Archiv für den Monat: Mai 2022

Überblick eHealth: Rahmenbedingungen und Anwendungsformen

Mi(ni)ster Digital Health Jens Spahn hat die Digitalisierung im Gesundheitswesen in den letzten Jahren schnell und intensiv vorangetrieben. Verbunden mit dieser ergeben sich zahlreiche neue Rechtsfragen. Diesen widmet sich das im Januar 2022 in erster Auflage neu erschienene Rechtshandbuch E-Health Digital Health im juristischen Fachverlag Beck. Autoren sind neben den herausgebenden Münchner Rechtsanwälten Dr. Wolfgang A. Rehmann und Dr. Christian Tillmanns fünfzehn weitere deutsche Juristen mit entsprechend langjähriger Expertise. Diese bieten wertvolle Hilfestellung bei der Lösung der vielfältigen im Zusammenhang mit der Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen auftretenden rechtlichen Fragestellungen.

Das 483 Seiten umfassende Handbuch ist übersichtlich in drei große Kapitel gegliedert. Kapitel 1 bietet eine kurze Einführung zu E-Health-Technologien und deren Anwendung. Kapitel 2 beleuchtet auf 130 Seiten die grundlegenden gesetzlichen Rahmenbedingungen: Medizinprodukte-, Datenschutz-, ärztliches Berufs-, Erstattungs- und Heilmittelwerberecht. Kapitel 3 wendet sich auf 325 Seiten den einzelnen Anwendungsformen zu: Telemedizin, Apps, 3D-Druck und additive Fertigung, künstliche Intelligenz, elektronische Patientenakte und elektronische Gesundheitskarte, Gesundheitsportale und Telemedizindienste, Software zur Diagnoseunterstützung, Patientencompliance- und Adhärenzprogramme, Krankenhaus- und Praxissoftware, E-Care und E-Rezept. Dabei wird dann jeweils detailliert auf die Berührungspunkte zu den relevanten Rechtsgebiet eingegangen.

Im Fokus des Buches stehen somit aktuelle technische Innovationen der Gesundheitsversorgung. Autoren und Verlag wollen zwar Krankenhausverwaltungen, niedergelassene Ärzteschaft, Krankenkassen und Rechtsanwaltschaft ansprechen, die Thematik ist jedoch insgesamt recht komplex und sicher nur für unmittelbar mit E-Health-Themen beruflich enger befasste Personen oder besonders Interessierte von praktischer Relevanz. Der reine Anwender wird im Regelfall nicht so tief in die Fragestellungen eintauchen wollen, wie sie im Buch hervorragend und qualifiziert beantwortet werden. Deutlich werden bei der Lektüre auch die hohen Anforderungen, Chancen und Risiken entsprechender IT-Produkte einschließlich der Haftungsfragen. Für uns Ärzte sind am ehesten die Kapitel über Telemedizin (z. B. Gutachten und Zeugnisse ohne persönliche Untersuchung anwesender Patienten, Haftung bei Fernbehandlung), Haftung des ärztlichen Behandlers bei App-Einsatz, ePA (Berechtigung und Zugriff, Datenlöschung, Sicherheit) und Haftung bei der Nutzung von Arztsoftware von Interesse. Auch zum Problemthema Telematik Infrastruktur (TI) findet man die dahingehend relevanten Gesetzesparagrafen kommentiert. Abgerundet werden die Kommentare mit zahlreichen Verweisen auf Literatur und Urteile und ein umfangreiches Abkürzungs- und Stichwortverzeichnis.

Dr. med. Karsten Braun, LL. M.
BVOU-Referat Presse/Medien

Umfrage: Nutzung Sozialer Medien in Orthopädie und Unfallchirurgie

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

Soziale Medien sind spätestens seit der Einführung des Web 2.0 fester Bestandteil im privaten wie auch beruflichen Alltag der Menschen geworden. Ärztinnen und Ärzte, aber auch Patientinnen und Patienten nutzen soziale Medien als Kommunikations- und auch Informationsmedium.

Mit dieser kurzen Befragung möchten wir Ihre berufliche Nutzung und Ihre Einstellung zu sozialen Medien im beruflichen Alltag erfassen: Nutzen Sie als Orthopädin/Orthopäde oder Unfallchirurgin/Unfallchirurg soziale Medien und wenn ja, in welchem Umfang und auf welche Art und Weise?

Die Teilnahme an dieser Umfrage ist freiwillig und anonym. Mit Ihrer Teilnahme geben Sie uns gleichzeitig Ihr Einverständnis für eine wissenschaftliche Auswertung und Veröffentlichung der anonymisierten Daten.

Wir bedanken uns im Voraus für Ihr Engagement und Ihre Teilnahme!

Mit freundlichen Grüßen,

 PD Dr. med. David Back (AG Digitalisierung DGOU)
Dr. med. Jörg Ansorg (BVOU)
Dr. med. Tobias Gehlen (AG Digitalisierung DGOU)
cand. Med. Yasmin Youssef (AG Digitalisierung DGOU)

Perspektive DVT – „Ein wegweisender Schritt in die Zukunft“

Im Umland von Bonn leitet Dr. med. Christoph Koopmann, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, die mittlerweile größte orthopädische Praxis der Gegend mit modernster Infrastruktur auf 400 m² und 9 Fachärzten für Orthopädie. Die Orthopädische Praxis Oberpleis legt ihren Fokus besonders auf die ganzheitliche Patientenbetreuung sowie die Anwendung exakter und hochpräziser Diagnostikverfahren im praxiseigenen Diagnostikzentrum. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, betreibt der Facharzt mit seinem Team seit Dezember 2021 nun auch ein DVT der SCS MedSeries® H22 Klasse, um die Befundsicherheit noch weiter zu erhöhen.

Für Dr. Koopmann und sein Team sind eine qualitative, moderne und spezialisierte orthopädische Diagnostik und Therapie zur Erkennung und Behandlung von Funktionsstörungen der Halte- und Bewegungsorgane ein wichtiger Aspekt der Praxisphilosophie. Mit uns sprach er über seine Erfahrungen, die er im Zuge der Beratung, Hospitation und Implementierung gewinnen konnte: „Die Vorteile der SCS Bildgebung sind für uns die kompakte Bauweise des Gerätes ohne die Notwendigkeit größerer räumlicher Umbaumaßnahmen sowie die sehr dünne Schichtführung der Aufnahmen bei sehr geringer Strahlendosis. Die Aussagekraft eines normalen Röntgenbildes z.B. vom Fuß wird mittels DVT weit übertroffen“, erzählt der Facharzt über die ausschlaggebenden Argumente, aufgrund derer er sich für eine Implementierung des H22 entschied. „Zudem liegt das Investitionsvolumen in einem sehr guten refinanzierbaren Rahmen und lässt sich (auch schon mit geringen Auslastungsraten) sehr profitabel betreiben, im Gegensatz z.B. zu einem MRT.“

Noch bevor die Entscheidung endgültig fiel, ließ sich Dr. Koopmann umfangreich beraten, um sicher zu gehen, dass all seine Fragen beantwortet sind. „Der Implementierungsprozess lief von Angebotserstellung, Beratung, Raumplanung bis zur Vor-Ort-Schulung reibungslos und mit einer außergewöhnlich guten Kommunikation ab, die man bei weitem nicht von anderen Dienstleistern so kennt: Sämtliche Mitarbeiter von SCS sind schnell per Mail oder Handy auch noch bis in die späteren Abendstunden erreichbar, sodass sich vieles nach der Sprechstunde organisieren ließ. Das habe ich bisher so nicht kennengelernt. Für jedes Anliegen und jeden Schritt der Implementierung ist bei SCS ein spezieller Mitarbeiter zuständig. Alle Anliegen und Arbeitsschritte werden sehr effizient, zeitnah und zielgerichtet erledigt. Man hat hohes Interesse bei SCS, dass der Kunde nicht zur ‚zufrieden‘, sondern ‚sehr zufrieden‘ ist“.

Damit nach dem Tag der Implementierung die Bedienung des DVT auch im weiteren Verlauf ideal durchgeführt wird, legt SCS großen Wert auf eine optimale theoretische und praktische Ausbildung. Auch darüber sprach Dr. Koopmann: „Die Schulungen, Hospitationen und Einweisungen verliefen reibungslos und waren gut organisiert. Insgesamt sind der technische Hintergrund und die technische Durchführung der Aufnahmen, selbst für den Laien, sehr gut verständlich und erlernbar. Wir waren hoch zufrieden mit dem Gesamtprozess, der sehr zügig verlief. Von der Angebotserstellung bis zum ersten Betriebstag vergingen rund vier Monate. Mittlerweile sind neun Mitarbeiterinnen in der Bedienung des DVT geschult, sodass die Aufnahmen reibungslos im normalen Praxisbetrieb parallel zu unseren 6 Sprechstunden angefertigt werden können. Pro Aufnahme kommen wir insgesamt auf etwa sieben Minuten Bearbeitungszeit. Dank schneller Netzwerkanbindung haben wir in allen Untersuchungsräumen Zugriff auf die Bilder (selbst von zuhause). Das ermöglicht eine schnelle Rückmeldung an die Patienten, die in der Regel von der Art der schnellen Durchführung und der hochauflösenden Bildgebung sehr beeindruckt sind.“

Die Anschaffung und Installation der SCS Bildgebung war für Dr. Koopmann eine Entscheidung, die ihm und seinem Team beim Einhalten des Praxisversprechens unterstützt, nämlich eine moderne und spezialisierte orthopädische Diagnostik und Therapie anzubieten, die die Patienten bei der Wiederherstellung und dem Erhalt ihrer Beweglichkeit und Mobilität bis ins hohe Lebensalter unterstützt. „Für uns stellt die SCS Bildgebung einen wegweisenden Zukunftsschritt in unserem Fachgebiet dar: Unsere Diagnostik wird präziser – Therapieplanungen damit für den Patienten erfolgreicher. Das Röntgen hat natürlich weiterhin seine Berechtigung – wer aber den Anspruch einer vielseitigen und differenzierten Bildgebung hat, kommt an der DVT Diagnostik nicht vorbei.“

Orthopädische Praxis Oberpleis Dr. med. Christoph Koopmann & Kollegen
An der Alten Schule 1
53639 Königswinter-Oberpleis
www.ortho-oberpleis.de

Digitale Volumentomographie mit dem SCS MedSeries® H22 

SCS steht für Sophisticated Computertomographic Solutions und beschreibt die Lösung für die anspruchsvolle 3-D-Bildgebung mit höchster Strahlenhygiene, höchster Bildauflösung sowie höchster Zeitersparnis für Patient, Praxis und Arzt – als Win-Win-Win-Situation – gleichermaßen. 

Der digitale Volumentomograph SCS MedSeries® H22 besitzt ein breites Indikationsspektrum und ist aus der Orthopädie und Unfallchirurgie nicht mehr wegzudenken. Mit dem platzsparenden Design findet das DVT in jeder Praxis einen Platz. Dank der hohen Strahlenhygiene und der Auflösung von bis zu 0,2 mm ist der digitale Volumentomograph auch in der Pädiatrie anwendbar. Die vom DVT ausgehende Strahlendosis kann unterhalb der täglichen terrestrischen Strahlendosis eingestellt werden und ist im Vergleich zur Computertomographie um bis zu 92 % geringer. 

Die hochauflösenden Schnittbilder stehen, inklusive Rekonstruktionszeit, innerhalb von drei Minuten in multiplanarer Ansicht (axial, koronal, sagittal) sowie in 3-D am Befundungsmonitor zur Beurteilung durch den behandelnden Arzt zur Verfügung. Im Resultat ist es mit dem DVT möglich, eine 3-D-Schnittbilddiagnostik durchzuführen, die sehr strahlungsarm ist, eine exakte Beurteilung von Grenzflächen zwischen Metall- und Knochenstrukturen zulässt, und sehr einfach am Patienten anzuwenden ist. 

Jetzt kostenfreie Beratung und DVT-Live-Demo anfordern 
Kontaktieren Sie uns für eine kostenfreie Beratung zum planungssicheren Einstieg in die 3-D-Bildgebung oder für eine Live-Demonstration an einem DVT-Standort in Ihrer Nähe. Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Webseite unter www.myscs.com/beratung. 

VSOU: Gelungene Organisation und angenehme Atmosphäre

Baden-Baden – Eine Fülle von Vorträgen, Kursen, dutzende Aussteller, zahlreiche Events – 2043 Teilnehmer registrierten sich in diesem Jahr für den VSOU in Baden-Baden.

Auch der Gemeinschaftsstand von BVOU und DGOU lockte Interessierte und Mitglieder in die zweite Etage des Kongresshauses. Hier informierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstellen sowie verschiedene Kooperationspartner über die zahlreichen Serviceangebote des Berufsverbandes und der Fachgesellschaften.

BVOU-Geschäftsführer Dr. Jörg Ansorg lobte die angenehme Atmosphäre am Stand: „Vielen Dank allen für den erfolgreichen Einsatz im Baden-Baden. Wir haben uns als schlagkräftiges, agiles Team präsentiert, in dem jeder seinen festen Platz hat. Auch in der Vorstandssitzung hat das Team viel Lob für die gelungene Organisation erfahren, das ich gern weitergebe.“

Die Funk-Gruppe mit Sabine Stock und Nikola Främke waren die gesamten Kongresstage am Stand vertreten und beantworteten Fragen zum Thema Versicherungen.

Auch die Deutsche Arzt Management GmbH war mit Mitarbeitern vor Ort: „Es war mir wieder eine große Freude dabei sein zu dürfen“, freute sich die Mitarbeiterin Jeannine Hauke.

Neben der Video-Sprechstunde konnten sich Interessierte an den Kongresstagen auch genauer über die Besonderen Versorgungskonzepte informieren, die gemeinsam mit Orthopäden und Physiotherapeuten entwickelt werden, um Patienten eine spezialisierte konservative Therapie bei Arthrose und Rückenschmerzen zu bieten.

Bunte Mischung: Aus diesen unterschiedlichen Berufsgruppen setzen sich die Kongressbesucher in diesem Jahr zusammen. © Intercongress

SpiFa: Gesetzliche Förderung und Stärkung von Selektivverträgen

Berlin – Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) fordert die Koalitionsparteien auf, innovative Versorgungsformen zu stärken und bevölkerungsbezogene Versorgungsverträge attraktiver zu machen und zu fördern.

„Die Fachärztinnen und Fachärzte sind überzeugt, dass mit dem Einsatz von Selektivverträgen die Gesundheitsversorgung in Deutschland maßgeblich verbessert werden kann. Sie ermöglichen einen schnelleren Zugang zu medizinischen Innovationen und schaffen einen Wettbewerb um die bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten. Davon profitiert das gesamte Gesundheitssystem, auch die Krankenkassen, vor allem aber die Patientinnen und Patienten,“ so Dr. Helmut Weinhart, zweiter stellvertretender Vorstandsvorsitzender des SpiFa. Doch leider ist bislang die Einführung und Implementierung von Selektivverträgen immer noch eher die Ausnahme als die Regel. Grund dafür waren bisher unter anderem eine fehlende gesetzliche Definition und eine gesetzliche Förderung sowie bisweilen eine Blockadehaltung seitens der Krankenkassen oder der Kassenärztlichen Vereinigungen. „Leider mussten etliche SpiFa-Mitgliedsverbände in den letzten Jahren immer wieder erleben, dass so mit bürokratischen Hindernissen eine bestmögliche fachärztliche Versorgung in Gesundheitsregionen oder für definierte Populationen verhindert wurde,“ so Weinhart weiter.

SpiFa-Vorstandsmitglied Dr. Norbert Smetak ergänzt: „Deutschlands Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen und zunehmenden Versorgungsproblemen. Daher bedarf es gerade jetzt einer gesetzlichen Förderung, um auf diese Probleme zu reagieren und Versorgungsinnovationen schnell für die Versorgung der Menschen in Deutschland nutzbar zu machen. Wir begrüßen daher sehr, dass die Koalitionsparteien vorhaben, die Attraktivität von bevölkerungsbezogenen Versorgungsverträgen zu erhöhen und den gesetzlichen Spielraum für Verträge zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern auszuweiten. Der SpiFa und seine Mitgliedsverbände bieten in diesem Zusammenhang ihre Expertise an und sind zum Gespräch bereit.“

Quelle: SpiFa

Perspektive DVT – „3-D-Bildgebung in der Orthopädie und Unfallchirurgie“

Betrachtung des Einsatzspektrums und der Strahlenhygiene

Die Diagnostikmethoden Projektionsradiographie, Sonographie, Multi Slice CT (MSCT) oder MRT sind in Deutschland seit Jahrzehnten im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie (O&U) etabliert, um den im Praxisalltag typischerweise auftretenden klinischen Fragestellungen auf den Grund zu gehen. Die übliche, stetig fortschreitende technologische Weiterentwicklung hat unterdessen die Diagnostikmöglichkeit mit der Bezeichnung „Digitale Volumentomographie“ (DVT) oder in wissenschaftlichen Publikationen als „Cone Beam CT“ (CBCT) beschrieben, hervorgebracht. Die DVT wurde für den Einsatz im Bereich der O&U mit ihren spezifischen Anforderungen und dem Anspruch einer sehr hohen resultierenden Strahlenhygiene entwickelt.

Diese Diagnostik ist für die Hochkontrast-Darstellung optimiert und auf Basis des breiten Indikationsspektrums seit dem ersten Einsatz in der O&U vor nunmehr 10 Jahren für das Fachgebiet unverzichtbar geworden. Die DVT findet nach Erlangung der dazu erforderlichen Fachkunde im Strahlenschutz immer dann ihren Einsatz, wenn zu erwarten ist, dass die Diagnostikmethoden Projektionsradiographie, CT, MRT etc. zur Beantwortung ossärer Veränderungen an ihre individuellen Grenzen kommen, während gleichzeitig Fragen zur vorliegenden Indikationsstellung offenbleiben würden. Eine detailliertere Betrachtung der Diagnostikmöglichkeiten soll nachfolgend aus medizinphysikalischer sowie fachkundiger, ärztlicher Sicht erfolgen.

Die etablierten Diagnostikmöglichkeiten

Die in der O&U verfügbaren Diagnostikmöglichkeiten haben jede für sich ihre Wertigkeit, besitzen jedoch Einschränkungen im Bereich der im Fachgebiet häufig erforderlichen Anforderung zur Beurteilung ossärer Strukturen sowie deren Lage zueinander. Während die Projektionsradiographie im Vergleich zum MSCT mit einer deutlich geringeren, resultierenden Strahlenbelastung einhergeht, lassen die hier bereitgestellten Informationen durch deren Summation in den Projektionen nur eingeschränkte Aussagen zu und haben im Vergleich zu einer Schnittbilddiagnostik deutlich das Nachsehen [1, 2]. Die Sonographie erlaubt in ihren Dimensionen nur örtlich eingeschränkte Einsichten und hat sich im genannten Anwendungsfeld dadurch häufig nur als additive Diagnostik etabliert. Das MSCT ist der Projektionsradiographie bspw. in der Frakturdetektion überlegen, daraus resultiert jedoch eine deutlich höhere Strahlenbelastung. Zudem ist das MSCT im Praxisalltag meist nur in Auflösungen von mehr als 1 mm verfügbar und kann in keinem Anwendungsfall die oft wichtigen Aufnahmen unter Belastung bereitstellen. Diese Möglichkeit bieten eingeschränkt verfügbare MRT-Systeme, wobei alle Systeme gleichermaßen auf Basis der Spezialisierung zur Weichteildarstellung nur eingeschränkte Aussagen über ossäre Strukturen zulassen, was u.a. an die meist nur zwischen 1-3 mm verfügbare Auflösung geknüpft ist.

Moderne Technologie

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Einschränkungen des MSCT, MRT etc., sowie der Anforderungen in der O&U, wurde die DVT für das Fachgebiet entwickelt und fand hier ihren ersten Einsatz in Deutschland vor ca. 10 Jahren. Hierbei gewährleistet die DVT multiplanare Schnittbildinformationen bspw. der Extremitäten sowie der HWS. Dabei stellt diese nach Wahl des Anwenders Aufnahmen innerhalb von ca. 20 Sekunden unter natürlicher Körperbelastung oder Entlastung mit einer hohen Auflösung in allen Raumrichtungen von 0,2 mm bereit. Seit dem Zeitpunkt der ersten Implementierung wurde das DVT aufgrund des breiten Indikationsspektrums in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten beleuchtet und dessen Wertigkeit im Einsatz der O&U sowie im Vergleich zu den gängig verfügbaren Diagnostikmethoden mehrfach bestätigt [3 – 6].

Super-Ultra-Low-Dose

Zudem wurde u.a. die Strahlenhygiene eines DVT analog den Anforderungen in der O&U in den letzten Jahren einer stetigen Weiterentwicklung unterzogen, wodurch den Anwendern heute ein Super-Ultra-Low-Dose (SULD) Aufnahmepreset zur Verfügung gestellt werden kann. Dieses besitzt den Vorteil, dass die resultierende Strahlendosis unter der eines im O&U-Einsatz typischen, digitalen Projektionsröntgen in 2 Ebenen einzuordnen ist. Zur Entwicklung des SULD-Preset wurde die resultierende effektive Dosis ermittelt und mit dem Projektionsröntgen in zwei Ebenen, sowie mit typischen, im Rahmen der O&U eingesetzten MSCT-Systemen (Messungen jeweils unter gleichen wissenschaftlichen Bedingungen) verglichen. Die Ergebnisse können den Abbildungen 5 bis 8 für die Bereiche Ellenbogen, Handgelenk, Kniegelenk und Sprunggelenk entnommen werden und belegen die sehr hohe Strahlenhygiene unter Anwendung des SULD-Presets.

Es konnte nachgewiesen werden, dass die resultierende effektive Dosis gegenüber dem MSCT in den Bereichen Handgelenk um 92,4 %, Kniegelenk um 91,6 %, Sprunggelenk um 93,5 % sowie Ellenbogen um 97,3 % geringer liegt. Auch ist die resultierende effektive Dosis gegenüber dem Projektionsröntgen in 2 Ebenen in den Bereichen Handgelenk um 31,6 %, Kniegelenk um 23,3 %, Sprunggelenk um 6,7 % und Ellenbogen um 33,3 % geringer.

Der Vergleich mit dem Projektionsröntgen in 2 Ebenen wurde zudem in einer losgelösten Studie von einer anderen Forschergruppe im Bereich des Handgelenks unter Betrachtung der Energiedosis durchgeführt. Hier wurde eine um 13,2 % niedrigerer Energiedosis bei gleichzeitig einer im Durchschnitt um 28 % höheren Wahrscheinlichkeit zur Frakturfindung im Vergleich zu dem Projektionsröntgen in 2 Ebenen ermittelt und damit die grundlegend geringere Dosis sowie höhere Wertigkeit des untersuchten DVT unter Anwendung des SULD-Preset zur Beurteilung ossärer Strukturen verifiziert [7].

Die bessere Wahl für Patient, Arzt und Praxis

Der Einsatz der DVT kann auf Basis der genannten Eigenschaften insbesondere bei vorhandenem SULD-Preset und damit verbundener hoher Strahlenhygiene innerhalb eines breiten Indikationsspektrums stattfinden. Die DVT-Aufnahmen unterstützen die möglichst schnelle Genesung des Patienten durch eine Therapiewahl, die auf Basis hochauflösender, ossärer Bildinformationen ohne Projektionsverluste ggf. additiv mit MRT- oder Sonographieergebnissen getroffen werden kann. Vor diesem Hintergrund wird in der Praxis von Dr. Glatzel seit November 2020 ein DVT angewendet, dessen vorhandenes SULD-Preset in 100 % der Fälle Anwendung findet. Im Folgenden werden Fallbeispiele aus der täglichen Praxis aufgezeigt, die die sinnvolle Ergänzung der Diagnostikmethoden wie bspw. Sonographie oder MRT bzw. den Ersatz der Projektionsradiographie und CT durch die digitale Volumentomographie aufzeigen.

Fall 1
Nicht-dislozierte Fraktur des Radiusköpfchens

63-jähriger Patient mit Sturz am Vortag vom Fahrrad auf den ausgestreckten Arm. In der kernspintomographischen Abklärung findet sich eine Radiusköpfchenfraktur mit Knochenmarködem, vermutlich Gelenkflächenverletzung und periartikulärem Hämatom. Nachdem auf Basis der MRT-Aufnahme die Weichteilverletzungen, jedoch nicht die Fragestellung der evtl. OP-pflichtigen Versorgung suffizient beantwortet werden konnte, wurde zusätzlich eine DVT des rechten Ellenbogens unter Anwendung des SULD-Preset durchgeführt (siehe Abb. 1), wobei die Aufnahme mit 0,2 mm Auflösung eine klar nichtdislozierte Fraktur des Radiusköpfchens Mason II zeigte. Die Fraktur ist konservativ in gleicher Stellung ausgeheilt.

Abbildung 1: 63-jähriger Patient mit Sturz am Vortag vom Fahrrad auf den ausgestreckten Arm.

Fall 2
Osteochondraler Defekt des medialen Femurcondylus mit freien Gelenkkörpern

27-jähriger Patient mit neu aufgetretenen medialen Knieschmerzen ohne Trauma. Bei V.a. mediale Meniscopathie wurde eine MRT des linken Kniegelenkes angefertigt, die einen großen osteochondralen Defekt des medialen Femurkondylus zeigte. Zur vollständigen Beurteilung der ossären Veränderungen wurde eine DVT mit SULD-Preset angefertigt (siehe Abb. 2). Die Schnittbilder mit 0,2 mm isotroper Auflösung zeigten noch ortsständige freie Gelenkkörper und einen Sklerosierungssaum der Defektzone. Der Patient wurde einer weiteren arthroskopischen Diagnostik mit Exploration des Defektes, Gelenkkörperentfernung und ggfs. ACT zugeführt.

Abbildung 2: 27-jähriger Patient mit neu aufgetretenen medialen Knieschmerzen ohne Trauma.

Fall 3
Mediale Taluskantenfraktur mit freiem Gelenkkörper

36-jähriger Patient mit einem Pronationstrauma beim Fußball durch Fremdeinwirkung vor ca. 10 Wochen. Bei der kernspintomographischen Aufklärung fand sich ein Knochenmarködem der medialen Talusschulter bei intaktem Kapsel-Bandapparat. Zur weiteren Abklärung der ossären Veränderungen wurde eine DVT im SULD-Preset durchgeführt (siehe Abb. 3), in der sich ein ausgeheilter Zustand nach medialer Taluskantenabsprengung in leichter Fehlstellung mit additivem freien Gelenkkörper zeigte. Infolgedessen wurde der Patient einer Arthroskopie mit Debridement, Gelenkkörperentfernung und Mikrofrakturierung zugeführt.

Abbildung 3: 36-jähriger Patient mit einem Pronationstrauma beim Fußball durch Fremdeinwirkung.

Fall 4
Spontan weitgehend konsolidierte Frakturen des Talus, Calcaneus und Cuboideums mit Gelenkflächenbeteiligung

52-jährige Patientin mit 5 Wochen zurückliegendem Supinationstrauma des rechten Sprunggelenkes in der Karibik, das bisher keiner weiteren Diagnostik zugeführt wurde. Die MRT fand keine relevante Kapsel-Band- oder Syndesmosenverletzung aber Knochenmarködeme in Talus, Calcaneus und Os cuboideum mit Frakturlinien. Zur sicheren Abklärung der ossären Verletzungen ist eine DVT mit SULD-Preset erfolgt (siehe Abb. 4). Hier zeigten sich schon spontan weitgehend konsolidierte Frakturen mit Gelenkflächenbeteiligung der o.g. Knochen, die nach dem in der DVT bestimmbaren, vorliegenden Durchbauungsgrad als stabil eingestuft werden konnten, weshalb eine funktionelle Belastung erlaubt wurde.

Abbildung 4: 52-jährige Patientin mit 5 Wochen zurückliegendem Supinationstrauma des rechten Sprunggelenkes.

Fazit:

Die DVT kann auf Basis einhergehender Eigenschaften wie die Möglichkeit zur Durchführung von wahlweise be- oder entlasteten Aufnahmen, einer Auflösung von 0,2 mm Schichtdicke, der sehr geringen Aufnahmezeit von ca. 20 Sekunden sowie der sehr hohen Strahlenhygiene – insbesondere bei Verfügbarkeit des SULD-Preset – im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie den Ersatz der Projektionsradiographie sowie des MSCT darstellen und sinnvoll mit der Aussage über Weichgewebe mit dem MRT ergänzt werden. Die höhere Strahlenhygiene eines DVT mit verfügbarem SULD-Preset konnte im Vergleich zu dem Projektionsröntgen in 2 Ebenen sowie zu dem Multi Slice CT in eigens unter wissenschaftlichem Standard durchgeführten Messungen nachgewiesen werden. Dabei lag das SULD-Preset in der resultierenden effektiven Dosis gegenüber dem Projektionsröntgen in 2 Ebenen im Durchschnitt um 23,73 % geringer, im Vergleich zu dem Multi Slice CT im Durchschnitt um 93,7 % geringer.

Die aufgezeigten Fallbeispiele aus dem Praxisalltag zeigen exemplarisch, dass das MRT häufig nicht allein die vorliegenden Fragestellungen ausreichend beantworten kann und eine ergänzende Aufnahme mit einem DVT sinnvoll ist. Da die Projektionsradiographie in 2 Ebenen häufig keine ausreichende Bildinformation ermöglicht, würde deren Einsatz als Primärdiagnostik vor der Durchführung einer DVT-Aufnahme unter Anwendung des SULD-Preset anhand der aufgezeigten Ergebnisse die Dosis des Patienten nahezu verdoppeln. Auf Basis dieser Betrachtung ist die DVT mit verfügbarem SULD-Preset als Primärdiagnostik zur Erfüllung des im Strahlenschutz vorgeschriebenen ALARA-Prinzip der Projektionsradiographie vorzuziehen und der Einsatz der MSCT in Bereichen, die mit der digitalen Volumentomographie abgedeckt werden können, obsolet.

Abb. 5: Darstellung der resultierenden effektiven Strahlendosis eines MSCT, eines Projektionsröntgen in 2 Ebenen sowie eines DVT unter Anwendung des SULD-Preset im Bereich des Ellenbogens [8]

Abb. 6: Darstellung der resultierenden effektiven Strahlendosis eines MSCT, eines Projektionsröntgen in 2 Ebenen sowie eines DVT unter Anwendung des SULD-Preset im Bereich des Handgelenks [9]

Abb. 7: Darstellung der resultierenden effektiven Strahlendosis eines MSCT, eines Projektionsröntgen in 2 Ebenen sowie eines DVT unter Anwendung des SULD-Preset im Bereich des Kniegelenks [10]

Abb. 8: Darstellung der resultierenden effektiven Strahlendosis eines MSCT, eines Projektionsröntgen in 2 Ebenen sowie eines DVT unter Anwendung des SULD-Preset im Bereich des Sprunggelenks [11]

Korrespondierender Autor:
Adj. Prof., PhD. Juha Koivisto
Department of Physics
University of Helsinki
Finnland

Fallbeispiele:
Dr. med. Michael Glatzel M. Sc.
Dr. Glatzel Ganzheitliche Orthopädie
Darmstädter Straße 17
6425 Bensheim

Alle CBCT- bzw. DVT-Aufnahmen wurden mit dem Gerät SCS MedSeries® H22 aufgenommen.

Literatur

[1] Breederveld, R. S., & Tuinebreijer, W. E. (2004). Investigation of computed tomographic scan concurrent criterion validity in doubtful scaphoid fracture of the wrist. Journal of Trauma and Acute Care Surgery, 57(4), 851-854. doi: 10.1097/01.TA.0000124278.29127.42.

[2] Cruickshank, J., Meakin, A., Breadmore, R., Mitchell, D., Pincus, S., Hughes, T., Bently, B., Harris, M. and Vo, A. (2007), Early computerized tomography accurately determines the presence or absence of scaphoid and other fractures. Emergency Medicine Australasia, 19: 223-228. https://doi.org/10.1111/j.1742-6723.2007.00959.x.

[3] Collan, L, Kankare, JA, Mattila, K. (2013), The biomechanics of the first metatarsal bone in hallux valgus: A preliminary study utilizing a weight bearing extremity CT. Foot Ankle Surg. 19(3), 155-161 http://dx.doi.org/10.1016/j.fas.2013.01.003.

[4] Salo, J., Töyräs, J., Joukainen, A., Jurvelin, J., Kröger, H (2013). Rustovaurioiden kehittyvä diagnostiikka – nopein hoitotuloksia parantava tekijä? Suomen Ortopedia ja Traumatologia Vol. 36, 256-261.

[5] Colin, F., Horn Lang, T., Zwicky, L., Hintermann, B., & Knupp, M. (2014). Subtalar joint configuration on weightbearing CT scan. Foot & ankle international, 35(10), 1057-1062
doi: 10.1177/1071100714540890.

[6] Huang, A. J., Chang, C. Y., Thomas, B. J., MacMahon, P. J., & Palmer, W. E. (2015). Using cone-beam CT as a low-dose 3D imaging technique for the extremities: initial experience in 50 subjects. Skeletal radiology, 44(6), 797-809. https://doi.org/10.1007/s00256-015-2105-9.

[7] Neubauer, J., Benndorf, M., Ehritt-Braun, C., Reising, K., Yilmaz, T., Klein, C., … & Goerke, S. M. (2018). Comparison of the diagnostic accuracy of cone beam computed tomography and radiography for scaphoid fractures. Scientific reports, 8(1), 1-6 https://doi.org/10.1038/s41598-018-22331-8.

Die effektiven Dosen dieser Studie wurden auf der Grundlage früherer Studien zur Dosisbewertung berechnet:

[8] Koivisto, J., van Eijnatten, M., Ludlow, J., Kiljunen, T., Shi, X. Q., & Wolff, J. (2021). Comparative dosimetry of radiography device, MSCT device and two CBCT devices in the elbow region. Journal of applied clinical medical physics22(5), 128-138.

[9] Koivisto, J., Van Eijnatten, M., Kiljunen, T., Shi, X. Q., & Wolff, J. (2018). Effective radiation dose in the wrist resulting from a radiographic device, two CBCT devices and one MSCT device: a comparative study. Radiation protection dosimetry179(1), 58-68.

[10] Koivisto, J., Kiljunen, T., Wolff, J., & Kortesniemi, M. (2013). Assessment of effective radiation dose of an extremity CBCT, MSCT and conventional X ray for knee area using MOSFET dosemeters. Radiation protection dosimetry157(4), 515-524.

[11] Koivisto, J., Kiljunen, T., Kadesjö, N., Shi, X. Q., & Wolff, J. (2015). Effective radiation dose of a MSCT, two CBCT and one conventional radiography device in the ankle region. Journal of foot and ankle research8(1), 1-11.

„Eines der intensivsten Kursformate, das ich kenne“

Seit über 13 Jahren veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) die Weiterbildungskursreihe “Spezielle Orthopädische Chirurgie”. Begleitend zur klinischen Weiterbildung werden die Teilnehmer in sechs Teilen für die Prüfung „Spezielle Orthopädischen Chirurgie“ vorbereitet.  Die Akademie Deutscher Orthopäden (ADO) ist seit 2019 Organisator und Partner dieser Veranstaltung. Was dieses Kursformat so einzigartig macht, erläutern Prof. Dr. Sven Ostermeier und Prof. Dr. René Schmidt hier im Gespräch.

Herr Professor Dr. Ostermeier, Herr Professor Dr. Schmidt, nach zwei Jahren Corona-Pause findet seit diesem Jahr wieder die Kursreihe in Präsenz statt. War eine Online-Veranstaltung während des Lockdowns keine Option für Sie?
Prof. Dr. Ostermeier: Nicht wirklich. Was die Kursreihe „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ vordergründig ausmacht, sind die praktischen Bestandteile. Die Seminare sind deswegen für ein Hybrid- bzw. Online-Format nicht geeignet. Glücklicherweise findet in diesem Jahr der Kurs wieder beinahe wie gewohnt statt.

Warum beinahe? Was vermissen Sie?
Prof. Dr. Ostermeier: Die Teilnehmerzahl war bei unserem Kniekurs auf 20 begrenzt. Das war etwas schade, da für den Kurs mehrere exzellente Referenten und Produktanbieter mit entsprechendem Aufwand organisiert waren. Hoffen wir, dass in Zukunft ohne Corona-Beeinflussung wieder ein Kurs mit voller Stärke von 30 Teilnehmer möglich ist. Außerdem war ein höherer Grad des Zeitmanagements notwendig, da hygienebedingt bestimmte Zeitfenster eingehalten werden mussten.

Prof. Dr. Schmidt: Auf der anderen Seite muss ich jedoch zugeben, dass die coronabedingte Reduktion der Teilnehmer bei gleicher Referentenanzahl inhaltlich zu äußerst intensiven Kursen geführt hat. In den Workshops zum Thema Wirbelsäule hatten die Teilnehmer einen 1:3 Kontakt mit erfahrenen Experten. Das ist aus meiner Sicht ein wahrer Luxus.

Wie sind die einzelnen Kurselemente genau strukturiert bzw. aufgebaut?
Prof. Dr. Schmidt: Das strukturierte Kurssystem soll begleitend zur klinischen Weiterbildung die Teilnehmenden für die Prüfung „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ vorbereiten. In jeweils drei aufeinanderfolgenden Präsenztagen werden neben der Theorie auch ausreichende Möglichkeiten zum Hands-on geboten. Besonderes Highlight der Kurse sind die Workshops und das Training an Humanpräparaten sowie Übungen an Kunststoffknochen (Sawbones).

Prof. Dr. Ostermeier: Unser Kurs bietet eine umfassende Darstellung des orthopädisch-operativen Themenbereiches rund um das Kniegelenk. Die Kursstruktur wurde umfangreich überarbeitet, hat aber seine bewährte Form mit theoretischem und praktischem Teil behalten. Der Kurs ist u.a. auch für Hauptoperateure im Rahmen der EPZ-Fortbildungen geeignet. In diesem „klassischen Format“ findet am ersten Kurstag die Darstellung der arthroskopischen Chirurgie des Kniegelenkes statt. Hier wird das gesamte Spektrum von Meniskuschirurgie über Kreuzbandchirurgie bis hin zur MPFL-Rekonstruktion dargestellt. An humanen Kniepräparaten können in Workshops diese operativen Techniken in kleinen Gruppen unter Anleitung erfahrener Instruktoren durchgeführt werden.

Am zweiten Tag rücken die gelenkerhaltenden und korrigierenden Therapieoptionen am Kniegelenk mit besonderem Blick auf die Knorpeltherapie in den Mittelpunkt des Interesses. Workshops werden am anatomischen Präparat, wie aber auch am Sawbone zur Vertiefung angeboten.

Am dritten Kurstag beschäftigen wir uns mit der Primär- und Wechselendoprothetik des Kniegelenkes sowie den moderneren Operationsphilosophien. Im Bereich der Revisionsendoprothetik wird es aufgrund der klinischen Bedeutung wieder einen Schwerpunkt im Bereich der Infektionstherapie geben.

An wen richtet sich das Kursformat?
Prof. Dr. Ostermeier: Das Format richtet sich an Assistenz- und Fachärzte, die die Weiterbildung „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ anstreben. Assistenten in frühen Ausbildungsabschnitten sind ebenfalls willkommen, werden aber – möglicherweise aufgrund des Anspruchs an eher fortgeschritten ausgebildete Teilnehmer – an einigen Stellen nur schwer folgen können.

Prof. Dr. Schmidt: Im Bereich der Wirbelsäule als hochspezialisiertes Gebiet kommen neben den klassischen Anwärtern für die „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ auch jüngere Interessenten, aber auch Chefärzte, da die gesamte Bandbreite der Wirbelsäulenchirurgie dargestellt wird, was selten der Fall ist.

Was ist das Ziel der Kurse?
Prof. Dr. Schmidt: Das Ziel der Kurse ist es, jedem Teilnehmer die Möglichkeit zu geben, theoretisch und praktisch OP-Techniken und innovative Implantate kennen zu lernen. Gleichzeitig bietet die Kurse einen ausgezeichneten Rahmen, um eigene Erfahrungen mit anderen Teilnehmern und den Referenten auszutauschen. Die erworbenen Tipps und Tricks finden erfahrungsgemäß schnell Einzug in den eigenen Arbeitsalltag.

 Prof. Dr. Ostermeier: Unser Ziel ist es, diagnostische und therapeutische Fähigkeiten auszubauen und zu festigen. Dazu werden wir mit den Teilnehmern konservative und operative Therapieoptionen erarbeiten und vertiefen. Das therapeutische Spektrum beinhaltet offene und minimalinvasive Operationsverfahren sowie endoprothetische Versorgungstechniken bis hin zur Rehabilitation nach aktuellem wissenschaftlichem Stand.

Berlin bietet mit dem Langenbeck-Virchow-Haus ein geschichtsträchtiges Veranstaltungszentrum. Die Kooperation mit der Anatomie der „Charité́-Universitätsmedizin Berlin“ macht den Kurs zu einem einmaligen Erlebnis. Welches Ambiente erwartet die Kursteilnehmer?
Prof. Dr. Ostermeier: Der Kurs findet mitten in Berlin statt. Die Charité liegt in Wurfweite, umgeben vom Campus der Berliner Universitätsmedizin. Die Workshops erfolgen in der historischen Umgebung der Anatomiesäle im Waldeyer-Haus. Die Theorie wird im Langenbeck-Virchow-Haus mit neuester Vortragstechnik vermittelt, dazu exzellente Referenten mit nationalem und internationalem Renommee. Was kann mehr inspirierend und motivierend sein?

Prof. Dr. Schmidt: Das genannte geschichtsträchtige Veranstaltungsensemble, welches für die gesamte DGOOC-Kursreihe intensiv genutzt wird, macht jeden Kurs zu einem einzigartigen Erlebnis, der Theorie und Praxis auf höchstem Niveau vereint. Übrigens lohnt sich bei der Gelegenheit auch ein Blick ins Erdgeschoss des Waldeyer-Hauses. Dort sind Anatomie-Exponate als öffentliche Sammlung frei zugänglich. Im Foyer des Gebäudes sind größere und historisch bedeutende Präparate und Modelle ausgestellt.

Apropos Präparate: Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen umfangreiche Übungen am Humanpräparat und/oder Sawbones, also Kunststoffknochen, denen jeweils eine theoretische Einführung vorausging. Was macht das für die Teilnehmer so besonders?
Prof. Dr. Ostermeier: Die Teilnehmer können das in der Theorie erlangte Wissen direkt am Humanpräparat umsetzen. Das hilft bei der Vertiefung des Wissens, schafft Wiederholung und unter der Leitung der Tutoren können handwerkliche Tipps und Tricks vermittelt werden.

Prof. Dr. Schmidt: Durch die breit aufgestellte Präsenz der Industrie vor Ort können aktuelle Instrumente und Implantate ausprobiert werden. Dadurch wird die Vielfalt der Versorgungsmöglichkeiten praktisch erfahrbar.

Welches Feedback haben Sie von den Teilnehmern bis jetzt erhalten?
Prof. Dr. Schmidt: Für den Bereich „Wirbelsäule“ waren bisher alle Kurse ausgebucht und es existiert eine Warteliste. Das spricht für sich.

Prof. Dr.  Ostermeier: Wir erhalten über die Evaluation der Akademie Deutscher Orthopäden (ADO) regelmäßig ein sehr gutes Feedback. Die Teilnehmer sind durch die Fülle des vermittelten Inhaltes beeindruckt. Das Kursformat ist eines der intensivsten, das ich kenne. Selbst abends nach der eigentlichen Veranstaltung wird noch lebhaft diskutiert und von dem direkten Kontakt mit den Experten Gebrauch gemacht, so dass wir häufig über zehn Stunden zusammensitzen. Bei dieser Gelegenheit äußern sich die Teilnehmer sehr positiv über die Kursreihe.

Warum liegt Ihnen das Projekt am Herzen?
Prof. Dr. Ostermeier: Oft bleibt die Weiterbildung in den einzelnen Kliniken aufgrund der Vielzahl der täglichen Verpflichtungen ein wenig auf der Strecke. Der Kurs hilft, Lücken zu schließen und schafft Freiräume, auch mal Fragen zu stellen. Außerdem hilft die Wiederholung des Erlernten.

Prof. Dr. Schmidt: Für die Teilnehmer, aber auch für uns als Kursleiter, wird durch den Veranstaltungsrahmen eine interaktive Plattform geschaffen, die zum Mitdenken und Mitmachen motiviert. Dadurch wird der Kurs zu einem einmaligen, interaktiven Eventerlebnis. Ich freue mich von Kurs zu Kurs aufs Neue auf die Veranstaltung.

Was planen Sie konkret zur Fortsetzung des Formats?
Prof. Dr. Ostermeier: In Abstimmung mit der Teilnehmerevaluation und den Referenten befindet sich der Kurs in einem ständigen Verbesserungs- und Veränderungsprozess. Der Kurs soll und wird sich mit den aktuellen orthopädisch-unfallchirurgischen Themen befassen. Die Kombination aus Theorie und Praxis wird Kern des Kurses bleiben. Somit wird sich am Aufbau des Kurses voraussichtlich wenig ändern, sondern wird sich der Fokus eher auf einzelne inhaltliche Themen legen.

Prof. Dr. Schmidt: Wir laden auch in Zukunft hochkarätige Referenten ein, die die neuesten Inhalte unseres Faches und Trends vermitteln. Trotz des historisch bedeutsamen Veranstaltungsortes bleiben wir auch in den kommenden Jahren topaktuell und am Puls der Zeit.

Herr Professor Dr. Ostermeier, Herr Professor Dr. Schmidt, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janosch Kuno, BVOU-Pressearbeit.

Die nächsten Kurstermine:

DGOOC Kurs – Fuß
19. – 21.05.2022 in Berlin
Buchen Sie unter https://doo.net/veranstaltung/79488/buchung

DGOOC Kurs – Hüfte
15. – 17.09.2022 in Berlin
Buchen Sie unter https://doo.net/veranstaltung/79487/buchung

DGOOC Kurs – Tumor
17. – 19.11.2022 in Berlin
Buchen Sie unter https://doo.net/veranstaltung/79486/buchung

 

© Kuno

10 Jahre IGeL Monitor: Pauschale Diskreditierung der Fachärzteschaft?

Berlin – Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) wehrt sich gegen die Beurteilung des Handelns von Fachärztinnen und Fachärzten beim Angebot von individuellen Gesundheitsleistungen.

Der aktuelle IGeL-Report spricht von einem „fragwürdigen Umgang mit IGeL in den Praxen“ und beschreibt darin Szenarien bezüglich Terminvergabe und Beratung zu IGeL. „Die Art und Weise, in welcher hier pauschaliert allen Fachärztinnen und Fachärzten, die IGeL anbieten, Fehlverhalten unterstellt wird, ist unerträglich und schlichtweg diffamierend,“ so der stellvertretende SpiFa-Vorstandsvorsitzende Dr. Helmut Weinhart. „Zu unterstellen, dass die Fachärzteschaft Termine von Regeluntersuchungen zu Gunsten von IGeL zurückhält, ist ungeheuerlich. Die Fachärztinnen und Fachärzte tun alles, um Ihren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. Mit solchen unhaltbaren Aussagen bietet man den Patientinnen und Patienten keine Hilfestellung, sondern trägt zu deren Unsicherheit bei und schwächt ihr Vertrauen in ihren Facharzt.“

Auch dass Patientinnen und Patienten mittels falscher Informationen zu Selbstzahlerleistungen überredet und teilweise bei Ihrer Entscheidung unter Druck gesetzt würden, sei wohl eher eine seltene Ausnahme als die Regel. „Eine fachärztliche Aufklärung über Nutzen und Mehrwert von Selbstzahlerleistungen in jedem individuellen Fall ist für die Fachärzteschaft selbstverständlich,“ so Dr. Christian Albring, 3. stellvertretender Vorsitzender des SpiFa. „Es gibt fachärztliche Leistungen, die nun einmal über den gesetzlichen Leistungskatalog hinausgehen und den Patientinnen und Patienten zur Verfügung gestellt werden können und oft sogar müssen, um eine leitliniengerechte Behandlung der Versicherten zu ermöglichen. Auch darin sehen wir unseren fachärztlichen Auftrag.“

Quelle: SpiFa

„Ich weiß, wie gute ambulante Versorgung funktioniert“

Bei den Wahlen zum Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg im Sommer 2022 kandidiert Dr. Karsten Braun aus Wertheim als aussichtsreicher Spitzenkandidat des MEDIVERBUNDs. Er ist wie der jetzige Amtsinhaber Dr. Norbert Metke Orthopäde und Unfallchirurg. Für den BVOU engagiert sich Braun als Qualitätszirkelmoderator und Bezirksvorsitzender, im Landesteam Baden-Württemberg und auf Bundesebene im Pressereferat. Janosch Kuno hat mit dem 53-jährigen Kandidaten ein Interview geführt.

Was reizt Sie an dem Job?
Dr. Karsten Braun: Die Vorstandstätigkeit bietet großes Gestaltungspotential und die Gelegenheit, Verantwortung zu übernehmen. Das hat mir schon immer gefallen. Gegenüber der Öffentlichkeit müssen wir die bedeutende Rolle der Ärzteschaft herausstellen. Das geht nur mit qualitativ hochwertiger ambulanter medizinischer Versorgung im konstruktiven Dialog zwischen Hausärzten, Fachärzten und Psychotherapeuten einerseits und Politik und Kassen andererseits.

Welche Erfahrungen können Sie einbringen?
Dr. Braun: Ich bin niedergelassen in einer chirurgisch-orthopädischen Gemeinschaftspraxis mit ambulanten Operationszentrum. Die Ehefrauen meiner Praxispartner sind Allgemeinärztin und Kinder- und Jugendpsychiaterin. In unserem Ärztezentrum sind weitere Fachdisziplinen angesiedelt. Ich weiß daher, wie leistungsstarke ambulante Versorgung funktioniert und habe Einblick in die Sorgen und Nöte aller Fachgebiete. Seit vielen Jahren bin ich bei der Ärztekammer und für die KV engagiert. Durch die Gremienarbeit als Notfallpraxisbeauftragter, für die gemeinsamen Prüfeinrichtungen, im Disziplinarausschuss, als Stellvertreter im beratenden Fachausschuss Fachärzte und im Zulassungsausschuss weiß ich gut, wie die KV denkt und arbeitet. Beim BVOU habe ich gelernt, wie wichtig die Arbeit der Verbände ist, wenn die KV als Körperschaft nicht alles so sagen und machen darf, wie sie vielleicht gerne möchte.

Sie haben den OrthoHeroBKK-Vertrag mitverhandelt und außer Medizin auch Medizinrecht studiert. Die ideale Ergänzung?
Dr. Braun: Das ist richtig. Wenn ich nicht Arzt geworden wäre, wäre ich Jurist geworden. Ich habe Medizinrecht an der Uni Münster studiert und einen juristischen Masterabschluss erlangt. Dieses Wissen und die juristische Denkweise sind für die KV-Themen unglaublich hilfreich.

Was werden bei Wahlerfolg voraussichtlich die großen Themen Ihrer Amtszeit?
Dr. Braun: Man kann das in drei große Gruppen bündeln: Honorar, zukünftige Strukturen des Gesundheitswesens und Altersstruktur der Vertragsärzte mit Ärztemangel. Beim Honorar wollen wir von MEDI leistungsgerechtes Honorar in Euro, ohne Budgets und Fallzahlbegrenzung, einen neuen EBM ohne das Diktat der Punktsummenneutralität und ohne unangemessene Pauschalisierung oder Quartalsflatrate. Außerdem brauchen wir eine ständige Honoraranpassung. Die derzeit mit dem EBM zu erzielenden Honorare reichen nicht mehr aus, um die neuen Anstellungsstrukturen in großen Praxen oder MVZ ausreichend zu finanzieren. Das Ganze muss im harmonischen Miteinander von KV-System und den Selektivverträgen geschehen, ein baden-württembergisches Erfolgsmodell.

Was muss sich speziell beim Honorar für O&U ändern?
Dr. Braun: Es muss sich Einiges ändern. O&U wurde bei der Honorarentwicklung von vielen Fachgruppen weit überholt. Auch bei uns versinkt zu viel in Komplexen. Der Trend zu immer älter werdenden Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Arthrose, Osteoporose, Rheuma und hoher Aufwand bei Multimorbidität findet zu wenig Berücksichtigung bei der Bewertung der Leistungen. O&U hat keine Chronikerziffern und die DMP sind immer noch nicht umgesetzt, weil die Kassen mauern. Außerdem werden die hohen Hygienekosten, die speziell die Operateure treffen, nicht ausreichend berücksichtigt.

Wie sieht es mit dem Gesundheitswesen der Zukunft aus?
Dr. Braun: Da werden uns zunächst die Digitalisierung, eine weitere Öffnung der Krankenhäuser und die Reform der Notfallversorgung beschäftigen. Digitalisierung ist sinnvoll, muss aber auf die Bedürfnisse von denjenigen zugeschnitten sein, die damit arbeiten. Außerdem muss sie auf höchstem Niveau ausfallsicher sein. Beides ist bei der derzeitigen TI, die nur die Interessen der Politik und der Industrie bedient, nicht der Fall. Die Sektorengrenzen und die Notfallversorgung sind originäre Themen für O&U.

Und welche Ärzte sollen das leisten?
Braun: Wir Freiberufler scheinen zu aussterbenden Dinosauriern zu werden. Bei den schlechten Rahmenbedingungen ist verständlich, dass immer mehr Ärztinnen und Ärzte nur angestellt und ohne Unternehmerrisiko arbeiten wollen. Das wird weiter die Rolle der übrigen Gesundheitsberufe stärken. Wir von MEDI wollen aber Hausärzte vor Ort und Fachärzte nicht nur an Krankenhäusern. Wir müssen unseren Nachwuchs fördern und Berufswege ohne Einbahnstraßen schaffen. Dafür brauchen wir moderne Praxen mit Teamstrukturen und Teilzeitarbeitsplätzen. VERAHs, EFAs und Physician Assistants müssen wir sinnvoll in Konzepte ärztlich geleiteter Delegation einbeziehen. Wir Ärzte koordinieren und stellen qualitativ hochwertige Versorgung sicher. Verantwortung zu übernehmen ist unsere Stärke!

Sind MVZ dafür eine gute Alternative?
Dr. Braun: Ein MVZ kommt den Wünschen des Nachwuchs entgegen. Es gehört aber klar in Ärztehand. Mit Sorge sehe ich, dass da immer mehr Kapitalinvestoren ihr Unwesen treiben. Sie betreiben dann Rosinenpickerei, die Basisversorgung leidet und ärztliche Produktivität soll systemfremde Gewinnerzielungsabsichten befriedigen. Wir müssen der Politik klar machen, dass dagegen nur attraktive Konzepte für Freiberuflichkeit junger Kolleginnen und Kollegen helfen, keine staatliche oder planwirtschaftliche Steuerung.

Der BVOU-Landesverband Baden-Württemberg hat sich bei den KV-Wahlen sehr eindeutig zur Unterstützung von MEDI bekannt. Warum?
Dr.  Braun: Das liegt weniger daran, dass der Spitzenkandidat aus der Fachgruppe stammt. Nicht nur für O&U, sondern auch für zahlreiche andere Fachgebiete hat sich bei uns „im Ländle“ gezeigt, dass man eine verbesserte Versorgung und ein Mehr an Honorar insbesondere in Form von Selektivverträgen umsetzen kann. Der wichtigste Partner dafür ist MEDI, eine Organisation, in der sich Haus- und Fachärzte ohne Hausarzt-Facharztkonflikt engagieren. Die Zusammenarbeit mit MEDI ist für das BVOU-Landesteam Teil der beruflichen Identität geworden. Eine innere Spaltung der Ärzteschaft schwächt uns nur nach außen. Die erfolgreiche Politik der KVBW der letzten Jahre war MEDI-Leistung. Ich hoffe, dass das möglichst viele andere Facharztgruppen genauso sehen und ihre Stimmen den MEDI-Listen geben, insbesondere wenn sie von den von MEDI gemachten Selektivverträgen profitieren. MEDI steht dabei klar zur bisher schon erfolgreichen Koalition mit einem fachärztlichen Vorstand von MEDI und einem zweiten Vorstand vom Hausärzteverband. Auf den MEDI-Listen und den MEDI-nahen Listen finden sich viele bekannte BVOU-Mandatsträger.

Vielen Dank für das Interview. Für die Wahlen wünschen wir Ihnen viel Erfolg!

Osteoporose-Früherkennung mit der Osteodensitometrie

Wie hoch das Risiko ist, einen Knochenbruch durch Osteoporose zu erleiden, lässt sich anhand der Knochendichte feststellen. Die Messung der Knochendichte geschieht mittels einer so genannten Osteodensitometrie. Standardmäßig kommt dabei die Dual-Röntgen-Absorptiometrie, kurz DXA oder DEXA, zum Einsatz.

Aus den griechischen Wörtern „Osteo“ für Knochen und „metrie“ für messen und dem Lateinischen „densi“ für Dichte zusammengesetzt, werden als Osteodensitometrie medizinisch-technische Verfahren zur Knochendichtemessung bezeichnet.1 Die Osteodensiometrie kann Aussagen über den Kalksalzgehalt, die Struktur und Festigkeit des Knochens machen. Es gibt verschiedene Messmethoden. Das am weitesten verbreitete und zudem einzige von der World Health Organisation (WHO) anerkannte Verfahren ist die Messung mit der Doppel-Röntgen-Energie-Absorptiometrie- Technik der sogenannten DXA/DEXA (Dual-Energy X-Ray Absorptiometry).2 Der Dachverband Osteologie (DVO) sieht diese Methode als Referenzmethode („Goldstandard“) an. Sie ist in den Leitlinien als
wichtiger Surrogatparameter die Basis der Diagnosesicherung und dient, neben weiteren Risikofaktoren, als Entscheidungskriterium bei der Therapie einer Osteoporose.3 Die Knochendichtemessung (DXA) wird in Deutschland von den Gesetzlichen Krankenkassen nur dann bezahlt, wenn eine Fraktur ohne nachweisbares adäquates Trauma vorliegt und gleichzeitig aufgrund anderer anamnestischer und klinischer Befunde ein begründeter Verdacht auf Osteoporose besteht. Seit 2013 wird sie zudem übernommen, wenn zur Optimierung der Therapieentscheidung aufgrund konkreter anamnestischer und klinischer Befunde die Absicht für eine sog. spezifische medikamentöse Therapie einer Osteoporose besteht.4, 5 Die DXA-Methode ist in der BRD mit ca. 800 Messplatzen flachendeckend sehr gut verfügbar. Sie wird vorwiegend von Fachärzten für Orthopädie/Unfallchirurgie durchgeführt. Diese haben häufig eine spezielle Zusatzausbildung als Osteologe DVO, was sie in besonderer Weise zum Einsatz dieser Methode befähigt. Als weitere Methoden zur Knochendichtemessung stehen der Quantitative Ultraschall (QUS) und die Quantitative Computertomographie (QCT/pQCT) zur Verfügung. Quantitativer Ultraschall (QUS) Die Messung der Knochendichte mittels Ultraschall, dem sogenannten quantitativen Ultraschall (QUS) ist umstritten, und nur in speziellen Fällen, in Abhängigkeit vom verwendeten Messort und von der Messmethode überhaupt aussagekräftig.3, 6 Vorteil des Verfahrens ist die fehlende Strahlenbelastung. Quantitative Computertomographie (QCT/pQCT) Bei der sogenannten zentralen QCT erfolgt die Messung an der Wirbelsäule und ggf. an den Huften. Die preisgünstigeren und kompakteren peripheren (pQCT) Systeme messen vorzugsweise am Arm oder Bein. Die CT-Methoden messen die Knochendichte als Volumeneinheit in Gramm pro Kubikzentimeter (g/cm3). Es sind sehr präzise Verfahren, die in der Lage sind weitere Knochenparameter wie Geometrie und Knochenfestigkeit aufzuzeigen.7, 8 Sie haben somit einen hohen wissenschaftlichen Stellenwert. Auf Grund der Strahlendosis und der nicht direkten Umsetzbarkeit der Messwerte in Therapieentscheidungen sind sie nur als Ersatzmethoden anzusehen. Doppel-Röntgen-Energie-Absorptiometrie-Technik (DXA/DEXA) Der Goldstandard zur Bestimmung der Knochendichtemessung ist weltweit die so genannte Doppel-RontgenEnergie-Absorptiometrie-Technik (dual-energy X-ray absorptiometry, DXA/DEXA).2 Die Messung erfolgt im Regelfall an der LWS und dem Gesamtareal der proximalen Femora,3 andere Messorte sind möglich. Das Messprinzip ist ein Flächenmessverfahren, bei dem die aus dem Körper austretende Röntgenenergie erfasst, und der Kalksalzgehalt in Gramm pro Quadratzentimeter (g/cm2) gemessen wird. Dieser Wert kann mit einer großen Anzahl von Referenzkollektiven als Standardabweichung z. B. junger Erwachsener (sog. T-Wert) oder einer altersadaptieren Vergleichsgruppe (Z-Wert) verglichen werden. Die Strahlenbelastung ist mit 1–2 μSv sehr gering. Neben der Messung des Kalksalzgehaltes ist die Bestimmung der Muskel- und Fettmasse möglich und somit auch das Ausmaß einer Sarkopenie (Muskelmasseverlust) bestimmbar. Die mittels DXA bestimmte Knochendichte wird zur messtechnischen Definition der Osteoporose verwendet.2 Neben der allgemeinen Akzeptanz und der großen Verfügbarkeit der DXA sind der moderate Preis und der geringe Zeitaufwand des Verfahrens von Vorteil.1 Alle internationalen Zulassungsstudien für Medikamente zur Osteoporosebehandlung wurden und werden mit der DXA-Messung durchgeführt. Sie dient zusammen mit weiteren Risikofaktoren der Diagnosefindung der Osteoporose und kann zudem auch deren Schwere quantifizieren. Zugleich erlaubt sie eine Abschätzung des individuellen Frakturrisikos und das Einleiten spezifischer präventiver Maßnahmen. Zuletzt kann sie auch zur Überprüfung des Therapieerfolgs verwendet
werden.3 Im Abschlussbericht D07–01 des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiQ Institut) wird die DXA ebenfalls als Goldstandard bewertet.9 Das IQWiG hatte die Frage zu klären, ob eine Knochendichtemessung nach der DXA-Methode dabei hilft, Personen zu identifizieren, die von einer auf die Erhöhung der Knochendichte ausgerichteten Therapie profitieren können. Das IQWiG schätzt den präventiven Nutzen der Knochendichtemessung als positiv ein und zieht folgendes Fazit:

  • Es liegt ein Hinweis auf einen Nutzen einer Behandlung vor für postmenopausale Frauen ohne Vorfrakturen, die eine mit einer zentralen DXA gemessene Knochendichte von T < -2,5 aufweisen.
  • Es fand sich keine gleichwertige Alternative zur Erhebung der Knochendichte beziehungsweise des Frakturrisikos, die als Ersatz zur zentralen DXA-Messung eingesetzt werden kann.
  • Für altere Manner mit Verdacht auf eine primäre Osteoporose existiert ein Beleg für einen statistischen Zusammenhang zwischen niedriger Knochendichte und erhöhtem Frakturrisiko.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Knochendichte mit der Doppel-Röntgen-Energie-Absorptiometrie-Technik (DXA) der weltweit anerkannte Standard zur Bestimmung der Knochendichte bei Osteoporose ist. Sie sollte bei entsprechendem Risikoprofil bereits vor einer Fragilitätsfraktur eingesetzt werden, um präventiv die Diagnose Osteoporose zu sichern und eine geeignete Therapie einleiten und kontrollieren zu können.

Osteoporose Vorsorgepässe für Ihre Patienten

Der Osteoporose-Vorsorgepass dient dazu, die Knochendichtemessungen von Patienten zu dokumentieren. Die Pässe wurden neu gestaltet: Sie sind etwas größer, damit die Mitarbeiter Daten lesbarer eintragen können. Wichtige Angaben sind bereits eingedruckt und das Adressfeld ist flexibel gehalten, womit ein Eintrag über das Praxisverwaltungssystem möglich wird. Kostenfrei bestellen können Sie 150 oder 800 Stück unter: service@bvou.net, Ansprechpartner ist Robert Reichelt.

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1
http://de.wikipedia.org/wiki/Knochendichtemessung (abgerufen am 05.02.2017).

2
Scientific Group on the Assessment of Osteoporosis at Primary Health Care Level, Summary Meeting Report. Brussels, Belgium, 5–7 May 2004. http://www.who.int/
chp/topics/Osteoporosis.pdf (abgerufen am 08.08.2017).

3
Dachverband Osteologie (DVO). Prophylaxe, Diagnostik und Therapie
der Osteoporose bei Männern ab dem 60. Lebensjahr und bei postmenopausalen Frauen. 2014. http://dvosteologie.org/uploads/Leitlinie 2014/DVO-Leitlinie Osteoporose 2014 Kurzfassung und Langfassung Version 1a 12 01 2016.pdf (abgerufen am 08.08.2017).

4
Kassenärztliche Bundesvereinigung, Einheitlicher Bewertungsmaßstab (EBM), Stand 1. Quartal 2015, erstellt am 12. 06. 2015, Leitungsbeschreibung Ziffern 34600 und 34601
Osteodensitometrische Untersuchung I und II, S. 674–675. http://www.kbv.de/media/sp/
EBM_Gesamt___Stand_1._Quartal_2015.pdf (abgerufen am 08.08.2017).

5
Gemeinsamer Bundesausschuss. Abschlussbericht Beratungsverfahren gemäß § 135 Abs. 1 SGB V (Vertragsärztliche Versorgung) „Osteodensitometrie“, Stand: 21. Februar 2013,
http://www.kbv.de/media/sp/2013_02_21_RMvV_07_anerkannt_Osteodensitometrie_Bericht_GBA.pdf (abgerufen am 08.08.2017).

6
Dobs, B., Quantitativer Ultraschall (Osteosonometrie) in der Osteoporosediagnostik – Wo
stehen wir heute?, Der Orthopäde. 31(2):176–180.

7
Jämsä T, Jalovaara P, Peng Z, Väänänen HK, Tuukkanen J: Comparison of three-point bending test and peripheral quantitative computed tomography analysis in the evaluation of the strength of mouse femur and tibia, Bone. 1998 Aug;23(2):155–61.

8
Braun MJ et al. Clinical evaluation of a high-resolution new peripheral quantative computized tomography (pQCT) scanner for the bone densitometry at the lower
limbs, Phys. Med. Biol. 1998;43:2279–2294.

9
IQWIQ. Abschlussbericht D07-01Osteodensitometrie bei primärer und sekundärer Osteoporose. 2010. https://www.iqwig.de/download/D07-01_Kurzfassung_Abschlussbericht_Osteodensitometrie_bei_primaerer_und_sekundaerer_Osteoporose.pdf (abgerufen am 08.08.2017).