Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), des BVOU und der Turkish Society of Orthopaedics and Traumatology (TOTBID) haben am 21. Oktober 2015 „The Berlin Declaration“ unterzeichnet. Mit der Kooperationsvereinbarung soll der Austausch zwischen den Fachgesellschaften intensiviert und verstetigt werden.
Die Unterzeichnung fand anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in der Türkischen Botschaft in Berlin statt.
Es sei ihm eine große Ehre und Freude, deutsche und türkische Gäste in seinem Haus willkommen zu heißen, sagte Hüseyin Avni Karslıoğlu, der seit 2012 Botschafter der Republik Türkei in Berlin ist. Er konnte rund 150 Repräsentanten der nationalen und internationalen Fachgesellschaften, die anlässlich des DKOU 2015 nach Berlin gekommen waren, in der türkischen Botschaft im Berliner Stadtteil Tiergarten begrüßen. Es wäre mittlerweile zur Tradition geworden, Akteure aus dem Gesundheitswesen im Haus zu haben. Karslıoğlu, benannte drei Einsatzfelder, für die er die Türen seines Hauses öffnet: Gesundheitsversorgung, Jugendbildung und Wirtschaft. Dabei sei das heutige Zusammentreffen das erste „Health-Symposium“ zwischen Deutschland und der Türkei.
Der Ausgangspunkt für die Berliner Deklaration liegt bereits im Jahr 2013. Die Kongresspräsidenten Professor Rüdiger Krauspe, Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Professor Michael Nerlich, Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, sowie Dr. Hans-Jürgen Hesselschwerdt, Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie, erklärten damals die Türkei zum DKOU-Gastland 2015 und luden TOTBID-Vertreter ein, das Programm für die internationalen Sitzungen mitzugestalten. Die Zusammenarbeit sollte sich jedoch keinesfalls nur auf den DKOU 2015 beschränken.
Die DGOU und der BVOU wollen damit dazu beitragen, die internationalen Beziehungen zur Bewältigung von Gesundheitsproblemen zu stärken. Wie notwendig Kooperationen sind, zeige auch die aktuelle Flüchtlingssituation, sagte Krauspe bei seiner Ansprache. Dabei betonte er, dass es schon immer eine Hauptmotivation für Ärzte und Pflegekräfte war, Menschen in Notlagen Hilfe zu bieten. Der Bedarf hieran nehme aktuell noch zu. „Möglicherweise gelingt es uns sogar, Kooperationen für Schutz- und Hilfsprogramme aufzubauen“, so Krauspe. Toleranz und das Wissen um kulturelle Unterschiede würden dazu beitragen, die Welt zu einem friedlicheren Ort zu machen. Dies gewinne aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage von Tag zu Tag an Bedeutung. Dabei seien insbesondere die Themen Bildung und Gesundheitspflege die Basis für alle weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen. „Bauen auch wir Brücken zwischen unseren Gesellschaften für Orthopädie und Unfallchirurgie und unseren Kulturen. Auf der Grundlage von Toleranz, Fairness und Offenheit können wir von den wissenschaftlichen und klinischen Erfolgen Deutschlands und der Türkei gemeinsam profitieren. Damit steigern wir den Nutzen für unsere Patienten”, sagte Krauspe und wies dabei auf die Architektur des Botschaftshauses hin. Das Gebäude erinnert an eine Brücke, die den europäischen und den asiatischen Teil der Türkei über den Bosporus hinweg verbindet.
Er fühle sich hochgeehrt, die Kooperation mit den deutschen Kollegen einzugehen, sagte TOTBID-Präsident Professor Sait Ada. Mit den Worten des türkischen Staatsgründers Atatürk „Peace at home, peace in the world“ nahm auch er Bezug auf die aktuelle politische Situation. Damit sprach er sicherlich vielen Gästen aus dem Herzen, dass das, was den Fachgesellschaften im Kleinen gelingt, auch im Großen gelingen möge.
Im Anschluss daran unterzeichneten Krauspe, Nerlich und Ada gemeinsam mit Dr. Johannes Flechtenmacher, Präsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie, „The Berlin Declaration“. Darin heißt es unter anderem, dass eine gute Aus- und Weiterbildung von Orthopäden und Unfallchirurgen unerlässlich ist, um der weltweit wachsenden Zahl orthopädischer Erkrankungen und Unfallverletzungen kompetent zu begegnen. Die Vereinbarung trägt dazu bei, den Technologie- und Wissenstransfer zwischen türkischen und deutschen Orthopäden und Unfallchirurgen zu stärken.
Bevor der Abend bei türkischen Spezialitäten und Gesprächen zu Ende ging, drückte Nerlich seinen Wunsch aus, dass der heutigen Berliner Deklarationen noch viele weitere folgen mögen.
Die Kooperationsvereinbarung im Wortlaut:
The Berlin Declaration
Musculoskeletal conditions are the second greatest cause of disability globally according to a report by international experts, published in The Lancet dec.15, 2012. The report notes that the burden of bone and joint conditions have increased with 45 percent over the past 20 years and will continue to do so unless action is taken.
Disability due to musculoskeletal conditions and injuries can be effectively prevented by currently available interventions such as accident prevention, modern treatment of joint diseases and injuries with implementation of specialised trauma management system and rehabilitation.
To address the rapid, and never ending, technological development serving an increasing ageing population, it is imperative to develop cost effective treatments, based on quality assurance and patient safety as well as evidence based strategies and to measure clinical outcome.
The continuous education of orthopedic surgeons and general practitioners is vital to ensure that information is mutually exchanged to establish best practice for the benefit of patients with bone and joint diseases.
Turkish and German orthopedic and specialized trauma physicians are now starting a closer cooperation to increase bilateral technology and knowledge transfer. We aim to build and foster bilateral and international meetings for continuous medical education, research projects and exchange programs both for basic and specialized expert training. Focused on patients’ care and surgical techniques including rehabilitation and technical orthotic developments and prevention programs such as DDH screening programs including ultrasound we will establish structures which will allow continuous improvement of our standards of care in our countries. We will identify center based clinical and scientific projects mutually developed and performed under cooperative support by the national scientific associations TOTBID and DGOU and their divisions.