Am 27. Oktober, Tag vor der Eröffnung des DKOU 2025, wurde das Europäisches Trauma Chirurgie-Examen wurde erstmals im neuen Format im Virchow-Langenbeck-Haus abgehalten. Eine ideale Gelegenheit, die Arbeit der Europäischen Union der Fachärzte (UEMS, Union Européenne des Médecins Spécialistes), ihre Struktur und Zielsetzungen vorzustellen.
Die UEMS ist eine gemeinnützige Organisation, die 1958 gegründet wurde. Sie hat sich zum Ziel gesetzt die Patientenversorgung in der Europäischen Union zu verbessern durch Entwicklung und Unterstützung von Exzellenz in der Praxis von Fachärzten. Sie fördert und fordert eine freie Beweglichkeit von Spezialisten im Europäischen Raum durch Harmonisierung auf höchster Ebene der Facharztweiterbildung und Patientenversorgung. Ihre Mitglieder sind die nationale medizinische Berufsgesellschaften (national medical associations, NMA). Für Deutschland sind dies die BDC und BVOU. Zurzeit sind 41 NMAs Mitglied der UEMS.
Die Selbstverwaltung der UEMS ist aufgeteilt in Sektionen und Divisionen. Die Sektionen vertreten eine durch die UEMS anerkannte Spezialität, die Divisionen sind einer Sektion untergeordnet und vertreten eine Subspezialität. Die Chirurgische Sektion ist die größte Sektion und beherbergt 12 Divisionen, unter die die Division für Trauma Chirurgie fällt.
Aufgaben der UEMS und chirurgische Sektion
Die UEMS definiert in Zusammenarbeit mit ihren Sektionen und Divisionen Europäische Weiterbildungsanforderungen für die verschiedenen Fachdisziplinen (European Training Requirements, ETR). Sie organisiert die Europäische Facharztexamina und überwacht die Qualität dieser Examina durch regelmäßige Audits. Verantwortlich für die Audits ist das Council for European Specialist Medical Assessment (CESMA). Die UEMS kontrolliert ebenfalls Inhalt und Qualität der postgraduaten medizinischen Weiterbildung und gibt hierfür Akkreditierungspunkte. Dafür verantwortlich ist das European Accreditation Council for CME (EACCME). Die chirurgische Sektion tagt zweimal pro Jahr und nimmt in ihre Meetings die Aktivitäten der Divisionen zur Kenntnis. Sie bespricht und entscheidet ebenfalls über die Zulassungsmodalitäten der jeweiligen Examina, Art und Umfang der Unterstützung durch das UEMS-Sekretariat in Brüssel, Prüfungsgebühren, IT-Verträge, etc… Für die Examina der 12 chirurgischen Divisionen gab es im Jahr 2024 358 Kandidaten.
Die Division für Trauma Chirurgie
Die Division für Trauma Chirurgie wurde 1999 gegründet unter dem Dach der chirurgischen Sektion. Sie vertritt die eigenen Interessen unserer Subspezialität. Das Board der Division zählt zurzeit 8 Mitglieder und besteht aus Vertretern von nationalen berufs- und wissenschaftlichen Gesellschaften aus 6 Ländern. Dieses Board hat im vergangenen Jahr die Zulassungskriterien für die Kandidaten des Europäische Trauma Chirurgie Examens neu aufgestellt. Das neue Format ist aus der Erkenntnis entstanden, das nur noch sehr wenig junge Chirurgen eine breite chirurgische Erfahrung vorweisen können, die Trauma Chirurgie des Thorax, Abdomen und Skelett umfasst. Das Examen (European Board of Surgery Qualification Examination in Trauma Surgery; EBSQ Trauma Surgery) wurde deshalb in zwei gleichwertige Module aufgeteilt. Nach einer Eingangsprüfung, die online abgehalten wird, kann der erfolgreiche Kandidat / die erfolgreiche Kandidatin sich entscheiden zwischen zwei Module „Polytrauma Management and Trauma Surgery of the Trunk“ oder „Polytrauma Management and Musculoskeletal Trauma Surgery“. Diese Examina werden on-site organisiert. In beide Module wir der Schwerverletztenerstversorgung viel Aufmerksamkeit gewidmet. Wer einer dieser Module bestanden hat, bekommt das Zertifikat „Fellow of the European Board of Surgery (FEBS)“.
Das EBSQ Trauma Chirurgie Examen
Anfang 2025 wurde das neue Format des EBSQ-Trauma Chirurgie Examen eingeführt. Das Examen besteht jetzt aus 2 Schritten: eine Eingangsprüfung mit niedrigerem Schwierigkeitsgrad und eine zweite Prüfung mit höherem Schwierigkeitsgrad. Die Eingangsprüfung besteht aus 40 multiple choice questions (MCQ), die online innerhalb einer Stunde beantwortet werden müssen. Wer mindestens 30 MCQ (75%) korrekt beantwortet hat, kann sich für die zweite Prüfung anmelden. Der Kandidat / die Kandidatin hat nun die Wahl zwischen den angegebenen Modulen. Das Examen findet zweimal pro Jahr statt: das erste Mal am Tag vor der Eröffnung des Europäischen Trauma Kongresses (ECTES) am Tagungsort des Kongresses, das zweite Mal am Tag vor der Eröffnung des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) In Berlin. Das zweite Examen besteht aus drei Teilen: 30 MCQ müssen innerhalb einer halben Stunde beantwortet werden, eine jüngere wissenschaftliche Publikation muss gelesen (30 Minuten) und auf ihren wissenschaftlichen Wert sowie ihre Schlussfolgerungen beurteilt werden (20 Minuten). Schließlich werden dem Kandidaten / der Kandidatin zwei klinische Fälle präsentiert, die sie analysieren und kommentieren müssen sowie Fragen beantworten (40 Minuten). Teil 2 und Teil 3 dieser Prüfung werden von jeweils 2 verschiedenen Prüfern abgenommen, so dass der Prüfling insgesamt mit 4 Prüfern konfrontiert wird. Eine Mindestquote von 75% ist nötig, um die Prüfung zu bestehen. Zurzeit kostet die Eingangsprüfung 300 € und die zweite Prüfung 900 €, zusammen 1.200 €.

In 2025 wurden 2 Eingangsexamina angeboten: am 28. Februar und am 30. Juni. Insgesamt nahmen 12 Kandidaten an den Eingangsprüfungen teil. Das Modul „Polytrauma Management and Musculoskeletal Trauma Surgery“ wurde ebenfalls zweimal organisiert: am 12. April in Aachen und am 27. Oktober in Berlin. Das Modul „Polytrauma Management and Trauma Surgery of the Trunk” wurde erstmals am 27. Oktober 2025 in Berlin organisiert. Insgesamt nahmen 8 Kandidaten / Kandidatinnen an das zweite Examen teil.
Die erste Eingangsprüfung von 2026 findet am 02. Februar statt. Anmeldung und Durchführung der Prüfung sind online.
Honorary Fellow of the European Board of Surgery
Die Division für Trauma Chirurgie würdigt langjährig engagierte Unfallchirurgen, die ein breites klinisches und großes wissenschaftliches Curriculum in der Traumatologie nachweisen können, als ihre Ehrenmitglieder. Durch die Würdigung von prominenten Persönlichkeiten hoffen wir die Ziele der Division näher zu kommen und deren Anerkennung eine breitere Bekanntheit zu geben.
Vorsitzender der Division war von 2021 bis 2025 Prof. em. Dr. med. Pol M. Rommens, neuer Vorsitzender für die Zeit von 2025 bis 2029 ist Prof. Dr. René Hartensuer. Weitere Informationen zur Arbeit der Division für Trauma Chirurgie, das Bureau, die Examina und das Honorary Fellowship finden sie unter www.uemssurg.org/surgicalspecialties/trauma-surgery/
Prof. em. Dr. med. Pol M. Rommens, FEBS, vorheriger Vorsitzender der Division für Trauma Chirurgie
Prof. Dr. René Hartensuer, FEBS, Vorsitzender der Division für Trauma Chirurgie







