Archiv für den Monat: Juni 2018

AE empfiehlt: Übergewicht vermeiden – Arthrose vorbeugen

Freiburg – Übergewichtige Patienten mit einem künstlichen Kniegelenk haben ab einem Body-Mass-Index (BMI) von etwa 30 ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Sie leiden häufiger an Wundheilungsstörungen und Infektionen und müssen öfter erneut operiert werden. Ab einem BMI von 40 steigt das Risiko für Komplikationen dann exponentiell an. Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. empfiehlt deshalb, bei geplanten Prothesenimplantationen möglichst schon lange vor dem Eingriff, das Körpergewicht zu reduzieren. Noch besser wäre es jedoch, Normalgewicht über das ganze Leben zu halten, so die AE. Denn zu viele Kilos sind eine der Hauptursachen für schmerzhafte Arthrosen des Kniegelenks. Patienten seien sich dieses Zusammenhangs jedoch häufig nicht bewusst.

Jährlich werden in Deutschland rund 169 000 künstliche Kniegelenke eingesetzt. Einige dieser Eingriffe könnten durch Abnehmen verhindert werden. Denn: „Übergewicht geht auf die Kniegelenke und ist einer der Hauptgründe für Arthrose“, sagt Prof. Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der AE und Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig. Zudem gelte: Je höher der BMI, desto schneller schreitet der schmerzhafte Gelenkverschleiß voran. „Bei Übergewichtigen tritt die Kniegelenksarthrose oft schon in jungen Jahren auf“, so der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Bereits fünf Kilo Übergewicht verdoppelten das Risiko des Entstehens einer Knie-Arthrose, bei der sich der Knorpel im Gelenk abnutzt. 

Über 65 Prozent der Männer und mehr als 50 Prozent der Frauen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren sind nach Zahlen des Robert Koch-Instituts hierzulande übergewichtig. Übergewicht bezeichnet einen BMI von über 25 – das heißt ein Körpergewicht von mehr als 25 kg/m2 –, als adipös gilt, wer einen BMI über 30 hat. Ein Viertel der Erwachsenen ist adipös. Entsprechend nimmt auch der Anteil übergewichtiger und adipöser Patienten zu, die ein künstliches Kniegelenk erhalten. Doch mit der Körperfülle steigen auch die Operationsrisiken: „Übergewicht geht oft mit Mehrfacherkrankungen, etwa Herz-Kreislauf-Problemen in der Kombination mit Diabetes, einher“, sagt Heller. Diese Grunderkrankungen schwächen den Organismus und machen ihn anfälliger für Komplikationen wie Infektionen. Zudem ist der operative Zugang zum Gelenk, also die Schnittgröße und -tiefe, bei Dickleibigkeit größer und die Situation unübersichtlicher. „Die Präzision des operativen Eingriffs kann dadurch beeinträchtigt sein“, so Heller. Eine besonders häufige und langwierige Komplikation sind Wundheilungsstörungen: „Die Fettschicht ist schlechter durchblutet und damit auch die darüberliegende Haut. Dadurch sind die Wundränder unterversorgt und können absterben, sodass sich die Wunde möglicherweise nicht mehr schließt – der Nährboden für Infektionen ist damit gelegt“, erläutert Heller weiter. 

„Wir empfehlen unseren Patienten deshalb, vor einer geplanten Prothesen-OP abzunehmen und etwas für die allgemeine Fitness zu tun“, sagt Prof. Florian Gebhard, Präsident der AE und Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Ulm. Für untrainierte Übergewichtige sehr geeignet seien etwa Elektrofahrräder. Sie schonen die Gelenke und unterstützen bei Hügeln und längeren Distanzen. Und er ergänzt: „Wir raten zudem, das neue Gewicht eine Zeit lang zu halten, bevor operiert wird“. Denn in der Phase des Abnehmens sei das Risiko für Komplikationen ebenfalls erhöht. 

Trotz der genannten Risiken profitieren auch übergewichtige Patienten bis zu etwa einem BMI von 40 von einem künstlichen Kniegelenk. „Vorher müssen jedoch zwingend alle konservativen Möglichkeiten, wie etwa Physio- und Schmerztherapie, ausgeschöpft sein“, betont Heller. Erst danach gelte es, gemeinsam mit dem Patienten die Vor- und Nachteile einer Operation gründlich abzuwägen. Falls eine Knieprothese unumgänglich ist, rät Heller allen, aber insbesondere stark adipösen Patienten, sich für den Eingriff in ein zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum (EndoCert-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC)) zu begeben. Und ist die Operation überstanden, gehöre es zu den Hausaufgaben des Patienten, das Gewicht regelmäßig zu kontrollieren und aktiv zu bleiben: Denn auch das künstliche Gelenk profitiere von weniger Kilos und gut trainierter Muskulatur. 

Quellen:
Robert Koch-Institut 2014, Studie DEGS1, Erhebung 2008- 2011
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adiposit…

Zertifizierungssystem in der Endoprothetik: www.endocert.de

Adipositas in der Revisionsendoprothetik des Kniegelenks – eine systematische Literaturübersicht und rechtliche Bewertung
Milena M. Ploeger, Norbert H. Müller, Dieter Christian Wirtz, Hendrik Kohlhof
Z Orthop Unfall 
DOI: 10.1055/a-0590-5340

Complications and Obesity in Arthroplasty–A Hip is Not a Knee
David E. DeMik, MD, PharmD, Nicholas A. Bedard, MD, S. Blake Dowdle, MD, Jacob M. Elkins, MD, PhD, Timothy S. Brown, MD, Yubo Gao, PhD, John J. Callaghan, MD’
DOI: https://doi.org/10.1016/j.arth.2018.02.073

Complications of Morbid Obesity in Total Joint Arthroplasty: Risk Stratification Based on BMI
Derek T. Ward, MD, Lionel N. Metz, MD, Patrick K. Horst, MD, Hubert T. Kim, MD, PhD, Alfred C. Kuo, MD, PhD
DOI: https://doi.org/10.1016/j.arth.2015.03.045

Quelle: AE

Kritik an Knie-OPs: Die Daten von Bertelsmann

Berlin – Unter der Überschrift „Knieprothesen – starker Anstieg und große regionale Unterschiede“ hat die Bertelsmann-Stiftung eine Analyse zum Anstieg und zu den regionalen Unterschieden bei Knieendoprothesen-Operationen veröffentlicht. Die Autoren arbeiten für das Science Media Center Germany (SMC). Zentrale Thesen und Daten aus der Analyse im Wortlaut:

Anlass der Analyse: „Nach langer Zeit stabiler und zuletzt rückläufiger Implantationszahlen ist die Anzahl der Knieprothesen-Eingriffe bundesweit seit 2013 wieder um 18,5 Prozent gestiegen. Auf Kreisebene unterscheiden sich die Eingriffszahlen pro 100.000 Einwohner bis zum Dreifachen. Das zeigen Analysen mit dem Operation Explorer – einem webbasierten Recherche-Tool beim Science Media Center, das Daten des Statistischen Bundesamtes auswertet. Dazu kommt ein weiterer bedenklicher Trend: Die Anzahl der jüngeren Patienten unter 60 Jahre, die sich eine Knieprothese einsetzen lassen, nimmt in Deutschland kontinuierlich zu: Es waren 2016 rund 31 Prozent mehr als noch 2009. Diese Entwicklung ist auch international zu beobachten und problematisch für die Patienten.“

Trends: „Der Operation Explorer zeigt, dass die Entwicklung der Zahlen in Deutschland lange stabil war. In den Jahren 2009 bis 2011 gab es keine nennenswerten Schwankungen. 2012 und 2013 sanken die Zahlen sogar deutlich. Seitdem steigen die Zahlen wieder. Wurden 2013 noch 142.546 Knie-Prothesen in Deutschland implantiert, so sind es im aktuellen Datenjahr 2016 bereits 168.898 – ein absoluter Anstieg von 18,5 Prozent in drei Jahren. Die altersstandardisierte Steigerungsrate beträgt rund 15,8 Prozent.“

Regionale Trends: „Auf Kreisebene gibt es Unterschiede bei der Häufigkeit pro 100.000 Einwohner bis zum Dreifachen. Regen (358), Dillingen an der Donau (338) und Amberg-Sulzbach (338) haben zwei- bis dreimal so hohe Werte wie die Kreise mit den niedrigsten Eingriffszahlen: Potsdam (118), Frankfurt/Oder (122), Karlsruhe (130) oder Trier (131). Viele Kreise in Bayern fallen mit hohen Werten auf.“

Journalistische Recherche: „Die Datenanalysen im SMC werden von journalistischen Hintergrundrecherchen begleitet. Für diese Recherche wurde ausgewählte Literatur einbezogen und eine Vielzahl von Gesprächen mit Ärzten aus dem ambulanten, stationären und dem Reha-Bereich, mit Krankenkassen-Vertretern, Klinikchefs, Gesundheitsökonomen und Klinik-Controllern geführt. Sieben Gesprächspartner haben längere und/oder mehrere Interviews gegeben, darunter vier Chefärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, zwei niedergelassene Fachärzte für Orthopädie, und eine Klinik-Controllerin. Alle bekamen vorab die Analyseergebnisse und wurden anschließend zu möglichen Ursachen für den Anstieg der Knieprothesen-Operationen und die regionalen Unterschiede befragt.“

Finanzielle Anreize: „Die meisten Gesprächs- und Interviewpartner waren sich einig, dass finanzielle Anreize für Kliniken und niedergelassene Ärzte die Häufigkeit von Knieoperationen beeinflussen. Immer wieder beschrieben sie die Knieprothesen-Operation als finanziell attraktiv und gut planbar. Sie habe den Vorteil, dass sie auch in kleinen Krankenhäusern durchgeführt werden könne. Zwei der Klinik-Fachärzte für Orthopädie beschrieben, dass ihre Abteilungen innerhalb der Kliniken als ‚Cash Cow‘ gehandelt würden, die die Aufgabe habe, Defizite aus anderen Abteilungen auszugleichen.

Eine besondere Rolle scheinen auch Honorar-, Konsiliar- und Belegärzte zu spielen. Die Gesprächs- und Interviewpartner beklagten den Trend, dass viele Kliniken Verträge mit niedergelassenen Orthopäden schlössen, die Patienten aus ihren eigenen Praxen dann in den Vertragskliniken operierten. Solche Verträge seien für beide Seiten von Vorteil: Die Klinik bekomme auf diesem Weg Patienten. Die niedergelassenen Orthopäden wiederum erhielten für die Operationen ein lukratives Honorar. Ein großer Teil der Gesprächs- und Interviewpartner erklärten explizit, diese weitverbreitete Praxis sei ein erheblicher Fehlanreiz. Ein Klinikchef nannte diese Kooperationen ‚einen wunden Punkt des Gesundheitssystems‘, der politisch korrigiert werden müsse.“

Budgetierung: „Eine Alternative zur Operation stellt in vielen Fällen eine konservative Therapie mit Bewegungstraining, Schmerzmitteln und Gewichtsabnahme dar. Viele der befragten Ärzte bemängelten, dass für solche Therapieansätze nicht genügend Ressourcen zur Verfügung stünden. So könne zum Beispiel bei der Physiotherapie nur eine geringe Anzahl an Therapieeinheiten verschrieben werden. Das sei völlig nutzlos, weil Muskelaufbau viel Zeit brauche.“

Zum Science Media Center Germany (Quelle: Homepage):
Das SMC finanziert sich nach eigenen Angaben durch Mittel der Klaus Tschira Stiftung und einer Vielzahl von Institutionen aus den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft, Medien und Gesellschaft. Tschira ist einer der Gründer des Software-Unternehmens SAP. SMC wurde 2015 als gemeinnützige GmbH gegründet. Die Anschubfinanzierung betrug 1,5 Millionen Euro für einen Zeitraum von drei Jahren und wurde bis Mitte 2019 verlängert. Das SMC hilft Journalisten bei der Berichterstattung.

Redaktionsleiter und Geschäftsführer ist Volker Stollortz, Diplom-Biologe. Vielen ist der Wissenschaftsjournalist aufgrund seiner Beiträge in ZEIT, Die Woche, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und anderen Medien bekannt.

Kritik an Knie-OPs: „Weckruf“ für Gesundheitspolitik

Berlin – In der am 19. Juni 2018 von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Studie unter dem Titel „Knieprothesen – starker Anstieg und große regionale Unterscheide“ werfen die Autoren die Frage auf: „Wird vorschnell operiert?“ Dazu haben die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE), die Deutsche Kniegesellschaft (DKG) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) Stellung genommen.

Der Anstieg für den Ersatz eines künstlichen Kniegelenkes seit 2009 liegt mit acht Prozent im internationalen Durchschnitt. Die Fachgesellschaften erwarten aufgrund des demografischen Wandels jedoch noch höhere Zahlen: Denn Deutschland befindet sich beim Altersdurchschnitt der Bevölkerung weltweit in einer Spitzengruppe. Daher verstärken die Fachgesellschaften DGOU, AE, DKG und BVOU seit Jahren ihre Maßnahmen im Bereich der Kniegelenkerkrankungen – sowohl für die qualitätsgesicherte chirurgische Versorgung durch die Initiative EndoCert zur Zertifizierung von endoprothetischen Versorgungszentren als auch für gelenkerhaltende Behandlungsmaßnahmen. „Diese Strategie kann aber nur dann noch erfolgreicher sein, wenn die Qualität und konservative Behandlung zukünftig wieder besser vergütet werden“, sagt Prof. Carsten Perka, DGOU-Vizepräsident und AE-Präsidiumsmitglied.

Im Interview sprechen DGOU-Experte Prof. Klaus-Peter Günther und BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher über die Gründe der Mengensteigerung bei Knie-Operationen, regionale Unterschiede, Maßnahmen der Fachgesellschaften und des Berufsverbandes und die Studie, die sie auch als Weckruf an die Gesundheitspolitik verstehen.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung DGOU, AE, DKG, BVOU

Kritik an Knie-OPs: Interview zu Mengensteigerungen

Berlin – Im Interview sprechen DGOU-Experte Prof. Klaus-Peter Günther und BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher über die Gründe der Mengensteigerung bei Knie-Operationen, regionale Unterschiede, Maßnahmen der Fachgesellschaften und des Berufsverbandes und die Studie, die sie auch als Weckruf an die Gesundheitspolitik verstehen.

Günther ist Geschäftsführender Direktor des Universitätscentrums für Orthopädie & Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Er hat als Mitautor an der 2013 erschienenen Publikation „Knieoperationen – Regionale Unterschiede und ihre Einflussfaktoren“ aus der Reihe Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann-Stiftung mitgearbeitet. Flechtenmacher ist niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Ortho-Zentrum in Karlsruhe.

Wie werten Sie die Studie der Bertelsmann-Stiftung?

Günther: Der erschienene Bertelsmann-Report zur Entwicklung der Knie-Endoprothetik in Deutschland wird in weiten Teilen von den Fachgesellschaften unterstützt. Leider weisen die Autoren nicht darauf hin, dass das Verfahren der regionalen Bestimmung von Operationsraten in der Endoprothetik bereits vor Jahren mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und des AOK-Bundesverbands etabliert wurde. Damals schon wiesen diese Institutionen auf eine auffällige Ungleichverteilung von Operationsraten in den einzelnen Bundesländern hin. Vor allem die Fachgesellschaften haben seither eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, die eine patientengerechte operative Versorgung unterstützen.

Welche Gründe gibt es für die Mengenentwicklung aus Sicht der Fachgesellschaften?

Günther: Betrachtet man den Anstieg der Endoprothesenzahlen nicht nur in den letzten drei Jahren, sondern – wie im Bericht der Bertelsmann-Stiftung eigentlich dargestellt – im Gesamtverlauf seit 2009, fällt die Steigerungsrate deutlich moderater aus und liegt mit etwa acht Prozent im internationalen Durchschnitt. Die wichtigste Ursache dafür ist der demografische Wandel. Hier würden eigentlich noch höhere Zahlen zu erwarten sein, denn Deutschland liegt im Altersdurchschnitt der Bevölkerung weltweit in einer Spitzengruppe.

Vor allem aber sind die Ergebnisse in der Knie-Endoprothetik in den letzten Jahren nochmals deutlich verbessert worden, wovon nicht nur ältere, sondern auch jüngere Patienten mit hohem Leistungsanspruch profitieren. Die besseren Ergebnisse führen auch zu einer verstärkten Nachfrage nach dieser Versorgung auch in dieser Altersgruppe, verbunden mit dem Ziel, wieder voll funktionstüchtig zu werden. Konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, medikamentöse Therapie und Injektionen können dies in dieser Altersgruppe meist nicht im gewünschten Umfang leisten.

Welche Gründe gibt es für die Mengensteigerung, die im Vergütungssystem begründet liegen?

Günther: Der Bericht weist zu Recht auf wichtige Faktoren hin, die in der Mengenentwicklung von künstlichen Kniegelenken eine zentrale Rolle spielen. Dazu gehört in erster Linie das im Gegensatz zu anderen Ländern exzessiv betriebene Refinanzierungssystem mit DRG-Fallpauschalen. Seit Jahren wird die alternative konservative Behandlung unzureichend vergütet. Wenn ärztliche Beratung und konservative Maßnahmen nicht angemessen honoriert werden, ist die frühere Entscheidung zum Kunstgelenkersatz keine Überraschung. Auch ist nach wie vor die Zahl der Einrichtungen, in denen der Kniegelenkersatz angeboten wird, zu groß.

Flechtenmacher: Eine konservative Behandlung zur Abwendung einer Operation braucht Zeit. Patienten mit Arthrose muss man intensiv beraten: Wie wichtig ist es abzunehmen? Welche Begleiterkrankungen sind zu beachten, bevor man Schmerzmittel empfiehlt? Warum ist Bewegung wichtig? Die Zeit dafür fehlt in den stark frequentierten Praxen, sie wird auch nicht vergütet. Und die Budgets erlauben es nicht, so engmaschig wie manchmal nötig Krankengymnastik zu verordnen.

Geht es auch anders, zum Beispiel mit einer intensivierten konservativen Therapie?

Flechtenmacher: Das funktioniert aktuell leider vor allem in Selektivverträgen. Darüber kann dann beispielsweise eine Option „Alternative konservative Behandlung bei drohenden Operationen“ angeboten und finanziert werden. Ein gutes Beispiel ist der gemeinsam von BVOU und der Deutschen Arzt AG verhandelte Selektivvertrag für Versicherte von DAK, Barmer und einigen Betriebskrankenkassen. Bei diesem Modell arbeiten Orthopäden und Physiotherapeuten eng mit dem Patienten zusammen, um unter anderem durch eine hohe Frequenz an Krankengymnastik und eventuell einem Gerätetraining eine Operation hinauszuzögern oder zu vermeiden. So schöpfen Patienten oft erst wieder Hoffnung, mit ihren Beschwerden und Schmerzen gut leben zu können – auch ohne eine Operation. Aber selbst die Patienten, bei denen eine Operation unumgänglich ist, profitieren von dem Angebot. Sie werden intensiv darauf vorbereitet und sind nach der OP rascher wieder mobil.

Auch der erfolgreiche Orthopädie-Facharztvertrag von AOK Baden-Württemberg, MEDI und dem BVOU ist ein gutes Bespiel für eine strukturierte und intensivierte ambulante Betreuung mit dem Fokus auf einer leitlinienorientierten konservativen Therapie bei Knie- und Hüftarthrosepatienten. Leider sind das bisher zu wenige regionale Leuchtturm-Ansätze. Die Schlussfolgerungen der Bertelsmann-Stiftung zeigen aber, wie notwendig die Implementierung und Finanzierung konservativer Therapiekonzepte ist. Das sollte als Appell an die Kostenträger verstanden werden.

Muss die Gesundheitspolitik an dieser Stelle wirksamer werden?

Flechtenmacher: Hochwertige Medizin ist sowohl in der konservativen Therapie als auch in der Endoprothetik nicht zum Billigtarif zu haben. Im Vergleich zu den von den Fachgesellschaften und vom Berufsverband bereits eingeleiteten Maßnahmen bleiben die Steuerungsmöglichkeiten der Gesundheitspolitik aktuell noch deutlich zurück – zum Beispiel hinsichtlich Qualitätsverträgen und Zentrumszuschlägen. Die umfassenden Möglichkeiten der ambulanten konservativen Therapie werden derzeit vom GKV-System nur über Selektivverträge vergütet und stehen damit weder flächendeckend noch für alle Versicherten gleichermaßen zur Verfügung.

Günther: Die jetzt beobachtete Mengensteigerung muss auch als starker Weckruf an die Gesundheitspolitik verstanden werden. Die Fachgesellschaften arbeiten seit Jahren an qualitätsfördernden Maßnahmen im Bereich der Endoprothetik. Dazu gehört in erster Linie die EndoCert-Initiative der DGOOC gemeinsam mit der AE und dem BVOU. Dort werden hohe Qualitätsstandards gefordert – insbesondere auch für die Indikationsstellung. Aktuell wird in allen EndoCert-Kliniken und darüber hinaus die ebenfalls mit Unterstützung von DGOOC und AE erstellte AWMF-Leitlinie für die Entscheidung zum Kunstgelenkersatz eingeführt. Diese Initiative soll sicherstellen, dass durch eine ausführliche ärztliche Beratung die Entscheidung zur Operation nicht zu früh getroffen wird und zuvor eine angemessene konservative Behandlung erfolgt ist.

Gleiches gilt für den Mehraufwand, den zertifizierte Kliniken in der Patientenfürsorge betreiben. Seit Jahren verstärken Fachgesellschaften wie die AE und die DKG gerade im Bereich der Kniegelenkerkrankungen die Schulung in gelenkerhaltenden Behandlungsmaßnahmen. Sollte nach allen ausgeschöpften gelenkerhaltenden Maßnahmen dann aber das Kunstgelenk notwendig werden, muss sichergestellt sein, dass die Behandlung in Einrichtungen mit ausreichend hohen Fallzahlen und geprüften Behandlungsstandards erfolgt. Beides sind entscheidende Voraussetzungen für den Behandlungserfolg, wie mittlerweile nicht nur international, sondern auch an deutschen Daten nachgewiesen werden konnte: im EndoCert-Verfahren wie auch dem von der DGOOC etablierten Deutschen Prothesenregister EPRD.

Hier ist zu wünschen, dass einige der im Bertelsmann-Bericht gezogenen Schlussfolgerungen auch gehört werden.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung DGOU, AE, DKG, BVOU

Entbudgetierung

GMK-Beschluss: Kein Votum für Entbudgetierung

Berlin – Die Weigerung der Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK), ein Signal für eine Entbudgetierung von Leistungen der haus- und fachärztlichen Grundversorgung zu setzen, hat heftige Kritik ausgelöst. Hintergrund: Der schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) hatte einen Antrag eingebracht, in dem das Bundesgesundheitsministerium gebeten wurde, eine gesetzliche Regelung zur Entbudgetierung der vertragsärztlichen Versorgung zu schaffen und diesen mit einem konkreten Entwurf zu hinterlegen. Die Entbudgetierung sollte mit Leistungen der haus- und fachärztlichen Grundversorgung beginnen. Garg verwies am Ende der GMK-Sitzung darauf, dass andere Länder aber Offenheit signalisiert hätten, im Zusammenhang mit einer geplanten Vergütungsreform über mögliche Verbesserungen zu beraten.

Gassen: Chance verpasst

„Eine Chance ist versäumt worden, den Weg der Entbudgetierung zu beschreiten. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Milliardenpolster der Krankenkassen absolut unverständlich“, kommentierte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen die Entscheidung.

Als „guten und richtigen Schritt“ hatte Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Schleswig-Holstein das Vorhaben vor der GMK-Sitzung bewertet: „Es muss ein Ende haben, dass Ärzte und Psychotherapeuten ihre Patienten gewissenhaft und mit hohem Engagement behandeln, ihre Leistungen aber zum Ende des Quartals nur noch zu einem Bruchteil bezahlt bekommen, während die Betriebskosten der Praxis weiterlaufen.“ Während die Politik eine immer umfangreichere Versorgung verspreche und von Ärzten mehr Termine und mehr Sprechstunden fordere, bekämen diese seit mehr als zwei Jahrzehnten einen Teil ihrer Leistungen nicht vergütet.

Einstieg würde 450 Millionen Euro pro Jahr kosten

Eine Abschaffung der Budgets und eine leistungsgerechte Honorierung der niedergelassenen Ärzte sei leistbar, wie Schliffke betonte: Würden in einem ersten Schritt die Grundleistungen ohne Budget vergütet, würden hierfür bundesweit 450 Millionen Euro pro Jahr benötigt. Die gesetzlichen Krankenkassen hätten im vergangenen Jahr aber einen Überschuss von drei Milliarden Euro erzielt und verfügten über Rücklagen von mehr als 25 Milliarden Euro. „Diese Gelder sollten für die Versorgung zur Verfügung stehen“, so Schliffke.

Resolution der KV Brandenburg

Auch die KV Brandenburg hatte den Beschluss scharf kritisiert. In einer Resolution heißt es: „Wir missbilligen deutlich die Entscheidung der jüngsten Gesundheitsministerkonferenz, die den Antrag, die Budgets für die vertragsärztliche Versorgung in Deutschland abzuschaffen, abgelehnt hat. Wir fordern die Politik zu einem Umdenken bei diesem Thema auf.“

Garg hatte abschließend betont: „Eine Zustimmung zu unserem Antrag wäre ein besseres Signal gewesen, aber es ist gut, dass das Thema jetzt im Diskussionsprozess auf Bundesebene angekommen ist. Ich sehe den Bund weiterhin in der Pflicht, vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftebedarfs im ärztlichen Bereich eine Entbudgetierung zu prüfen. Dafür werde ich weiter werben.“

Beschlüsse zu Heilpraktikern und Ärztenetzen

In weiteren Beschlüssen hat sich die GMK unter anderem für eine Reform des Heilpraktikerwesens ausgesprochen sowie für eine Stärkung der Arztnetze, die nach § 87 b Absatz 4 SGB V zertifiziert sind. Hierzu heißt es: „Insbesondere sollte es Praxisnetzen, vor allem solchen, die in unterversorgten Gebieten tätig sind und die von einer KV anerkannt worden sind, ermöglicht werden, Arztsitze zu erwerben sowie Ärztinnen und Ärzte oder anderes medizinisches Personal anzustellen.“

Weiter Diskussion um mehr Sprechstunden

Berlin – Die Debatte darüber, ob niedergelassene Ärztinnen und Ärzte verpflichtet werden sollten, mehr Sprechstunden anzubieten, geht weiter. Zuletzt hatte der GKV-Spitzenverband auf seinem alljährlichen Presseseminar seine entsprechenden Forderungen bekräftigt und auch eine Flexibilisierung angemahnt, beispielsweise Samstags-Sprechstunden bis 19 Uhr.

Der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen reagierte prompt: „Alle Überlegungen in Richtung zusätzlicher ärztlicher Leistung sind absurd, solange schon jetzt zehn bis 20 Prozent der erbrachten Leistungen nicht bezahlt werden“, sagte er. „Zechprellerei lässt sich nicht dadurch heilen, dass man zusagt, sich zu überlegen, eventuell die nächste Rechnung zu bezahlen. Auch bei jungen Medizinern spielt zudem eine funktionierende Work-Life-Balance eine zunehmend wichtigere Rolle, wie in unserer gesamten Gesellschaft auch.“

Zi-Untersuchung: 92 Prozent bieten 25 Sprechstunden und mehr

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hatte das Thema „Sprechstunden“ unlängst untersucht und Daten dazu in einem Bericht veröffentlicht. Da keine rechtlich bindende Definition des Begriffs ‚Sprechstunde‘ existiere, ziehe man sogenannte Betriebszeiten zum Vergleich heran: Damit sind die Stunden gemeint, in denen ein Arzt in der Praxis anwesend ist.

Dem Zi zufolge liegen die Betriebszeiten bei durchschnittlich 35,8 Wochenstunden. Rund 92 Prozent der Praxen gaben Betriebszeiten von 25 Stunden und mehr pro Woche an. In den meisten Praxen, so das Ergebnis, wird die Forderung des Koalitionsvertrags nach mehr Stunden bereits übererfüllt. „Die derzeitige Diskussion zur Erhöhung der Mindestanzahl von Sprechstunden pro Woche betrifft nur eine sehr kleine Zahl von Praxen“, erklärt Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zi. „Es ist nicht zu erwarten, dass mit einer gesetzlichen Vorgabe auch nur ein einziges Versorgungsproblem gelöst wird, vielmehr würden neue geschaffen.“

Im Schnitt 35,8 Wochenstunden für die Versorgung von GKV-Patienten

Nach den Analysen des Zi arbeiten Praxisinhaber im Durchschnitt 51,5 Wochenstunden. Davon widmen sie ihren gesetzlich versicherten Patienten 35,8 Wochenstunden. Auf Privatpatienten entfallen 5,8 Stunden, wobei es in ländlichen Gebieten und weiten Teilen der neuen Bundesländer verhältnismäßig wenige Privatpatienten gibt und deren Behandlung insofern im Praxisalltag kaum eine Rolle spielt. Etwa 14 Stunden pro Woche müssen Praxisinhaber für Aufgaben ohne direkten Patientenkontakt einsetzen (Dokumentationen, Befundstellungen, Praxismanagement, Fortbildung).

Um mehr Zeit für die Patienten zu schaffen, wäre es laut Zi daher sinnvoll, die Ärzte und Psychotherapeuten von bürokratischen Aufgaben zu entlasten. „Die Anreize für längere Arbeitszeiten am Patienten werden durch die gegenwärtigen Budgetdeckel ausgebremst. Wer wie die niedergelassenen Ärzte durchschnittlich zehn Prozent seiner Arbeit nicht erstattet bekommt, wird nicht bereit sein, noch mehr Zeit zu investieren“, erklärte von Stillfried.

Datengrundlage der Zi-Auswertung waren die Angaben von rund 3.800 Einzelpraxen und 1.000 Gemeinschaftspraxen von Vertragsärzten und -psychotherapeuten aus dem Jahr 2015, die im Rahmen des jährlich durchgeführten Zi-Praxis-Panels (ZiPP) erhoben wurden.

Telematikinfrastruktur

Zweiter Konnektor für den TI-Anschluss zugelassen

Berlin – Die gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte hat am vergangenen Freitag die Zulassung für einen zweiten Konnektor erteilt. Der Konnektor der T-Systems International GmbH habe das Zulassungsverfahren erfolgreich durchlaufen, teilte die gematik mit. Damit steht den Arztpraxen für den Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI) nun neben der CompuGroup Medical noch ein weiterer Anbieter zur Verfügung.

Für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur sind mehrere Produkte und Dienste der Industrie notwendig, die von der gematik zugelassen werden müssen, darunter der Konnektor. Er verbindet die IT-Systeme medizinischer Einrichtungen mit der TI. Der Konnektor ist mit einem Router vergleichbar, jedoch mit einem deutlich größeren Funktionsumfang und einem sehr hohen Sicherheitsniveau. Er stellt ein sogenanntes virtuelles privates Netzwerk (VPN) her, in dem elektronische Anwendungen unter Einsatz moderner Verschlüsselungstechnologien völlig abgeschirmt vom sonstigen Internet genutzt werden können.

Viele der bereits angeschlossenen Praxen berichten währenddessen von technischen Schwierigkeiten mit den TI-Komponenten, sei es durch Systemabstürze oder veraltete Gesundheitskarten, die von den neuen Kartenlesegeräten nicht mehr eingelesen werden können. Darüber berichtete zuletzt MEDI Baden-Württemberg in einer Pressemitteilung. Der Verband hatte kürzlich eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durchgeführt, an der sich 125 Praxen beteiligten. Mehr als die Hälfte davon hatten technische Schwierigkeiten nach der TI-Installation. Auch der BVOU hatte seine Mitglieder Ende April zu diesem Thema befragt. Weitere Informationen zu den Ergebnissen der BVOU-Umfrage enthält der nächste Infobrief, der in wenigen Wochen erscheint.

Verbände wollen Facharztverträge weiter vorantreiben

Berlin – MEDI GENO Deutschland und der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) verfolgen künftig eine gemeinsame Strategie zur Entwicklung der selektivvertraglich organisierten fachärztlichen Versorgung im GKV-Bereich. Hierzu veröffentlichten die beiden Ärzteverbände am Montag ein gemeinsames Forderungspapier an die Politik.

Darin sprechen sich die Vorstände von SpiFa und MEDI GENO gemeinsam für eine bundesweite Stärkung und Weiterentwicklung der Facharztverträge nach § 140a SGB V aus. „Nach unserer Überzeugung werden wir die aktuellen und künftigen Probleme in der ambulanten ärztlichen Versorgung nur mit einer alternativen Regelversorgung in den Griff bekommen, die den freiwilligen Abschluss von Facharztverträgen fördert“, erklärt Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI GENO Deutschland in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa, ergänzt: „Wir brauchen deutlich mehr Spielräume, um bundesweit neue Versorgungskonzepte mit den Krankenkassen umzusetzen. Wir fordern daher eine strukturelle Förderung für den Bereich der freien Facharztverträge.“

Beide Verbände betonen, dass der Aufbau einer alternativen Regelversorgung nicht in Konkurrenz zum Kollektivvertrag zu verstehen sei. Vielmehr böten die Selektivverträge eine zielgerichtete Möglichkeit, lokal und treffsicher Versorgungsprobleme anzugehen und zu beheben.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von MEDI GENO und SpiFa

Abmahnung

DSGVO: Abmahnmissbrauch verhindern

Berlin – Die „Konzertierte Aktion der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Berufsverbände“ hat Mitte Juni eine Resolution verabschiedet, in der sie vor einer Überinterpretation der Vorgaben der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) warnt. „Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten dürfen nicht Opfer von Abmahnwellen und daraus folgenden horrenden Strafzahlungen werden. Dies gefährdet empfindlich die ambulante Versorgung der Patienten“, erklärte dazu Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des KBV-Vorstands.

Ärztliche Leistungen – etwa aufgrund von Überweisungen – seien keine Auftragsverarbeitung, heißt es in der Resolution. Eine solche Interpretation der DSGVO würde zu überbordender Bürokratie in den Praxen führen und könne außerdem zu einem Hemmschuh gesetzlich erwünschter Kooperationen werden.

Bundestag reagiert mit einem Antrag auf Klarstellung

Die Mitglieder der Konzertierten Aktion verweisen auf Bestrebungen im Bundestag, hier für Klarheit zu sorgen. Die Bundestagsfraktionen von Union und SPD hätten einen entsprechenden Antrag formuliert. Darin forderten sie die Bundesregierung auf, bis zum 1. September 2018 einen Gesetzesvorschlag vorzulegen, um die Gefahr eines Abmahnmissbrauchs, insbesondere gegenüber mittelständischen Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen, Vereinen und Selbstständigen zu verhindern sowie geringfügige Verstöße nicht mit kostenpflichtigen Abmahnungen zu ahnden.

Diesen Forderungen schließen sich ärztliche und psychotherapeutische Berufsverbände an. Sie fordern darüber hinaus die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass Projekte zur Digitalisierung in der Medizin durch die DSGVO nicht erschwert oder sogar unmöglich gemacht werden.

Auch aus den Reihen der Opposition wurde Handlungsbedarf angemahnt: Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen sowie FDP reagierten mit eigenen Vorstößen.

Quelle: Pressemitteilung KBV und Berufsverbände

Drittmittel

Bund ist größter Drittmittelgeber der Hochschulen

Berlin – Die Drittmitteleinnahmen der deutschen Hochschulen lagen im Jahr 2014 bei 7,3 Milliarden Euro. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervor. Damit entspricht die Höhe annähernd den für Forschung aufgewendeten Grundmitteln. Diese aufzubringen, fällt in den Zuständigkeitsbereich der Länder.

Die Linke hatte darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung dem Statistischen Bundesamt zufolge im Jahr 2015 erneut der größte Drittmittelgeber der deutschen Hochschulen gewesen sei. Die Bundesregierung hat nach eigenen Angaben ihr Engagement zugunsten der Hochschulen in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut: Seit 2005 habe der Bund seine Mittel für die Hochschulen mehr als verdreifacht, zum Beispiel für die Finanzierung zusätzlicher Studienplätze oder die Unterstützung von Spitzenforschung an Hochschulen.

Quelle: Informationsdienst „heute im bundestag“