Berlin – „Ich bin überzeugt, dass wir auf keinen Fall weniger Orthopädinnen und Orthopäden in der Versorgung brauchen. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung hat vor kurzem ausgerechnet, dass der ambulante Bedarf für meine Fachgruppe bis 2035 in vielen Teilen Deutschlands noch steigen wird. Mehr ältere Patienten, das heißt ja auch: Man braucht mehr Zeit für jeden.“ So zitiert der Ärztenachrichtendienst (änd) in einem Interview mit Dr. Johannes Flechtenmacher den Präsidenten des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU).
Flechtenmacher äußert sich in dem Gespräch zum angeblichen Ärztemangel, zur Nachwuchssituation in O und U, zu Chancen und Herausforderungen in Gemeinschaftspraxen, zur Honorarsituation seiner Fachgruppe und zu den Chancen von Selektivverträgen.
Votum für Selektivverträge
„Ich befürworte Selektivverträge. Ärzte müssen das Heft des Handelns wieder stärker in die Hand nehmen, das heißt, Patientenversorgung strukturell mitorganisieren“, so Flechtenmacher. Der Vertrag in Baden-Württemberg habe zu einer hohen Patientenzufriedenheit geführt und den eingeschriebenen Ärzten ein Honorarplus von mehr als 30 Prozent erbracht: „Beides kann uns nur recht sein.“
Mehr ambulante Weiterbildung
Der BVOU-Präsident weist weiter darauf hin, dass sich die Verzahnung der Sektoren auch in O und U noch verbessern müsse. „An Kliniken findet eine konservative Weiterbildung kaum noch statt, auch weil diese Versorgungsform den Krankenhäusern nicht ausreichend vergütet wird. Wir müssen deshalb dazu kommen, die Weiterbildung im ambulanten Bereich auszubauen – im Sinne des Nachwuchses und der Patienten.“