Die politischen Fehlentscheidungen aus Berlin sind ein Desaster für Niedergelassene, für die Teams und auch für die zukünftige Patientenversorgung. Dagegen wollen wir protestieren!
MEDI Baden-Württemberg e. V. lädt in Kooperation mit verschiedenen Verbänden, darunter auch der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie, Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und -therapeuten und ihre Teams sowie Patientinnen und Patienten zum Protest ein.
Auszug aus Dr. Burkhard Lembecks Protestrede:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
schön zu sehen, dass so viele dem Aufruf gefolgt sind. Was uns hier zusammentreibt, ist die Sorge, dass in unseren Praxen bald nichts mehr geht, dass wir unsere Patientinnen und Patienten nicht mehr so versorgen können, wie sie es verdienen.
Apropos Patientenversorgung: Da ist es ja mal ganz gut, wenn man das aus der anderen Perspektive erlebt, dann nämlich, wenn man Angehörige zum Kollegen begleiten darf.
Das war bei mir vor einigen Tagen der Fall:
Unserem lieben Familienmitglied, der Waltraud, ging es nicht gut… Wir mussten notfallmäßig in die Praxis, das Wartezimmer brechend voll, das kennt man ja, aber der Kollege und das Team hatten das gut im Griff, wir kamen dann doch zügig ins Sprechzimmer: Anamnese, körperliche Untersuchung, zwei Spritzen – das ging rasch und Waltraud ging es in der Folge deutlich besser. Die Rechnung betrug für zwei Kontakte 120 Euro, völlig in Ordnung, das zahlen wir gerne – schön zu sehen, wenn es besser geht.
Liebe Patientinnen und Patienten – ihr sagt zurecht, was will er denn? wo ist das Problem? Was hat er denn – das ist doch eine TOP Versorgung!
Dass Problem ist: Waltraud ist eine von vier griechischen Landschildkröten, die unseren Garten bevölkern – und von so einer Versorgung wie bei diesen Landschildkröten können Patientinnen und Patienten hierzulande nur träumen.
Lange Wartezeiten auf einen Termin, brechend volle Praxen und die Schwierigkeit überhaupt jemanden zu finden, bestimmen zunehmend den Alltag der Patienten in Deutschland.
Und für die Praxen: 120 Euro für zwei Kontakte? Davon können wir nur träumen! 55 Euro pro Quartal, das bekommt der durchschnittliche Orthopäde für drei Monate Vollversorgung in Baden-Württemberg, in anderen Bundesländern sieht das noch trüber aus – und das inklusive aller Leistungen, wie Röntgen usw.
Liebe Patientinnen und Patienten – es reicht!
Euch steht zumindest eine Versorgung auf Schildkrötenniveau zu!
Liebe Teams, liebe Kolleginnen und Kollegen, wie sieht die Versorgung bei den Menschen aus?
Fachkräftemangel, Budgetierung, unzureichender Ausgleich der Inflation – das alles zusammen resultiert in längeren Wartezeiten, immer kürzer werdenden Arzt-Patientenkontakten – kurzum zu einer Hamsterradmedizin. Da steigt dann irgendwann auch der letzte motivierte Arzt, die letzte MFA aus. Was Corona nicht geschafft hat, die Politik schafft es. Ambulantisierung ist angesagt – aber die Politik legt die Axt an die ambulante Versorgung. Ein der ersten Heldentaten war die Rücknahme der Neupatientenregelung. Man fasst es nicht! Zumindest wollen wir das nicht schweigend erdulden! Bevor wir gehen und die Tür abschließen- sagen wir laut und deutlich:
Es reicht!
Wenn nicht endlich die Entbudgetierung kommt, nicht endlich eine anständige Bezahlung in Euro und Cent für das Gespräch in der Sprechstunde, dann gehen die Lichter aus und dann, liebe Kolleginnen und Kollegen, seht zu, wie ihr die Patienten versorgt kriegt.