Genf – Stürze und Knochenbrüche haben bei älteren Menschen oft dramatische Folgen: Viele müssen nach einer Fraktur eine Behinderung hinnehmen oder werden zum Pflegefall. Das ließe sich vielfach verhindern, wie Prof. Tim Pohlemann beim jüngsten EFORT-Kongress in Genf betonte. „Orthopädisch-geriatrische Rehabilitationskonzepte können nachweislich viel dazu beitragen, um zentrale Therapieziele wie Selbstständigkeit, Mobilität und Lebensqualität auch bei Menschen fortgeschrittenen Alters zu erreichen“, so der Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum des Saarlands.
Verbesserungswürdig: Lebensqualität nach Polytrauma
Eine neue deutsche Studie zeigt:“ Die Sterblichkeit nach Polytraumata ist zwar deutlich zurückgegangen, doch die Lebensqualität der Betroffenen konnte nicht im gleichen Ausmaß verbessert werden“. Besonders schlecht geht es der Studie zufolge Frauen, die sehr alt sind, einen geringen sozialen Status haben, sich eine Fraktur an den unteren Extremitäten zugezogen und zusätzlich am Kopf verletzt haben.
Multidisziplinäre Strategie für multimorbiden Patienten
Neben einer Akuttherapie sollten zeitgleich frühe Rehabilitationsmaßnahmen und geriatrische Komplextherapien erfolgen so Pohlemann. Entscheidend dabei seien die interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein professionelles Entlassmanagement. Auch seelisch müssten manche Patienten erst wieder aufgerichtet werden
„Mit Blick auf die demografische Entwicklung sind die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger gefordert, effektivere und somit auch kostengünstige Rehabilitationsmethoden zu implementieren“ so der Unfallchirurg. „Die Alternative hieße: Wir lassen Menschen pflegebedürftig werden, die ihren Alltag noch gut allein oder mit wenig Unterstützung bewältigen könnten“.
Tatsächlich ist mit einem drastischen Anstieg altersassoziierter Verletzungen zu rechnen. In den nächsten Jahren werden rund 40 Prozent der Patientinnen und Patienten in Europa über 75 Jahre alt sein. Bereits jetzt werden europaweit pro Jahr rund 600.000 Schenkelhalsbrüche verzeichnet. Die Zahl der jährlichen Hüftfrakturen könnte sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln.
Quelle : PM EFORT Kongress