Berlin – Die Weiterbildung im Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie bereitet junge Ärztinnen und Ärzte nur unzureichend auf die Anforderungen in der ambulanten Versorgung vor. Diese Auffassung hat Prof. Dr. Ferdinand Gerlach vor kurzem bei der Herbsttagung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Berlin vertreten. Der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) nahm an einem Podium zum Thema „Weiterbildung – der Weg in die ambulante Versorgung“ teil.
Das DRG-System begünstige bestimmte Eingriffe wie Wirbelsäulenoperationen, Knie- und Hüftendoprothesen. Deshalb gebe es auch relativ viele Weiterbildungsstellen in diesem Bereich und viele Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung O und U. „Wenn sie sich dann niederlassen, machen sie vom einen auf den anderen Tag etwas völlig anderes. Sie behandeln beispielsweise unspezifische Rückenschmerzen. Aber ihre Weiterbildung hat sie darauf nicht vorbereitet“, so der SVR-Vorsitzende. Dies verdeutliche, dass in O und U wie auch in anderen Fachgebieten die rein stationäre Weiterbildung keine ausreichende Vorbereitung für die Lösung von Problemen im ambulanten Bereich sei.
Wie man gute manuelle Medizin mache oder mit Physiotherapeuten kooperiere, lerne man weder im Studium noch in der Weiterbildung ausreichend. Auch würden Patienten heute in Krankenhäusern eher durchgeschleust. Man lerne dort nicht mehr das Management chronisch Kranker, die Versorgung Multimorbider, es gebe keine Früherkennung und so gut wie keine Impfungen – geschweige denn ein Lernen von Beziehungsmedizin. Dies alles könne man nur außerhalb der Klinik lernen. Dem müsse die Weiterbildung gerecht werden, aber das tue sie noch nicht ausreichend.
Die KBV hatte ihre Herbsttagung am 5. Oktober unter das Thema „Perspektiven des Sicherstellungsauftrags“ gestellt. In parallelen Fachveranstaltungen diskutierten Referenten mit Tagungsbesuchern über die Themen Nachwuchssicherung, demografischer Wandel und Bedarfsplanung sowie Arztzahlprognose, neue Formen der Häuslichkeit in der ambulanten Versorgung und sektorenübergreifende Notfallversorgung.
Seit kurzem: konservative Inhalte im Webinar
Innerhalb des BVOU werden die Herausforderungen an die ambulante Weiterbildung und an konservative Weiterbildungsinhalte anerkannt und diskutiert. Vor kurzem hat der BVOU eine Serie von Webinaren gestartet, bei denen es unter anderem um das konservative Tätigkeitsspektrum geht. Diese Inhalte stehen so einem breiten Auditorium zur Verfügung. Da die Webinare aufgezeichnet werden, stehen sie nach dem Live-Cast ein ganzes Jahr Interessierten im BVOU Study Club zur Verfügung. Dr. Jörg Ansorg, Sabine Rieser