Archiv für den Monat: Juni 2016

Messe Berlin

DKOU 2016 in Berlin: Wissen, was kommt

Berlin – Für den Oktober laden die drei Präsidenten des diesjährigen DKOU, Dr. Manfred Neubert (BVOU), Prof. Dr. Heiko Reichel (DGOOC und DGOU) und Prof. Dr. Florian Gebhard (DGU), unter dem Kongressmotto „Zurück in die Zukunft“ nach Berlin ein. Das Vorprogramm bietet bereits einen guten Überblick zu Themen, Seminaren, Vorträgen und besonderen Programmpunkten.

Alle BVOU-Mitglieder haben auch in diesem Jahr wieder kostenfreien Eintritt zum DKOU.

Wer seinen Kongressbesuch rasch plant, kann die Frühbucherrabatte zu nutzen.

Die Online-Registrierung kann bis zum 15. August genutzt werden:

Informationen zu Flug/ und Bahnverbindungen finden Sie auf der Homepage:

Die Hotelpartner halten bis Ende August Zimmer und Suiten zu Sonderkonditionen bereit:

Touren des Rahmenprogramms findet man unter DKOU 2016. Und wer sich Karten für die Kongressparty sichern möchte:…..Dann sehen wir uns im Okober in Berlin!

Wahlwerbung

KV-Wahlwerbung: Plakate, Slogans, Hillary-Video

Berlin – In allen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) wird dieses Jahr gewählt – und die einzelnen KVen versuchen mit unterschiedlichen Mitteln, ihre Mitglieder zur Kandidatur und zum Wahlgang zu bewegen. Die KV Baden-Württemberg beispielsweise hat nicht nur eine Wahlfibel erstellt, in der sie alle Informationen zur Wahl der Vertreterversammlung (VV) und der Bezirksausschüsse aufbereitet hat. Sie hat zusätzlich einen Imagefilm gedreht, in dem Bezug auf die Motivation der Wähler in amerikanischen Präsidentschaftswahlkämpfen genommen wird – und eine schwäbelnde Hillary Clinton zu sehen ist.

Die KV Nordrhein wirbt auf einem Plakat mit dem unmissverständlichen Slogan: „Es ist Ihre KV“. Die KV Bayerns hat ihren Wahlleiter interviewt, und die KV Niedersachsen hat wegen Verzögerungen bei der Aussendung der Wahlunterlagen für die Bezirksausschüsse die Fristen für deren Wahl gerade bis 21. Juni verlängert.

BVOU-Schatzmeister Dr. Helmut Weinhart hatte die Kolleginnen und Kollegen bereits bei der jüngsten Mitgliederversammlung aufgefordert, sich an den Wahlen zu beteiligen: „Wenn es Facharzt-Listen gibt, soll man diese auch wählen. Sonst verwässern wir uns selbst die Möglichkeiten, die wir haben.“ Übersichten über die Wahltermine finden Sie am Ende dieses Beitrags.

Der BVOU stellt in den nächsten Wochen zudem in kurzen Interviews Orthopäden und Unfallchirurgen aus ganz Deutschland vor, die für die KV-Wahlen kandidieren. Den Anfang macht der Lüneburger Dr. Wolfgang Böker, BVOU-Landesvorsitzender in Niedersachsen. Er hat vor kurzem mit einem Wahlaufruf an die Kollegen appelliert, die Wahlen nicht zu versäumen.

Sabine Franzke-Helmts, Sabine Rieser

Links und weiterführende Informationen:


KV-Wahl Niedersachsen: Interview mit Dr. Wolfgang Böker

KV-Wahlen 2016: Die Kandidaten aus O und U im Interview

KV-Wahlen 2016 Terminübersicht

Bezirksratswahlen/Wahlausschüsse 2016

Wahlaufruf KV Niedersachsen

Wahlplakat KV Nordrhein

Video zur KV-Wahl Baden-Württemberg

KV-Wahl: „Ich konnte schon einige Erfolge erzielen“

Lüneburg – Dr. Wolfgang Böker arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis für Orthopädie und Unfallchirurgie in Lüneburg. Der Landesvorsitzende des BVOU in Niedersachsen kandidiert für die Vertreterversammlung der dortigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die vom 12. bis 27. Oktober 2016 gewählt wird.

7 Fragen an Dr. Wolfgang Böker, Lüneburg


BVOU.net: Warum kandidieren Sie für die Vertreterversammlung (VV)?

Böker: Weil die Interessen der Orthopäden nur durchgesetzt werden können, wenn sich Mitglieder unserer Berufsgruppe auch in der Vertreterversammlung engagieren.

BVOU.net: Wofür steht Ihre Liste?
Böker: Für die Interessen der niedergelassenen Fachärzte, für eine flächendeckende fachärztliche Versorgung in einem Flächenland.

BVOU.net: Wofür wollen Sie sich engagieren, wenn Sie gewählt werden?
Böker: Für eine gerechtere Honorierung der ärztlichen Leistungen der Orthopäden und für die Abschaffung der Regresse, insbesondere im Bereich der Heilmittel.

BVOU.net: Welches Versorgungsthema wollen Sie dann vor allem vorantreiben?
Böker: Konsequente Integration von Orthopädie und Unfallchirurgie unter einem gemeinsamen Dach.

BVOU.net: Und welches Honorarthema?
Böker: Umsetzung eines hoffentlich verbesserten Einheitlichen Bewertungsmaßstabs auf Landesebene und Umverteilung der Fachgruppentöpfe.

BVOU.net: Wie wollen Sie es schaffen, Zeit für die Arbeit in der VV zu erübrigen?
Böker: Dies ist nur möglich, wenn die Praxispartner und die Familie entsprechendes Entgegenkommen zeigen und letztlich auf einen Teil der ihnen zustehenden Zeit verzichten.

BVOU.net: Wie motivieren Sie sich, wenn Sie einmal gar keine Lust auf Berufspolitik haben?
Böker: Ich konnte in der Vergangenheit einige Erfolge für die Orthopäden auf Landesebene erzielen. Das motiviert mich – insbesondere, wenn einige wenige verständnislose Kollegen lediglich meckern, ohne aber konstruktiv mitarbeiten zu wollen.

Das Interview führte Sabine Rieser. Der BVOU wird in den nächsten Wochen regelmäßig Interviews mit Orthopäden und Unfallchirurgen veröffentlichen, die für die KV-Wahlen kandidieren.

Weiterführende Informationen:

KV-Wahlwerbung: Plakate, Slogans, Hillary-Video

Weitere Interviews:

KV-Wahlen 2016: Die Kandidaten aus O und U im Gespräch

ZiPP startet: Wichtige Befragung zu Praxiskosten

Berlin – Tausende niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten erhalten in den kommenden Tagen Post vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi): Zum siebten Mal bittet das Zi um Auskunft über die wirtschaftliche Situation deutscher Arztpraxen. Die Erhebung soll Auskunft geben, wie sich Kosten, Einnahmen, Überschüsse und Arbeitszeit verändern. Die Teilnahme am Praxis-Panel (ZiPP) erscheint dabei wichtiger denn je: Erstmals nämlich will das Institut des Bewertungsausschusses (InBA) Daten des Zi für seine Analysen verwerten, die damit Einfluss auf die bundesweite Honorarpolitik haben könnten.

Bericht 2016: Gute Beteiligung, schlechte Ergebnisse

Die Berufsgruppe der niedergelassenen Orthopäden und Unfallchirurgen hat sich in den letzten Jahren so zuverlässig am ZiPP beteiligt, dass aussagekräftige Daten erstellt werden konnten. Dem jüngsten Panelbericht vom März 2016 zufolge war demnach die wirtschaftliche Lage der Praxen von Orthopäden und Chirurgen in den Jahren 2010 bis 2013 alles andere als rosig. In diesem Zeitraum sanken die Einnahmen orthopädischer Praxen um 1,9 Prozent, die Aufwendungen stiegen um 0,9 Prozent. Dies führte 2013 zu einem um 5,1 Prozent geringeren Jahresüberschuss (175.600 Euro) als 2010.

Auf die Frage „Wie bewerten Sie Ihre Situation als Vertragsarzt insgesamt?“ antworteten 2014 denn auch nur 41 Prozent der niedergelassenen Orthopädinnen und Orthopäden mit „sehr gut“ oder „gut“. Damit lagen sie in der Zufriedenheitsskala von 27 Facharztgruppen ganz am Ende.

Teilnahme jetzt auch online möglich

Im Fokus der diesjährigen Umfrage stehen die Jahre 2012 bis 2015. Erstmals können Teilhaber an Gemeinschaftspraxen einzeln antworten; bisher nahm ein Inhaber stellvertretend für alle teil. Papierlos und unkompliziert funktioniert die Teilnahme über den Online-Fragebogen. Das Zi hat die Navigation modernisiert. Steuerberater können über eine spezielle Software ebenfalls bequem und sicher mitwirken.

Die angeschriebenen Ärzte haben bis Ende September Zeit, die Unterlagen auszufüllen und bestätigen zu lassen. Als Dank erhalten sie nicht nur eine Aufwandsentschädigung, sondern auch einen individuellen Praxisbericht. Er stellt die Situation der eigenen Praxis der anderer in derselben Fachgruppe gegenüber.

ZiPP: Datengrundlage für die Weiterentwicklung der Vergütung

Ein entsprechender Vertrag über die Auswertung von ZiPP-Daten für vom Bewertungsausschuss beschlossene Fragestellungen besteht seit dem vergangenen Jahr. „Damit zählen die ZiPP-Daten zu den Datengrundlagen für die Weiterentwicklung der vertragsärztlichen Vergütung“, erklärt Zi-Geschäftsführer Dr. Dominik von Stillfried. Das InBA erstellt für den Bewertungsausschuss Analysen, wie sich einzelne Beschlüsse des Ausschusses auf die ärztliche Versorgung auswirken werden. Das Institut führt zudem die Geschäfte des Bewertungsausschusses.

Sabine Rieser – Leiterin Kommunikation und Pressearbeit

ZI- Presse

Rückläufige Gewinne

Weißbuch Gelenkersatz: Anforderungen werden steigen

Berlin – Patienten, die in Deutschland ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk benötigen, werden gut versorgt. Doch die Anforderungen an Endoprothesen steigen – teilweise durch das zunehmende Alter der Patienten, teilweise durch hohe Anforderungen Jüngerer an ihr Ersatzgelenk. Das haben Experten gestern bei der Vorlage des „Weißbuch Gelenkersatz“ betont. In dieser Analyse des IGES-Institut wird die Versorgungssituation bei endoprothetischen Hüft- und Knieeingriffen in Deutschland dargestellt. Auftraggeber war der Bundesverband Medizintechnologie.

Oberschenkelhalsbrüche sind häufiger OP-Grund

Rund 220.000 Menschen haben demnach im Jahr 2014 ein neues Hüftgelenk, rund 150.000 ein neues Kniegelenk erhalten. Die Operationshäufigkeit hat bei den über 70-Jährigen seit 2007 nicht zugenommen. „Jährlich erhalten ein Prozent der über 70-Jährigen ein neues Hüftgelenk und rund 0,7 Prozent einen Kniegelenkersatz“, erläuterte IGES-Leiter Prof. Bertram Häussler. 80 Prozent der Ersteingriffe an der Hüfte und rund 96 Prozent derjenigen am Knie gehen auf (altersbedingten) Gelenkverschleiß zurück. Zweithäufigster Grund der Hüft-OP seien in 13 Prozent der Fälle Oberschenkelhalsbrüche.

Das IGES-Institut hat für sein Weißbuch unterschiedliche Daten genutzt, unter anderem des Statistischen Bundesamts, des Aqua-Instituts sowie Angaben aus einer Vielzahl von Studien. Zusätzlich wurden mehrere Experten einbezogen. Häussler betonte jedoch, vom Endoprothesen-Register erwarte man sich demnächst noch bessere Daten.

Auf realistische Erwartungen der Patienten hinwirken

Aus den vorhandenen Quellen schließt IGES, dass die Mehrzahl der operierten Patienten langfristig mit dem Ergebnis zufrieden ist und sich ihre funktionellen Beschwerden deutlich bessern. Doch die angeführten Studien zeigen zugleich, dass beispielsweise neun Monate nach einer Operation immer nach zwei Drittel über Schmerzen beim Gehen klagen. Man müsse Patienten gut aufklären „und ihre Erwartungen mit den Möglichkeiten der jeweiligen Verfahren abgleichen“, sagte Prof. Heiko Reichel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Das gelte besonders für jüngere Patienten, „die glauben, sie könnten mit der Prothese jeden Sport und jeden Beruf ausüben“.

Daten der externen Qualitätssicherung zeigen nach Angaben von IGES, dass chirurgische Komplikationen während des Klinikaufenthalts bei Ersteingriffen seit Jahren abnehmen. Sie kommen bei 2,7 Prozent der Hüft- und bei 1,9 Prozent der Knieersatzoperationen vor. Eine angemessene Indikation sei 2014 für rund 96 Prozent dieser Eingriffe dokumentiert worden.

Weniger Re-Operationen wegen Abrieb und Lockerung

Reichel wertete es als großen Erfolg, dass sich die Rate neuerlicher Operationen wegen Abrieb und Lockerung in den letzten Jahren nahezu halbiert habe. Weitere Fortschritte seien wahrscheinlich nur noch durch eine verbesserte Struktur- und Prozessqualität zu erzielen. Innovative Produkte haben nach seinen Worten in den letzten Jahren häufig die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. Erkenntnisse für die Versorgung erhofft sich Reichel durch das freiwillige Projekt EndoCert, an dem sich zurzeit bereits 45 Kliniken beteiligen, sowie das 2013 begonnene bundesweite Endoprothesen-Register.  Bei EndoCert handelt es sich um eine Initiative zur Zertifizierung medizinischer Einrichtungen, die Gelenkersatzeingriffe vornehmen.

Prof. Florian Gebhard, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, unterstrich die Bedeutung der Sturzprävention, um Oberschenkelhalsbrüche zu vermeiden. Dennoch werde man zukünftig wohl immer mehr ältere und multimorbide Patienten versorgen. „Für sie benötigen wir spezielle alterstraumatologische Zentren mit integrierten Behandlungskonzepten zwischen chirurgischen und geriatrischen Abteilungen.“

Sabine Rieser – Leiterin Kommunikation und Pressearbeit

PM Weißbuch Gelenkersatz

Weißbuch Gelenkersatz

NOUV-Kongress: „Eine offene Diskussion über Komplikationen“

Sommerfeld/Lüneburg – Das Auftreten von Komplikationen und möglichen Behandlungsfehlern ist eine Thematik, die Mediziner, aber auch die Öffentlichkeit immer wieder beschäftigt. Gerade in der Orthopädie und Unfallchirurgie sind die Prävention von und der medizinisch, sowie juristisch korrekte Umgang mit Komplikationen von zentraler Bedeutung. Welche Möglichkeiten das Komplikationsmanagement aktuell bietet und wie wichtig die Kommunikation mit dem Patienten in diesem Kontext ist, diskutieren die norddeutschen Orthopäden und Unfallchirurgen bei ihrer 64. Jahrestagung vom 16. bis 18. Juni in Hamburg. BVOU.net sprach vorab mit den beiden Tagungspräsidenten, Prof. Dr. med. Andreas M. Halder, Chefarzt der Klinik für operative Orthopädie und Ärztlicher Direktor der Sana Kliniken Sommerfeld, und Dr. med. Jörg Cramer, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie des Klinikums Lüneburg, über die Inhalte des Kongresses.

BVOU.net: Der diesjährige Kongress der Norddeutschen Orthopäden- und Unfallchirurgenvereinigung (NOUV) setzt sich mit dem „Management von Komplikationen in Orthopädie und Traumatologie“ auseinander. Warum haben Sie dieses Leitthema gewählt?
Prof. Dr. med. Andreas M. Halder: Komplikationen in Orthopädie und Unfallchirurgie geraten immer häufiger in die Schlagzeilen und werden in der Laienpresse leider nicht immer sachlich diskutiert. Deshalb haben wir als Behandler und neben dem Patienten direkt Betroffene dieses Thema für den Kongress gewählt, um die Problematik fachlich und sachlich zu diskutieren.

Dr. med. Jörg Cramer: Der Umgang mit und die Verhütung von unerwünschten Behandlungsergebnissen und Komplikationen sind das Kernthema der Orthopädie und Unfallchirurgie. Wir beschäftigen uns mit plötzlich schicksalhaft auftretenden Unfallfolgen ebenso, wie mit Patienten, deren Leiden die Lebensqualität einschneidend beeinträchtigen. Hier gehen wir als behandelnde Ärzte eine besondere Verantwortung bei der Beratung und der Umsetzung eines Therapieplanes ein. Gerade deshalb ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema so wichtig.

In den Behandlungsfehlerstatistiken der letzten Jahre liegen O und U bei der Zahl der Vorwürfe wiederholt an vorderster Stelle. Welche Ursachen sehen Sie dafür?
Cramer: Unser Fachgebiet ist in der Tat seit Jahren – gerade seit der Zusammenführung der Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie – hinsichtlich der Behandlungsfehlervorwürfe an erster Stelle. Allerdings ist die prozentuale Zahl bestätigter Fehler mit 26,6 Prozent niedriger als in anderen Fächern. Ein Grund für die hohe Zahl der Vorwürfe liegt wohl darin zu suchen, dass bei den Patienten oftmals falsche Erwartungen bestehen.

Halder: In der Orthopädie behandeln wir Patienten mit Erkrankungen, die primär nicht lebensbedrohlich sind, jedoch zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen. Wir Orthopäden versuchen nun diese Lebensqualität bestmöglich wiederherzustellen. Aber natürlich kann zum Beispiel ein künstliches Kniegelenk nie genauso gut funktionieren, wie das gesunde Gelenk des Patienten im Alter von 18 Jahren. Und doch erwarten viele Patienten nach der Behandlung eine vollständige Schmerzfreiheit und Beweglichkeit. In der Unfallchirurgie haben wir primär gesunde Patienten, die eine Verletzung oder einen hochdramatischen Unfall erleiden und vom Unfallchirurgen ebenso erwarten, dass durch die Wiederherstellung eine volle Genesung eintritt. Doch auch das ist nicht immer möglich, wenn Gelenke oder Knochen teils irreparabel zerstört wurden. Wenn die Wiederherstellung dann nicht so gut gelingt oder gar dauerhafte Belastungs- oder Bewegungsdefizite zurückbleiben, wird schnell der Schluss getroffen, dass es ja nur an der nicht ausreichenden Behandlung liegen könne.

Cramer: In der Orthopädie und Unfallchirurgie liegt darüber hinaus das Ergebnis fast immer „auf der Hand“. Röntgenbilder spiegeln gute und schlechte Behandlungsergebnisse gnadenlos wieder. Deshalb ist es wichtig, dem Patienten im Vorfeld einer Behandlung nicht nur mitzuteilen, welche Möglichkeiten es gibt, sondern auch, wie der Erwartungshorizont aussieht. Zudem ist es immer geboten – allein schon von Rechts wegen – den Patienten über mögliche Komplikationen aufzuklären. Gleichzeitig können wir uns, bei aller gebotenen und möglichen Aufklärung und Einbindung unserer Patienten, nicht vor der endgültigen Entscheidung drücken, einen Behandlungsweg zu gehen und eine solche Entscheidung kann auch einmal falsch sein. In einem solchen Fall helfen nur der offene Umgang und das Gespräch mit dem Patienten.

Wie möchte der NOUV-Kongress zur produktiven Diskussion und Prävention von Komplikationen beitragen und welche Programmpunkte wird es dazu geben?
Halder: Für die Auseinandersetzung mit unserem Leitthema haben wir uns drei Schwerpunkte gesetzt. Zum einen wäre da der medizinisch-inhaltliche Schwerpunkt: Welche typischen Komplikationen gibt es und was tun wir, wenn diese auftreten? Der zweite Schwerpunkt ist die Kommunikation: Wie kann ich eine gute Verbindung mit meinem Patienten halten und mit ihm über Komplikationen sprechen? Was können beide Seiten tun, um die Komplikation bestmöglich zu managen? Der dritte Schwerpunkt ist der juristische: Was kann der Behandler tun, um eine Komplikation juristisch korrekt zu behandeln? Welche Rechte und Pflichten hat der Patient im Falle einer Komplikation?

Cramer: Im medizinisch-inhaltlichen Bereich haben wir anatomisch orientiert zum Thema Schulter, Hüfte, Knie und Wirbelsäule verschiedene Themenkomplexe zusammengestellt. Unterstützt haben uns hierbei vor allem die entsprechenden Fachgesellschaften. Wir konnten in den einzelnen Bereichen führende Kollegen gewinnen, die die typischen Komplikationen und deren Behandlung sowie die etablierten Strategien zur Komplikationsvermeidung, die sogenannten Goldstandards, darlegen werden. Am Samstag werden wir uns mit verschiedenen Aspekten der Kommunikation mit Patienten, aber auch mit Kostenträgern und der Öffentlichkeitsarbeit beschäftigen. Hinzu kommen Vorträge zur korrekten Dokumentation und Reaktion auf Komplikationen sowie zur rechtsfesten Aufklärung. Dafür haben wir hochrangige Vertreter des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, der Schlichtungsstelle der Norddeutschen Ärztekammern und eines Haftpflichtversicherers zu Gast.

Häufig steht die operative Therapie beim Komplikationsmanagement etwas mehr im Vordergrund. Welchen Anteil wird die konservative Therapie innerhalb des Kongressprogramms haben?
Halder: Zum einen gibt es die Schnittstellenproblematik zwischen operativer und konservativer Therapie. Führt man beispielsweise eine konservative Therapie eines Bruches oder eines Bandscheibenvorfalles zu lange fort oder unterschätzt eine eigentlich OP-bedürftige Infektion, so kann dies zu Komplikationen führen. Indiziert man eine chirurgische Therapie dagegen zu früh ohne den konservativen Ansatz ausgereizt zu haben, können natürlich auch hier Komplikationen auftreten. Die richtige Abwägung zwischen konservativ möglich und operativ notwendig spielt daher in unserem Alltag eine große Rolle und wird auch im Rahmen des Kongresses thematisiert werden. Außerdem ist die konservative Therapie potenziell ebenso fehleranfällig wie die operative Behandlung: man denke an die unzureichende Gipsbehandlung von Frakturen, das Unterlassen einer funktionellen Nachbehandlung nach einer Gelenkverletzung oder das Auftreten von Thrombosen aufgrund der Immobilisation eines Bruches im Gips. Diese Komplikationen der konservativen Therapie werden in der Darstellung der einzelnen Körperregionen mit behandelt werden.

Am ersten Kongresstag widmen Sie sich unter anderem dem Nachwuchs mit einem besonderen Kurs- und Symposiumsangebot für Assistenzärzte. Welche Bedeutung hat die Nachwuchsförderung in O und U und was können die Teilnehmer hier inhaltlich erwarten?
Cramer: Die Förderung junger Kollegen ist für die Weiterentwicklung unseres Fachgebietes von essentieller Bedeutung. Wir müssen nicht nur junge Kollegen gewinnen, unsere Fachrichtung einzuschlagen, sondern wir müssen sie auch motivieren, sich in dem Gebiet weiterzuentwickeln. Hier muss man sehen, dass wissenschaftliche Tagungen meist eher in den High-End-Bereich zielen, also die Spitze der wissenschaftlichen Entwicklung abbilden. Das wollen wir natürlich auch, aber die Bedürfnisse und Erwartungen in den ersten Jahren der Weiterbildung sind vor allem auch auf die Bewältigung von Problemen im klinischen Alltag gerichtet. Genau dorthin zielt unser Angebot. Es geht thematisch sowohl um das Management perioperativer Probleme wie Delir oder Thrombose, als auch um Tipps und Trick bei ausgewählten Operationen.

Einer der Hauptprogrammpunkte am zweiten Kongresstag ist das Forum der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE). Welche Themen werden hier im Mittelpunkt stehen und welche aktuellen Entwicklungen gibt es im Bereich der Endoprothetik?

Cramer: Eines der Themen der AE lautet „Risikoadaptierte Infektionsprävention“. Dabei geht es um diagnostische Maßnahmen und darum, was getan werden kann, um einen Eingriff besonders sicher zu gestalten, aber auch darum, was im Falle einer Infektion getan werden kann. Ein weiterer Themenblock wird sich mit der Individualprothetik befassen. Im Bereich individualisierter Prothesen und patientenspezifischer Instrumente gibt es mittlerweile zahlreiche Angebote. Es stellt sich allerdings die Frage, ob dies ein Pfad ist, der sich unter ökonomischen und auch medizinischen Gesichtspunkten weiterverfolgen lässt. So wird dieser Themenblock vor allem den Sinn und Nutzen von Individualprothesen vor dem Hintergrund des Mehraufwands und der Mehrkosten hinterfragen.

Was erhoffen Sie sich als Tagungspräsidenten von der 64. Jahrestagung der NOUV?
Halder: Ich erhoffe mir eine offene, transparente Diskussion über das Thema Komplikationen. Ich persönlich habe den Eindruck, dass es zwei ungünstige Entwicklungen in diesem Bereich gibt. Zum einen werden Komplikationen in der Öffentlichkeit oft dramatisiert und der Arzt wird als Pfuscher unter Generalverdacht gestellt. Hier wird schnell eine Vorverurteilung vorgenommen ohne genauer hinzuschauen. Auf der anderen Seite gibt es allerdings von Seiten der Behandler die Tendenz, zu sagen: „Komplikationen, die haben wir nicht, da sprechen wir nicht darüber.“ Denn oftmals wird der Arzt immer noch als gottgleicher Held dargestellt, dem nie ein Fehler unterläuft. So sieht sich der tatsächliche Arzt dann oft in dieser Position und denkt, dass er nicht zugeben kann, wenn ihm ein Fehler passiert oder eine unvorhergesehene Komplikation auftritt. Ich glaube, wir müssen von beidem wegkommen: einerseits von der Vorverurteilung und andererseits davon, Dinge nicht offen zu besprechen – vor allem mit dem Patienten. Wir müssen das Thema einfach ansprechen, denn Komplikationen können immer auftreten, seien sie schicksalhaft oder fehlerbedingt. Wenn der Kongress dazu beiträgt, diese transparente Diskussion zu fördern, dann ist schon viel erreicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Anne Faulmann.

Bild:
Die Tagungspräsidenten des diesjährigen NOUV-Kongresses: Prof. Dr. med. Andreas M. Halder (links) und Dr. med. Jörg Cramer (Quelle: privat)

Rückenschmerzen bei Kindern eine der häufigsten Beschwerden

München – Bei Erwachsenen zählen Rückenschmerzen längst zu einem der häufigsten Volksleiden. Doch auch bei Kindern werden sie durch mangelnde Bewegung und häufiges Sitzen zu einem zunehmenden Problem. Darauf macht die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme aufmerksam und appelliert an die Eltern, bewegte Vorbilder für ihre Kinder zu sein.

„Noch in den 1980er Jahren war es eine weitverbreitete Lehrmeinung, dass Rückenschmerzen bei Kindern selten auftreten und wenn doch, dann seien sie fast immer Symptome einer ernstzunehmenden Erkrankung“, berichtet Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Inzwischen haben jedoch mehrere große Untersuchungen ergeben, dass Rückenschmerzen auch bei Kindern und Jugendlichen ein weit verbreitetes Phänomen sind und in den letzten Jahren massiv zugenommen haben.“

Eine dieser Untersuchungen ist die europaweit größte Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen KiGGS des Robert-Koch-Instituts Berlin, an der bis 2012 17.641 Kinder und Jugendliche aus Deutschland teilgenommen haben. Mehr als drei Viertel aller 11- bis 17jährigen gaben in der Befragung an, innerhalb der letzten drei Monate an Schmerzen gelitten zu haben. Etwa die Hälfte davon klagte über Rückenbeschwerden.

Ursachen für Zunahme der Rückenbeschwerden

Treten die Schmerzen häufig auf, sollte zunächst beim Kinder- und Jugendarzt oder beim Kinderorthopäden abgeklärt werden, ob eine organische Ursache der Beschwerden vorliegt, so Koletzko. Wachstumsstörungen der Wirbelsäule wie Skoliose oder Morbus Scheuermann können zu akuten oder chronischen Rückenschmerzen führen und sollten frühzeitig erkannt werden. Diese und andere organische Erkrankungen betreffen allerdings höchstens 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die über Rückenschmerzen klagen, so die Stiftung Gesundheit.

Welche weiteren Ursachen hinter den zunehmenden Rückenproblemen von Kindern und Jugendlichen stecken könnten, hat das Forsa-Institut Berlin im Auftrag der DAK-Gesundheit 2011 in einer bundesweiten Umfrage unter 100 Kinder- und Jugendärzten untersucht. Als häufigste Ursache vermuten die Mediziner die fehlende Bewegung von Kindern und Jugendlichen in ihrer Freizeit, die diese zunehmend vor PC, Fernseher oder Smartphone verbringen. Hinzu kämen der zu seltene und schlechte Schulsportunterricht sowie das oft fehlende Engagement der Eltern, die motorische Entwicklung ihrer Kinder anzuregen.

Eltern häufig selbst nur wenig aktiv

Denn oft sind auch die Eltern selbst nur unzureichend aktiv. Laut Robert-Koch-Institut treiben ab 18 Jahren 37,4 Prozent der Männer und 38,4 Prozent der Frauen in Deutschland überhaupt keinen Sport. Weitere 20,9 Prozent der Männer und 28,4 Prozent der Frauen sind weniger als zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv. Die übrigen 41,7 Prozent der Männer und 33,2 Prozent der Frauen geben an, sich zwei oder mehr Stunden in der Woche zu bewegen.

Gemeinsame Bewegung und Kontrolle des Medienkonsums

Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt Eltern deshalb von klein auf mit ihren Kindern Sport zu treiben und viel Bewegung in den Alltag zu integrieren, also zum Beispiel Rad zu fahren oder zu Fuß zu gehen anstatt das Auto zu nehmen. Weitere wichtige Maßnahmen seien ein häufigerer bzw. täglicher Sportunterricht in Kindergärten und Schulen, eine konsequente Verkehrsberuhigung in Wohngebieten, die Schaffung von attraktiven und sicheren Bewegungsräumen für Kinder und eine rigorose Kontrolle des Medienkonsums durch die Eltern.

Quelle: Stiftung Kindergesundheit

Knochenbrüche über 70: Das Pflegeheim vermeiden

Genf –  Stürze und Knochenbrüche haben bei älteren Menschen oft dramatische Folgen: Viele müssen nach einer Fraktur eine Behinderung hinnehmen oder werden zum Pflegefall. Das ließe sich vielfach verhindern, wie Prof. Tim Pohlemann beim jüngsten EFORT-Kongress in Genf betonte. „Orthopädisch-geriatrische Rehabilitationskonzepte können nachweislich viel dazu beitragen, um zentrale Therapieziele wie Selbstständigkeit, Mobilität und Lebensqualität auch bei Menschen fortgeschrittenen Alters zu erreichen“, so der Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum des Saarlands.

Verbesserungswürdig: Lebensqualität nach Polytrauma

Eine neue deutsche Studie zeigt:“ Die Sterblichkeit nach Polytraumata ist zwar deutlich zurückgegangen, doch die Lebensqualität der Betroffenen konnte nicht im gleichen Ausmaß verbessert werden“. Besonders schlecht geht es der Studie zufolge Frauen, die sehr alt sind, einen geringen sozialen Status haben, sich eine Fraktur an den unteren Extremitäten zugezogen und zusätzlich am Kopf verletzt haben.

Multidisziplinäre Strategie für multimorbiden Patienten

Neben einer Akuttherapie sollten zeitgleich frühe Rehabilitationsmaßnahmen und geriatrische Komplextherapien erfolgen so Pohlemann. Entscheidend dabei seien die interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein professionelles Entlassmanagement. Auch seelisch müssten manche Patienten erst wieder aufgerichtet werden

„Mit Blick auf die demografische Entwicklung sind die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger gefordert, effektivere und somit auch kostengünstige Rehabilitationsmethoden zu implementieren“ so der Unfallchirurg. „Die Alternative hieße: Wir lassen Menschen pflegebedürftig werden, die ihren Alltag noch gut allein oder mit wenig Unterstützung bewältigen könnten“.

Tatsächlich ist mit einem drastischen Anstieg altersassoziierter Verletzungen zu rechnen. In den nächsten Jahren werden rund 40 Prozent der Patientinnen und Patienten in Europa über 75 Jahre alt sein. Bereits jetzt werden europaweit pro Jahr rund 600.000 Schenkelhalsbrüche verzeichnet. Die Zahl der jährlichen Hüftfrakturen könnte sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln.

Quelle : PM EFORT Kongress

Greetsiel Niedersachsen

Gegen Wahlmüdigkeit: So wirbt Niedersachsen bei den Kollegen

Lüneburg – Schon wieder Papierkram! Dr. Wolfgang Böker kennt diesen Gedanken. In Niedersachsen haben die Wahlen der Bezirksausschüsse der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) begonnen, die Wahlunterlagen sind unterwegs. Böker, der dortige Landesvorsitzende des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie, möchte seine Kolleginnen und Kollegen mit einem Wahlaufruf motivieren, die Unterlagen nicht erst zur Seite zu packen – sondern am besten gleich zu wählen.

Fachärztlicher Sachverstand werde in den Bezirksausschüssen gebraucht, heißt es in dem Aufruf. Dort werde über die Bereitschaftsdienste entschieden, Kollegen zu Niederlassungsfragen und Regressvermeidung beraten, der Kontakt mit Politikern und Amtsträgern gepflegt. Böker hat nichts dagegen, dass Kolleginnen und Kollegen den Aufruf in ihrer Region verwenden.

Sabine Rieser – Leiterin Kommunikation und Pressearbeit

 

Eröffnungsveranstaltung des 119. Deutschen Ärztetages in der Laeiszhalle in Hamburg

GOÄ-Novelle: „Wir wissen jetzt genau, wohin der Ärztetag will“

Hamburg – Der Deutsche Ärztetag (DÄT) in Hamburg hat mehrere Einwände gegen den bisherigen Kurs der Bundesärztekammer (BÄK) bei der Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) aufgegriffen. „Der Ärztetag hat der Bundesärztekammer Leitplanken für den weiteren Verhandlungsprozess mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung gegeben. Wir wissen jetzt genau, wohin der Ärztetag will, wo wir Verhandlungsspielraum haben und wo die Grenzen liegen.“

Mit diesen Worten hat Dr. Klaus Reinhardt vergangene Woche die Diskussion und Abstimmung in Hamburg zusammengefasst. Der Vorsitzende des Gebührenordnungausschusses der BÄK kündigte an, die Arbeiten nun konsequent fortsetzen zu wollen. In dieser Legislaturperiode sei aber nicht mehr mit einer neuen GOÄ zu rechnen.

Keine Honorarsteuerung durch eine neue GOÄ

Die Verhandlungsbeauftragten müssten unter Einbeziehung der ärztlichen Verbände und Fachgesellschaften die Finalisierung der Leistungslegenden und die Festlegung der Leistungsbewertungen erstellen, hatte Reinhardt in seinem Bericht betont, so das „Deutsche Ärzteblatt“. Der modifizierte Leitantrag zur GOÄ-Novelle sieht unter anderem vor, dass die neue GOÄ zwar betriebswirtschaftlich kalkuliert wird, aber nicht zu einem „Honorarsteuerungssystem“ umfunktioniert wird. Zusatzaufwand muss angemessen geltend gemacht werden können.

Auch für die umstrittene „Gemeinsame Kommission“ (GeKo) hat der DÄT Vorgaben gemacht. Dieses neue Gremium soll aber installiert werden. Kritiker hatten wiederholt die Sorge vorgetragen, die GeKo werde nicht nur Vorschläge zur Weiterentwicklung der GOÄ unterbreiten, sondern bindende Vorgaben formulieren. In der Kommission sollen vier Vertreter der BÄK, zwei der Privaten Krankenversicherung (PKV) und zwei der Beihilfe sitzen. Im Konfliktfall muss das Bundesgesundheitsministerium über Vorschläge entscheiden.

Spifa: 12-Punkte-Plan erfolgreich durchgesetzt

Die neue Linie wertet der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (Spifa) als einen Erfolg seiner Forderungen nach mehr Transparenz und Mitwirkung der Berufsverbände. Daran habe man gezielt gearbeitet, heißt es in einem Schreiben, und zwar gemeinsam mit der Allianz Deutscher Ärzteverbände und dem Deutschen Hausärzteverband. So hätten Spifa und Allianz nach dem Scheitern der Reform im Frühjahr einen 12-Punkte-Plan zur weiteren Reformarbeit erstellt und entsprechende Anträge für den DÄT vorbereitet. „Bis auf den Antrag zur Anpassung der Bundesärzteordnung und des Paragrafenteils der bisherigen GOÄ sowie der Bundesärzteordnung wurden alle Anträge positiv beschieden“, heißt es in dem Schreiben.

„Ärzte Zeitung“: Votum ist „reinigendes Gewitter“

Die Entscheidung der Delegierten sei „wie ein reinigendes Gewitter“, kommentierte die „Ärzte Zeitung“ das Votum. „Die Fundamentalopposition gegen die Änderung der Bundesärzteordnung und den Paragrafenteil der GOÄ mit der wesentlichen Neuerung, eine Gemeinsame Kommission (GeKo) von Ärzten, PKV und Beihilfe zu installieren, ist in der eindeutigen Minderheit – die große Mehrheit der Ärztetagsdelegierten befürwortet diesen wesentlichen Reformschritt.“

Gescheitert war ein Abwahlantrag gegen BÄK-Präsident Prof. Frank Ulrich Montgomery. Mit 148 zu 85 Stimmen wurde nach Angaben des Branchendienstes „Observer“ beschlossen, ihn nicht auf die Tagesordnung zu nehmen. Begründet wurde der Antrag mit dem Versagen Montgomerys bei der bisherigen GOÄ-Reform.   Sabine Rieser

Weitere Informationen zur GOÄ-Novellierung:

Top-400-Liste, Sonder-Ärztetag, Rücktritt: Was passierte wann?
Die Kritik an der neuen GOÄ – Anpassungen in Hamburg