Berlin – Im Dezember 2018 wählten Ärztinnen und Ärzte Dr. Klaus Thierse und Dr. Claudio Freimark in die neue Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin. Im Interview berichten sie über Ziele und Inhalte der kommenden Jahre. Und wie sich das Engagement mit Beruf und Privatleben vereinbaren lässt.
Herr Dr. Thierse, welche Themen möchten Sie in nächster Zeit in der Ärztekammer Berlin vorantreiben?
Dr. Klaus Thierse: Die Kammerpolitik befindet sich in ständiger Bewegung. Das bedeutet für uns: Wir wollen nicht nur reagieren, sondern möglichst auch agieren. Konkret heißt das: Gestaltung und Mitbestimmung.
Punkte, die wir in kommender Zeit vorantreiben möchten, sind beispielsweise die Umsetzung der neuen Weiterbildungsordnung. Auch möchten wir uns für Anpassungen an das neue Berliner Kammer- und Heilberufsgesetz stark machen. Das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) ist ein stets heiß diskutiertes Thema. Auch hier möchten wir mit einbezogen werden. Außerdem ein wichtiger Termin in diesem Jahr: Im Mai steht in Münster die Wahl des neuen Präsidenten der Bundesärztekammer an.
Herr Dr. Freimark: Wie kam es eigentlich zu Ihrem Engagement?
Dr. Claudio Freimark: Da erinnere ich mich noch gut an folgendes Ereignis: Unser ehemaliger und immer noch geschätzter Berufsverbandsvorsitzende, Dr. Günter Abt, sagte einmal zu mir: “Junge, lange haben wir für Euch und Eure Belange in der KV und Kammer gekämpft, jetzt seid Ihr mal dran und müsst die Weichen stellen!” Den Rat habe ich befolgt und beschlossen, mich zu engagieren.
Wofür steht Ihre Liste „Fachärzte 2.0 fair.transparent.konstruktiv“, mit der Sie auch bei der KV angetreten sind?
Freimark: Fair meint einen von gegenseitigem Respekt getragenen Meinungsaustausch untereinander, transparent heißt, dass Beschlüsse und Handlungsweisen eines KV-Vorstands allen Mitgliedern der Vertreterversammlung gleichermaßen zugänglich zu machen und nachvollziehbar aufzubereiten sind.
Und konstruktiv steht dafür, dass ein politisches Miteinander nur durch Kooperation und Integration gelingt. Und nicht etwa durch Ausgrenzung oder Polarisierung.
In der Ärztekammer wird derzeit das Projekt “Kammer 2025” – digital und modern – gestartet und eine grundlegende Reform der Beitragsordnung. Wir gestalten gemeinsam unsere Kammer für unsere Zukunft!
In der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin bin ich für Veränderungen, in der Ärztekammer dagegen für Kontinuität angetreten.
In der KV haben wir es schon geschafft, viel mehr Transparenz als früher in die Gremien und für die Niedergelassenen hineinzubringen – das ist auf jeden Fall als Erfolg zu verzeichnen. Jedoch besteht teilweise noch ein gewisser Neidfaktor gegenüber den Orthopäden.
Es gibt sicherlich Sitzungen und Gremien, die zäh und vielleicht auch überflüssig sind. Aber da prallen halt die unterschiedlichen Charaktere und Interessen aufeinander.
Was bedeutet das zusätzliche Engagement für Ihren Berufsalltag? Und was für Ihr Privatleben?
Dr. Thierse: Auf jeden Fall bedeutet das viel Zeitaufwand: Während das im beruflichen Bereich durch die mit der Kammeraktivität verbundene Vernetzung doch zum Teil kompensiert wird, gilt dies für den privaten Bereich nicht: Da kann ich nur für die Geduld meiner Frau sehr dankbar sein.
Dr. Freimark: Naja, aber zum Glück sind die Orthopäden klar und gut und strukturiert (lacht).Aus diesem Grund lässt sich auch das Privatleben mit der Berufspolitik gewissermaßen in Einklang bringen.
Herr Dr. Thierse, Herr Dr. Freimark, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Janosch Kuno, Presse BVOU.
Dr. Klaus Thierse (66), BVOU-Landesvorsitzender Berlin, ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, niedergelassen in Berlin-Frohnau.
Dr. Claudio Freimark (47) ist niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin-Neukölln.