Berlin – Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) hat Ende Oktober seinen zweiten Jahresbericht veröffentlicht. Seit Beginn der Datenfassung im Jahr 2012 wurden demnach mehr als 600.000 Operationen übermittelt. Damit sei man auf dem besten Weg, das fallzahlenstärkste Register für künstliche Hüft- und Kniegelenke weltweit zu werden, heißt es in der Pressemitteilung. „Obwohl Kliniken mit 100 oder weniger endoprothetischen Eingriffen bisher im EPRD anteilig noch unterrepräsentiert sind, zeichnet sich bereits ab, dass das Register zunehmend von einer breiteren Basis von Häusern getragen wird. Damit wird die Versorgungswirklichkeit im Bundesgebiet immer repräsentativer abgebildet“, schreiben die Autoren des Jahresberichts.
Kliniken mit mehr als 500 Eingriffen melden fast alle
Derzeit beteiligen sich weniger als zehn Prozent der Kliniken am EPRD, die nach den Qualitätsberichten der Krankenhäuser nicht mehr als 100 endoprothetische Behandlungen für 2015 abgerechnet haben. Bei den Kliniken mit einer Jahresbehandlungszahl von 100 bis 250 liegt die Partizipationsrate dagegen bei fast 50 Prozent, bei den Kliniken mit Behandlungszahlen über 500 sogar bei mehr als 90 Prozent.
Mit mehr als 245.000 im EPRD dokumentierten Operationen wurden 2016 gut die Hälfte aller endoprothetischen Eingriffe an Knie und Hüfte erfasst. Die eingereichten Dokumentationen stammten aus 673 Krankenhäusern. „Das gesetzte Ziel der langfristigen Beurteilung der Versorgungsqualität kann das Register aufgrund seiner vergleichsweise kurzen Nachverfolgungsspanne allerdings noch nicht erfüllen“, heißt es im Vorwort erläuternd. „Sämtliche Aussagen zu Standzeiten beziehungsweise Ausfallwahrscheinlichkeiten beziehen sich momentan auf die Frühphase des ,Implantatlebens‘, also insbesondere auf die ersten zwei Jahre nach Implantation.“
Höhere Ausfallwahrscheinlichkeit nach Fraktur
Anhand der Registerdaten wurde erstmals untersucht, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk in den ersten beiden Jahren nach dem Ersteingriff gewechselt werden muss. Danach ist bei Versorgungen mit Ersatz des gesamten Hüftgelenks nach einer Oberschenkelknochenfraktur die Wahrscheinlichkeit für eine Wechseloperation doppelt so hoch wie bei einer Versorgung, bei der der Zeitpunkt des Eingriffs frei gewählt werden kann. Hierzu heißt es im Bericht: „Während bei elektiven Hüft-Totalendoprothesen die Ausfallwahrscheinlichkeit zwei Jahre nach der Erstimplantation bei 2,6 Prozent liegt, liegen Teilendoprothesen und nichtelektive Hüft-Totalendoprothesen zum selben Zeitpunkt mit 4,1 beziehungsweise 5,9 Prozent deutlich darüber. Bei der Versorgung einer Fraktur des Oberschenkelknochens mit einer Totalendoprothese ist die Ausfallwahrscheinlichkeit damit mehr als doppelt so hoch wie bei der elektiven Versorgung.“
Depression, Übergewicht und Diabetes haben einen Einfluss
Bestimmte Begleiterkrankungen wie Depressionen, Übergewicht oder Diabetes haben dabei einen erheblichen Einfluss. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Vorliegen einer dieser Erkrankungen eine Wechseloperation notwendig werde, sei bei den betroffenen Patienten höher als bei Patienten ohne entsprechende Diagnose. Neben den Implantaten müsse die gesamte Versorgungskette inklusive der beim Patienten diagnostizierten Risikofaktoren perspektivisch einer genauen wissenschaftlichen Analyse unterzogen werden, lautet deshalb eine der Forderungen im EPRD-Jahresbericht.
Das EPRD wird unterstützt vom AOK-Bundesverband, dem Bundesverband Medizintechnologie und dem Verband der Ersatzkassen e.V. Beim Aufbau des Registers hatte sich auch die Deutsche Arthrose-Hilfe engagiert. Vom Bundesgesundheitsministerium erhielt das EPRD mehrfach Fördermittel. Als gemeinnützige GmbH und 100-prozentige Tochter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) ist das EPRD ausschließlich wissenschaftlichen Grundsätzen verpflichtet.