Berlin – „Mich stört, wie das Ganze dargestellt wird“ – so fasst Dr. Michael Ransmeyer (Name von der Redaktion geändert) seine Kritik an der Datenbank von „Spiegel Online“ und „Correctiv“ zusammen. Der Facharzt für Orthopädie gehört zu den Ärztinnen und Ärzten, die einer Veröffentlichung ihres Namens im Rahmen der Transparenzinitiative der Pharmafirmen zugestimmt haben. Damit zählt er zu dem einen Drittel, das den Firmen ihr Einverständnis gegeben hat, gezahlte Vortrags- und Beratungshonorare, Tagungsgebühren und Reisespesen veröffentlichen zu dürfen. Und doch ist er mit dem Ergebnis der Mediendarstellung nicht zufrieden – aus verschiedenen Gründen.
Gibt man seinen richtigen Namen in der Datenbank ein, erscheint der Hinweis, dass der Klinik-Chefarzt einen kleinen vierstelligen Betrag erhalten hat. Erst wenn man weiterklickt, wird diese Summe aufgesplittet: Darunter waren Reisekosten, Tagungsgebühren sowie Honorare von zwei Pharmafirmen.
Veröffentlichung ist „prinzipiell in Ordnung“
„Für mich ist die Veröffentlichung prinzipiell in Ordnung, wenn sie auf vernünftige Art und Weise erfolgt“, sagt Ransmeyer. Doch ihn stört schon, wie „Spiegel Online“ und „Correctiv“ ihre Recherche darstellen: „Das wirkt, als ob das alles Schmiergelder an Ärztinnen und Ärzte sind“, findet der Orthopäde. „Bei denjenigen, die sich die Angaben nicht genauer anschauen, wird der Eindruck erweckt, es gehe durchgängig um Bestechung.“
Er findet es wichtig, dass sofort zu erkennen ist, wofür Geld geflossen ist. „Honorare für Vorträge sind eine vollkommen normale Angelegenheit. Sie machen schließlich eine Menge Arbeit. Dass diesem Geld eine Gegenleistung gegenübersteht, geht vollkommen unter.“ Auch die Übernahme von Reisekosten sei angemessen, weil man eben auch weitere Wege auf sich nehme für Veranstaltungen.
Gegen pharmagesponserte Fortbildung „spricht nicht grundsätzlich etwas“
Und die Kritik an pharmagesponserter Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte? Deren völlige Ablehnung lässt der Chefarzt nicht gelten: „Es muss Fortbildung geben, Ärztinnen und Ärzte müssen daran teilnehmen können und auch die Möglichkeit haben, es zu finanzieren“, findet er. „Aus meiner Sicht spricht nicht grundsätzlich etwas dagegen.“
Was ihn an der Datenbank noch ärgere, ergänzt er, sei, dass ausgerechnet die Ärztinnen und Ärzte in ein schlechtes Licht gerückt würden, die einer Veröffentlichung ihrer Namen und der gezahlten Gelder im Rahmen der Transparenzinitiative zugestimmt hätten. „Wer nicht zustimmt, wird auch nicht in eine bestimmte Ecke gestellt“, sag er. Das sei „nicht korrekt“.
Sabine Rieser
Bild: kasto/Fotolia
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