12 Jahre nach der Erstauflage liegt die überarbeitete Neufassung dieses Werkes vor uns. Gemäß dem Titel befasst es sich anhand vieler gut dargestellter Fälle mit der Diagnose und Therapie der Skeletttraumatologie einschließlich des Schädels und der Körperhöhlen von Kindern und Jugendlichen in der alltäglichen Praxis.
Das Credo der Herausgeber Peter Schmittenbecher von der kinderchirurgischen Klinik Karlsruhe und Dirk Sommerfeldt vom Altonaer Kinderkrankenhaus Hamburg, heißt so einfach wie prägnant: Kindertraumatologie ist Kindermedizin. Sie muss daher immer die zum Unfallzeitpunkt individuelle relevante Wachstumsdynamik als Grundlage für Indikationsstellung und Therapie erkennen und berücksichtigen. Die meisten Autoren, darunter Unfallchirurgen, Kinderchirurgen und Kinderorthopäden, kommen aus der Sektion Kindertraumatologie der DGU, welche von 2009-2021 von den beiden Herausgebern geleitet wurde. Der frühere Mitherausgeber und Autor des ersten Kapitels (Kinder und Jugendliche im Krankenhaus) Hans-Georg Dietz, ist leider vor kurzem in München verstorben.
Die einleitenden Kapitel befassen sich mit Notfallmaßnahmen und der Schmerzbehandlung, der Potenz der möglichen Korrekturmechanismen, die jenen, die nicht täglich mit der kindlichen Traumatologie befasst sind, oftmals nicht geläufig sind, konservativer Frakturbehandlung einschließlich der Repositionstechnik sowie den Grundlagen der operativen Frakturbehandlung und, den ersten Teil abschließend, der Bildgebung und Klassifikation von Verletzungen. Erstaunlich ist, dass der Sonografie lediglich eine Drittelseite zugestanden wird ohne jeden Hinweis auf die mittlerweile als Leitlinie verankerte und BG-lich fest etablierte Fraktursonografie oder die FAST-Sonografie. In diesem einzigen Punkt besteht das Buch den Praxistest nicht! Der umfangreiche zweite bis vierte Teil des Werks befasst sich regional von oben nach unten und schließt Schädel-Hirn-, Thorax-, Abdominal- und Polytraumata ein. Alle Kapitel werden illustriert durch eine Vielzahl klinischer Bilder, Bildgebung, Schemata und arthroskopischen Techniken – auch heute nicht an jedem Standort verfügbare Technik und Kompetenz. Abgeschlossen wird das Werk durch ein Kapitel zu besonderen Verletzungsmustern wie Verbrennungen, pathologischen Frakturen, Kindesmisshandlung, und Geburtsverletzungen
Das Buch besticht ganz praxisnah durch seine instruktiven Fälle, wobei die Röntgenbilder drucktechnisch schärfer abgebildet werden könnten. Hier ist die Leserschaft im digitalen Zeitalter an höhere Auflösung gewöhnt. Der Rezensent würde sich neben der notwendigen Einbindung und Gewichtung der Sonografie ein Kapitel zu Langzeitresultaten unter funktionellen Aspekten, ein Kapitel zur Versorgung der Osteogenesis imperfecta sowie ein kapitelübergreifendes Stichwortregister wünschen. Zusammenfassend ist das Werk als Ausdruck vielfältiger praktischer Erfahrung im klinischen Alltag eine Anleitung und Begleitung für die Versorgung von Verletzungen im Kindes und Jugendalter zu empfehlen.