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Genuss für den guten Zweck: Weinverkostung trifft Entwicklungszusammenarbeit

Nach dem erfolgreichen Auftakt im Jahr 2022 wurde Namibia beim DKOU in Berlin erneut als Projektland vorgestellt. Das Projekt stand unter der Betreuung von Dr. Markus Schneider und wurde von großem Engagement getragen. 

Im Rahmen des Projekts wurde Petrus Shilongo, Medical Officer am Katutura State Hospital in Windhoek, eingeladen, der seine Eindrücke und den Bedarf vor Ort persönlich schilderte. “Ich bin das erste Mal in Europa und Deutschland. Der Kongress war einfach überwältigend. Auch die Freundlichkeit der Kolleginnen und Kollegen und die Hilfsbereitschaft zu spenden war einzigartig”, berichtet Shilongo. Die Organisation des Info-Stands übernahmen der BVOU. Der Stand war professionell mit Roll-ups sowie umfangreichem Informationsmaterial ausgestattet und bot zahlreiche Gelegenheiten zum Austausch.

Weinverkostung: Genuss für den guten Zweck

Ein besonderes Highlight war die Weinverkostung am Stand des BVOU am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag des Kongresses. Besucherinnen und Besucher hatten die Möglichkeit, einen Rheinhessen Riesling zu probieren und zu bestellen. Jede Flasche zum Preis von 5 € unterstützte direkt das Spendenprojekt in Namibia. Viele Weinbestellungen wurden direkt vor Ort getätigt – allein kurz nach Kongressende wurden bereits etwa 250 Flaschen registriert. Die Weinverkostung bot nicht nur kulinarischen Genuss, sondern auch einen idealen Rahmen für den Austausch. Der gesamte Erlös aus Weinverkauf und Spendenaktion kommt ohne Abzüge dem Katutura State Hospital in Windhoek zugute. Ein Link ermöglicht auch Bestellungen außerhalb des Kongresses.

Spendenaktion und Sachspenden

Neben Geldspenden konnten Besucher gezielt Sachspenden anbieten oder sich direkt an Markus Schneider wenden. Besonders wertvoll war die Information zu bevorstehenden Klinikschließungen, da hierbei häufig Instrumente abzugeben sind, die nicht mehr verkauft werden können. Im Krankenhaus Neuwerk in Mönchengladbach wurden bereits zahlreiche nicht mehr benötigte Instrumente gesichtet; eine größere Lieferung steht in Aussicht.

Während des Kongresses wurden zahlreiche Kontakte zur Industrie geknüpft. Besonders hervorzuheben ist die Prüfung, ob ein komplettes Arthroskopie-Set und Bohrmaschinen nach Windhoek geliefert werden können. Die spontane Zusage eines renommierten Krankenhauses zur Spende eines Kinder-Operationstischs war ein weiteres Highlight. Der Transport erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Verein Support Ulm e. V.

Erfahrungen und Rückblick

Dr. Markus Schneider resümiert die ereignisreichen Tage so: “Es waren sehr anstrengende Tage, jeden Abend ein anderes Programm, aber Erfahrungen wie die Teilnahme von Petrus Shilongo am Präsidentenabend und die International Reception waren einmalig. Wir konnten in direkten Austausch mit Delegationen aus China und der Ukraine treten. Das Interesse war vorhanden, auch im Kongress. Es fehlen noch endgültige Zusagen für Spenden.”

Die Weinverkostung am BVOU-Stand war mehr als nur ein kulinarisches Ereignis – sie wurde zu einem Symbol für Solidarität und nachhaltiges Engagement. Dank vieler kleiner und großer Beiträge, der Unterstützung durch Sach- und Geldspenden sowie durch engagierte Kontakte zur Industrie konnte das Projekt Namibia ein großes Stück vorangebracht werden. Alle Einnahmen und Spenden kommen direkt dem Katutura State Hospital in Windhoek zugute und tragen damit konkret zur Verbesserung der medizinischen Versorgung vor Ort bei.

Digitale Exzellenz ausgezeichnet: BVOU-Digitalpreis krönt Innovationen

Die feierliche Verleihung des BVOU-Digitalpreises 2025 fand erstmalig am 31. Oktober 2025 im Rahmen der Abschlussveranstaltung des DKOU statt. Im Mittelpunkt standen zukunftsweisende digitale Lösungen, die den Alltag in Orthopädie und Unfallchirurgie nachhaltig verbessern können. Ausgezeichnet wurden innovative Projekte, die neue Impulse in Diagnostik, Therapie, Patientenversorgung, Praxismanagement oder Forschung geben und dazu beitragen, Versorgungsprozesse effizienter und patientenorientierter zu gestalten.

Angesichts der zahlreichen und hochqualitativen Bewerbungen wurde der Digitalpreis in diesem Jahr in drei Hauptkategorien vergeben. Jede der ausgezeichneten Initiativen erhielt ein Preisgeld von 3.000 €.

Kategorie „Innovative digitale Therapieansätze“

In dieser Kategorie wurde die Orthopy GmbH aus Hamburg ausgezeichnet. Mit der App „Orthopy bei Schulterbeschwerden“ bietet ein interdisziplinäres Team aus rund 20 Expertinnen und Experten einen niedrigschwelligen, personalisierten Zugang zu wissenschaftlich fundierten Therapiebausteinen. Die App richtet sich gezielt an Patientinnen und Patienten mit Schulterverletzungen oder degenerativen Veränderungen und stellt einen individuell gestaltbaren Trainingsplan in den Mittelpunkt. Ergänzt wird das Angebot durch motivationale Elemente, Fortschrittskontrolle und edukative Inhalte. Die App versteht sich als komplementäres Instrument zur bestehenden Therapie und fördert die Kommunikation zwischen Patientinnen, Patienten und Behandelnden. Frithjof Doerks und sein Team nahmen den Preis entgegen.

© Intercongress/Unrauh/Tanzyna

Kategorie „Digitale Optimierung von Praxisabläufen mit und ohne KI“

In dieser Kategorie wurde die Eudaria GmbH aus Bonn für ihre Sprechstunden-KI Eudaria ausgezeichnet. Die Software verwandelt Arzt-Patienten-Gespräche automatisch in strukturierte medizinische Dokumentationen. Sie erkennt relevante Inhalte kontextbasiert und erstellt präzise Anamnesen, Befunde und Therapiedokumentationen. Durch die Integration in bestehende Praxisverwaltungssysteme reduziert Eudaria den Dokumentationsaufwand deutlich und schafft mehr Zeit für die Patienten. Die Software ist modular aufgebaut, wird kontinuierlich weiterentwickelt und ist speziell auf die Anforderungen der Orthopädie und Unfallchirurgie zugeschnitten. Dr. Tom Jansen und Lara Jansen nahmen den Preis entgegen.

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Kategorie „Digitale Unterstützung von Weiter- und Fortbildung“

In der Kategorie „Digitale Unterstützung von Weiter- und Fortbildung“ wurde Lorenz Flechtenmacher aus Kopenhagen für die App „Osteoporose Risiko Wissen“ ausgezeichnet. Diese App unterstützt Ärztinnen, Ärzte und Fachpersonal dabei, das individuelle Frakturrisiko bei Osteoporose nach aktuellen Leitlinien zu berechnen. Sie ermöglicht es, exemplarische Patientenfälle zu simulieren und den Einfluss einzelner Risikofaktoren auf das Knochenbruchrisiko zu verstehen. Mit über 30.000 Downloads ist die App in der medizinischen Community sehr beliebt und trägt zur Fortbildung und Sensibilisierung bei.

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Der Jury 2025 gehörten an:

Mitglieder des BVOU-Vorstandes:

  • Dr. Helmut Weinhart
  • Dr. Henning Leunert
  • Dr. Johannes Flechtenmacher
  • Prof. Dr. Matthias Pumberger

BVOU-Geschäftsführer:

  • Dr. Jörg Ansorg

Vertreter Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V. (SVDGV):

  • Dr. Paul Hadrossek
  • Tim Schneider

Dr. Thomas Kühn – Humanitarian Award für besonderes Engagement

Im Rahmen der feierlichen International Reception des DKOU im Hotel Intercontinental in Berlin wurde Dr. Thomas Kühn aus Biberach am 29.10.25 mit dem OTHA Orthopädie und Unfallchirurgie Humanitarian Award ausgezeichnet. Dr. Stefan Middeldorf würdigt mit diesem Preis Dr. Kühns herausragende und beispielhafte Leistungen im Bereich der humanitären Unterstützung und Zusammenarbeit in der Orthopädie und Unfallchirurgie.

Über die Kühn Foundation

Nach seinem Eintritt in den Ruhestand kehrte Dr. Kühn in seine „zweite Heimat“ Ostafrika zurück. Dort wurde er mit einem enormen Bedarf an orthopädischer und unfallchirurgischer Versorgung konfrontiert. Diese Erfahrung war der Ausgangspunkt für ein langfristiges, nachhaltiges Engagement vor Ort. Im Jahr 2018 gründete Dr. Kühn die „Kühn Foundation – Orthopedic Surgery for Africa“ mit dem Ziel, durch persönliche Arbeit und finanziellen Einsatz die orthopädisch-traumatologische Versorgung der lokalen Bevölkerung spürbar zu verbessern.Mit seinem unermüdlichen Einsatz hat Dr. Kühn einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung in Ostafrika geleistet und setzt damit ein inspirierendes Zeichen für humanitäres Engagement in der Medizin.

Vorstandswahlen beim BVOU: Dr. Burkhard Lembeck bleibt Präsident

Am 31. Oktober 2026 fanden im Rahmen der BVOU-Mitgliederversammlung die Vorstandswahlen unter der Wahlleitung von Helmut Mälzer statt.

Dr. Burkhard Lembeck wurde mit großer Mehrheit für weitere vier Jahre als Präsident des BVOU bestätigt.

Dr. Lembeck leitet den Verband bereits seit 2021 und ist niedergelassener Orthopäde und Unfallchirurg in Ostfildern. Als engagiertes Mitglied setzt er sich besonders für die Stärkung von Orthopädie und Unfallchirurgie, Versorgungsforschung, sektorengleiche Versorgung sowie den Ausbau von Selektivverträgen ein: „Wir werden uns auch künftig dafür einsetzen, dass Ärztinnen und Ärzte selbstbestimmt arbeiten können. Unser Ziel bleibt, die Versorgung aktiv mitzugestalten – sei es durch Selektivverträge, im eigenen Umfeld, in Kliniken oder Praxen.“

Zu Vizepräsidenten wurden Dr. Helmut Weinhart, Dr. Anna-Katharina Doepfer und Univ.-Prof. Dr. Tobias Renkawitz gewählt. Dr. Johannes Flechtenmacher bleibt Schatzmeister, während Prof. Dr. Alexander Beck, Prof. Dr. Matthias Pumberger und Matthias Träger dem geschäftsführenden Vorstand angehören.

OrthoKids-Studie: orthopädische Vorsorgeuntersuchung dringend empfohlen

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hat am Donnerstag gemeinsam mit den Projektpartnern in Berlin die Ergebnisse ihres bundesweit einmaligen Präventionsprojekts OrthoKids vorgestellt. Diese belegen eindeutig die Notwendigkeit einer regulären orthopädischen Vorsorgeuntersuchung für Kinder zwischen zehn und 14 Jahren, um Skoliose und andere Erkrankungen des Bewegungsapparates frühzeitig zu erkennen.

„Erkrankungen am Stütz- und Bewegungsapparat bei Kindern und Jugendlichen sind die große Schwachstelle in der Prävention“, betonte KVBW-Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun bei der Ergebnispräsentation. Zwischen dem zehnten und 14. Lebensjahr durchlaufen Kinder entscheidende Wachstumsphasen ihres muskuloskelettalen Systems. In der Regelversorgung ist bislang keine spezifische orthopädische Vorsorgeuntersuchung in dieser Altersspanne vorgesehen. Viele Fehlstellungen der Wirbelsäule, Beine und Füße bleiben daher bei den üblichen Kinderuntersuchungen (U- und J-Checks) unentdeckt. „Während Augen, Ohren, Zähne und Stoffwechsel längst einen festen Platz in den pädiatrischen Screening- und Früherkennungsprogrammen haben, bleibt der Bewegungsapparat – das Fundament unserer Mobilität – weitgehend sich selbst überlassen“, kritisierte Braun.

Ziel des OrthoKids-Projektes war es, den Sinn und Nutzen einer orthopädischen Vorsorgeuntersuchung zwischen dem zehnten und 14. Lebensjahr wissenschaftlich zu untersuchen. Projektpartner der KVBW waren die Orthopädie im Olgahospital des Klinikums Stuttgart, das Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS und das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) der Uniklinik Köln. Als Kooperationspartner engagierten sich der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), die AOK Baden-Württemberg, die Techniker Krankenkasse (TK), das Landesgesundheitsamt sowie diverse Sportverbände.
Innerhalb von rund zwei Jahren haben knapp 12.000 Kinder und Jugendliche an OrthoKids teilgenommen, die von rund 300 Orthopädinnen und Orthopäden in Baden-Württemberg untersucht und behandelt wurden. Sowohl in den teilnehmenden Orthopädiepraxen wie auch in Schulen und in Sportvereinen wurden Screenings angeboten. Die jungen Projektteilnehmenden konnten eine spezielle OrthoKids-App nutzen, in der es viele Übungsvideos und Informationen zu Sport und Bewegung gab. Die ganzheitliche IT-Lösung für das Teilnehmer- und Datenmanagement stellte Dr. Michael John, Projektleiter Telehealth Technologies am Fraunhofer FOKUS, vor. Ein Jahr nach dem Screening gab es eine Kontrolluntersuchung, um Veränderungen zu dokumentieren.

Die Ergebnisse zur Effektivität des Screenings sind nach Ansicht von Prof. Dr. Stephanie Stock (Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Uniklinik Köln) eindeutig. „Bei drei der vier im Rahmen des Screenings untersuchten Fehlstellungen (Skoliose, Beinachsenabweichungen und Knick-Senk-Fuß) wurden im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung deutlich höhere Prävalenzen gefunden als in der historischen Kontrollgruppe: Bei der Skoliose beispielsweise wiesen rund sechs Prozent der Kinder mit OrthoKids-Vorsorgeuntersuchung eine Skoliose auf – fast sechs-mal so viele wie in der historischen Kontrollgruppe aus Kassendaten (1,1 %). Die Vorsorgeuntersuchung wurde sowohl von Orthopäden als auch von den teilnehmenden Eltern und Kindern gut angenommen“, freute sich Stock.

Sie führte aus, dass OrthoKids eines der wenigen Innovationsfondsprojekte ist, in deren Rahmen Fallzahlen in fünfstelliger Höhe erreicht werden konnten.

Auch wurden in der Befragung der Orthopäden und Eltern keine K.-o.-Kriterien für die Ausrollung in die Regelversorgung deutlich. Da das Kosten-Nutzen-Verhältnis zudem in einem international akzeptablen Bereich liegt, sind die Voraussetzungen für eine Implementierung in die Regelversorgung durchaus vielversprechend. „Um dazu eine definitive Aussage machen zu können, fehlen uns aber Daten zur Langzeitbeobachtung“, führte Stock weiter aus. Daher sollten zukünftige Projekte zu neuen, präventiven Versorgungsformen im Kindes- und Jugendalter eine Nachverfolgung mindestens bis zum Abschluss der Wachstumsphase vorsehen.

Auch Prof. Thomas Wirth, ehemaliger Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Klinik am Olgahospital im Klinikum Stuttgart, stellte den präventiven Wert der Untersuchung heraus. „Je früher eine Skoliose diagnostiziert wird, desto größer ist die Chance auf eine erfolgreiche konservative Therapie und auf die Vermeidung langfristiger Folgen oder Operationen.“ Dass in OrthoKids ein Vielfaches an Wirbelsäulen- und Beinachsenfehlstellungen aufgedeckt wurde, die in der Regelversorgung schlicht übersehen werden, zeige, wie notwendig eine Vorstellung beim Orthopäden als dem Spezialisten für den Bewegungsapparat ist.

Die abschließende Expertenrunde diskutierte die Chancen einer Aufnahme der ortho-pädischen Vorsorgeuntersuchung in den Regelkatalog. BVOU-Präsident Dr. Burkhard Lembeck bekräftigte, dass eine so zentrale Gesundheitsvorsorge wie das Screening am muskuloskelettalen System von Kindern durch einen Fachspezialisten in den Leistungskatalog aufgenommen werden müsse.

Auch Dr. Katja Plückelmann vom Bundesverband Skoliose betonte, wie bedeutsam eine frühzeitige Vorsorgeuntersuchung ist. „Zwischen dem zehnten und 14. Lebensjahr finden besonders viele körperliche Veränderungen statt. Wir beklagen schon seit langem, dass Skoliosen häufig zu spät festgestellt und diagnostiziert werden. Die Ergebnisse von OrthoKids bestätigen unsere Einschätzung und die Notwendigkeit einer Vorsorgeuntersuchung im dem sehr langen Zeitraum zwischen der U10 und der J1.“

Karin Maag vom G-BA unterstrich den Wert von Innovationsfondsprojekten wie OrthoKids: „Solche Projekte können mögliche Verbesserungsbedarfe und -potenziale in der Regelversorgung aufzeigen und liefern wissenschaftlich fundierte Ergebnisse für deren Weiterentwicklung.“

Auch Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg, schätzt die Initiative der KVBW: „Es ist wichtig, dass solche Studien stattfinden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Deshalb war die TK gerne als Partner mit dabei.“ Noch sei unklar, ob bzw. unter welchen Bedingungen das Screening auch langfristig zu den gewünschten Projekterfolgen führe. Deshalb müssten vor einem großflächigen Einsatz weitere Modalitäten geklärt werden.

Für KVBW-Vorstand Dr. Karsten Braun steht der Sinn und Nutzen einer orthopädischen Vorsorgeuntersuchung außer Frage: „Gesundheitspolitisch ist es kaum vertretbar, hier nicht aktiv zu werden. OrthoKids beweist, dass die Untersuchung praktikabel, akzeptiert und wirksam ist. Viele Kinder und Jugendliche haben teilgenommen – trotz des Aufwands, trotz bestehender Vorsorgeuntersuchungen. Das zeigt den Bedarf und die Akzeptanz.“
Alles

Quelle: KVBW

Ehrungen für herausragendes Engagement im BVOU

Am 27. Oktober 2025 wurden im festlichen Rahmen des Präsidentenempfangs des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) wieder besondere Ehrungen verliehen. Drei herausragende Mitglieder des BVOU wurden für ihr außergewöhnliches Engagement und ihre Verdienste auf dem Gebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie ausgezeichnet.

Foto: Intercongress
Foto: Intercongress

Einzigartiger Veranstaltungsort: Die Classic Remise Berlin

Der diesjährige Präsidentenempfang fand in der beeindruckenden Classic Remise Berlin statt. Das liebevoll restaurierte wilhelminische Straßenbahndepot bot eine außergewöhnliche Kulisse: In den historischen Mauern aus gelbem Backstein sind Werkstätten und Servicebetriebe für Oldtimer, Händler klassischer Fahrzeuge, Anbieter von Ersatzteilen, Accessoires und Modellautos, Interessengemeinschaften sowie Clubs und Gastronomie untergebracht. Diese besondere Atmosphäre verlieh der Veranstaltung einen würdigen Rahmen.

Ehrenmitgliedschaft für Dr. Klaus Thierse

Dr. Klaus Thierse wurde für sein langjähriges und herausragendes Engagement im BVOU mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Über viele Jahre hinweg war er Landesvorsitzender in Berlin und ist seit 1991 Mitglied der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin. Bereits seit 1988 engagiert er sich als Vorsitzender des Weiterbildungsausschusses für Chirurgie, Orthopädie, Urologie sowie Physikalische und Rehabilitative Medizin. Später übernahm er den Vorsitz des gemeinsamen Weiterbildungsausschusses Berlin und vertrat die Berliner Ärztekammer auf Bundesebene im Bereich der ärztlichen Weiterbildung. Im Laufe der Jahre war er zudem in verschiedenen weiteren Kammerausschüssen aktiv. Darüber hinaus ist er Vorsitzender der QM-Kommission der KV Berlin. Von 2010 bis 2024 leitete er als Landesvorsitzender den Berufsverband Orthopädie/Unfallchirurgie in Berlin und ist zudem als Referatsleiter für den Bereich „Weiterbildung“ im Berufsverband tätig. Sein unermüdlicher Einsatz hat die Entwicklung des Berufsverbandes maßgeblich geprägt.

Hubert-Waldmann-Plakette für Dr. Johannes Flechtenmacher

Die Hubert-Waldmann-Plakette, die höchste Auszeichnung des Verbandes, wurde in diesem Jahr an Dr. Johannes Flechtenmacher verliehen. Die nach dem langjährigen Vorsitzenden Dr. Hubert Waldmann benannte Plakette ehrt herausragende Verdienste um das Fach Orthopädie. Dr. Flechtenmacher ist seit dem Jahr 2000 Bezirksvorsitzender Karlsruhe des BVOU und übernahm 2007 zusätzlich das Amt des Landesvorsitzenden Baden. Seit 2011 ist er ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Stuttgart. Von 2014 bis 2021 prägte er als Präsident des BVOU maßgeblich die Verbandsarbeit. Seit 2019 ist er Mitglied der Vertreterversammlung der Landesärztekammer Baden-Württemberg und wurde im selben Jahr als Mitglied in den Deutschen Ärztetag gewählt. Mit seinem Engagement hat Dr. Flechtenmacher wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Faches gesetzt.

Jürgen-Eltze-Plakette für Dr. Hartmut Gaulrapp

Für sein langjähriges Engagement wurde Dr. Hartmut Gaulrapp mit der Jürgen-Eltze-Plakette ausgezeichnet. Seit 1991 ist er als Orthopäde in München-Schwabing niedergelassen und engagiert sich besonders in der Aus- und Weiterbildung. Seit 2003 besitzt er Fortbildungszertifikate der Bayerischen Landesärztekammer und betreut seit 1999 regelmäßig Famulaturen und Praktika in seiner Praxis. Im Jahr 2002 erhielt er die Ausbildungsermächtigung für Ultraschalluntersuchungen an Bewegungsorganen und Säuglingshüften durch die KV Bayern. Seit 2004 bietet er regelmäßig Ultraschallkurse für Bewegungsorgane an. Von 2000 bis 2022 war er zudem BVOU-Bezirksvorsitzender in München. Sein kontinuierlicher Beitrag zur Fortbildung und Förderung des ärztlichen Nachwuchses ist beispielhaft.

JOU für SZ-Beitrag über Generationen, Werte und Wandel in der Medizin

Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU)

Preisträger Deutscher Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie (JOU) 2025
Arbeiten, aber anders: JOU für SZ-Beitrag über Generationen, Werte und Wandel in der Medizin

Berlin, 28.10.2025: Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) zeichnen 2025 einen Beitrag von Elisa Schwarz aus der Süddeutschen Zeitung mit dem Deutschen Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie (JOU) aus. Zwei weitere Arbeiten werden mit Sonderpreisen geehrt. Die prämierten Beiträge zeigen eindrucksvoll die Bandbreite des Fachs – vom Wandel des ärztlichen Berufsbildes über den Blick auf den eigenen Körper bis hin zur medizinischen Arbeit in einem Kriegsgebiet.

Siegerbeitrag: Elisa Schwarz „Mama, ich bin nicht wie Du“ in Süddeutscher Zeitung, 14.08.2024
Der Siegerbeitrag porträtiert eine Chefärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, die mit ihrer Tochter über den Universitätscampus spaziert. Während die Mutter vom aufopfernden Studium, langen Diensten, Verantwortung und Leidenschaft in ihrem Beruf erzählt, wünscht sich die Tochter, Zahnmedizinstudentin, ein Leben mit mehr Freiraum und Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit. So entsteht ein feinsinniges Bild des Wertewandels in der Medizin: vom steinigen Weg einer Frau in eine Führungsposition hin zu einer Generation, die Erfolg und Selbstfürsorge neu definiert. Elisa Schwarz verbindet die ganz persönliche Sicht der beiden Frauen mit gesellschaftlicher Reflexion und zeichnet so ein sensibles Portrait weiblicher Berufsbiografien im Wandel. „Der Beitrag spiegelt den Wandel wider, den auch unser Fach erlebt“, sagt Juryvorsitzender Prof. Dr. Karsten E. Dreinhöfer. „Er zeigt, wie unterschiedlich Generationen auf Arbeit, Verantwortung und Belastung blicken und dass der Dialog entscheidend ist für die Medizin von morgen.“ Preisträgerin Elisa Schwarz ergänzt: „Die Geschichte erzählt von einer Mutter, die ihren Beruf als Chirurgin liebt und dafür viel entbehren musste. Und von ihrer Tochter, die gerne Ärztin werden möchte – aber nicht um jeden Preis. Ich freue mich sehr, dass die Reportage nun mit dem JOU ausgezeichnet wurde, und mit dem Generationskonflikt ein Thema, das nicht nur in der Medizin eine große Rolle spielt.“

Sonderpreis: Maren Wurster „Jenseits der Vollkommenheit“ in Psychologie Heute, 05/2025
Einen Sonderpreis erhält Maren Wurster für ihren literarischen Essay, der mit sprachlicher Kraft, Tiefe und emotionaler Offenheit überzeugt. In ihrem sehr persönlichen Text beschreibt sie die Auseinandersetzung mit einem Fuß, der wegen eines Nervenschadens nach einem Bandscheibenvorfall deformiert ist und den sie lange als Makel empfand. Mit großer Sensibilität erzählt sie vom Versuch, diesen Teil ihres Körpers zu verbergen, und stellt dabei Fragen nach Schönheit, Scham und Selbstannahme. So entsteht eine eindrucksvolle Reflexion über Körperbilder und Identität. „Was diesen Beitrag besonders macht, ist sein Blick auf die seelische Dimension der Orthopädie“, sagt Prof. Dr. Almut Tempka, stellvertretende Juryvorsitzende. „Er zeigt, dass körperliche Veränderung immer auch psychische Spuren hinterlässt und dass Heilung erst vollständig ist, wenn der Mensch sich auch innerlich annehmen kann.“ Maren Wurster erklärt: „Für meinen autobiografischen Text wollte ich ehrlich sein und dort hingehen, wo es unbequem wird. Mich interessierte, wie Körperbilder, Fremd- und Selbstbilder entstehen, wie diese uns behindern. Doch ich wollte auch erzählen, wie ich lerne, meine Beeinträchtigung anders zu sehen und anzunehmen.”

Sonderpreis: Wolfgang Bauer „Die Vergessenen“ in der ZEIT, 15.03.2025
Mit einem Sonderpreis wird Wolfgang Bauer für seine eindringliche Reportage über das Leid der Menschen im Sudan ausgezeichnet. Sein Beitrag führt in das einzige noch funktionierende Krankenhaus der Hauptstadt Khartum, an dem Ärztinnen und Ärzte unter Kriegsbedingungen Tag für Tag Schwerverletzte versorgen. Der Text überzeugt durch journalistische Präzision, sprachliche Kraft und menschliche Tiefe und dokumentiert eine fast vergessene humanitäre Tragödie. „Wolfgang Bauer gelingt es, die Realität unseres Faches in Extremsituationen zu zeigen: Menschen mit schwersten Verletzungen, Ärztinnen und Ärzte, die trotz fehlender Mittel helfen. Sein Text erinnert daran, dass Unfallchirurgie immer auch humanitäre Medizin ist“, sagt Prof. Dr. Karsten E. Dreinhöfer, Juryvorsitzender der DGOU. Wolfgang Bauer sagt: „Wie kann es passieren, dass über einen der schlimmsten Kriege unserer Zeit in unseren Medien kaum berichtet wird?“

Über den JOU
Seit 2010 würdigt der JOU jährlich herausragende Medienbeiträge zu orthopädisch-unfallchirurgischen Themen aus den Bereichen Print, Hörfunk, Fernsehen und Online. Der achtköpfigen Jury 2025 lagen 37 Bewerbungen vor. Der Siegerbeitrag erhielt eine Dotation von 3.000 Euro, an die Autoren der Beiträge für den Sonderpreis gingen jeweils 1.000 Euro.

Der JOU-Jury 2025 gehörten an:

  • Prof. Dr. med. Karsten E. Dreinhöfer, Juryvorsitzender sowie Chefarzt Orthopädie, Medical Park Berlin Humboldtmühle und Professor, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Sebastian Grosser, Preisträger 2024, ARD/BR
  • Janosch Kuno, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit BVOU
  • Swetlana Meier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DGOU
  • Sybille Seitz, Preisträgerin 2024, ARD/RBB
  • Prof. h.c. Dr. med. Almut Tempka, Stellvertretende Juryvorsitzende, Oberärztin, Centrum für Muskuloskelettale Chirurgie (CMSC), Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Lea Usov, Junges Forum O und U – JFOU
  • Anna Wittchen, Geschäftsstelle der Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege 

Der Bewerbungsschluss für den Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie endete am 31. Juli 2025. Eingereicht werden konnten Beiträge, die zwischen dem 1. August 2024 und dem 31. Juli 2025 in einem deutschsprachigen Medium erschienen sind. Die Jury bewertete alle Beiträge in einem aufwendigen Sichtungsverfahren.

Weitere Informationen:
www.dgou.de
www.bvou.net

Kontakt für Rückfragen:
Swetlana Meier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -16 oder -00
E-Mail: presse@dgou.de

Janosch Kuno
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU e.V.)
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 797 444 55
E-Mail: presse@bvou.net

Sollten Sie die Pressemitteilungen der Fachgesellschaften aus O und U künftig nicht mehr erhalten wollen, melden Sie sich bitte unter folgender E-Mail-Adresse ab: presse@dgou.de

O&U vereint an einem Stand – DKOU 2025

Der DKOU findet vom 28. bis zum 31. Oktober unter dem Motto „Fortschritt gemeinsam gestalten“ in Berlin statt. Und es ist eine Premiere: Der DKOU findet in diesem Jahr erstmals im CityCube Berlin statt. Dank der modernen Ausstattung und flexiblen Nutzungsmöglichkeiten bietet dieser die perfekte Location für den altbewährten kollegialen und fachlichen Austausch. Vertraut und gleichzeitig neu ist auch der Gemeinschaftsstand unserer orthopädisch-unfallchirurgischen Fachgesellschaften und des Berufsverbands. Der Gemeinschaftsstand befindet sich auf Ebene 2, direkt an der großen Treppe gegenüber dem Cube Café.

Hier erhalten Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, sich mit dem Team unserer Geschäftsstellen über Möglichkeiten des Engagements in einem der zahlreichen Gremien der Fachgesellschaft zu unterhalten, mehr über Serviceangebote, Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten sowie über die Vorteile einer Mitgliedschaft in unserem einzigartigen Netzwerk zu erfahren. Insbesondere Informationen zu den neuesten Entwicklungen bei den Leitlinienprojekten der DGOU gibt es am Gemeinschaftsstand aus erster Hand.

Darüber hinaus können Interessierte mehr über das Patientenportal Orthinform des BVOU erfahren: Damit Patientinnen und Patienten schnell den passenden Spezialisten in ihrer Nähe finden, ist die Pflege aktueller Profildaten entscheidend. BVOU-Mitglieder haben daher die Möglichkeit, ihre im Portal hinterlegten Angaben direkt vor Ort mit Unterstützung des Teams zu überprüfen, zu ergänzen und ihre Daten kostenlos auf Profil+ upzugraden.

Alles Wissenswerte zu Selektivverträgen gibt es ebenfalls exklusiv beim DKOU. Am Gemeinschaftsstand informiert das BVOU-Team über aktuelle Verträge zur Versorgung und lädt zum Mitmachen ein.

Mitmachen kann man übrigens auch bei der DGOU: Mit dem richtigen Dreh am Glücksrad können Sie kleine oder große Überraschungen gewinnen. Kommen Sie vorbei!

Die Lounge als Ruhepol

Unmittelbar neben der Fläche, auf der sich die einzelnen Gesellschaften DGOU, DGU, DGOOC, BVOU sowie die AOUC (Akademie für Orthopädie und Unfallchirurgie), ADO (Akademie Deutscher Orthopäden) und die AUC (Akademie der Unfallchirurgie) präsentieren, lädt eine großzügige Lounge mit vielen Sitzmöglichkeiten entweder zum ruhigen Arbeiten oder zur Kommunikation ein. So lassen sich abseits des Vortragssaals bei einer Tasse Kaffee Gespräche vertiefen oder neue Kontakte knüpfen.

Zwei weitere Servicestände für Ihre Fragen

Wer sich auf der gleichen Ebene in der Industrieausstellung über aktuelle Entwicklungen in Orthopädie und Unfallchirurgie informieren möchte, kommt auf dem Weg dorthin zudem direkt an unseren kleineren Serviceständen der DGOU und dem BVOU vorbei. Ob Beratungen zu Strafrecht und Haftungsfragen beim BVOU oder Wissenswertes zur Mitgliedschaft in der DGOU – auch hier erhalten Sie Antworten auf Ihre Fragen. Sprechen Sie uns gern an!

Mehr zum gemeinsamen Messeauftritt von O&U und was es sonst noch auf dem DKOU zu erleben gibt, erfahren Sie an allen vier Kongresstagen wie gewohnt auf Instagram, LinkedIn und Facebook jeweils unter #DKOU2025.

Stefanie Schnarr, DGOU-Onlineredaktion, Janosch Kuno, Presse BVOU

Vom Teilnehmer zum Kongresspräsidenten: DKOU25 mit Herz und Verantwortung

Was bedeutet es, den größten europäischen Kongress für Orthopädie- und Unfallchirurgie als einer der Präsident leiten zu dürfen? Dr. Stefan Middeldorf spricht über die persönliche Bedeutung dieser Rolle, den Rückblick auf eine langjährige Kongress-Teilnahme und die Verantwortung, gemeinsam mit einem starken Team den Kurs für den DKOU 2025 (28. – 31.10.) zu setzen.

Herr Dr. Middeldorf, als Kongresspräsident des DKOU 2025 – was bedeutet diese Rolle für Sie privat und beruflich?
Dr. Stefan Middeldorf: Da ich Beruf und Privates nicht sonderlich trenne – hier folge ich übrigens meinem verehrten Lehrer und ehemaligen Chef, Prof. Hans-Raimund Casser –, kann ich Ihnen auf beides im Wesentlichen gleichlautend antworten: Große Ehre und ebenso große Herausforderung trifft es vermutlich am besten. Seit Mitte der 90er bin ich durchgängig Teilnehmer des Kongresses, immer mit eigenen Beiträgen und Seminaren oder zu Vorsitzen geladen. Nun einmal selbst Verantwortung zu übernehmen, gemeinsam mit meinen Co-Präsidenten, ist etwas ganz Besonderes, salopp gesagt: „mittendrin, statt nur dabei!“ Es ist kein Geheimnis, dass ich nicht mehr zu den ganz Jungen gehöre, der reguläre Abschluss meiner Berufstätigkeit nicht zu verleugnen ist, die Ehre der Kongresspräsidentschaft rundet da meine Laufbahn auch auf wunderbare Weise ab. Der Kongress an sich und seine Vorbereitung, auch die Durchführung, ist nicht ganz unähnlich einer großen Reise mit einer Dreimastbark. Der Kurs ist in gewisser Weise klar, muss aber den jeweiligen Wetterbedingungen angepasst werden. Und es geht auf keinen Fall alleine, es braucht ein großes Team, um ein solches Schiff am Laufen zu halten. Hier gibt es unheimlich viele engagierte, kompetente und fleißige Leute, die uns drei Kongresspräsidenten unterstützen. Das ist natürlich zunächst einmal die Kongressorganisation, die ganz viel Erfahrung mitbringt, insbesondere auch mit dem Umgang mit den handelnden Personen und Persönlichkeiten, dann natürlich die jeweiligen Geschäftsstellen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, auch unsere jeweiligen Teams, und ich bin hier unheimlich dankbar, dass Dr. Sven Schemel, Dr. Tobias Riedl und PD Dr. Ricarda Seemann mich unterstützen – insbesondere Frau Seemann bringt ja als Kongresssekretärin aus dem Jahr 2024 sehr viel Input mit. Und dann sind es natürlich die Generalsekretäre Prof. Kladny und Prof. Pennig, die uns unterstützen. Die beiden würde ich mal so als Schutzengel bezeichnen: Wenn du sie nicht brauchst, sind sie im Hintergrund, wenn aber Not am Mann ist, unterstützen sie einen sofort, zumal mit ihrer großen Erfahrung. Ich möchte meiner Klinikgeschäftsführerin herzlich danken, dass sie mich über die gesamte Zeit der Vorbereitung unterstützt hat. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Und natürlich habe ich mit Frau Dr. Michalke und Herrn Dr. Jakubaß als meine ärztlichen Vertreter in den verschiedenen Bereichen der Klinik bislang maximale Unterstützung erfahren – dafür bin ich sehr dankbar.

Der DKOU ist Europas größter Fachkongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. Welche Schwerpunkte und Innovationen erwarten die Teilnehmer in diesem Jahr?
Dr. Middeldorf: Der DKOU ist die wichtigste Veranstaltung in unserem Fach, mit steigenden Teilnehmerzahlen, die inzwischen sogar den Kongress der American Academy of Orthopaedic Surgeons (AAOS) übertreffen. Zudem haben wir in diesem Jahr eine überaus geeignete Location. Der Wechsel aus den Messehallen, die ja mal als Provisorium gedacht waren, dann aber doch lange überdauerten, in den CityCube – dies wurde sehr gut vorbereitet – wird sicherlich nochmals die Attraktivität der Veranstaltung steigern. Viele wichtige Themen warten auf die Teilnehmer. Aus berufspolitischer Sicht ist hier natürlich zunächst die Krankenhausreform zu nennen, aber ebenso die Notfallversorgung, Prävention, Patientensteuerung, Bürokratieabbau, Hybrid-DRG, Primärarztversorgung und die nachhaltige Finanzierung unseres Gesundheitssystems. Als Schwerpunktthemen haben wir Präsidenten uns zudem die Digitalisierung und neue Technologien, Big Data und künstliche Intelligenz, Gelenkerhalt und -ersatz, konservative Therapie und Versorgungsstrukturen sowie Sportverletzungen gesetzt. Natürlich wird es auch wieder um die wichtigen Themen aus dem Bereich der Grundlagenforschung gehen. Neben den sog. „gesetzten“ Sitzungen, also Themen, die aus dem Bereich von medizinischen Fachgesellschaften, Sektionen und Dezernaten kommen, gab es zudem eine Auswahl aus 1250 Abstracts zu treffen; über 50% wurden zur Präsentation als Vortrag oder Poster angenommen. An dieser Stelle darf ich zunächst einmal allen Einreichenden für die sehr hochwertigen Beiträge danken, ebenso den Gutachtern für ihren Einsatz bei der Bewertung.

Angesichts der internationalen Krisen und Unsicherheiten: Wie bereiten Sie die Kliniken auf neue Gefährdungslagen vor und welche Rolle spielt der DKOU dabei?
Dr. Middeldorf:
Wir werden mit unserem Programm auch der Tatsache Rechnung tragen, dass wir international in bewegten Zeiten mit wachsender Unsicherheit und militärischen Konflikten in der Ukraine und in Nahost leben, und auch mit einer Neuordnung der transatlantischen Partnerschaft konfrontiert sind. Welche Auswirkungen zunehmende Gefährdungslagen auf unsere Kliniken haben und wie wir uns vorbereiten können, werden wir in mehreren Sitzungen behandeln. Die Interdisziplinarität war uns ebenfalls wichtig, gemäß unseres Mottos: Fortschritt gemeinsam gestalten. Als Ärzte sind wir Teamplayer, sowohl in Praxis als auch Klinik. So ist es nur selbstverständlich, dass wir einen Austausch generationsübergreifend pflegen – ich darf hier nur das Junge Forum nennen –, auch die Industrie ist natürlich unser Partner, mit der wir Innovationen entwickeln können. Sessions wird es darüber hinaus selbstverständlich auch für Studierende, Pflegende, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten geben. Am Kongress-Freitag findet zudem der traditionelle Patiententag statt, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Rheuma-Liga. Also eine sehr runde Sache.

Mit Spanien und Österreich als Gastländern: Welche Impulse und Erfahrungen erhoffen Sie sich von diesem internationalen Austausch?
Dr. Middeldorf: Unsere Gastländer, Spanien und Österreich, sind mit zahlreichen Sitzungen eingebunden, wir erwarten hier Impulse zu Fokus-Themen wie Knorpelrekonstruktion, Versorgung der Hüftdysplasie, Kurzschaft-Endoprothetik, Verletzungen des Beckenrings und periprothetische Frakturen. Gespannt können wir sein, wie in den verschiedenen Ländern diese anspruchsvollen Themen therapeutisch angegangen werden. Bei der Eröffnungsfeier am Kongress-Dienstag werden wir übrigens den Präsidenten der Bundesärztekammer, Herrn Dr. Klaus Reinhardt, begrüßen dürfen. Uns erwartet hier eine spannende Diskussion zu aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen.

Welche spezifischen Herausforderungen in der Orthopädie und Unfallchirurgie möchten Sie ganz persönlich mit dem diesjährigen Kongress besonders adressieren?
Dr. Middeldorf: Die Auswahl hängt natürlich zunächst mit meinen persönlichen Arbeitsschwerpunkten zusammen, immer aber auch mit dem Blick darauf, was die Kongressteilnehmer interessieren könnte. Als Präsident des Berufsverbandes stehen selbstverständlich zuerst berufspolitische Themen im Vordergrund. Da brennen wir in diesem Jahr wahrlich ein Feuerwerk an Themen ab, denn es gibt auch wirklich viele relevante Themen, zu denen informiert werden muss und zu denen wir diskutieren wollen: Primärarztversorgung, Hybrid-DRG, KVKHG, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Bogen ist hier aber noch viel weiter zu spannen: Es geht darum, wie Orthopädie und Unfallchirurgie in die Versorgung eingebracht werden können. Versorgungsverträge, Disease Management und indikationsspezifische Behandlungsansätze zu verschiedenen Krankheitsbildern werden wir hier präsentieren. Dank an dieser Stelle übrigens auch an die vielen Kolleginnen und Kollegen des BVOU, aus Vorstand und Dezernaten, die hier spannende Sessions zu brandaktuellen Themen einbringen werden. Aus meinen Arbeitsschwerpunkten kommen darüber hinaus zahlreiche Sessions zu konservativer Orthopädie & Unfallchirurgie, Rehabilitation, Technischer Orthopädie und Begutachtung.

Die Schön Klinik ist das größte Familienunternehme im Deutschen Krankenhaussektor. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist hier ein zentraler Aspekt in der Schön Klinik. Wie wichtig ist dieser Ansatz für die Rehabilitation in der Orthopädie und Unfallchirurgie?
Dr. Middeldorf: Interdisziplinäres Arbeiten ist in Klinik und Praxis heute nicht mehr wegzudenken. Oft sind es erst die Netzwerke, die unseren Patientinnen und Patienten einen Mehrwert und eine rasche Genesung ermöglichen. Gelebte Interdisziplinarität finde ich an meinem Arbeitsplatz in der Zusammenarbeit mit der Neurologischen und Psychosomatischen Klinik wieder. Hier gibt es beispielsweise abteilungsübergreifende Behandlungsprogramme, die unsere Patientinnen und Patienten sehr schätzen. Wir unterscheiden uns in diesem Punkt gar nicht so sehr von den Akutkrankenhäusern: Auch in der Unfallchirurgie ist es heute üblich, gemeinsam mit den internistischen Geriatern im Rahmen des Alters-Trauma zu arbeiten. Für die Rehabilitation gilt dies umso mehr, da wir unter Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Krankheitskonzepts arbeiten. Homo sapiens nimmt ja für sich in Anspruch, ein Bewusstsein zu haben – psychische und soziale Aspekte spielen hier, neben den körperlichen Beeinträchtigungen, eine große Rolle. Dies muss selbstverständlich auch in der Therapie adressiert werden; alles andere würde zu kurz greifen.

Wie hat sich die Rehabilitation in Deutschland entwickelt und auf welcher gesetzlichen Grundlage basiert sie?
Dr. Middeldorf:
Seit 30 Jahren bin ich nun in der orthopädischen Rehabilitation tätig. Über diesen gesamten Zeitraum gab es immer wieder Diskussionen, ob man Rehabilitation in dieser Form in Deutschland überhaupt braucht oder ob sie nicht zu teuer sei – nach dem Motto: Im Ausland gibt es das ja auch nicht. Dabei werden, aus meiner Sicht, hier Äpfel mit Birnen verglichen. Während es in anderen Ländern – meist aus wirtschaftlichen Gründen – oft nur um eine punktuell auf die Funktionsverbesserung des operierten Gelenks fokussierte Behandlung geht, haben wir in Deutschland einen ganz anderen Anspruch, der sich aus unserer Historie und insbesondere aus der Sozialgesetzgebung ableitet und in jeder Hinsicht sinnvoll ist. So finden sich die speziellen Regelungen zur Rehabilitation beispielsweise im SGB V sowie im SGB IX. Es geht schlicht und ergreifend um die Teilhabe von Menschen – und nicht nur um das Durchführen von „Knack- und Back-Beübungen“ auf einer Therapieliege. Oft ist selbst in Fachkreisen nicht bekannt, auf welcher Grundlage wir diese rehabilitativen Maßnahmen erbringen. Wir arbeiten für die gesetzliche Krankenversicherung auf der Basis „Rehabilitation vor Pflege“, im Bereich der gesetzlichen Rentenversicherung nach dem Prinzip „Rehabilitation vor Rente“, und die gesetzliche Unfallversicherung arbeitet unter der Maßgabe „mit allen verfügbaren Mitteln“. Dabei ist unser Ansatz holistisch und – wie bereits gesagt – auf Basis des bio-psycho-sozialen Krankheitskonzepts. Es gibt eben nicht nur ein paar Einheiten Physiotherapie oder Massage, sondern der Anspruch ist, richtungsweisende Verbesserungen – auch durch edukative Elemente und Verhaltensschulung – zu erzielen, die gesundheitliche Verbesserungen anstoßen und Auswirkungen auf die Zukunft haben. Das Ziel ist, Menschen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden zu halten, statt einer Einweisung ins Pflegeheim. Ebenso geht es darum, angesichts der demografischen Entwicklung und der Tatsache, dass 50 % der Erwerbstätigen das reguläre Rentenalter gar nicht arbeitend erreichen, Menschen in die Lage zu versetzen, ihrer Berufstätigkeit länger nachgehen zu können – mit positiven Auswirkungen auf das Individuum und auf die Sozialkassen. Im Vergleich zu den technischen Innovationen im operativen Fachgebiet wirkt die Rehabilitation manchmal etwas altbacken. Doch das Gegenteil ist der Fall: Durch moderne Produkte wie ABMR im Bereich der gesetzlichen Unfallversicherung sowie MBOR und VOR im Bereich der gesetzlichen Rentenversicherung gelingt es, immer individueller und zielgenauer zu arbeiten. Auch wenn die Rehabilitation in den Krisenjahren Mitte der 90er-Jahre gelegentlich schon totgesagt wurde, sieht es heute völlig anders aus: Der Bedarf ist riesig. Der Trend zu Single-Haushalten mit fehlender Versorgung nach Operationen und Unfällen, der Wegfall traditioneller Familienverbünde, die zu erwartende längere Lebensarbeitszeit, Prävention und Erwerb von Gesundheitskompetenz sowie die immer frühere Entlassung aus immer kürzer werdenden Klinikaufenthalten – z. B. nach Hüft- und Knie-TEP-Implantationen – führen dazu, dass nahezu alle Reha-Einrichtungen von Vollbelegung bzw. anhaltend hoher Nachfrage berichten. Auch das Verhältnis zwischen stationärer und ambulanter Rehabilitation hat sich mittlerweile, je nach Bundesland, eingependelt.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Rehabilitation und wie hat die Covid-Pandemie diesen Prozess beeinflusst?
Dr. Middeldorf:
Die Covid-Pandemie hat gezeigt, wie viel mehr auch digital möglich ist – sowohl bei der Vorbereitung vor elektiven operativen Eingriffen als auch im konkreten Reha-Prozess im ambulanten und stationären Setting sowie in der geeigneten Nachbehandlung im Sinne der Tele-Reha. Eine Unterstützung durch Digitalisierung tut zudem heute schon not, da wir ja mit Personalmangel in allen Bereichen unserer Einrichtungen zu kämpfen haben. Hier wird es uns nur mit smarten Lösungen, auch aus dem KI-Bereich, gelingen, unsere Aufgaben auch in Zukunft professionell und zielführend zu erledigen. Wir sind zwar schon auf einem guten Weg, aber es braucht Lösungen nicht nur für den Bereich der Verwaltung und Datenverarbeitung innerhalb des Behandlungsprozesses und der eigenen Klinik, sondern auch in der Vernetzung mit den Zuweisern sowie den Kolleginnen und Kollegen der Nachbehandlung. Die ePA ist hier ein Hoffnungsschimmer, in der Breite aber noch keinesfalls angekommen. Ich bin immer erstaunt, wie vergleichsweise unprofessionell wir diesbezüglich in den Kliniken im Vergleich zur Industrie arbeiten.Vor ca. 25 Jahren habe ich als QM-Beauftragter unserer Klinik, als die ISO-Zertifizierung eingeführt wurde, eine Hospitation bei Siemens Healthcare gemacht und mir angeschaut, wie sie dort ihre CTs zusammenschrauben. Das war aus Qualitätssicht sensationell, und es war mir fast peinlich, wie wir mit dem hohen Gut der Gesundheit doch in unseren Kliniken aus Prozesssicht umgehen. Das hat natürlich auch seine Gründe: Wir sind als Ärzte in erster Linie nicht auf standardisierte Abläufe und große Zahlen geeicht, sondern auf individuelle und maßgeschneiderte Lösungen, die wir mit unseren Patientinnen und Patienten erarbeiten. Da hat sich natürlich in den vergangenen Jahren sehr viel getan; die Orientierung an medizinischen Leitlinien und evidenzbasierter Medizin spielt heute eine viel größere Rolle, als es damals noch üblich war. Mein Credo in der Klinik ist auch immer, die Prozesse für die Routine möglichst sicher, einfach und straff zu gestalten, um sich damit Zeitfenster für die wirklich anspruchsvollen Behandlungsfälle zu erarbeiten.

Sie haben zahlreiche Zusatzqualifikationen. Wie beeinflusst diese breite Expertise Ihre Perspektive Ihre Themen des DKOU und Ihre Arbeit als Chefarzt?
Dr. Middeldorf: Da unterscheide ich mich nicht sonderlich von anderen Kolleginnen und Kollegen meiner (Boomer-) Generation. Zum einen war der Konkurrenzdruck unheimlich hoch, zum anderen hatte ich von Anfang an die konservative Orthopädie und schon bald auch die Rehabilitation im Blick. Ein breit aufgestelltes Behandlungsspektrum bedeutet ja auch immer, unseren Patientinnen und Patienten ein gutes und maßgeschneidertes Angebot nach ihren Präferenzen machen zu können. Meine ersten Kurse in TCM, Naturheilverfahren und Chirotherapie absolvierte ich übrigens während meiner unfallchirurgischen Zeit Anfang der 90er Jahre – quasi „Undercover“. Hätte mein damaliger Chef davon erfahren, wäre ich vermutlich rasch vom OP-Plan verschwunden. Die Technische Orthopädie, insbesondere die Rehabilitation nach Amputation und Prothesenversorgung, war lange Zeit einer meiner Arbeitsschwerpunkte. Auslöser dafür waren Fortbildungen an der damals noch eigenständigen Klinik für Technische Orthopädie in Münster, aber auch in einer Rehabilitationsklinik in Essen-Kettwig. In den letzten Jahren ist als weiterer Arbeitsschwerpunkt die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie hinzugekommen. Schmerztherapie in der Rehabilitation betreiben wir bei uns bereits seit den 90er Jahren. 2019 kam dann noch eine Krankenhausabteilung für IMST unter dem Dach der Orthopädie hinzu. Wir erleben das als außerordentlich bereichernd – es rundet unser Behandlungsspektrum ideal ab.

Sie sind seit Jahren in der Arbeitsgemeinschaft Leitender konservativer Orthopäden und Unfallchirurgen (ALKOU) aktiv. Ein zentrales Thema des ALKOU ist die Attraktivität der Weiterbildungsstellen in Rehakliniken. Was sind die größten Herausforderungen und wie können diese überwunden werden?
Dr. Middeldorf: Durch das Zusammengehen der Fachrichtungen Orthopädie und Unfallchirurgie, man muss es leider so sagen, ist uns der Fluss der an Weiterbildung Interessierten komplett weggebrochen. Die Inhalte der Weiterbildung liegen nachvollziehbar im Operativen, konservative Orthopädie &Unfallchirurgie und Rehabilitation rangieren unter „ferner liefen“. Heute sehen wir in Rehakliniken überwiegend Kolleginnen du Kollegen, die ihre Zukunft dauerhaft in der Reha sehen und u.U. gar keinen Facharzt anstreben, oft nicht aus Deutschland stammen, was sprachliche und kulturelle Themen mit sich bringen kann. In vielen Kliniken sind Stellen unbesetzt. Seit 2021 gibt es eine neue Weiterbildungsordnung für die Orthopädische Rheumatologie, in die viel Hoffnung gesetzt wurde, die aber bislang deutschlandweit aus verschiedenen Gründen, nicht wirklich ans Fliegen gekommen ist. Hier gibt es unter Einsatz einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Christoph Lohmann, meinem Co-Präsidenten, flankiert und unterstützt durch unsere Fachgesellschaften, hier ins. Prof. Bernd Kladny, einen neuen Aufschlag mit einer sehr sinnigen und modifizierten inhaltlichen Gestaltung, die der Bundesärztekammer vorgelegt wurde. Die Idee dahinter ist, dass nach dem Facharzt Kolleginnen und Kollegen die Wahl haben, sich für die Spezielle Orthopädie, spezielle Unfallchirurgie oder eben für die Orthopädische Rheumatologie, die dann maßgebliche Inhalte der konservativen Orthopädie und Unfallchirurgie beinhalten würde, entscheiden können. Wenn diese Idee Wirklichkeit wird, wir befinden uns auf dem mehrjährigen Weg durch die Instanzen, sehe ich große Chancen für Kliniken, die konservative Orthopädie im rehabilitativen und Krankenhaussektor betreiben, wieder besser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ärztlichen Dienst zu gewinnen.

Abschließend: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Orthopädie und Unfallchirurgie, sowohl in Ihrer Arbeit als auch auf berufspolitischer Ebene durch den DKOU?
Dr. Middeldorf:
Die Zielparameter für einen Kongress, wie den DKOU, und für erfolgreiches Arbeiten in einer Klinik, sind gar nicht so unähnlich. In der Klinik geht es in erster Linie um Wiederempfehlungsrate und Patientenzufriedenheit. Die medizinische Qualität, die Strukturqualität und Abläufe der Prozesse, sind im wesentlichen Vehikel, um diese Ziele zu erreichen. Gleiches gilt auch für den Kongress, das Ziel ist es, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen für die Teilnahme zu begeistern, das gelingt uns, indem wir ein attraktives und inhaltsreiches Programm zusammenstellen, das zudem auf unsere Zielgruppe passgenau zugeschnitten ist. Wie die Teilnehmer auf dem Kongress im Mittelpunkt stehen, so sind es auch unsere Patientinnen und Patienten in Klinik und Praxis. Wenn Sie nach der Zukunft fragen: Es muss der wesentliche Aspekt der Berufspolitik sein, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, ein durch Bürokratie möglichst ungestörtes, auskömmliches und freudvolles ärztliches Handeln ermöglicht, bei vorhandenen Ressourcen. je mehr Ärztinnen und Ärzte den Rücken frei haben, Störgeräusche unterbleiben, wirtschaftliche Sicherung gewährleistet ist, umso mehr gelingt es, empathisch und erfolgreich für unsere Patientinnen und Patienten zu wirken. Es ist eine Stärke des Berufsverbandes, ja seine Kernkompetenz, bei bestehenden Defiziten dieser Grundvoraussetzungen nicht nur zu kritisieren, sondern Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Insbesondere auch der DKOU wird die genannten Themen maßgeblich mit verschiedensten Sitzungen und mit für uns allen relevanten Themen adressieren. Dank an der Stelle auch für meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Berufsverband, Vorstand, Dezernate, Vorsitze der Landesverbände und Geschäftsstelle, die mich bei der Sitzungsplanung und mit ihren Angeboten hier maßgeblich unterstützt haben!

Herr Dr. Middeldorf, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janosch Kuno.

Session: „Update Botulinumtoxin in Neurologie und Schmerztherapie“

Freitag, 31. Oktober, 09:00 – 10:00 Uhr | Raum Budapest 1

Im Rahmen der IGOST-Session „Update Botulinumtoxin in Orthopädie, Neurologie und Schmerztherapie“ erwartet Sie ein spannendes Doppel-Update zu aktuellen Entwicklungen und klinischen Anwendungen von Botulinumtoxin („Botox“) in der Neurologie und Schmerztherapie.

Teil 1: Neurologische Indikationen und neue Horizonte
Prof. Dr. Marcela Lippert-Grüner (Praha, Tschechische Republik) eröffnet die Sitzung mit einem Überblick über den aktuellen Stand und die neuesten Erkenntnisse zum Einsatz von Botulinumtoxin in der Neurologie. Im Fokus stehen praxisrelevante Indikationen wie Migräne, spastikassoziierter Schmerz und die viel diskutierte Anwendung bei Depressionen. Prof. Lippert-Grüner bringt ihre langjährige Erfahrung aus der neurologischen Praxis und Forschung ein und beleuchtet, wie Botulinumtoxin heute weit über die klassische Spastiktherapie hinaus eingesetzt wird
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Teil 2: Systematische Übersichten in Orthopädie und Schmerztherapie
Im Anschluss präsentiert Dr. docent Stephan Grüner (Köln, Deutschland) systematische Übersichten und Metaanalysen zum Einsatz von Botulinumtoxin bei muskuloskelettalen und neuropathischen Schmerzsyndromen. Im Mittelpunkt stehen aktuelle Studiendaten zu Epikondylitis humeri radialis, Plantarfasziitis, myofaszialen Schmerzen der Schulter-Nacken-Region, Gonarthrose sowie neuropathischem Schmerz. Dr. Grüner gibt einen praxisnahen Einblick in die Wirksamkeit, Sicherheit und Grenzen der Botulinumtoxin-Therapie in der modernen Schmerzmedizin.

Für wen ist die Session interessant?
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die sich für innovative, evidenzbasierte Therapieoptionen in der Neurologie, Orthopädie und Schmerztherapie interessieren – von der Grundlagenforschung bis zur praktischen Anwendung im klinischen Alltag.