ULM – Mit rund 3 Millionen Euro Anschubfinanzierung für die kommenden 6 Jahre unterstützt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) des Landes Baden-Württemberg den Aufbau eines transdisziplinären Zentrums für Traumaforschung (ZTF) an der Universität Ulm. Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit des ZTF stehen die komplexen Wechselwirkungen zwischen psychischen und physischen Traumata.
Bei der offiziellen Scheckübergabe Mitte Januar würdigte Landesforschungsministerin Theresia Bauer die Ulmer Traumaforschung als bemerkenswertes, weit über die Landesgrenzen hinaus sichtbares Alleinstellungsmerkmal. Grundlage hierfür sei die exzellente fachübergreifende Verbindung von Grundlagenforschung, klinischer Forschung und Patientenversorgung. „Wir werden Ihre Expertise dringend brauchen: in der Region, in Deutschland und in der Welt“, ermutigte die Wissenschaftsministerin bei der Übergabefeier die Traumaforscher und Gründer des ZTF. „Denn nicht zuletzt mit den Flüchtlingsströmen landen die Probleme der Welt bei uns vor der Haustür“, erklärte Bauer. So gehörten weltweit vor allem Krieg und Terror zu den häufigsten Traumaursachen. „Und wir haben hier die Pflicht, uns zu kümmern“, sagte die Ministerin. Die Traumaforschung sei hierfür ein wichtiger Beitrag.
Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit des Zentrums für Traumaforschung stehen die komplexen Wechselwirkungen zwischen psychischem und physischem Trauma. „Denn viele drängende Forschungsfragen an der Schnittstelle zwischen physischem und psychischem Trauma sind bis heute ungeklärt“, so Prof. Anita Ignatius, Leiterin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik an der Universität Ulm. Beispielsweise hätten physische Traumata oft auch psychische zur Folge, und umgekehrt könnten sich seelische Belastungen über das Immun- und das Hormonsystem auch auf den Krankheitsverlauf körperlicher Verletzungen auswirken. „Mit einem transdisziplinären Ansatz, wie wir ihn am Ulmer Zentrum für Traumaforschung verfolgen werden, sind wir national und international bestens aufgestellt, um solche hochkomplexen Probleme zu lösen“, versicherte Ignatius, geschäftsführende Sprecherin und Fachvertreterin für den Bereich „Physisches Trauma“ am ZTF.
Dass die Traumaforschung bereits seit der Gründung der Universität ein wichtiges Thema der Ulmer Universitätsmedizin ist, darauf wies der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Thomas Wirth, hin. In einem standortgeschichtlichen Abriss rekapitulierte er die markantesten Wegmarken des Forschungsbereichs am Standort Ulm – von der Unfallchirurgie, über die unfallchirurgische Forschung, die Einrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Anästhesiologischen Pathophysiologie bis hin zur Klinischen und Experimentellen Traumaimmunologie. „In der heutigen Traumaversorgung kommen weltweit Methoden und Instrumente zum Einsatz, die in Ulm entwickelt oder optimiert wurden. An keinem anderen Standort ist die Verbindung zwischen `bench´ und `bedside´ so eng wie in Ulm“, so Wirth und meint damit die enge Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschern und Klinikern.
Wie von der Ulmer Expertise die Patienten am Universitätsklinikum profitieren, illustrierte Prof. Florian Gebhard beim anschließenden Rundgang über den „Weg des Traumapatienten“ in der Chirurgischen Klinik. Der Ärztliche Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie führte die Ministerin samt Besuchertross vom Hubschrauberlandeplatz bis in die Notfallaufnahme. Im Schockraum zeigte er den Besuchern gleich zwei Ulmer Erfindungen: den Ulmer Notfallkoffer und die vierfarbige Notfalluhr.
Das Ende 2015 gegründete Zentrum für Traumaforschung (ZTF) gliedert sich in die Bereiche Physisches und Psychisches Trauma. Unter dem Dach der neuen Einrichtung finden sich zahlreiche Projekte und Mitglieder des „Zentrums für Muskuloskelettale Forschung Ulm“ (zmfu), das 2007 mit Unterstützung des Landes gegründet wurde, um die Ulmer Expertise in der Traumaforschung zu bündeln.
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Landeswissenschaftsministerin Theresia Bauer mit Universitätspräsident Prof. Michael Weber (links) und dem Dekan der medizinischen Fakultät Prof. Thomas Wirth (rechts). (Quelle: Elvira Eberhardt/Uni Ulm)