Köln – Ob Patienten, bei denen das vordere Kreuzband gerissen ist, bei der Rehabilitation vom Training mit aktiven Bewegungsschienen profitieren können, wird derzeit vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht. Die vorläufigen Ergebnisse dazu hat das IQWiG nun veröffentlicht. Demnach bleiben Nutzen und Schaden unklar, da es nur wenige Studien mit kaum belastbaren Daten gebe. Das IQWiG bittet bis zum 22. Februar um Stellungnahmen zu dem Vorbericht.
In der Rehabilitation nach Kreuzbandverletzungen werden unter anderem aktive Bewegungsschienen (CAM: Controlled Active Motion) eingesetzt. Dabei handelt es sich um Tretmaschinen, bei denen beide Beine einbezogen sind. Der Fuß wird in der Apparatur fixiert, sodass der Patient frühzeitig einen geführten Bewegungsablauf trainieren kann, auch zu Hause. Daneben gibt es CPM-Schienen (CPM: Continuous Passive Motion), mit denen das verletzte Bein passiv bewegt wird. Die CPM untersucht das IQWiG derzeit in einer getrennten Nutzenbewertung.
Zwei Studien mit wenigen Teilnehmern und kurzer Dauer
Die Wissenschaftler konnten lediglich zwei randomisierte klinische Studien identifizieren, die CAM-Schienen mit anderen Therapien vergleichen. Eine Studie mit knapp über 60 Teilnehmern verglich eine CAM-Schiene mit einer CPM-Schiene. Eine zweite Studie mit 50 Probanden testete eine Nachbehandlung mit CAM gegen eine Nachbehandlung ohne Schiene. In beiden Studien waren die CAM in Kliniken nach einer Operation eingesetzt worden.
Aufgrund von Mängeln in der Durchführung könnten die Ergebnisse beider Studien laut IQWiG verzerrt sein. So war unter anderem unklar, ob die Zuteilung zu den Behandlungsgruppen tatsächlich nach dem Zufallsprinzip erfolgte. Zudem konnten die Patienten ab dem dritten Tag nach der OP bei Bedarf Schmerzmittel einnehmen, ohne dass dies erfasst und ausgewertet wurde. Weiterhin wurden die Patienten nur sieben Tage nach dem Eingriff beobachtet.
Keine relevanten Unterschiede bei Schmerz und Bewegungsumfang
Verwertbare Daten gab es in beiden Studien laut IQWiG lediglich zu den Zielkriterien Bewegungsumfang und Schmerzen. Allerdings zeigte keine der beiden Studien relevante Unterschiede zwischen den Therapien im Hinblick auf diese Endpunkte.
„Welchen Nutzen oder Schaden aktive Bewegungsschienen in der Nachbehandlung bei einem Riss des vorderen Kreuzbands haben, bleibt somit unklar“, schlussfolgert das IQWiG. Das gelte insbesondere für den Einsatz zu Hause, da es für diesen Bereich gar keine Studien gäbe.
Schlechte Studienlage bei Medizinprodukten
Eine solch schlechte Studienlage sei bei Medizinprodukten keine Seltenheit, kritisierte Stefan Sauerland, Leiter des Ressorts Nichtmedikamentöse Verfahren beim IQWiG. Es sei zu begrüßen, dass neue Behandlungsmöglichkeiten zur Unterstützung der Rehabilitation nach Kreuzbandverletzungen entwickelt würden, ihr Nutzen sollte jedoch auch mit guten, verwertbaren Daten belegt werden können, so Sauerland.
Quelle: IQWiG