den neu vorgestellten Konsens der DVO LL-Kommission für die Definition eines „Hochrisikopatienten“:

„Bei Osteoporose-PatientInnen mit dokumentiert deutlich erhöhtem Frakturrisiko, z. B. bei Vorliegen von vertebralen Frakturen, Schenkelhalsfraktur, verringert Teriparatid das Auftreten von Wirbelfrakturen stärker als orale Bisphosphonate. Solchen Fällen ist einer osteoanabolen Therapie mit Teriparatid gegenüber einer oralen Bisphosphonate der Vorzug zu geben. Gleiches gilt bei erhöhtem Frakturrisiko unter geplanter oder laufender GC Therapie >7,5mg Prednisolon/Tag, >3 Monate.“

Aus dieser neuen Definition erhofft man sich eine bessere Versorgung für dieses schwerkranke Patientenklientel. Hoffen wir nur, dass die Prüfgremien dies genauso
interpretieren!

Sequenztherapie

Die Schweizer Arbeitsgruppe um Prof. Christian Meier, Basel, und Prof. Serge Ferrrari, Genf, veröffentlichte einen Positionsartikel der Schweizerischen Vereinigung gegen die Osteoporose (SVGO) zur Sequenztherapie (Meier C. et al, Swiss Med Wkly. 2017 Aug 16;147:w14484.). Sie unterschieden die postmenopausalen Patientinnen in zwei
Gruppen: Die eine Gruppe mit Vortherapie durch ein Medikament mit langanhaltendem Effekt am Knochen, wie die Bisphosphante (BP). Die andere Gruppe mit Präparaten, die nur einen temporären Effekt am Knochen aufwiesen, wie SERMs, Testosteron, Teriparatid, Denosumab und Romosozumab.

Bei den mit BPs vorbehandelten Patienten (oral über fünf Jahre, i. V. über drei Jahre) empfehlen sie bei geringem Risiko ein „drug holiday“ unter Beibehaltung der Basistherapie. Eine klinische Reevaluation sollte nach ein bis zwei Jahren erfolgen. Eine DXA -Messung sollte in diesen Fällen alle zwei bis drei Jahre durchgeführt werden. Die Wiederaufnahme der Behandlung soll erfolgen, wenn die Knochendichte fällt, es wieder zu Frakturen kommt oder gegebenenfalls bei Anstieg der Knochenabbauparameter. Bei  Hochrisikopatienten rät die Schweizer Arbeitsgruppe zum Fortführen der Therapie oder zum Wechsel auf Denosumab oder Teriparatid. Als Hochrisikopatienten definieren sie einen Patienten mit einem T-Score am Femurhals von T ≤-2.5 SD, manifeste Osteoporosen unter BP-Therapie oder sekundäre Osteoporosen, insbesondere die glukokortikoid-induzierte Osteoporose (GIOP).

Bei einer Vorbehandlung mit Denosumab über vier bis fünf Jahre wird bei niedrigem Risiko zu einem Wechsel auf BPs geraten. Patienten mit hohem Risiko oder dem Vorliegen von Kontraindikationen gegenüber BPs, ist das Fortführen der Denosumab-Therapie bis zu zehn Jahren oder ein Wechsel auf Teriparatid indiziert. Kontrollen in ein bis zwei Jahresabständen seien empfehlenswert.

Unter der Vorbehandlung mit Teriparatid über zwei Jahre ist eine Anschlusstherapie mit BPs oder Denosumab erforderlich. Hier wir ein Follow-up alle zwei Jahre geraten. (Abb. 3)

Rückschlag in der osteoanabolen Therapie

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat erneut ein vielversprechendes osteoanaboles Präparat für den europäischen Markt nicht zugelassen*.

Nach Abaloteriparatid wurde auch Romosozumab, ein monoklonaler Antikörper gegen Sklerostin, nicht von der EMA für den Markt zugelassen. Beide Präparate konnten in klinischen Studien eine Verbesserung der Knochendichte und Frakturreduktion bei postmenopausaler Osteoporose zeigen.

Weiter zeigte Romosozumab in einer Head-to-headStudie gegenüber der Standardtherapie mit Alendronat eine zusätzliche 50%ige Frakturreduktion ohne signifikante Auffälligkeiten bezüglich der kardialen Nebenwirkungen (Saag KG, et al. N Engl J Med. 2017, 377(15):1417-1427). Trotz dieser Studienlage argumentierte die EMA gegen eine Zulassung auf Grund des kardialen Risikoprofils älterer Patienten. Ähnliche Bedenken schien die amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) sowie die in Japan und anderen außereuropäischen Ländern nicht zu teilen. Dies ist ein herber Rückschlag für die Weiterentwicklung einer suffizienten Osteoporosetherapie in Deutschland.

ADO-Kursangebote auf dem DKOU 2019

Berlin – Zum diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie gibt es wieder zahlreiche Fort- und Weiterbildungsangebote unserer Akademie und Partner mit BVOU-Mitglieds-Preisvorteil.

Hier finden Sie einen Überblick:

K-Logic-Taping-Crashkurs22.10.201908:15 – 12:45 Uhr
Manuelle Medizin Refresher23.10.201909:00 – 12:00 Uhr
Spezialkurs Digitale Volumentomografie DVT TEIL 1 23.10.2019 15:00 – 16:30 Uhr
Spezialkurs Digitale Volumentomografie DVT TEIL 2 23.10.2019 17:00 – 18:30 Uhr
DIGEST-Fachkundekurs Modul 324.10.201908:00 – 18:00 Uhr
Rheuma Refresherkurs DKOU 24.10.201909:30 – 12:30 Uhr
Refresher: Sonografie Säuglingshüfte24.10.201914:30 – 17:30 Uhr
DIGEST-Fachkundekurs Modul 425.10.201908:00 – 18:00 Uhr
Update Fachkunde Strahlenschutz25.10.201909:00 – 17:00 Uhr
Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs II25.10.201909:00 – 16:15 Uhr
Orthopädische Rheumatologie Zertifizierungskurs III
26.10.201909:00 – 16:15 Uhr

Hinweis:
Für den Zugang zum Kongressgelände ist eine gültige Einlass- oder Kongresskarte nötig, die Registrierung erfolgt im Vorfeld über  https://dkou.org/registrierung/oder im Kongressbüro vor Ort. Frühbucherrabatt gilt bist 15.08.2019.

DKOU 2019: Rundum-Service am Stand des BVOU

Berlin – „Wissen braucht Werte“: Das diesjährige DKOU-Kongressmotto unterstreicht die Verantwortung und das weite Spektrum des gemeinsamen Faches. Vom 22. bis 25. Oktober findet der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2019 auf dem Berliner Messegelände statt. Ob in Klinik oder Praxis, Operationssaal oder Forschungslabor, Rehaklinik oder Rettungsdienst: O und U stehen für eine fachkompetente Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Der viertägige Kongress bietet seinen Besuchern zu diesem Themenfeld ein umfangreiches Programm, das unter anderem der BVOU mitgestaltet hat. Außerdem bietet auch die Akademie Deutscher Orthopäden (ADO) im Rahmen des Kongresses ein vielfältiges Kursprogramm. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Rundum-Service am BVOU-Stand

Der Berufsverband präsentiert sich zusammen mit der ADO an einem gemeinsamen Stand in Halle 2.2. Interessierte erhalten dort von den Mitarbeitern der Geschäftsstelle und von verschiedenen Kooperationspartnern Informationen zu den vielfältigen BVOU-Serviceleistungen.

Sind Ihre Daten aktuell?

Ziel von Orthinform ist es, ein geschlossenes Gemeinschaftsbild zu vermitteln und das Leistungsspektrum deutscher Orthopäden und Unfallchirurgen in Praxis und Klinik umfänglich darzustellen, damit Patienten den passenden Arzt in Ihrer Nähe finden können. Deshalb ist es wichtig, dass jedes BVOU-Mitglied sein Orthinform-Profil ausfüllt und seine persönlichen Schwerpunkte gezielt auswählt. Mitglieder haben während des DKOU die Möglichkeit, die im Patientenportal hinterlegten Daten und Informationen mit Unterstützung der Mitarbeiter der Geschäftsstelle abzugleichen, zu aktualisieren, zu vervollständigen und Ihr Profil zum kostenfreien Profil+ upzugraden.

Digitalisierungsangebote mit einem Klick ergänzen

Außerdem können sich Interessierte über mehrere Digitalisierungsprojekte informieren, die der BVOU gemeinsam mit verschiedenen Partnern innerhalb von Orthinform realisiert. So erhalten Mitglieder die Möglichkeit, telemedizinische Anwendungen wie Videosprechstunde oder Online-Terminbuchung mit wenigen Klicks in ihrem Profil zu ergänzen und zu nutzen.

Rechtsberatung für Mitglieder

Der BVOU bietet dieses Jahr seinen Mitgliedern wieder eine unentgeltliche Rechtsberatung an: Verbandsjustiziar Dr. Jörg Heberer steht am 25.10.2019 ab 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr  für rechtliche Fragen und für Informationsgespräche vor Ort zur Verfügung. Interessenten können sich per E-Mail unter office@bvou.net für ein Beratungsgespräch anmelden.

Versicherungsberatung aus erster Hand

Der BVOU bietet seinen Mitgliedern seit vielen Jahren über seinen Kooperationspartner, den Funk Ärzte Service der Funk Hospital-Versicherungsmakler GmbH, einen im Mitgliedsbeitrag enthaltenen Beratungsservice mit dem Schwerpunkt Strafrecht und Haftung. Damit wird sichergestellt, dass ein Mitglied im „Fall der Fälle“ bestens betreut und vertreten wird. Die Funk-Versicherungsgruppe ist während des DKOU am Stand des Berufsverbandes präsent und die Vertreterinnen der FUNK-Gruppe, Olga Zöllner und Sabine Stock, stehen den Verbandsmitgliedern für Beratung und Fragen zur Verfügung. In persönlichen Beratungsgesprächen können Mitglieder ihre Bedürfnisse zielgerichtet erfassen lassen und ein individuelles Angebot für verschiedene Versicherungslösungen erhalten. 

DAAG-Beratung und Vorführung der Videosprechstunde

Seit Jahren wird diskutiert, ob Patienten zu rasch Knie- oder Hüftendoprothesen erhalten. Einige Krankenkassen haben entschieden, mit interessierten Ärzten und der Deutschen Arzt AG (DAAG) ein erweitertes Versorgungskonzept zur konservativen Alternative bei drohenden Operationen anzubieten. Informationen rund um das Thema erhalten Mitglieder von den Experten der Deutschen Arzt AG an allen Kongresstagen.

Einladung zur BVOU-Mitgliederversammlung

Im Rahmen des DKOU 2019 lädt Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher zur BVOU-Mitgliederversammlung am Freitag, den 25. Oktober von 12:45 bis 14:15 Uhr, in den Großen Saal auf dem DKOU-Gelände (Messe Süd, Berlin), ein: „Bitte merken Sie sich diesen Termin vor und nehmen Sie zahlreich an der BVOU-Mitgliederversammlung teil.“

Umfrage: Indikation zur Hüft-TEP bei Coxarthrose

Prof. Dr. Karl-Dieter Heller bittet um Unterstützung bei einer Online-Befragung zum Thema EKIT-Hüfte – Arztsurvey der angewandten Indikationspraxis Hüft-TEP bei Coxarthrose.

Sehr geehrte Damen und Herren,

aufgrund der Häufigkeit des Eingriffs Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP) bei Coxarthrose, der damit verbundenen Morbidität und regionaler Unterschiede in der Versorgungsdichte, kommt einer hohen Indikationsqualität große Bedeutung zu. Ich habe die Freude den BVOU bei dem Leitlinienprojekt EKIT-Hüfte zu vertreten. Hinter EKIT verbirgt sich der Begriff ,,Evidenz- und konsensbasierte Indikation Totalendoprothese Hüfte“. Ziel der Initiative “EKIT-Hüfte” ist daher die Festlegung expliziter Indikationskriterien für den elektiven Hüftgelenkersatz bei Coxarthrose anhand eines evidenzgeleiteten Konsensprozesses unter Einbeziehung aller relevanter Interessengruppen.

Zurzeit läuft eine bundesweite Online-Befragung von Orthopäden und Unfallchirurgen, Allgemeinmedizinern, Rheumatologen und Physiotherapeuten über die derzeitig praktizierte Indikationsstellung zur Hüftendoprothese bei Coxarthrose, welche u.a. unter den Mitgliedern des BVOU verteilt werden soll. Mit Hilfe dieses Fragebogens wird untersucht, anhand welcher Kriterien die überweisenden und operierenden Kollegen derzeit eine Indikation zur Hüft-TEP bei Coxarthrose stellen, welche Zielstellungen verfolgt und welche Untersuchungsmethoden genutzt werden. Wir sind auf eine hohe Zahl an Teilnehmern an dieser Befragung angewiesen und wir wären Ihnen extrem dankbar, wenn Sie sich ca. 10 – 15 Minuten Zeit nehmen könnten.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Dr. rer. medic. Cornelia Lützner (Cornelia.Luetzner@uniklinikum-dresden.de).

Ich verbleibe mit herzlichem Dank und Grüßen

Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller

14. Deutscher Wirbelsäulenkongress 2019

„Wandel in die Zukunft“ – mit diesem Motto der 14. Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft e. V. vom 28. – 30.11.2019 in München setzt Kongresspräsident Prof. Dr. Bernhard Meyer bei dem hochkarätigen Fachkongress neue Akzente und etwas andere Schwerpunkte als üblich. Rasante Entwicklungen und grundlegende Neuerungen in der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen werden beim Kongress der bedeutendsten nationalen Fachgesellschaft für Wirbelsäulentherapien von über 2.500 Teilnehmern diskutiert.

Das Referat Wirbelsäule veranstaltet gemeinsam mit IGOST und der Kommission Konservative Wirbelsäulentherapie der DWG das Symposium “Zukunft der ambulanten Wirbelsäulen-THERAPIE” am 29.11.2019.

Am Freitag, den 29.11. von 9.30 – 11.00 Uhr im Raum „K1A“ findet eine Versammlung für Mitglieder des Referat Wirbelsäule und Interessierte statt. Es werden die Arbeitsgemeinschaften, ein Rückblick 2019 und Projekte 2020 vorgestellt.

Beschaffung und Dienstleistungen rund um Ihre Medizintechnik

Maßgeschneiderte Finanzierungs- und Nutzungskonzepte für BVOU-Mitglieder

Mit 30 Jahren Erfahrung am Markt sind wir Spezialisten in Prüfung, Reparatur/Instandhaltung, Wartung und dem Vertrieb von Medizintechnik und Medizininformatik.

Leben retten mit der Unterstützung von präziser und verlässlicher Medizintechnik und Medizininformatik. Wir arbeiten mit den weltweit führenden Markenherstellern zusammen und konnten uns über unsere langjährige Tätigkeit als exklusive Vertriebs- und Servicepartner u.a. für Mindray und Schiller durchsetzen. Neben diesen großen Markenherstellern schätzen auch andere Qualitätsmarken unsere innovationsorientierte Zusammenarbeit.

Unser Dienstleistungsportfolio

  • Beratung
  • Planung & Konzeption
  • Beschaffung & Vertrieb
  • Finanzierung, individuelle Miet- und Mietkaufkonzepte
  • Installation
  • Wartung & Reparatur
  • Kennzeichnung der Geräte mit Prüfplaketten
  • Ausstellung von Prüfprotokollen
  • Durchführung von messtechnischen Kontrollen (MTK)
  • sicherheitstechnische Kontrollen (STK)
  • DGUV/V3-Prüfung gemäß Herstellervorgaben
  • MTK Tretkurbelergometerprüfung

Unsere Leistungen

  • Klinik-Ausstattung, wie OPTische, OP-Beleuchtungssysteme, Versorgungseinheiten
  • Patientenmonitoring
  • Defibrillatoren für Krankenhäuser und Arztpraxen als manuell, halb-, vollautomatisch
  • AEDs, PADs für den Laieneinsatz
  • Elektrokardiographie (EKG)
  • Langzeit EKG-Geräte
  • Sonographie
  • Ergometer
  • Ergo-Spirometrie
  • Spirometrie/ Lungenfunktionsgeräte
  • Langzeit Blutdruckmessgeräte
  • Audiometrie/ Hörtestgeräte
  • Infusionstechnik
  • Sterilisatoren
  • Steckbeckenautomaten
  • Reinigungs-/ Desinfektionsgeräte
  • Wasseraufbereitung
  • Zubehör & Verbrauchsmaterialien

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